Florian David Fitz

Wenn ich die ganze Zeit nur versuche, politisch korrekt zu sein, dann ist der Film tot.

Florian David Fitz über „Vincent will meer“, das Tourette-Syndrom, Impulskontrolle, politische Korrektheit und einen Kellner-Job bei Christie's

Florian David Fitz

© Constantin Film

Florian, in „Vincent will meer“ geht es um einen Mann mit Tourette-Syndrom, der mit zwei Freunden aus einem Heim ausbricht – du hast das Drehbuch selbst geschrieben, wie bist du auf das Thema aufmerksam geworden?
Florian David Fitz: Ich hatte an der Schauspielschule in Boston einen Lehrer, der Tourette hatte, dort habe ich das zum ersten Mal gesehen. Und dann bist du natürlich hellhörig. Ich habe verschiedene Fernsehbeiträge gesehen, zum Beispiel über Christian Hempel, bei dem man das Gefühl hat, dass er sehr ausgeglichen ist und gut damit klarkommt. Das hat mich wahnsinnig beeindruckt, weil ich dachte, mit einem Syndrom, bei dem dir dein Körper ständig ein Bein stellt, zu einer Ausgeglichenheit und auch zu Humor zu kommen, das zeugt schon von großer menschlicher Reife.
Und ich habe mich gefragt: Wie wäre es, eine Geschichte zu schreiben über jemanden, der erwachsen werden muss, unter diesen erschwerten Umständen?

Du hast die Rolle des Vincent selbst übernommen und dich u.a. so vorbereitet, dass du selbst in der Öffentlichkeit unkontrollierte Bewegungen gemacht hast…
Fitz: Ja,  Ich musste mich fürs Casting vorbereiten, hatte nur sehr wenig Zeit und ein bisschen Schiss, dass ich die Tics nicht hinbekomme.
Ich saß dann in der S-Bahn und habe das ein bisschen ausprobiert, ich habe nicht massiv rumgeschrieben, sondern wirklich nur mit ganz kleinen Tics angefangen. Ich habe leicht gezuckt, um zu sehen, ob die Leute darauf reagieren.

Und?
Fitz: Die Leute haben nicht wirklich wahrnehmbar darauf reagiert. Aber viel interessanter für mich war, dass ich merkte, dass man selber die Impulse in sich hat, für die Tics. Dass jeder von uns Impulse hat, solche Bewegungen auszuführen, die aber irgendwie im Gehirn gefiltert werden. Als Kind macht man das ja noch zum Teil, bis sich dieses System irgendwann einpendelt und man nicht mehr jedem Impuls nachgeht, den man hat.

Erklärt sich denn so die Krankheit, dass einfach diese Kontrollfunktion fehlt?
Fitz: Man weiß es nicht genau, das ist noch ein bisschen unerforschtes Gebiet. Es hat aber wohl etwas mit der Impulskontrolle zu tun und mit dem Dopaminhaushalt, es ist ein Filter, der nicht  nicht recht funktioniert. In ganz schweren Fällen hat man auch schon Gehirnschrittmacher eingesetzt, der die Impulskontrolle ein bisschen stabilisiert.

Würdest du sagen, wir sind in Deutschland tolerant genug gegenüber Menschen mit solchen Auffälligkeiten?
Fitz: Ich glaube, instinktiv reagieren wir alle auf etwas, was nicht alltäglich ist, das darf man auch nicht einfach platt verurteilen. Auf der anderen Seite ist es sehr kräftezehrend, selber so etwas zu haben, was du ständig erklären musst, egal, was es ist.

Doris Dörrie erzählte uns vor kurzem in einem Interview wie sie zur Vorbereitung auf ihren Film „Die Friseuse“ im Fatsuit durch Berlin lief und viele böse Blicke bekam…
Fitz: Wenn Doris Dörrie mit einem Fatsuit rumgelaufen ist, dann ist das noch mal was Anderes, weil die Leute denken: „Es ist deine Schuld.“ Das denke ich ja auch in dem Moment: „Mach halt ein bisschen mehr Sport“ usw.
Bei Tourette-Kranken nehme ich an, dass es eher eine Art von Mitleid ist, auch Neugier, Sensationslust. Mitleid per se ist ja nicht schlecht, ich glaube nur, dass es auf die Dauer unfassbar nervig ist. Doch man kann da nicht sagen, dass die Deutschen schlechter oder besser sind als andere.
Ich habe das Gefühl, dass dadurch, dass man das jetzt mehr über Tourette weiß, die Leute es besser einordnen können. So geht es zumindest mir. Ich gucke hin, aber ich bin nicht mehr beunruhigt und gaffe nicht mehr. Das kann den Betroffenen das Leben auch erleichtern.

