Klaus Doldinger

Jazz ist auch ein Teil unserer Kultur.

Klaus Doldinger über den Jazz-Nachwuchs, Filmmusik, GEMA-Tantiemen und seine Undercover-Aufnahmen

Klaus Doldinger

© Warner Music

Herr Doldinger, Musik und insbesondere Jazz wird nicht selten als Spiegel der Zeit betrachtet. Könnten Sie sagen, was die auf Ihrem neuen Album versammelten Live-Aufnahmen über die Jetztzeit aussagen?
Doldinger: Also, ich möchte nicht den Anspruch erheben, Zeitgeist umfassend widerzuspiegeln. Dieses Doppelalbum ist ein Ausschnitt meiner kleinen Welt. Bei mir schwingt natürlich noch die lange Erfahrung der weltweiten Tourneen mit. 1957 das erste Gastspiel in Frankreich, 1960 in den USA, dann im Nahen Osten, von Marokko bis in die Türkei – diese Tourneen führten immer wieder zu musikalischen Begegnungen.

Wann kam es denn zu Ihrer ersten Begegnung mit dem Jazz?
Doldinger: Mein Werdegang in Sachen Jazz begann als ich Konservatoriumsschüler war, genaugenommen schon im Alter von neun Jahren. Zu Kriegsende probte eine US-Kombo in unserem Dorf eine Musik, die ich nie wahrgenommen hatte. Und das erste Konzert, an das ich mich wirklich erinnere, war eines der Big Band von Lionel Hampton, so um 1952/53. Dizzy Gillespie habe ich Anfang der 1950er Jahre live gehört, Billie Holiday auch. Deren Platten waren immer ein Teil meiner Wahrnehmung dieser Musik.

Zur damaligen Zeit wurden vor allem Jazz-Standards interpretiert und aufgenommen. Wie ist Ihr Verhältnis zu Standards?
Doldinger: Ich fahre da zweispurig. Einerseits bin ich aufgewachsen mit dem klassischen amerikanischen Repertoire, dem „Great American Songbook“. Das sagt mir heute noch sehr zu weil es einen in den Stand versetzt, mit fremden Musikern auf die Bühne zu springen und praktisch ein ganzes Konzert zu spielen nur auf Zuruf. Es gibt ungefähr 150-200 Stücke des Weltrepertoires, die jeder Musiker spielen kann, der aus dieser Ecke kommt.
Mit meiner Band Passport spare ich diese Standard-Repertoireerfahrungen allerdings weitestgehend aus. Ich biete meinem Publikum das, was es von meinen Platten wahrgenommen hat. Im Laufe der letzten 40 Jahre habe ich mit meinen unterschiedlichen Gruppen ungefähr 350 Nummern aufgenommen und ich bin sehr froh, meistens mit Musikern zu spielen, die mit einem Teil dieses Repertoires so vertraut sind, dass sie die Stücke auswendig spielen und auch frei interpretieren können.

Und dann kommen auch die Klassiker aus Ihren Filmmusiken?
Doldinger: Ja, wenn ich in freien Konstellationen mit Musikern spiele ist es immer wieder eine nette Erfahrung, dass sie „Das Boot“ spielen wollen oder „Tatort“. Ich finde das klasse, weil ich mir dann sicher bin, dass die etwas völlig anderes daraus machen als das, was ich letztendlich erwarte. Das ist das Schöne. Man kann der Musik immer wieder ein neues Gesicht verleihen, einen neuen Klang und eine neue Gefühlswelt. Das ist das große Plus dieser Art zu Musizieren.

Verfolgen Sie denn auch den Nachwuchs im Jazz hierzulande?
Doldinger: Ja, natürlich. Für mich ist es manchmal fast beängstigend zu sehen, wie viele junge Leute sich nun auf diesen Pfad, der ja weiß Gott schwierig ist, begeben und ihre Hoffnungen auf eine zukünftige Laufbahn damit verknüpfen.

