Katrin Bauerfeind

Stewardess wäre vielleicht auch geil gewesen.

Katrin Bauerfeind über den Verlauf ihrer bisherigen Karriere, ihre Sendung auf 3sat Interviews mit Schäuble und Schlingensief und was sie an Thilo Sarrazin mag

Katrin Bauerfeind

© ZDF/Klaus Weddig

Frau Bauerfeind, von Interviewer zu Interviewerin: Die No-Go-Einstiegsfrage, welche wäre das für dieses Interview?
Katrin Bauerfeind: Das ist natürlich Geschmackssache. Es gibt Leute, die sagen: direkt rein mit der unangenehmen Frage. Oder du wählst einen sanfteren Einstieg, um später darauf zu kommen.

Einen wunden Punkt gibt es bei Ihnen nicht?
Bauerfeind: Den kann es geben, aber den werde ich natürlich nicht verraten, denn es ist ja die Aufgabe des Interviewers, den herauszufinden (lacht). Ich habe Peter Struck mal eine schwierige Einstiegsfrage gestellt, aufgrund seines Schlaganfalls, den er als leichten Schwächeanfall verkaufen ließ. In dem Zusammenhang habe ich gefragt, ob man sich Sorgen machen müsse, dass er gestorben wäre, wenn es hieße, dass er eine Grippe habe. Das war eine Frage, bei der sich Struck überlegt hat aufzustehen und zu gehen. Aber sonst würde ich mich immer eher für etwas Sanftes entscheiden. Haben Sie eine sanfte Frage?

Ja, hätte ich, die nächste Frage. Aber haben Sie es bei dem Interview mit Struck einkalkuliert, dass er eventuell abbricht?
Bauerfeind: Ja, habe ich. Aber ich finde das überhaupt nicht schlimm. Man muss dann natürlich die Sendung umstellen, weil man plötzlich ein massives Zeitproblem hat, es brechen schließlich mal eben kurz sieben Minuten weg. Andererseits passiert dann wenigstens auch mal etwas. Einfach aufzustehen und zu gehen, das hat schon eine Aussagekraft, auch wenn es kaum noch jemand macht. Das wird bei Talkshows ja immer bemängelt, dass alle so nett zueinander sind, alle mögen sich. Früher wurde der Rock hochgezogen, rausgerannt, mit Mikrofonen geschmissen! (Überlegt) Eine Frage nach meinem Privatleben wäre aber zum Beispiel keine gute Einstiegsfrage bei mir.

Glauben Sie denn, dass Sie eine Person sind, bei der man naheliegenderweise mit solch einer Frage anfangen würde?
Bauerfeind: Nein. Ich hoffe nicht.

Wie würden Sie in drei Sätzen ernsthaft auf die Frage „Und, was machst du so beruflich?“ antworten?
Bauerfeind: Wenn Leute nichts über mich wissen, erzähle ich, dass ich Beiträge für 3sat mache und so.

Das wäre aber nicht wirklich ernsthaft.
Bauerfeind: Doch, ich erzähle das dann ernsthaft. Ich habe Journalismus studiert, bin jetzt Journalistin und mache hin und wieder Beiträge fürs Fernsehen. Ich mache das auch, weil ich es ganz schlimm finde zu sagen: Ja, also ich habe meine eigene Sendung bei 3sat! Aber es ist schwierig, diese Berufsbeschreibung gut zu formulieren. (Überlegt) Ich mache journalistisch angehauchte Unterhaltungsmoderationen im Fernsehen und auf der Bühne.

