Balian Buschbaum

Ob männlich oder weiblich, das wird im Gehirn entschieden

Balian Buschbaum über Transsexualität, den kleinen Unterschied zwischen Männern und Frauen, Treue und überflüssige Umkleidekabinen

Balian Buschbaum

© Katharina Dubno

Herr Buschbaum, in Ihrem ersten Buch „Blaue Augen bleiben blau“ liest man, Sie hätten Sich schon immer als Mann gefühlt. Auch als Kind schon?
Balian Buschbaum: Um die Frage richtig beantworten zu können, muss ich ein bisschen ausholen. Ich habe mir selbst oft die Frage gestellt, warum, wieso, weshalb das alles passiert, weshalb ich mich mit vielen Ärzten, auch mit Endokrinologen, die speziell für Hormone zuständig sind, unterhalten habe. So bekam ich einen richtigen Einblick in die Biologie und jetzt weiß ich, dass die Geschlechtsgrundeinstellung des Menschen zuerst einmal weiblich ist. Um aus einem Embryo einen ganzen Kerl zu machen, müssen drei Testosteronschübe erfolgen: Der erste prägt das Gehirn männlich, dies ist bei mir auf jeden Fall passiert. Die weiteren Testosteronschübe wären dafür zuständig, dass sich Hoden und Penis ausbilden. Wenn diese zwei folgenden Schübe ausbleiben, bleibt der Körper weiblich, das Gehirn ist aber männlich geprägt. Dies ist bei mir passiert.

Und das haben Sie als Kind gespürt?
Buschbaum: Ich wusste im Kindergartenalter bereits, dass ich auf die Männertoilette gehöre und im Stehen pinkeln möchte. Ich fand auch meine Kindergärtnerin ganz toll, aber das sollte nicht mein Weg sein, als Frau eine andere Frau zu lieben. Das hätte ich machen können, so hätte ich wahrscheinlich weniger Probleme in meinem Leben gehabt – ohne die Gutachten, Operationen, Schmerzen und das viele Geld, das ich in meine Angleichung investiert habe. Ich wollte aber meinen Weg gehen, deswegen habe ich diese Dinge gerne in Kauf genommen.

Wie wurden Sie von den anderen Kindern wahrgenommen, als Mädchen oder Junge?
Buschbaum: Schon während meiner Grundschulzeit war ich immer nur mit Jungs zusammen, habe mit ihnen zusammen Fußball gespielt und die Mädchen geärgert. Als Kind ist man einfach, verhält sich natürlich, eben wie man sich fühlt. Zu meinem großen Glück wollten mich meine Eltern nicht verändern, sie akzeptierten mich als Yvonne, die mit Jungs abhängt und sich selbst auch als Junge fühlt. Sie spürten, dass ich so glücklich bin und haben mich nicht in die klassische Geschlechterrolle gesteckt, haben mir nicht ungefragt Puppen oder Kleider geschenkt, sondern ein Gokart. Ich bin meinen Eltern für ihren weiten Horizont und meine freie Kindheit sehr dankbar, denn so etwas ist nicht selbstverständlich.

In späteren Gesprächen mit Ihrer Mutter: Wann ahnte sie zum ersten Mal etwas von Ihrer Transsexualität?
Buschbaum: Meine Mutter hat es von Anfang an gespürt, dass ihr Kind anders ist als die sonstigen kleinen Mädchen. Ich wollte nie rosa oder pinke Kleidchen tragen, habe nur Matchboxautos durch die Gegend geschoben und mich für Lego Technik interessiert. Damals war die Aufklärung noch nicht soweit voran geschritten wie heute. Man wusste wenig über die mögliche Andersartigkeit von Transgendern. Meine Mutter hat mich instinktiv so angenommen wie ich bin. Ich glaube, wenn die gesellschaftliche Aufklärung schon weiter gewesen wäre, hätte man schon früher agieren und einschreiten können. So musste ich mir diesen Weg selbst suchen. Ich bin im Nachhinein dankbar dafür, so habe ich ungemein viel erlebt, durfte viel von Frauen lernen, diese Einblicke haben wenige Männer.