Du hast gerade erwähnt, dass du zum Casting gegangen bist, wobei du doch selbst das Drehbuch geschrieben hast. Stand nicht von Anfang an fest, dass du den Vincent spielst?
Fitz: Das Casting war offiziell für die anderen Rollen, aber natürlich war auch ein Augenmerk darauf, ob ich es bringe. Ich hatte so was ja noch nicht gemacht, ich wusste nicht, ob das klappt. In der Vorbereitung hatte ich zwischendurch auch ein schlechtes Gefühl und war kurz davor, der Produzentin Viola Jäger zu sagen: Lass uns noch mal drüber reden, ob ich das wirklich mache, oder nicht.
Mir ist dann ein Stein vom Herzen gefallen, als ich nach dem ersten Casting die Erleichterung in ihren Augen sah. In dem Moment wusste man: Ok, man kann sich das vorstellen, als eine Hauptrolle, so dass man berührt ist, dass es nicht zu viel ist, aber auch nicht unkomisch und deswegen auch nicht langweilig.

Du sprachst vorhin über Impulskontrolle, was würdest du sagen, sind bei dir Impulse, die du selbst vor der Öffentlichkeit verbirgst und unterdrückst?
Fitz: Natürlich versuche ich mich wie jeder andere Mensch auch einigermaßen  sozial kompatibel zu formen, wenn ich jedem meiner Impulse nachgeben würde, dann… Das Schöne an der Krankenhausrolle Marc Meier in „Doctor’s Diary“, die ich sonst spiele, ist ja auch, dass ich da vielen Impulsen nachgehen kann, denen kein Mensch im wirklichen Leben je nachgehen würde. (lacht) Das macht dann natürlich Spaß.

Hast du das Gefühl, dass unsere Gesellschaft insgesamt zu angepasst ist, zu sehr politisch korrekt?
Fitz: Wir sind kein Vergleich zu den Amerikanern, da sind wir schon noch ein bisschen besser. Gut, wir haben wiederum ein gewisses Höflichkeitsproblem, aber dafür auch ein Augenmerk auf Realitäten.

Wie meinst du das?
Fitz: Als ich Amerika war, war es wirklich sehr schwer, auf diese andere Art und Weise zu kommunizieren. Uns erscheint das dort ja alles als sehr oberflächlich, sehr nach dem Motto „ich sage jetzt einfach mal das Positive“. Das ist einerseits auch gut, andererseits verführt es dazu, dass es so eine Schablone wird, dass man grundsätzlich erst mal sagt (spricht breit): „Yeah, it’s great, I love it.“ Da ist es mir lieber, wenn einer zu mir sagt: „Hm, weiß nicht, es könnte so sein, aber anders wäre mir es lieber“ – da sind wir hier zynischer veranlagt. Ich wünsche mir natürlich schon, dass sich Leute auch hier konstruktiv begegnen, das ist bestimmt eine Scheibe, die man sich abschneiden kann von den Amerikanern. Aber grundsätzlich finde ich, dass wir noch ein gutes Augenmaß dafür haben, was politische Korrektheit angeht; dass wir weniger politisch korrekt sind als die Amerikaner empfinde ich als durchaus positiv. Politische Korrektheit ist bis zu einem gewissen Grad sehr wichtig, doch ab einem gewissen Grad, der schnell überschritten ist, wird es eine Persiflage und hat nichts mehr mit der Realität zu tun. Dann gibt es keine wirkliche Kommunikation mehr, sondern nur noch Schablonen, mit denen man um sich wirft.

Wie wichtig sind Impulse für den Beruf des Schauspielers?
Fitz: Ein großer Teil des Handwerks ist Impuls-Arbeit und wird auch so genannt. Da geht es darum, dass du als Schauspieler erst mal verstehen musst: Was sind Impulse und wie gehe ich Impulsen nach – damit du nicht impulsfrei spielst. Man hat es ja oft bei Schauspielern, die man zum Beispiel im Fernsehen so sprechen sieht (spricht langsam) „Ach ich weiß nicht…“ wo man sich fragt: Warum ist das so komisch, warum lebt das nicht? – Weil es komplett ohne Impuls ist.