Ihre Moderation der Internet-TV-Sendung „Ehrensenf“ hat Ihnen großen Erfolg beschert. War Ihnen da schon klar, dass Sie tatsächlich beim Fernsehen landen würden?
Bauerfeind: Nein. Aber man muss dazu sagen, dass mir zu der Zeit überhaupt nichts klar war. Ich habe das gemacht, weil ich dachte, dass es sensationell ist, dass mich jemand jeden Tag vor die Kamera lässt. Da konnte ich alles mal ausprobieren und gucken, ob mir das gefällt. Wenn ich Leuten damals erzählt habe, ich mache Internetfernsehen, gab es fragende Blicke. Was soll das denn sein? Ich habe gemerkt, dass die Leute überhaupt keine Vorstellung von dem hatten, was einen großen Teil meines damaligen Lebens ausmachte, womit ich mich jeden Tag beschäftigte. Die Produzenten waren glaube ich von Anfang an sehr überzeugt davon, ich wollte aber erstmal abwarten. Ich war ja zufrieden, saß vor der Kamera, machte jeden Tag mein Zeug und konnte nebenbei studieren, das war natürlich toll. Es hat nur drei Monate gedauert und dann ist das Ding durch die Decke gegangen, womit ich überhaupt nicht gerechnet hatte. Ich kannte auch den Grimme-Online-Award nicht, den wir bekommen haben. Das war krass, es ging alles wahnsinnig schnell und auf einmal stand ich bei einer Preisverleihung, vor Jörg Thadeusz, dem Onkel aus dem Fernsehen, und wurde zu Stefan Raab eingeladen. Mir kam das damals alles sehr unwirklich vor.

Sie wussten auch noch nicht, ob Ihnen das Spaß machen würde?
Bauerfeind: Ich wusste immer, dass mir das Spaß machen würde. Aber ich weiß nicht, ob ich darauf sonderlich viel Ehrgeiz verwendet hätte, wenn es nicht auf mich zugekommen wäre. Ich bin überhaupt nicht ehrgeizig im Angehen von Sachen, mich zu kümmern oder mich irgendwo anzubieten, das würde ich nie machen. Ich bin aber ehrgeizig, wenn es dann etwas zu tun gibt.

Wie weit ist Ihre Berufserfahrung von „Ehrensenf“ im Fernsehen verwertbar gewesen, was mussten Sie neu lernen?
Bauerfeind: Es gab ein paar Sachen, die ich neu lernen musste, aber „Ehrensenf“ ist eine super Schule gewesen. Eineinhalb Jahre jeden Tag zu moderieren, das kann dir keiner mehr nehmen, weil du dabei eine große Souveränität und Routine entwickelst. Am Ende weißt du eben, dass du gerade Sätze in die Kamera sagen kannst. Aber die Teeküche mit neun Quadratmetern, in der Ehrensenf gedreht wurde, ist doch ein ziemlich großer Unterschied zu einem richtigen Studio wie bei „Polylux“, mit schätzungsweise 200 Quadratmetern. Dort ist die Kamera dann nicht mehr genau vor deiner Nase und es ist auf einmal nicht mehr so einfach, etwas mit Mimik oder Gestik zu machen, das musste ich ganz neu lernen. „Ehrensenf“ hatte dazu eine Natürlichkeit, es war alles sehr heimelig und ich kannte dort jeden Fussel auf dem Boden, im Gegensatz zu einem Fernsehstudio, wo 50 Leute rumstehen und du gar nicht genau weißt, was die denn da eigentlich machen. Da verkrampft alles und ich musste erst wieder lernen, eine Natürlichkeit und Unbefangenheit für die Sache zu entwickeln.

Sie sind studierte Technikjournalistin, eine gefragte Spezialisierung auf dem Arbeitsmarkt. Haben Sie irgendwann vor, tatsächlich in diesem Spezialbereich zu arbeiten, oder wollen Sie bei der Fernsehunterhaltung bleiben?
Bauerfeind: Ich hatte nie vor, im technischen Bereich zu arbeiten. Ganz ehrlich, ich bin die absolute Krücke in diesen Sachen! Ich habe das nur als persönliche Herausforderung für mich gemacht, weil ich dachte, wenn ich soviel Zeit dafür aufwende, wie für Deutsch und Geschichte, dann würde ich das auch verstehen, das konnte ja nicht so schwer sein, dachte ich. Und genau so war es. Inzwischen finde ich es sogar auch spannend, was ich vorher nie gedacht hätte. Ich könnte mir sogar vorstellen in dem Bereich zu arbeiten, auch weil man nie so arrogant sein sollte, zu glauben, dass das mit dem Fernsehen immer so weitergehen wird. Aber im Moment habe ich diesbezüglich keine Ambitionen.