Doch es dauerte insgesamt 27 Jahre, bis Sie sich zu einer Angleichung entschlossen. Warum so lange?
Buschbaum: Das ist eine berechtigte Frage (lacht), die ich mir schon häufig gestellt habe. Wieso dauert das 27 Jahre? Nach meinen Recherchen weiß ich, dass sich jeder Mensch auf den Weg, auf die Suche nach sich selbst macht. Manche finden ihren eigenen Weg nie, verharren in ihrem Job, der eine Krankheit nach der anderen hervorruft oder in Beziehungen, die ihnen nicht gut tun. Eine Veränderung im Leben kommt in den wenigsten Fällen sofort, sondern ist ein Prozess. Das dauert eben seine Zeit. Und ich habe dafür 27 Jahre gebraucht.

Wie läuft eine Angleichung aus medizinischer Sicht ab?
Buschbaum: Ich kenne nur die groben Schritte. Es gibt verschiedene Methoden, nach intensiver Recherche, Gesprächen mit Chirurgen und bildlichen Abgleichen der Ergebnisse war ich aber von keiner richtig überzeugt. Zum Glück bin ich dann auf eine Koryphäe gestoßen: Dr. Daverio. Er erfand die Methode, aus einem Hautlappen des Unterarms einen Penis zu formen. Die Harnröhre wird verlängert und im Endeffekt in die Nerven der Leistengegend angeschlossen. Es dauert ein paar Monate bis die Nervenenden komplett integriert sind und an die Penisspitze wachsen, damit man dort ein Gefühl hat. Diese Technik ist für mich ein medizinisches Wunder!

Zitiert

Transsexualität ist keine Freakshow.

Balian Buschbaum

Wie hat sich in Ihren Augen die gesellschaftliche Akzeptanz für transsexuelle Menschen in den letzten Jahren entwickelt?
Buschbaum: Ich denke, dass sich in den letzten vier Jahren viel getan hat. Man spricht über Tabus. Es gibt auch überhaupt keinen Grund über etwas nicht zu sprechen, was es schon seit der menschlichen Existenz gibt. Früher sprach man generell nicht über Sexualität, dies hat sich zum Glück auch verändert. Dennoch muss noch viel mehr Aufklärungsarbeit geleistet werden, damit Eindeutigkeit herrscht: Transsexualität ist keine Freakshow oder das Resultat einer schlechten Kindheit, sondern sie ist biologischen Ursprungs.
Vor zehn Jahren ging es in der Berichterstattung ausschließlich um Sensation oder Voyeurismus, um Menschen vorzuführen, heute ist bei dem Thema Ernsthaftigkeit zu spüren.

Sie sagten in einem Interview: „Seit der Hormonbehandlung ist das Leben weniger kompliziert geworden.“ Was meinen Sie damit?
Buschbaum: Hormone steuern unser Leben mehr, als uns allen bewusst ist. Das Östrogen ist ein sehr zweifelndes Hormon, es denkt viel darüber nach, wie die anderen denken und fühlen. Evolutionär ist dies erforderlich, Frauen sind dafür konstruiert Kinder zu bekommen und sie müssen in der Lage sein dem Nachwuchs jeden Wunsch von den Augen ablesen zu können, weil das Kind noch noch nicht sprechen kann. Diese mitfühlende, alles interpretierende Eigenschaft begleitet Frauen ein Leben lang. Mich jedoch, hat dieses ewige Gedankenkarussell immer gestört. Ich wollte beim Motorradfahren Gas geben, ohne mir Gedanken machen zu müssen, was denn Schlimmes passieren kann. Heute ist das viel entspannter, ich bin klar und strukturiert in meinen Gedanken. Das Testosteron stellt ein Problem fest und will sofort zur Lösung übergehen. Wenn Frau ein Problem hat, bespricht sie dieses gerne mit anderen Frauen, beleuchtet diese Seite und jene Seite. Kein Verhalten ist schlechter oder besser als das andere – nur zu mir selbst passen eben keine Östrogene.

Nun haben Sie ein Buch über den ‚kleinen Unterschied‘ geschrieben „Frauen wollen reden, Männer Sex“. Mit welchem Ziel?
Buschbaum: Ich habe großen Wert darauf gelegt, dass es nicht nur pauschal um Mann/Frau geht, sondern um männliche und weibliche Gehirne. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass auch Männer ein weibliches Gehirn haben können, sie sind dann besonders sensibel und empathisch. Im Gegenzug gibt es auch Frauen, die sehr klar und strukturiert denken.