Du hast schon öfters betont, wie wichtig für dich die Schauspielausbildung war. Viele Kollegen haben das nicht, sind trotzdem erfolgreich – wie geht das für dich zusammen?
Fitz: Das widerspricht sich nicht. Natürlich gibt es Leute, die unfassbar talentiert sind, die sich das selber erarbeiten. Und wenn du auf einer Schauspielschule warst, ist das ja auch noch keine Garantie dafür, dass du ein brillanter Schauspieler wirst. Genauso wenig hast du diese Garantie, wenn du nicht auf einer Schule warst.

Es kommt sicher auch darauf an, welche Schule man besucht.
Fitz: Schulen sind immer zweischneidig. Am Anfang hindert es dich, weil dir erst mal alles aus der Hand genommen wird, von dem du dachtest, dass du es kannst. Dann stehst du da, nackt – und wenn du Glück hast, hast du einen guten Lehrer, der dich ein bisschen zu dir selbst führt. Wenn du Pech hast, sind es Lehrer, die dir einfach nur Fesseln umwerfen und sagen: „Das darfst du nicht, und das nicht…“ – ich habe da schon die verrücktesten Sachen gehört.
Bei mir war es während des Unterrichts furchtbar, natürlich auch befriedigend, aber es war immer ein Kampf. Doch ich merke jetzt, je weiter sich der Unterricht von mir entfernt, wie viel Freiheit sich mir eröffnet, dadurch, dass ich das gelernt habe. Ich habe jetzt einfach so einen Werkzeug-Kasten mit dem ich noch ein paar Jahre neugierig bleiben und weiter arbeiten kann.

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Instinktiv reagieren wir alle auf etwas, was nicht alltäglich ist.

Florian David Fitz

Du hast als Marc Meier ein bestimmtes Image – hoffst du, dass die Rolle des Vincent daran ein bisschen was ändert?
Fitz: Nein, Vincent ist jetzt keine Reaktion auf „Doctor’s Diary“. Ich mag die Rolle von Marc Meier wirklich, die gibt mir viele Freiheiten, weil sie anders ist, als die meisten Sachen, die ich davor gespielt habe. Diese Rolle hat mich eher befreit und mir erst ermöglicht, andere Sachen zu machen.
Was die Attraktivität der Figur angeht, da kann ich die Frage immer nur zurückgeben. Denn da wird irgendein geheimes Schließfach in Frauenherzen aufgeschlossen, worüber ich mich wundere. Weil es nun wirklich keine Figur ist, die Frauenträume erfüllt, sondern eigentlich genau das Gegenteil tut.

„Vincent will meer“ startete einen Tag vor der Verleihung des Deutschen Filmpreises – welche Bedeutungen haben Auszeichnungen für dich? Sind sie ein Ansporn?
Fitz: Ich würde lügen, wenn mich das nicht anspornen würde, das ist schon schön. Als ich den Grimme-Preis bekam, war das für mich schon echt Wahnsinn, der größte Glücksmoment, den ich bis dahin hatte. Nicht weil ich sage: „Oh geil, ich kann mir davon jetzt was kaufen“, sondern weil ich in dem Moment dachte: „Ich muss nicht mehr beweisen, dass ich was drauf habe.“
Vorher warst du halt so der Fernseh-Fritze, ‚der junge Hübsche’ – oder was auch immer einem da auf den Bauch geschrieben wurde – und musstest erstmal zeigen, dass du was kannst. Insofern war der Grimme-Preis eine Erleichterung für mich, es ist eine Bestätigung, eine Qualitäts-Unterschrift, die mir damals sehr gut getan hat.