Warum beängstigend?
Doldinger: Ich sehe ein großes Problem darin, dass bei uns das Angebot an Musikern den Bedürfnissen des Marktes nicht entspricht sondern sie einfach übertrifft. Die Hoffnungen können in vielen Fällen leider nicht erfüllt werden. Das ist ein schwieriges Thema, es stellt sich die Frage, ob zum Beispiel unsere Kulturverantwortlichen noch mehr dafür tun sollten und könnten. In der sogenannten Hochkultur werden Milliarden ausgegeben für Sinfonieorchester, Opernhäuser, Theater und dergleichen. Ich möchte zwar keineswegs irgendwo dort Einsparungen zugunsten des Jazz das Wort reden, jede Einschränkung von Kultur ist höchst bedauerlich. Aber es existiert ein großes Missverhältnis zwischen dem, was den jungen Jazz-Musikern zugute kommt und denen, die mit einer klassischen musikalischen Ausbildung in ein Theaterensemble oder Orchester einsteigen. Da liegen noch Welten dazwischen. Vor allem macht es mich nachdenklich, wenn man bedenkt, dass heute eine Generation in den entscheidenden Instanzen sitzt, die ja mit Jazz und Rock’n Roll aufgewachsen ist. Dort herrscht offenbar der Glaube: Wer Jazz oder auch vielleicht etwas Kommerzielleres macht, der braucht sich finanziell keine Sorgen mehr zu machen. Dem ist aber nicht so. Was die Jazzkünstler machen – insbesondere die jungen – ist eben auch ein Teil unserer Kultur. Das muss man fördern.

Ihre zweigleisige Karriere mit Jazz und Filmmusik, ist das ein Erfolgsrezept, dass Sie auch den Nachwuchs-Musikern empfehlen würden?
Doldinger: Selbstverständlich, aber das muss jeder für sich selber entscheiden. Die Erfahrung, für Filmstoffe als Komponist zu arbeiten war insofern für mich von existentieller Wichtigkeit, als dass ich es mir über diesen Umweg leisten konnte, ein eigenes Studio einzurichten, was als Jazzmusiker, der ausschließlich in Clubs spielt, einfach nicht drin gewesen wäre. Auf der anderen Seite war es eine Erweiterung des Erfahrungsschatzes, auch Anregungen zu bekommen für Kompositionen, die man im Zusammenhang einer Arbeit für eine Jazzgruppe nie hätte entwickeln können. Ich denke schon, dass es im kreativen Bereich ein absoluter Vorteil ist, auch für ganz andere Bereiche zu arbeiten.

Sie haben sehr viel Musik fürs Fernsehen geschrieben. Guckt man sich heute zum Beispiel große, historische Mehrteiler an, läuft in denen heutzutage fast durchgängig Musik – wie beurteilen Sie das, wie wichtig ist Stille in der Filmmusik?
Doldinger: Sehr wichtig, und das wird oft verkannt. Fernsehfilme sind oft mit Musik überfrachtet. Ich finde dort, wo Musik eher sparsam eingesetzt wird, kommt sie mehr zur Geltung als wenn ständig ein Klangteppich unter den Bildern liegt. Wenn ich zum Beispiel an unsere Daily-Soaps denke, die werden ja zugekleistert bis zum Abwinken. Mir ist generell aufgefallen, je seichter eine Story, desto mehr Musik wird eingesetzt. Vielleicht um irgend etwas zu vertuschen? – Ich weiß es nicht. Mir erscheinen Filme, die mit der Musik eher sparsam umgehen, einfach interessanter, aufregender. Das kann für den Eindruck, den die Musik beim Zuschauer hinterlässt, eigentlich nur förderlich sein.

Man muss aber wohl zumindest sagen: Je mehr Musik, desto mehr Tantiemen für den Komponisten. Wie schaut es bei Ihnen mit den Tantiemen aus? Gerade mit der „Tatort“-Titelmusik dürften Sie doch jeden Sonntagabend Grund zu feiern haben, oder?
Doldinger: Ein bisschen ja, aber es ist leider nicht so viel, wie man mir manchmal unterstellt. Unser GEMA-Verteilungsplan sieht eine Vergütung vor, die sehr klar umrissen ist. Das Umlageverfahren ergibt sich von Jahr zu Jahr, zuletzt lag der Satz bei etwa. 140 Euro für eine Minute. Aber nur unter der Bedingung, dass es über alle Sender von ARD oder ZDF läuft (läuft ein „Tatort“ hingegen nur auf einem der dritten Programme, verringert sich die Summe auf ein Zehntel, Anm. d. Red.). Außerdem ist die Titelmusik ein Trailer, für so einen gibt es bei der GEMA ohnehin schon weniger als für reine Illustrationsmusik – insofern bleibt am Ende des Tages doch viel weniger übrig als viele denken.