Ob man Mann oder Frau ist, hat also erstmal nichts mit den Geschlechtsmerkmalen zu tun, sondern entscheidende Definitionsmerkmal ist das Gehirn?
Buschbaum: Ja. Das Schlimme ist immer, wenn ein Baby auf die Welt kommt, wird sein weiterer Lebensweg entschieden. Man schaut zwischen seine Beine und legt fest: Mann oder Frau. Diese Einstufung ist nicht mehr zeitgemäß! Es gibt so viele unterschiedliche Nuancen dazwischen, trotzdem haben wir immer den Drang Menschen in eine Schublade zu pressen. Wenn einer mal nicht rein passt, ist das Geschrei groß, alle sind in Aufruhr und wissen nicht, was zu tun ist. Ich glaube, es ist an der Zeit seinen Horizont zu erweitern und auf pauschale Klassifizierungen zu verzichten.

Sie erwähnen in Ihrem Buch, dass es in anderen Kulturen fünf Geschlechter gibt.
Buschbaum: Ja, bei meiner Recherche bin ich auf einen indonesischen Eingeborenenstamm „Burgi“ gestoßen. Sie leben komplett isoliert, ohne Zugang zur Außenwelt. Die Eingeborenen finden es normal, dass es fünf Geschlechter gibt: Mann und Frau, dann einen Mann mit weiblichen Attributen und umgekehrt und schließlich die „Bissu“, Transsexuelle oder Intersexuelle. Die werden in dieser Kultur als Heiler und Vermittler eingesetzt, weil sie die universielle Ganzheit in sich tragen.

Halten Sie unsere Gesellschaft für aufgeschlossen genug, sich auch in so eine Richtung zu entwickeln?
Buschbaum: Ich denke, wir müssen und zwangsläufig in diese Richtung entwickeln. Anders geht es gar nicht. Wir können vor dem, was in der Welt existiert nicht die Augen verschließen. Ich hoffe, dass sich die Akzeptanz für die Andersartigkeit ausbreitet, die Gesellschaft entspannter wird und ihren Horizont öffnet.

Sind Rollenbilder angeboren?
Buschbaum: Klares Rollenverhalten lässt sich im Kindergarten häufig beobachten. Mädchen finden Puppen spannend, Jungs horchen auf, wenn ein lauter Traktor vorbeifährt. Ich halte es für Unsinn sein Kind nur geschlechtsspezifisch zu erziehen, Mädchen nur Puppen zu schenken. Eltern sollten den Fokus ihrer Erziehung darauf legen: Für was interessiert sich mein Kind? Was macht es glücklich? Dies sollten sie fördern – auch wenn es nicht der gesellschaftlichen Norm entspricht.

Eine in Stockholm neu eröffnete Vorschule hat sich zur Aufgabe gemacht Kinder komplett geschlechtsneutral zu erziehen. Die Pädagogen vermeiden Wörter wie „sie“ und „er“, Ziel ist das Auflösen von Geschlechterrollen. Was halten Sie von diesem sehr radikalen Ansatz?
Buschbaum: Ich denke nicht, dass sich Eltern vornehmen sollten ihr Kind komplett geschlechtsneutral zu erziehen. Sie sollten beobachten, was ihr Kind will, und ihm eben nicht den elterlichen Willen aufdrängen. Eltern sollten sich von ihrem eigenen Ego freimachen, dann entwickelt sich das Kind automatisch so wie es selbst möchte. Wird dieses Ziel verfolgt, sind wir wahrscheinlich ganz nah bei dem Konstrukt der Schweden.

Sind dann zum Beispiel getrennte Umkleidekabinen in Turnhallen und Schwimmbädern hinfällig?
Buschbaum: Ich frage mich, warum brauchen wir überhaupt unterschiedliche Umkleidekabinen? Warum muss aufgeteilt werden, in rechts und links? Diese Neugier nach dem anderen Geschlecht entsteht zwangsläufig, je früher man damit konfrontiert wird, desto eher entwickelt sich die eigene Auseinandersetzung mit dem eigenen Geschlecht. Ich halte das Auflösen der Geschlechterrollen für ein zukunftsweisendes Projekt. Es ist einen Versuch wert, nur muss die Gesellschaft reif dafür sein.