Weil du sagst „Fernseh-Fritze“ – ist es für Nachwuchsschauspieler schwierig, den Absprung aus dem Fernsehgeschäft zu schaffen, wenn man einmal drin ist?
Fitz: Nein, ich hatte auch gedacht, dass es total schwierig ist und habe mir auch bei „Doctor’s Diary“ gut überlegt, ob ich das spiele. Aber schau mal, am Ende war genau das Gegenteil der Fall.
Ich glaube, es ist eher schwer, ins Kino reinzukommen, weil Kino noch mal eine eigene Branche ist. Da musst du irgendwie reinstolpern, irgendwie musst du immer den ersten Film gemacht haben, um wahrgenommen zu werden, um das Vertrauen vom Verleih zu bekommen, von der Produktionsfirma. Das ist so eine semipermeable Membran, durch die du erst mal durchdiffundieren musst. – Wobei, nein, das ist ja totaler Blödsinn! (lacht) Denn semipermeabel würde ja heißen, dass du nicht zurück kannst, aus dem Kino…

Wobei die meisten sicher der Weg vom TV ins Kino reizen dürfte, nicht umgekehrt.
Fitz: Ja, aber ich glaube, am Ende geht es vor alle darum, gute Filme zu machen, wo auch immer das ermöglicht wird, das muss nicht immer Kino sein.
Ich mache jetzt gerade einen Film fürs Fernsehen, der bestimmt nicht von vielen Leuten gesehen wird, wo das Buch einfach von vorne bis hinten saugut ist. Parallel dazu lese ich ein Drehbuch, von einer großen Major-Kino-Produktion, das Buch ist bei weitem noch nicht fertig, wird aber wahrscheinlich so gedreht. Also, Qualität und Kino, Kommerz und Fernsehen, das sind alles Dinge, die nicht immer zwingend zusammentreffen müssen.

Was glaubst du nun, wie die Reaktion auf „Vincent will meer“ ausfallen wird?
Fitz: Ich bin vor allem sehr gespannt auf die Reaktion von der Tourette-Community. Weil die sicher sehr gemischt sein wird.

Warum?
Fitz: Es gibt zwei Fraktionen in der Tourette-Community: Die einen möchten nicht, dass das Thema überhaupt in den Medien irgendwo stattfindet, weil sie sagen, dass es schon so ausgeschlachtet wurde, dass immer nur die Leute mit Koprolalie – also diejenigen, die schimpfen – gezeigt werden. So, dass jeder denkt: Das ist nun Tourette.

Aber tritt Koprolalie nicht auch häufig bei Tourette-Erkrankten auf?
Fitz: Bei 20 Prozent, das ist wirklich nur eine Minderheit.

Im Film ist dieses Symptom ja zu sehen…
Fitz: Ich habe das für den Film hergenommen, weil es einfach so eine starke Symbolkraft hat und du Dinge aussprichst, die… Es ist ein Film und es ist zugespitzt, natürlich.
Es gab auch eine Dame, mit der ich mich vor den Dreharbeiten unterhalten habe, die zu mir sagte: „Mach’ das nicht, es reicht schon, wenn der Vincent nur zuckt.“ Aber da meinte ich, dass es hier nicht darum geht, einen Dokumentarfilm zu machen, der zeigt, was bei Tourette der Durchschnitt ist. Sondern es geht um diese eine Person und natürlich ist das eine zugespitzte Geschichte, sonst funktioniert das auch nicht. Ich will schon Tourette genüge tun, aber am Ende geht es nicht nur um Tourette. Tourette ist hier auch ein Symbol für etwas Anderes.

Du sprachst gerade von zwei Fraktionen in der Tourette-Community…
Fitz: Ja, es gibt dann noch die andere Fraktion, wie beispielsweise Christian Hempel, der sagt, dass es wichtig ist, dass die Leute das kennen lernen. Der Meinung bin ich auch, weil es dadurch einfach eine Normalität kriegt. Mein Ziel war ja, dass du am Anfang des Films wirklich schockiert bist, so wie wenn du es in der Öffentlichkeit zum ersten Mal siehst. Und dass du dann, während der Film weitergeht, es nicht mehr so wahrnimmst, so dass es dir irgendwann wurscht wird.

Aber trotzdem hast du dich wahrscheinlich bei jeder Szene gefragt: Kann ich das den Leuten, die an Tourette erkrankt sind, eigentlich zumuten?
Fitz: Davon musst du dich irgendwann frei machen. Solange du der Sache mit Respekt begegnest, mit einer gewissen Wahrheit und nicht mit einer Sentimentalität, finde ich das in Ordnung. Ich glaube, das haben wir getan und ich glaube auch, dass die Mehrheit der Zuschauer das so wahrnehmen wird. Wenn ich aber die ganze Zeit nur versuche, politisch korrekt zu sein, dann ist der Film tot.