Zitiert

Ich sehe ein großes Problem darin, dass bei uns das Angebot an Jazz-Musikern den Bedürfnissen des Marktes nicht entspricht sondern sie einfach übertrifft.

Klaus Doldinger

Sie sitzen im Aufsichtsrat der GEMA, was bedeutet die Unterscheidung der GEMA in E- und U-Musik für den Jazz?
Doldinger: Was die Aufführungspraxis angeht, fällt der Jazz unter die U-Musik aber ich habe bewirken können, dass wir wenigstens in der Ausschüttung für normale Live-Veranstaltungen das Doppelte von dem bekommen, was ein Schlagerkomponist für die Aufführung seines Werkes erhält.

Wie das?
Doldinger: Die Begründung hierfür liegt in einer kulturellen Wertigkeit des Jazz aber auch in der Tatsache, dass man mit einer Jazzgruppe weitaus weniger Stücke zur Aufführung bringt  als eine Unterhaltungsschlagerband. Wir spielen in der Regel in einem Konzert 16 bis 18 Stücke, es gibt aber Jazzgruppen, die in einem Konzert vielleicht nur sieben oder acht spielen, bedingt durch die Länge der Stücke. Da die Ausschüttung nach Anzahl der Aufführungen pro Werk vorgenommen wird, kann man leicht nachvollziehen, dass der Jazzkünstler da einigermaßen benachteiligt ist.

Sie kommen gerade von einer GEMA-Sitzung, was wird dort aktuell diskutiert?
Doldinger: Ein ganz schwieriges Thema ist momentan die Musikverwertung durch die Öffentlich-Rechtlichen in ihren Mediatheken im Internet. Kein Mensch will für diese zusätzlichen Leistungen, die sie bieten auch mehr bezahlen. Der Künstler, der letztendlich davon leben muss, ist dem zunächst einmal ausgeliefert. Das wird noch ein langer Kampf werden bis man dort die Einsicht hat, dass auch der Musiker etwas dafür bekommen muss, wenn zusätzliche Nutzungen stattfinden. Es kann nicht sein, dass das dann for nothing ist. Ein Schraubenhersteller würde ja auch nicht akzeptieren können, wenn seine Produkte einfach verschenkt würden.

Stichwort Digitalisierung: Halten Sie Jazz für Mp3-kompatibel?
Doldinger: Ja, alles was sich reproduzieren lässt. Es kommt auf die Menschen an, die etwas gerne hören, die sich aus dem Hörerlebnis Energien ziehen können. Und nach wie vor können sich eine Menge Leute auch für den Jazz begeistern.

…auch in der digitalen Ära.
Doldinger: Ja. Es ist natürlich so: Der Jazz wird immer eher eine Minderheitensache bleiben, weil er eben auch zu anspruchsvoll ist, das ist schon klar. Aber er ist in der Lage, und das ist in meinem Fall ja immer so gewesen, dass er den Menschen Kraft gibt. Für die Begeisterung, die er entfachen kann, wird es immer ein Publikum geben. Zumindest solange er in gewissem Sinne musikalisch etwas ausdrücken kann, was den Zeitgeist widerspiegelt.

Puristen und Vinyl-Liebhaber meinen oft, bei Digitalaufnahmen gehe zu viel verloren.
Doldinger: Ich habe in sehr frühen Jahren analog aufgenommen, parallel dazu aber auch digital, damals mit so einem System von Sony – und schon da war es kaum möglich, einen Unterschied heraus zu hören. Es kommt auf die Höhe der Auflösung an, heute arbeitet man mit 24 Bit, angefangen hat es mit 8 Bit. Ich glaube, dass heute ein normaler Hörer eine Mp3-Aufnahme von einer normalen CD nicht mehr unterscheiden kann.

