Elyas M'Barek

Ich bin zu faul für fünf verschiedene Mülltonnen.

"Traumfrauen" heißt der neue Film mit Elyas M'Barek, der gerade in den deutschen Kinos angelaufen ist. Im Video-Interview spricht der Schauspieler über seinen Einblick in die Frauenwelt , das Textlernen, Mülltrennung und Tarot-Karten.

Elyas M'Barek

Elyas, was hast du während dem Dreh zu „Traumfrauen“ neues über Frauen gelernt?
Elyas M’Barek: Während dem Dreh gar nicht so viel, weil ich die Kolleginnen alle vorher schon kannte und bei uns nicht so viel getratscht wurde. Als ich den Film dann aber zum ersten Mal gesehen habe, gab es sehr viele Szenen, die ich zwar vorher schon im Drehbuch gelesen hatte, aber die mir dann bewusst erlebt schon nochmal so einen Einblick in die Frauenwelt gegeben haben. Zum Beispiel wie Frauen so untereinander sind, wenn keine Männer dabei sind und wie sie dann über Männer sprechen, das ist schon ganz interessant.

Hat sich durch diese Erkenntnisse dein Frauenverständnis verändert?
Barek: Nein, ich hatte das auch schon immer vermutetet, aber das war jetzt nochmal die Bestätigung.

Das ganze Interview mit Elyas M’Barek als Video

In einer Szene lernst du mit Leni zusammen für ein Schauspiel-Casting. Wie lernst du persönlich deinen Text?
Barek: Ganz klassisch, so wie man Hausaufgaben macht. Ich habe einen Text und dann lerne ich den. Meistens nehme ich den Gegenpart mit dem Aufnahmegerät auf und lass dann immer Lücken für meinen Text. Dann höre ich mir die Aufnahme an und spreche sozusagen den Dialog und das mache ich solange bis ich nicht mehr über die Worte nachdenken muss, sondern die automatisch kommen.

Gibt es einen besonderen Ort, wo du dich gerne fürs Textlernen aufhältst?
Barek: Meistens zuhause, irgendwo wo es ruhig ist. Ich mache dann mein Handy auch aus, damit ich nicht abgelenkt werde. Es muss halt leise sein.

Gibt es Unterschiede am Set, wenn man in erster Linie nur von Frauen umgeben ist?
Barek: Ne. Es gibt da ja noch ganz viele andere Kollegen, die da am Set sind. Wir haben ja auch ein Team, da gibt’s Leute vom Ton, Kameraleute, Maskenbildner und Kostümleute, da sind ja auch Männer dabei. Außerdem habe ich auch männliche Kollegen im Film, insofern war ich nie der einzige Mann am Set. Was sehr schön gewesen wäre, wahrscheinlich, aber war ich leider nie.

Im Baumarkt hilft deine Rolle, Joseph, Leni mit Kleingeld an der Kasse aus. Was war deine letzte Gentleman-Aktion?
Barek: Gestern saß ich in einem Restaurant und ein Mann ist vom Stuhl gefallen, dem habe ich dann aufgeholfen. Ist man noch Gentleman wenn es um Männer geht? Man muss ja zu einer Frau nett sein…

Frauen wollen ja heute den Macho und den Softie zugleich haben. Wie bringst du das alles unter einen Hut?
Barek: Vielleicht bin ich ja auch gar nix von beidem. (grinst) Du unterstellst mir da jetzt etwas. Ich mache mir ehrlich gesagt nie Gedanken darüber. Ich bin so wie ich bin und denke auch nicht darüber nach, wie ich jetzt gerade wirke, ob ich Macho bin oder Softie. Ich glaube das ist auch unwichtig. Es ist wichtig, dass man höflich ist, das man niemanden verletzt und ansonsten so ist wie man ist.

Glaubst du persönlich an Tarot-Karten und Horoskope?
Barek: Nein, überhaupt nicht. Ich habe auch glaube ich noch nie ein Horoskop wirklich gelesen und mir was dabei gedacht. Das kann ich mir überhaupt nicht vorstellen, ich glaube das ist Aberglaube.