Ich möchte ein letztes Mal auf die Sache mit den Impulsen zurückkommen. Auf deiner Website schreibst du, du hättest einmal bei einem Job im New Yorker Auktionshaus Christie’s einen echten Van Gogh berührt. Stimmt das? War das auch so ein Impuls, den man normalerweise nicht auslebt?
Fitz: Die Van Goghs hängen normalerweise ja immer hinter Glas. Das war bei Christie’s aber nicht der Fall. Was der Vorteil war, weil du so sehen kannst, wie dick die Farbe aufgetragen ist, das ist ja wie ein Relief. Ich war damals in einem Raum, wo ich wusste, dass keine Kameras oder Bewegungssensoren installiert sind und ich wollte das halt anfassen. Ich habe nicht dran rumgekratzt sondern einfach nur angefasst. Ja, das war tatsächlich ein Impuls, dem ich nachgegangen bin.

Was erlebt man denn noch so für Dinge, wenn man bei Christie’s arbeitet?
Fitz: Ich war dort Kellner, ich hatte dabei auch wirklich viel Freude und Spaß. Mir fällt es nicht so schwer, andere Leute zu bedienen, weil meine Eltern ein Hotel hatten, wo wir auch gearbeitet haben.
Erst mal habe ich mich dort sehr wohl gefühlt zwischen diesen ganzen Bildern, die ich früher nur als Poster irgendwo rumhängen hatte, die dort im Original verkauft wurden. Wir hatten vormittags immer so große Schauen, wo die Leute kamen, die sich für die Bilder interessierten, für die Auktionen. Und am Abend gab es dann so ein Privat-Diner, wie man es sich nicht vorstellen kann. In dem Saal wurden runde Tische aufgestellt, an denen saßen jeweils acht Leute und ringsherum hingen die Bilder. Es wurde feinst diniert, auf Kosten von Christie’s – und da saß dann nicht die High-Society von New York, sondern da saßen die Banker aus Frankfurt oder Tokio, also die Leute, die die Bilder am Ende wirklich kaufen.

Aber als Kellner hält man sich dann sicher dezent zurück.
Fitz: Es ist mir da schon mal passiert, dass ich zu einem gesagt habe: „Oh, Sie sind aus Frankfurt, ist ja toll, ich bin aus München…“ Der meinte dann: „Äh, wer sind Sie?“ – so nach dem Motto, „Du bist der Kellner, red’ nicht mit mir.“ Das ist mir schon passiert, das war nicht sehr korrekt von mir.

Vielleicht war das ja wieder so ein Impuls…
Fitz: Klar. Aber wenn du dort im Service arbeitest erfüllst du eine gewisse Funktion. Und dazu gehört natürlich auch eine Zurückgenommenheit. Du hast ja auch keine Lust, in ein Restaurant zu gehen, wo dir der Kellner ständig versucht, dir seine persönliche Befindlichkeit aufs Auge zu drücken – was Kellner ja oft genug machen.

Gab es noch andere Momente, wo dir die Zurückhaltung schwer fiel?
Fitz: Wir haben einmal ein Catering in einem ganz edlen Club in einem Brownstone gemacht. Wir mussten im Livree mit Silbertabletts acht Stockwerke hochlaufen und dann in ein Zimmer, das mindestens 30 Grad hatte, wo man vor lauter Leuten mit den Tabletts kaum reinkam. Wir mussten vorlegen, d.h. vom Tablett runter auf dem Teller das Essen anrichten. Ich hatte keine Ahnung vom Vorlegen, aber der Chef meinte, das passt schon. Ich habe mir dort einen abgekämpft, mit dem kiloschweren Tablett hab ich schwitzend versucht, mich zwischen die Leute zu drängen und dann gab es ja auch nur glitschiges Essen, Bohnen und dergleichen, was dir von der Gabel so runterrollt. Ich habe das versucht auf die Teller zu tun, dabei ist mir original der Schweiß von der Nase in das Essen getropft (lacht). Aber ich war schon so sauer, dass mir das wurscht war. Ich habe gedacht: „Scheiß drauf, ich hoffe ihr seht, wie ich hier kämpfen muss!“

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