Sie haben in Ihrer Laufbahn auch eine Zeitlang unter dem Namen Paul Nero Musik veröffentlicht. Warum eigentlich dieses Pseudonym?
Doldinger: Das hatte in meinem Fall mehr vernünftige Ursachen. Ich habe damals ja meine Klaus Doldinger Jazzplatten in Quartettbesetzung veröffentlicht. Auf Anregung des Produzenten Siggi Loch kamen dann aber ganz andere Aufnahmen zustande. Wir wollten dem Käufer ganz einfach sagen: „Wenn du eine Paul Nero-Platte kaufst, dann erwartet dich etwas völlig anderes.“ Ich glaube, es waren 12 LPs, die allesamt sehr erfolgreich waren, mit Coverversionen von Popmusik, querbeet wurden musikalische Strömungen aufgegriffen. Ich hatte meistens eine Art BigBand im Studio und einige Sängerinnen. Viele Arrangements habe ich selber geschrieben, um diese Musik, die man ja vom Hören kannte, adäquat umzusetzen, sie nicht einfach zu kopieren, sondern etwas Eigenständiges daraus zu machen. Auf den meisten dieser Platten waren 28 Stücke, als Potpourris gestrickt. Wir wollten dann ein Paul-Nero-Album mit normalen 12 Titeln machen. Daraus entstand mehr oder weniger „Passport“. Lustig, daß letztes Jahr einer von diesen Titeln, der als Nero aufgenommen wurde plötzlich in einem Hollywood-Film wiederkam. Einer aus jenen Jahren, den ich längst vergessen hatte, "Soultown", ertönte dann in dem Film „Oceans Thirteen“. Das wollte ich sowieso noch einmal recherchieren, wie das zustande kam auf jeden Fall hat es mich gefreut.

Sind Sie als Paul Nero auch aufgetreten?
Doldinger: Nein, überhaupt nicht, mit dem Repertoire der kommerziellen Platten bin ich nie aufgetreten. Wenn es zu solchen Gigs kam, dann höchstens bei studentischen Festen oder bei Anlässen, wo es etwas freier zuging. Konzerte habe ich damals ausschließlich mit meinem Quartett gespielt.
Bis dann 1971 der Punkt kam, wo ich für mich beschlossen habe: mit dem Klaus Doldinger Quartett ist jetzt erst einmal das Ende der Fahnenstange erreicht, wir beginnen ein ganz neues Projekt mit einem weiterentwickelten Konzept. Ich war frisch engagiert bei Warner, damals hieß die Firma noch Atlantic Records, und ich habe den Verantwortlichen dann eine Liste vorgelegt mit zehn Namensvorschlägen für diese Band. Die sagten dann: „Ach Mensch, Passport, das klingt ja toll! Da drucken wir gleich so ein Passfoto von euch dazu…“ Also, die hatten sofort irgendwelche Marketingideen. Ich fand dass sehr schön und so ist es dabei geblieben.

Im Sommer 2008 ist der Saxofonist Johnny Griffin gestorben. Was ist für Sie mit ihm gegangen und was geblieben?
Doldinger: Mit ihm ist einer gegangen, der mich über lange Zeit musikalisch begeistert hat, den ich auch oft getroffen habe. Auf beiden meiner Jubilee-Torneen Anfang der 1970er Jahre haben wir viel zusammen gespielt, darüber hinaus aber auch in ganz anderem Kontext. Ich kannte ihn aus dem Blue Note Paris, wo ich Anfang der 1960er Jahre ab und zu gespielt habe. Später habe ich ihn engagiert, zum Beispiel bei einem der Konzerte mit der WDR-Big Band. Wir haben uns auch privat angefreundet, er hat mich in Frankreich mit seiner Frau besucht. Er war eben ein typischer Jazzmusiker wie man sie sehr oft kennen lernt, eine Frohnatur mit dem leichten Hang zur alkoholgetränkten Fröhlichkeit, die mir manchmal zwar nicht unheimlich aber auch nicht ganz passend erschien. Gemessen an seiner spielerischen Qualität habe ich es manchmal etwas bedauert, dass er sich da nicht so richtig im Griff hatte. Zumal er über viele Jahre bereits an einem Herzproblem litt. An seinem 80. Geburtstag hatte ich noch versucht, Kontakt zu ihm aufzunehmen, ist mir leider nicht gelungen, ich konnte nur auf den Anrufbeantworter sprechen.
Es natürlich eine traurige Geschichte, dass er dann plötzlich von uns gegangen ist. Ehrlich gestanden hatte ich aber befürchtet, er würde dieses beachtliche Alter gar nicht erreichen. Das ist eigentlich eher ein Wunder.