Wussten Sie denn, dass Sie Journalismus machen wollten?
Bauerfeind: Ich habe mit 16 in Aalen angefangen für eine Zeitung zu arbeiten und habe in dieser Zeit gelesen, dass Menschen erst glücklich werden, wenn sie sich mehrmals in ihrem Leben umentscheiden und sich ganz viele Sachen angucken. Ich dachte immer, das wäre schon cool, für so eine Zeitung zu schreiben, aber das wäre zu einfach. Und das Leben ist nicht so einfach, als dass man mit 16 schon weiß, was man werden möchte. Also müssen wir suchen und überlegen und zehn Studiengänge abbrechen und irgendwann wartet am Ende vielleicht das Glück. Schon in der elften Klasse haben meine Eltern zu mir gesagt, ich solle doch langsam wirklich mal wissen, was ich machen möchte. Die haben so genervt, dass ich irgendwann gesagt habe, dass ich wüsste, was ich mit meinem Leben anfangen wollte: ein Mal als Gast bei Harald Schmidt sitzen, egal wegen was, und ein Mal in einem Film mitspielen.

Und was haben die Eltern dazu gesagt?
Bauerfeind: Die waren damit erstmal drei Monate ruhiggestellt. Ich habe mich anschließend auf alles Mögliche beworben, Berufe, die mir auch nur ansatzweise interessant vorkamen, Architektur, Kommunikationsdesign, irgendwas mit Wissenschaften hintendran, Hauptsache weg von der Straße (lacht). Und natürlich habe ich dann ganz viele Praktika gemacht, unter anderem in Köln. Und so bin ich zur Hochschule Bonn-Rhein-Sieg in St. Augustin gekommen. Aber auch jetzt denke ich noch: Stewardess wäre vielleicht auch geil gewesen, oder Bahnhofssprecherin! Ich würde gerne die Durchsagen am Bahnhof sprechen und zwar im Dialekt des jeweiligen Bundeslandes. Es gibt einfach viel zu viele tolle Sachen. Meine Eltern sind jedenfalls zufrieden, denn ich habe meine beiden Ziele erreicht, Schmidt und Film.

In den vergangenen drei Jahren haben Sie viele kurze TV-Moderationsauftritte gehabt. Gründen diese auf der eigenen Suche nach dem richtigen Format oder wurden Sie rumgereicht, weil man nicht wusste, wo man Sie adäquat besetzen konnte?
Bauerfeind: Mir ist schon klar, dass ich in den anderthalb Jahren „Ehrensenf“ auch ein bestimmtes Bild bedient habe. Aber ich habe mich geweigert, danach dieses Bild, das ja auch immer eine Rolle ist, weiter zu verfolgen, weil es von mir erwartet wird.

Hat das auch dazu geführt, dass Sie jetzt längerfristig für Sendungen wie „Bauerfeind“ auf 3sat und „Harald Schmidt“ arbeiten wollen, weil Sie sich vorher ausprobiert haben?
Bauerfeind: Ja, total. Ich habe vorher bestimmt eineinhalb Jahre nur so einzelne Sachen gemacht, hier mal eine Doku, da mal eine Schwangerschaftsvertretung, hier mal auf einer Bühne stehen. Und danach dachte ich, es wäre jetzt auch mal wieder schön, irgendwo anzukommen, zu wissen wo meine Basis ist, von der aus ich ja trotzdem weiter Sachen ausprobieren kann.

Was haben Sie als Vertretung von Tita von Hardenberg bei „Polylux“ gelernt?
Bauerfeind: Ich habe gelernt, meine eigenen Moderationen zu schreiben, in diesem großen Studio zu stehen und zu moderieren. Wenn man es genau nimmt, habe ich in der ARD ein bisschen geübt. Das ist natürlich geil, aber auch gemein, denn wenn du auf die Fresse fliegst, dann fliegst du eben in der ARD nach „Harald Schmidt“ auf die Fresse, da „Polylux“ direkt danach lief.

Barbara Schöneberger hat in einem Interview mit Ihnen gesagt, für sie wäre das Fernsehen nicht die Erfüllung, doch sie brauche das Fernsehen, um an die richtig guten Jobs außerhalb des Fernsehens zu kommen…
Bauerfeind: …(lacht) ist das eine geile Aussage?