Also ist nichts für dich vorbestimmt?
Barek: Das weiß ich nicht. Das ist irgendwie sehr philosophisch. Ob das Leben so vorher bestimmt ist oder ob es die Taten sind, also die eigenen Handlungen, die natürlich auch Konsequenzen mit sich bringen, ist schwer zu sagen. Ich glaube zumindest nicht, dass Karten darüber bestimmen und Horoskope erst recht nicht.

Zitiert

Als ich gelesen habe, das ich tot sei, kam ich mir verarscht vor.

Elyas M'Barek

Deine Filmpartnerin Leni stellt im Film fest, dass wir alle auf einem Plastikplaneten leben. Wie gut bist du denn bei Mülltrennung und Müllvermeidung?
Barek: Ganz schlecht. Ich bin da überhaupt kein gutes Vorbild. Oder sagen wir so, ich schmeiße wirklich nie Sachen auf den Boden oder so, sondern suche mir einen Mülleimer und versuche auch sonst der Umwelt nicht zu schaden, aber das tut man ja trotzdem irgendwie. Ich fahre ein Auto und erzeuge damit Abgase, benutze aber zum Beispiel kein Deo mit CO2. Es ist so eine Mischung glaube ich. Aber ich trenne zum Beispiel auch kein Müll.

Bist du dafür zu bequem?
Barek: Ja, tatsächlich. Ich bin zu faul dafür, jetzt fünf verschiedene Mülltonnen zu Hause zu haben, vor allem, weil ich ja immer sehe, dass es zum Schluss trotzdem nur in einer Mülltonne landet. (lacht) Ich bin mir dem Ganzen schon bewusst und versuche auch weitestgehend die Dinge, die den Umweltschutz betreffen richtig zu machen, aber ich bin da bestimmt nicht perfekt.

Die Rolle des Joseph wurde dir von der Regisseurin Anika Decker quasi auf den Leib geschrieben. Suchst du dir eher Rollen aus, die deiner Persönlichkeit ähnlich sind oder willst du lieber Figuren spielen, die ganz anders sind als du?
Barek: So habe ich das noch nie betrachtet, dass ich jetzt Rollen spielen möchte, um irgendwie was anders darzustellen, dafür ist das Alles auch viel zu technisch. Ich entscheide vor allen Dingen immer, ob mir das Buch gefällt, also ob das Drehbuch interessant ist und ich die Rolle spannend finde. Außerdem muss ich mich selber auch in der Rolle sehen, jetzt gar nicht privat oder persönlich, sondern ob ich mir vorstellen kann, dass man mir die Rolle abnimmt. Das sind eigentlich so die Hauptfaktoren, nach denen ich mich für ein Drehbuch entscheide.

Was meinst du mit technisch?
Barek: Naja, es ist ja trotzdem einfach Arbeit. Ich finde das immer so ein bisschen Schauspielergefasel, dass man sagt man lebt dann eine andere Figur. Das stimmt einfach nicht. Du bist de facto vor der Kamera vielleicht mal zwei Minuten diese Figur und dazwischen fummelt wieder irgendjemand von der Maske in den Haaren rum und es heißt „und bitte“ und „cut“ und danach musst du wieder zum Catering. Du lebst ja trotzdem dein Leben und führst dann nicht für diese Zeit der Dreharbeiten das Leben einer anderen Figur. Du spielst sie in ganz kleinen, kurzen Momenten und da wird dir meistens auch noch gesagt, wie du sie spielen sollst, also geh von A nach B und dann setzt du dich bitte hin. Und das Drehbuch schreibt dir im Grunde auch schon vor, was du zu sagen hast. Also führt das glaube ich immer ein bisschen zu weit zu behaupten, man lebt da das Leben eines anderen. Aber es ist natürlich schön in diese Welten, zumindest für kurze Momente eintauchen zu können. Die muss ich mir nur trotzdem vorstellen können, wenn das überhaupt nicht passt, dann macht es auch keinen Sinn.

