Jurys beim „Echo“ weiter unklar

Wer (oder was) entscheidet beim „Echo“ darüber, wer in Kategorien wie z.B. ‚Künstler national Rock/Pop ‚ oder ‚Gruppe international Rock/Pop‘ oder ‚Künstler deutschsprachige Schlager‘ gewinnt? Die Verkaufszahlen der nominierten Künstler? Eine Jury?

Eine Antwort auf diese Frage zu bekommen ist wahrlich nicht einfach. Einen erfolglosen Versuch unternahm zum Beispiel Jörg Augsburg, der darüber im „Freitag“ einen Artikel geschrieben hat, mit dem Fazit: die Pressestelle des Bundesverbandes der Musikindustrie, Ausrichter des „Echo“, sagt zu dem Thema schon mal nix.

Das Problem: Auf der Echo-Website steht, es gäbe in den Kategorien 1-17 eine Jury (pdf-Link), bestehend aus „Mitgliedern des Bundesverbandes Musikindustrie e. V. und musikaffinen Partnern aus Rundfunk, Presse, TV sowie ehemaligen Preisträgern.“ Dagegen schreibt Tim Renner, der in seiner Zeit als Chef von Universal Music mindestens drei „Echo“-Verleihungen miterlebt haben dürfte: „Entscheiden tut in fast allen Kategorien keine Jury sondern die Charts.“

Dies ist übrigens auch die Einschätzung von Blogger und SPIEGEL-Autor Stefan Niggemeier, der an der Echo-Verleihung 2011 als Autor beteiligt war.

Doch dann gab es am 21.03.2012 eine Pressekonferenz zum „Echo“, auf der „Echo“-Mitbegründer Gerd Gebhardt sagte, es gäbe in den Kategorien 1-17 sehr wohl eine Jury, deren Votum zu 50 Prozent in die Preisträgerentscheidung einfließe. Doch wollte er auf der Pressekonferenz keine Namen nennen, wer an dieser Jury beteiligt ist. Somit steht die Existenz von Jurys in jenen Kategorien nach wie vor infrage. (Auszug aus der Echo-Pressekonferenz hier)

Gebhardt gab im Anschluss an die Pressekonferenz einen Hinweis, ich sollte bei der Berliner Zeitung (für die ich u.a. schreibe) nach Jury-Beteiligen nachfragen – diesem Hinweis gehe ich aktuell noch nach, bislang allerdings ohne Ergebnis.

Der bei der „Echo“-Pressekonferenz ebenfalls anwesende ARD-Koordinator Unterhaltung Thomas Schreiber wollte in puncto Jury ebenfalls keine Namen nennen, sagte aber, er kenne „Leute in der Musikwelt, die beim Echo schriftlich abstimmen“. Weiterhin sagte Schreiber: „Es gibt Kategorien, in denen der Verkauf ausschlaggebend ist, es gibt Kategorien, in denen nur eine Jury entscheidet, es gibt Kategorien in denen beides eine Rolle spielt.“

Gerd Gebhardt sagt zu den „Echo“-Jurys: „Das ist immer transparent gewesen“. Man fragt sich nur: transparent für wen?

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