Ist es eine Vorstellung, die Sie sich auch zu eigen machen könnten?
Bauerfeind: Ich würde das Fernsehen nie als Mittel zum Zweck sehen. Ich mache nie etwas, um etwas anderes damit zu erreichen. Deswegen habe ich auch nie eine Antwort auf die Frage, was denn mal aus mir werden soll. Nur falls die Frage noch auf Ihrem Zettel steht (lacht), darauf haben schon meine Eltern keine zufriedenstellende Antwort bekommen. Alles was ich mache, entspringt meiner Überzeugung, wenn ich dahinter stehe oder denke, dass ich etwas gut machen kann. Und wenn sich daraus etwas ergibt, was mir gerade gut in den Kram passt, dann finde ich es legitim, die eigene Bekanntheit dafür zu nutzen.

In dem Interview fiel auch der von Ihnen geprägte Satz „Ich rock’ euch den Laden, wenn die Kohle stimmt“. Sind Sie schon an dem beruflichen Punkt angelangt, diesen Satz in einem Vorstellungsgespräch sagen zu können, oder wollen Sie vielleicht gar nicht dort hin?
Bauerfeind: Ich bin wenig an Geld interessiert. Klar, ich arbeite auch nicht umsonst, aber am Ende ist es mir egal. Wenn ich denke, dass ein Angebot mir persönlich etwas bringt, oder es eine Weiterentwicklung bedeutet, dann würde ich es nicht ablehnen, bloß weil mir da noch 300 Euro beim Gehalt fehlen. Frau Schöneberger hat es in dem Zusammenhang so gemeint, dass sie, wenn sie denn am Wochenende von ihrer Couch runter soll, sich das auch ordentlich bezahlen lässt.

Zitiert

Schäuble sagte zu mir: Bauerfeind? Was ist denn das für ein Scheiß-Name?

Katrin Bauerfeind

Alte Folgen von „Ehrensenf“ sind nach wie vor online. Bei 3sat hingegen müssen Inhalte im Internet nach einer Weile wieder depubliziert werden. Finden Sie das gerechtfertigt? Immerhin sind die Beiträge ja gebührenfinanziert.
Bauerfeind: Ich halte das für eine absolute Frechheit, dem Gebührenzahler gegenüber. Das sind die Beiträge, die der Gebührenzahler bezahlt hat, also hat er auch ein Recht darauf, wann und wo immer er möchte darauf zu zugreifen.

Ist das Internet Ihrer Meinung nach noch nicht reif dafür, das Fernsehen zu beerben?
Bauerfeind: (Überlegt) Das ist eher eine langfristige Entwicklung, die natürlich jetzt schon im Gange ist. Momentan laufen beide Dinge wahrscheinlich parallel. Ich glaube aber nicht, dass es einen Knall geben wird, nachdem wir dann alle gemeinsam unsere Fernseher auf die Halde tragen.

Gibt es gute Web-Sendungen oder Formate, die Sie sich regelmäßig anschauen?
Bauerfeind: Ich mache eigentlich nie irgendwas regelmäßig (lacht). Ich lasse mich treiben und das kostet sehr viel Zeit.

Sie haben 2009 Wolfgang Schäuble interviewt, wie war diese Erfahrung für Sie?
Bauerfeind: Das Ding war, dass ich an meinem Geburtstag mit Schäuble reden musste. Er kam rein und sagte in einem mürrischen Ton: „Hmm, Sie haben heute Geburtstag. Herzlichen Glückwunsch.“ Darauf folgte „Bauerfeind? Was ist denn das für ein Scheiß-Name?“ (lacht). Ich reagierte natürlich mit einem netten „Guten Tag, Herr Minister“. Wir haben uns dann darauf geeinigt, dass ich nichts für meinen Namen kann.

War Herr Schäuble denn unfreundlich oder bitter?
Bauerfeind: Nein, ich finde, er hat überhaupt nicht so gewirkt. Eigentlich war das ein nettes Gespräch. Ich hatte auch nicht das Gefühl, dass er unzufrieden ist. Er wirkte sehr aufgeräumt. Natürlich hat er mich am Anfang angeranzt, aber das ist eine ganz billige Politiker-Masche, Peter Struck hat mich die ersten fünf Minuten auch nur angeranzt. Ich glaube, Politiker haben noch mehr Angst vor dir, als du vor ihnen, deswegen machen sie am Anfang gleich mal klar, wer im Gespräch die Hosen anhaben wird. In der Hoffnung, dass es dann auch so bleibt.