© Warner Bros. Pictures Germany

© Warner Bros. Pictures Germany


Ist man als Schauspieler in gewisser Weise angekommen, wenn extra eine Rolle für einen geschrieben wird? Ist das ein Meilenstein?
Barek: Oder man hat einfach die richtigen Freunde. (lacht) In meinem Fall ist die Regisseurin einfach eine Freundin von mir und hatte da an mich gedacht. Ich weiß nicht, ob es so gewesen wäre, wenn wir uns gar nicht kennen würden, ob sie da auch mich im Auge gehabt hätte oder jemand ganz anderen.

Der Regisseur Boran Dagtekin hat mal gesagt, dass du in Deutschland eine Art Marktlücke füllst. Was für eine Lücke könnte das sein?
Barek: Ich weiß, dass er das mal gesagt hat, ich komm aber nicht mehr drauf, die Antwort kenne ich nicht mehr ehrlich gesagt, ne.

Was kannst du denn, was andere nicht können?
Barek: Ich kann so mit der Zunge machen, (rollt die Zunge) das kann nicht jeder. Und ich kann freihändig Fahrradfahren.

In einem Interview meintest du mal, dass du dank Google Alerts immer im Netz gleich überprüfen kannst, was neues über dich geschrieben wird…
Barek: Das ist schon lange her, das hab ich abgestellt.

Was war denn die schlimmste Ente, die du gefunden hattest?
Barek: Ach, da gibt’s viele. Ich habe vor kurzem erst wieder gelesen, dass ich tot sei. Fand ich sehr interessant.

Wie fühlt man sich da?
Barek: Verarscht. Ich dachte, verarschen die mich jetzt? Ich lese es ja gerade sogar noch. Dann habe ich mich angefasst und gemerkt: Nee, ich lebe noch, das muss eine Falschmeldung sein, das kann nicht stimmen.

Im Film scheint es eine Selbstverständlichkeit zu sein, dass man das Date vor dem ersten Treffen googelt. Machst du das auch?
Barek: Nee, vor dem ersten Treffen sowieso nicht. Meistens danach.

Wie findest du es, dass Apps wie Tinder das Face-to-face-Kennenlernen mehr und mehr ablösen?
Barek: Weiß ich nicht. Ich nutze das nicht, deswegen kann ich da schlecht mitreden. Ich kann mir vorstellen, dass es für viele andere eine tolle Möglichkeit ist schnell Menschen kennenzulernen, für verschiedene Absichten. Da musst du selber grinsen, ne? (lacht)
Das muss jeder für sich selber wissen, wie er damit umgeht, aber vermutlich geht man da einfach mit der Zeit. Es ist halt einfach so, dass die sozialen Medien sehr viel Raum einnehmen und das klassische Kennenlernen in vielerlei Hinsicht ersetzen.

Leni wird ja im Film immer wieder darauf angesprochen, dass sie „echt Berlin“ ist. Bist du „echt München“?
Barek: In gewisser Hinsicht bestimmt. Da ist jetzt aber auch die Frage, was echt München bedeutet. Also wenn du damit meinst, in den Biergarten gehen, gerne an der Isar sein, Brezeln mögen, dann bin ich auf jeden Fall echt Münchner ja.

Und das würdest du auch gegen keine andere Stadt eintauschen?
Barek: Das würde ich so nicht sagen. Ich bin zum Beispiel auch sehr gerne in Berlin, New York, London oder Rom. Es gibt bestimmt auch noch ganz viele andere Städte, wo ich noch gar nicht war und auch in Zukunft vielleicht gerne sein möchte, das kann ich nicht sagen. Ich bin aber auf jeden Fall gerne Münchner und verbringe da gerne sehr viel Zeit.

Schlussfrage: Was ist gerade dein Kampfmantra?
Barek: Habe ich gar nicht. Es gibt kein Kampfmantra. Aber ich glaube „genieße den Tag und sei dankbar für das was du erlebst“, trifft es ganz gut.

 

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