Wie sollten Ärzte und Eltern mit Kindern umgehen, die mit uneindeutigem Geschlecht auf die Welt kommen? Das Geschlecht zuordnen oder das Kind später selbst entscheiden lassen?
Buschbaum: Das ist eine sehr schwierige Entscheidung. Es gibt noch keine Tests, die eindeutig sagen können, ob Mädchen oder Junge. Ob männlich oder weiblich wird im Gehirn entschieden. Bis es ausgereift ist und das Kind selbst artikulieren kann, wie es denkt und fühlt, vergehen einige Jahre. Bis dahin ist es in einem Schwebezustand. Ich halte es für den größten Fehler, wenn Ärzte beschließen, aus etwas uneindeutigem eigenmächtig eine Eindeutigkeit zu machen. Wie machen sie das? Wird gewürfelt? Sechs ist ein Mädchen, die Fünf ein Junge? Die Vergangenheit zeigt, dass Ärzte sich häufig für das weibliche Geschlecht entscheiden. Oft hat das aber nicht übereingestimmt und manche Betroffene haben sich vor Verzweiflung umgebracht. Wäre ich Arzt, würde ich es mir nie anmaßen über ein Geschlecht eines Menschen zu entscheiden.

Was ist Ihr Lösungsvorschlag?
Buschbaum: Der Mensch sollte selbst entscheiden! Die Auseinandersetzung mit dem eigenen Körper kommt automatisch. Und wenn dieser Zeitpunkt erreicht ist, kann eine eigene Entscheidung getroffen werden.

Brauchen wir ein drittes Geschlecht?
Buschbaum: Ja. Für mich ist das schon natürlich geworden. Wenn mich jemand fragt, wie viel Geschlechter es auf der Welt gibt, antworte ich: So viele Menschen es gibt! Wenn wir ehrlich sind und alle gemeinsam die Hosen runterlassen zeigt sich: Wir haben kein eindeutiges Geschlecht. Das sieht bei jedem anders aus. Natürlich kann man kategorisieren in Frau/Mann. Aber wo bleibt dann die Trans- und Intersexualität?

Gibt es eine offizielle Bezeichnung für Kinder mit uneindeutigem Geschlecht?
Buschbaum: Das sind dann intersexuelle Kinder.

Ist dies nur eine Diagnose oder ist es vom Gesetzgeber erlaubt sich dies als Geschlecht in den Pass eintragen zu lassen?
Buschbaum: Warum muss man überhaupt das Geschlecht in den Pass eintragen lassen? Was bringt das? Ist das wichtig?

Für dieses dritte Geschlecht gibt es also keine spezielle Eintragung?
Buschbaum: Nein. Die Politik hängt in dieser Problematik Jahrzehnte hinterher. Wir haben gerade damit begonnen, richtig aufzuklären, aber dieser Prozess dauert noch eine Weile. Es ist wichtig die Menschen zu informieren und zu sensibilisieren – auch wenn sie davon nicht selbst betroffen sind.

Sehen Sie sich in dieser Rolle, als Aufklärer?
Buschbaum: Generell sehe ich mich nicht gerne in einer Rolle. Ich versuche, natürlich zu sein, mich über Ungerechtigkeiten auszulassen, versuche die Geheimniskrämerei zu durchbrechen, wo es doch tausende Menschen in Deutschland gibt, die anders sind. Ich finde es wichtig und mutig über unangenehme Dinge zu sprechen, um andere Menschen zum Denken anzuregen. Das gehört zu meinem Werdegang dazu.

In Ihrem aktuellen Buch befassen Sie sich ausgiebig mit Treue in der Partnerschaft. Können Sie sich selbst vorstellen Ihr Leben lang einem Menschen treu zu sein?
Buschbaum: Zuerst muss der Begriff Treue neu beleuchtet werden. Unsere Menschheitsgeschichte zeigt, dass Monogamie noch nie wirklich funktioniert hat. Mit dieser Aussage mache ich mir keine Freunde, denn der Großteil der Menschen lebt in diesem Konstrukt der monogamen Zweierbeziehung.
Ich glaube es ist durchaus möglich, sein Leben mit einem Menschen zu verbringen, aber dies ist sehr viel Arbeit. Ehrlichkeit und offene Kommunikation sind die Grundpfeiler. Allein in den letzten zehn Jahren hat sich die Gesellschaft zunehmend sexuellen Belangen geöffnet, man spricht offen über Sex, lässt viel mehr Praktiken zu. Diese Entwicklung ist eine sehr gesunde, das sehe ich auch in meinen Coachings. Wenn Menschen über Jahre hinweg Bedürfnisse unterdrücken wehrt sich der Körper mit körperlichen oder seelischen Krankheiten. Reden ist der Schlüssel zum Glück.