2008 haben Sie ein langes Interview mit Christoph Schlingensief geführt. War er Ihr schwierigster Interviewpartner?
Bauerfeind: Hat das so gewirkt? Ich versuche in einem Interview nie ein Bild zu bestätigen, dass ich von einer Person habe. Das war auch bei Schlingensief interessant, obwohl Leute gemeint haben, es wäre sehr verwirrend gewesen, weil er nicht auf den Punkt gekommen ist. Der Hintergrund des Interviews war der, dass er kurz zuvor aus der OP entlassen wurde, er hat eine halbe Stunde gebraucht, um die Treppen im Theater hochzusteigen. Und dann setzt er sich vor die Kamera und erzählt einfach alles, was ihm in den Kopf kommt, woran er denkt und wovor er Angst hat. Er hat einen Einblick in sein Inneres erlaubt.

Hat das Interview einen besonderen Stellenwert?
Bauerfeind: Definitiv. Das Interview war ja sogar noch länger, als das, was nach seinem Tod in einer längeren Fassung gezeigt wurde. Es war ein Interview, bei dem Schlingensief alle gefesselt hat. Über zwei Stunden lang war es mucksmäuschenstill, der Kameramann hatte Tränen in den Augen. Ich weiß nicht, ob sich so etwas ins Fernsehen übertragen lässt, ich habe es nicht noch mal angeguckt, aber er hat uns alle derart beeindruckt, auch weil er sich nicht bloß ein paar Sätze zurechtgelegt hatte, um ganz aufgeräumt irgendwas zu erzählen.

Ihre Sendung „Bauerfeind“ auf 3sat vermittelt den Eindruck, Sie würden dort alles selbst in der Hand haben. Wie viel redaktioneller Einfluss steckt tatsächlich dahinter?
Bauerfeind: Man braucht dabei eine sehr gute Absprache mit der Redaktion. Es wird natürlich über Themen diskutiert, ob sie so wichtig und toll sind, dass sie einfach gemacht werden müssen. Wenn ich nichts dazu sagen kann, nehmen wir diese Vorschläge jedoch meist raus, weil es sonst nicht funktioniert.

Also man legt Ihnen keinen festen Katalog von Themen vor, die Sie dann anmoderieren sollen?
Bauerfeind: Nee. Warum sollte man dann seinen Namen dafür hergeben?

Ist die Pop-Kultur, die in „Bauerfeind“ einen Schwerpunkt bildet, ein Umfeld in dem Sie sich dauerhaft wohl fühlen?
Bauerfeind: Alles ist Popkultur, alles! Gerade im Moment ist das toll und ich fühle mich dort zuhause, aber ich kann nicht versprechen, dass ich das in zehn Jahren noch genau so empfinden werde.

Wird die Kultur im deutschen Fernsehen ausreichend abgebildet oder gibt es da Handlungsbedarf?
Bauerfeind: Wenn man möchte und sich Mühe gibt, dann kann man von morgens bis abends zumindest Sachen anschauen, die vorgeben gehaltvoll zu sein. Klar ist 3sat eine Nische, aber wenn die Sender mehr Nischenfernsehen senden würden, würde es dann automatisch auch mehr geguckt? Ich glaube, so etwas ist einfach von sich aus eine Nische und man kann daran nichts ändern.

Wie ausgeglichen ist bei der Kultur das Verhältnis zwischen öffentlich-rechtlichem Fernsehen und den Privaten?
Bauerfeind: Ich habe diese Diskussion ständig im eigenen Freundeskreis, weil ich als die Vertreterin der Öffentlich-Rechtlichen gesehen werde, die sich dann ständig rechtfertigen muss. Ich finde schon, dass die Öffentlich-Rechtlichen ihrem Auftrag gerecht werden. Wie man die Telenovelas und Quizshows am frühen Abend findet, ob man es tatsächlich so machen muss, dass man aus lauter Kreativ- und Ideenlosigkeit die Privaten kopiert, das ist natürlich eine ganz andere Diskussion. Ich müsste vielleicht Intendantin werden, um die Frage zu klären, ob man tatsächlich Geld dafür ausgeben sollte oder ob man es nicht besser in andere Sachen investiert. Aber man sollte das Problem vielleicht gar nicht bei den Privaten suchen, weil sie diesen Bildungsauftrag nicht haben. Es sind Wirtschaftsunternehmen, da müssen am Ende schwarze Zahlen stehen.