Griffin ist einer von vielen bedeutenden Jazz-Musikern, mit denen Sie auf der Bühne standen. Haben Sie sich persönliche Andenken an die Musiker bewahrt?
Doldinger: Also, bei Johnny Griffin weiß ich, der hat immer eine Uhr getragen, die ihm der Eddie „Lockjaw“ Davis mal geschenkt hat, den er wohl sehr verehrt hat. Der muss eine sehr autoritäre, starke Persönlichkeit gewesen sein, obwohl man einen ganz anderen Eindruck hatte, wenn man ihn hörte.
Die verschiedenen Passport-Mitglieder haben mir immer wieder mal was geschenkt. Zu meinem 40. Geburtstag kriegte ich eine Tischtennisplatte, zum 60. haben sie mir ein riesiges Bild gemalt, ein wunderschönes, abstraktes Gemälde. Oder mein Techniker Dominik Arnold, der hat mir mal so eine kleine Bühne gebastelt mit kleinen Tonfiguren. Das ist ihm toll gelungen, die Band live in Aktion in diesem Mini-Format zu reproduzieren. Es gibt eine ganze Menge so kleiner, sehr liebenswerter und schöner Erinnerungen. Aber letztendlich sind die entscheidenden Erinnerungen die Live-Mitschnitte, derer ich natürlich viel mehr habe, eine ganze Kiste voll. Das ist auch ein Segen der heutigen Zeit, dass wir mit relativ wenig Aufwand in der Lage sind, adäquate Aufnahmen zu machen. Davon hätte man ja früher nur träumen können. In frühen Jahren hat man ab und zu mal eine Kassettenrekorder mitlaufen lassen, das war dann mehr schlecht als recht. Später kamen dann Vierspuraufnahmen, da habe ich auch noch ein paar, aus den 1970er Jahren. Mit der Digitaltechnologie kam die Möglichkeit, 24-Spur-Aufnahmen zu machen. Ich bin mal gespannt, was noch alles auf mich zukommt. Ich glaube sogar, aus künstlerischer Sicht hat man die ganzen neuen Techniken noch gar nicht richtig im Griff.

Eine Schlussfrage: Was war aus Ihrer Sicht das Absurdeste, was bisher über Ihre Musik geschrieben wurde?
Doldinger: (lacht) Da gab’s mal einen, der ist gerade gestorben, Reginald Rudorf. Ich habe 1965 eine Südamerikaplatte gemacht, ein sehr schönes Album, das auch gerade wiederveröffentlicht worden ist, „Doldinger in Südamerika“. Und der Rudorf schrieb dann in der FAZ folgenden Satz: „Doldinger macht eine neue Platte – Na Und?“. (lacht auf) Das finde ich schön!
Ich hatte auch mal eine Platte die hieß „Infinity Machine“, von 1973 oder ‘74. Die habe ich neulich mal wieder aufgelegt. Und da denke ich: „Mensch, was für ein blöder Hund, was der damals geschrieben hat.“ Der hat das so runtergemacht. Wenn ich mir die anhöre, ist sie auch heute noch total up to date. Aber gut, auch Journalisten machen ihren Job und ich akzeptiere das. Wenn mir jemand sagt, es gefällt ihm nicht ist das ja in Ordnung. Man muss ja nicht alles lesen. Wobei ich dazu neige, es trotzdem zu lesen. Weil auch daraus kann man kreative Energien ziehen.

Kommentar schreiben

* Erforderliche Angaben. Emailadresse wird nicht veröffentlicht.