Sie bieten für Interessierte ein Seminar mit der Fragestellung „Gibt es einen Weg zum Glück, zur Erfüllung, zur Gesundheit, zum Erfolg und zur wahrhaftigen Liebe“.
Gibt es den denn?
Buschbaum: Ja, diesen Weg gibt es tatsächlich! Aber jeder muss seinen Weg selbst finden. Und da gibt es viele Hindernisse. Hätte ich vor zehn Jahren einen passenden Gesprächscoach gefunden, so glaube ich, wäre mein Leben anders verlaufen. Kommunikation ist der Schlüssel zur Weiterentwicklung, zur frühzeitigen Selbsterkennung. Dies ist meine Berufung, ich will Menschen helfen ihren Weg zu gehen.

Woher kommt Ihr Interesse an Psychologie?
Buschbaum: Ich interessiere mich für Menschen, da kommt man an Psychologie nicht vorbei. Ich habe mich viel mit Gesprächs-, Verhaltens- und Wahrnehmungstherapie auseinandergesetzt. Es ist für mich ein faszinierendes Gebiet, weil ich wissen will, wie der Mensch funktioniert. Viele Dinge und Fehler müsste man nicht machen. Man kann einem Menschen viel beibringen, ihm bewusst machen: Er soll selbst merken, was gut oder schlecht für ihn ist. Dies ruft eine gewisse Klarheit hervor: Fehler oder wiederkehrende Muster kommen an die Oberfläche, werden bewusst. Lernt derjenige daraus und kommt dann noch eine Anleitung in Form von Coaching hinzu, kann dies viel Drama und Leid in der Zukunft ersparen.

Welche Eigenschaften machen Sie zu einem guten Coach?
Buschbaum: Ich glaube Wege zu kennen, die ich in meinem Werdegang beschreiten wollte bzw. musste, um zu mir selbst zu kommen. Ich weiß, welche Hürden man erklimmen muss, um sich zu finden. Man muss herausfinden wer man ist. In meinen Seminaren stellen sich viele Teilnehmer mit Beruf, Alter, Familienstand und Kinderanzahl vor – und meinen dies sind sie als Person. Diese Angaben machen aber keine Person aus. Es gibt tatsächlich wenige Menschen, die sich selbst gefunden haben.

Im Oktober gehen Sie mit einer Reisegruppe in die Wüste. Was ist hier der Coaching-Ansatz?
Buschbaum: In der Wüste kommt die Komponente der Stille hinzu. Ich habe noch nirgends auf der Welt so eine absolute Ruhe wie in der Wüste vernommen. Wie heißt es so schön: Die Stille hat keine Fragen, kennt aber alle Antworten auf das Leben. Dies habe ich auch erlebt. Egal wie geschafft und ausgelaugt ich war, in der Wüste war ich nach zwei Tagen ein anderer Mensch. Auf der Wüstenreise wird der Körper durch Wanderungen beschäftigt, auf der anderen Seite werden Gespräche mit den anderen Reisenden geführt, man spricht mit sich selbst. Lässt sein Leben Revue passieren, beleuchtet aktuelle Probleme. Die Wüste ist ein toller, einzigartiger Ort um zu sich selbst zu finden.

Woran erkennt man einen Menschen, der sich selbst „gefunden“ hat?
Buschbaum: An den Augen. Das Auge strahlt von Geburt an eigentlich immer, doch bei vielen Menschen ist das Strahlen verloren gegangen. Durch Stress, Zwänge, Sorgen. Menschen, die sich selbst gefunden haben, sind mit sich im Reinen, ihre Ausstrahlung ist eine ganz besondere.

Sind Sie ein religiöser Mensch?
Buschbaum: Mit Religion habe ich überhaupt nichts zu tun. Ich sehe mich eher als spirituellen Menschen. Bei den meisten Religionen geht es um die Unterdrückung von Wünschen, das Schüren von Ängsten, dem Leben eine zwanghafte Richtung geben – ich bin eher für eine freie Entfaltung. Ich wurde Katholisch erzogen, davon ist nicht mehr viel übrig geblieben. Ich habe mir sozusagen meinen eigenen Glauben konstruiert (lacht).

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