Wie viele Leute gucken „Bauerfeind“? Die Einschaltquote von 3sat lag 2006 bei durchschnittlich 0,8 Prozent? Was ist Ihre Erklärung dafür?
Bauerfeind: Ach, wir haben doch mittlerweile schon die eins davor! Ich glaube, dass es zwischen 200.000 und 300.000 sind, die die Sendung gucken. Das ist ja gar nicht so wenig. Es ist ja auch eine bewusste Entscheidung von mir gewesen, die Sendung zu machen. Ich wollte nicht die Topquote von 20 Prozent Marktanteil holen um dann nach drei Sendungen abgesägt werden, weil es plötzlich nur noch 19,5 Prozent sind. Bei 3sat kann ich das machen, was ich gut finde und wohinter ich auch stehe.

Ist die Privatperson Katrin Bauerfeind ähnlich weit von der Fernsehperson Katrin Bauerfeind entfernt wie es anscheinend bei Harald Schmidt der Fall ist?
Bauerfeind: (Überlegt) Ich bin mir gar nicht sicher, ob das überhaupt so genau zu differenzieren ist. Es ist nun mal ein Job, bei dem du viel von dir selbst einfließen lassen musst, weil es sonst nicht funktioniert. Nachrichtensprecher ist ein ganz angenehmer Job, um nicht allzu viel von seiner Persönlichkeit preisgeben zu müssen. Aber sobald du rausgehst, musst du was von dir präsentieren und woher willst du das holen, wenn nicht aus dir selbst? Ich glaube aber nicht, dass man verpflichtet ist, wirklich private Informationen von sich preiszugeben, so ein Päckchen mit Fragen wie: Hast du einen Freund? Da kann man mir hundertmal erzählen, dass das die Leser von der Zeitschrift Soundso interessiert, ich glaube einfach nicht, dass es die Leute interessiert. Einen gewissen Teil der Privatperson mitzubringen, finde ich aber in Ordnung, sonst sollte man den Job vielleicht nicht machen.

Harald Schmidt wechselt im September 2011 wieder zurück zu SAT.1. Werden Sie mitgehen?
Bauerfeind: Es ist viel zu früh, um darüber zu sprechen. Keine Ahnung, ich sage Bescheid, sobald ich was weiß (lacht).

Zum Schluss ein paar Stichwörter. Bitte entscheiden Sie sich und formulieren einen kurzen Satz zur Begründung.

Dialekt oder Hochdeutsch?
Bauerfeind: Dialekt. Weil er Wurzeln hat und so nach Heimat schmeckt.

„Quer“ oder „Tracks“?
Bauerfeind: Quer. Ich kann Arte nicht empfangen.

Online sein oder Waldspaziergang?
Bauerfeind: Online sein, obwohl ich weiß, dass mir der Waldspaziergang manchmal besser tun würde.

Microsoft oder Apple?
Bauerfeind: Apple!

Facebook oder Twitter?
Bauerfeind: Gerne nichts von beidem. Aber wenn, dann Twitter, denn Facebook geht gar nicht. So, es ist raus, ich hab’s gesagt.

Kneipentour oder Essen mit Freunden?
Bauerfeind: Kneipentour. In schön veschranzte, runtergerammelte Kneipen mit langhaarigen Kellnern, wo man noch rauchen kann und Diskussionen geführt werden, darüber, ob alles vor die Hunde geht.

Thilo Sarrazin oder Julian Assange?
Bauerfeind: (Überlegt lange) Thilo Sarrazin, weil ich seine Brille mag (lacht).

Anagramm oder Anglizismus?
Bauerfeind: Anglizismus. Das ist einfacher am Ende, als ein Anagramm.

2 Kommentare zu “Stewardess wäre vielleicht auch geil gewesen.”

  1. Cornelia König |

    Frau Katrin Bauerfeind: Ihr Natürlichkeit, Humor und Ihre frische Ausstrahlung
    gefallen mir.
    Sie sind einfach sich selbst! Machen Sie weiter so. Tut richtig gut!

    Cornelia König- aus Ihrer Heimatstadt Aalen

    Machen Sie weiter so!

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  2. klett |

    Frau Katrin Bauerfreund : Wir finden sie unmöglich Nur große Klappe und andere nicht zu Wort kommen lassen…. In unseren Augen sind sie eine falsche Schlange…. Wie kann man sich nur so wichtig tun …….. Heue die Sendung im ARD

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