Guano Apes

Man muß sich nicht verstecken vor den amerikanischen Vorbildern.

Gitarrist Henning Rümenapp von den Guano Apes über die erste US-Tour, handgemachte Rockmusik und den deutschen Musikmarkt

Henning, ihr kommt gerade von einer ausgiebigen USA-Tournee zurück – was bringt so eine Tour zum jetzigen Zeitpunkt?
Henning Rümenapp: Was das bringt weiß keiner so richtig. Wir haben auf jeden Fall die Plattenverkäufe etwas angeschoben. Derzeit liegen wir bei wöchentlich so eineinhalb Tausend. Was für eine Newcomer Band, die eigentlich völlig unbekannt ist, eine sehr gute Zahl ist. Na ja, und nachdem wir in Deutschland und Resteuropa relativ erfolgreich waren, haben wir uns überlegt auch mal die USA und dann vielleicht auch England anzugehen. Mal sehr schwierige Märkte antesten. Musik ist eine universelle Sprache und warum sollen die Leute in Amerika nicht auch das hören, was die Leute in Europa gut finden.

Fünf Wochen durch die USA, so im Rückblick, hat sich die Tour gelohnt?
Henning: Es hat jede Menge schöne Stunden gegeben, viele schöne Konzerte. Es hat auch Konzerte gegeben, wo nur zehn Leute da waren. Es ist wieder mal eine ganz spannende Sache gewesen, wieder von den Festivals weg zu kommen. Es hat auch gebracht, dass wir uns oft an die Köppe gekommen sind, so mit acht Leuten hier im Bus. Es ist aber auf alle Fälle eine persönliche wie auch eine musikalische Herausforderung.

Das war Eure erste US-Tour. Würdet Ihr so eine Mammuttour nochmals unternehmen?
Henning: So eine ausführliche wahrscheinlich nicht, es hängt aber auch davon ab, was wir für Angebote bekommen. Das war jetzt schon eine Ochsentour mit sehr, sehr vielen kleinen Sachen. Wir hatten eigentlich gedacht, dass es ein bißchen größer ausfallen würde, aber letztendlich ist das nicht schlecht, denn damit haben wir Argumente fürs nächste Mal. Aus Zeitmangel werden wir natürlich nächstes Mal versuchen eine größere Tour zu bekommen oder für einen größere Band als Support zu aufzutreten.

Eure Platte ist ja schon einige Zeit draußen in Deutschland. Wann kommt was neues von Euch?
Henning: Im April. Endlich kann man es sagen. Im Januar wird alles fertiggestellt. Dann noch etwas Urlaub. Im März kommt dann wahrscheinlich eine Single und im April dann das Album. Das ist so geplant, aber das kann sich alles noch verschieben.

Bei vielen Bands, die ein erfolgreiches Erstlingswerk vorgelegt haben, ändert sich einiges beim zweiten Album. Wie sieht das bei Euch aus?
Henning: Ich hoffe, dass es ein bißchen kompakter geworden ist, dadurch, dass jeder von uns sehr viele Erfahrungen beim Aufnehmen der ersten Platte gemacht hat. Ich denke, dass sehr gutes Songmaterial dabei ist und es wird auf jeden Fall wieder eine sehr große Bandbreite geben. Mit kompakt meine ich, dass wir jetzt einfach besser wissen, wie man Sachen umsetzen kann, die man im Kopf hat, und dass es etwas geradliniger wird. Wir strukturieren das Arrangement jetzt so, dass es einfach schlüssiger wird.

Als ich Euch das erste Mal gehört habe, mußte ich gleich an die Grunge-Szene denken. Wie seid Ihr von diesen Bands beeinflußt worden?
Henning: Ich würde nicht sagen massiv, aber wir sind auf jeden Fall zu einem bestimmten Teil beeinflußt worden. Handgemachte Rockmusik existiert schon über Jahrzehnte und Grunge war wieder eine Renaissance des ganzen. Es hat auf alle Fälle die Türen geöffnet und die Leute haben gemerkt, auch damit kann man Platten verkaufen. Nicht nur mit Dancefloor und Techno. Wir hatten einfach Glück, dass die Plattenfirma an uns geglaubt hat und das als „artist development“ gesehen hat. Das ist aber leider noch zu spärlich gesät. Und unsere Einflüsse, um auf die Frage zurück zu kommen, sind doch gemischt, was man bei der Bandbreite auf der Platte hoffentlich auch hören kann. Wir vier sind schon sehr unterschiedlich, auch was unseren Musikgeschmack angeht. Ich sage immer, das sind so vier verschiedene Ecken und man trifft sich in der Mitte und macht eine Kombination daraus.

Rammstein haben einen riesigen Erfolg hier als deutsche Band und haben vielen deutschen Bands die Türen in den USA geöffnet. Glaubst Du, das hat auch Euch geholfen?
Henning: Auf jeden Fall. Die Amerikaner sind auf alle Fälle viel geschärfter dem europäischen Markt gegenüber. Man sieht das doch auch. Rammstein waren hier, die H-Blockx sind auf Tour und nun wir, das hat es doch über die Jahre noch nie gegeben. Man kann doch die anderen deutschen Künstler, die hier erfolgreich waren, an einer Hand abzählen. Das waren Nena, Scorpions, Falco, Kraftwerk und so viel mehr kommt da auch nicht mehr. Die Amerikaner haben da eine gewisse Ignoranz und auch Arroganz, weil sie sagen, warum scheren wir uns um den anderen Kram, wenn wir doch selber genug im eigenen Land haben. Doch ich glaube, wir haben da schon einiges zu bieten. Also, Rammstein haben ihren Teil dazu beigetragen und alle anderen Bands auch. Und ich hoffe mal, dass wir nun unseren Teil dazu beitragen können.

Von außen betrachtet, finde ich, hat sich der deutsche Musikmarkt in den letzten drei Jahren sehr gewandelt. Viele sind selbstbewußter geworden. Wie bewertest Du den deutschen Markt?
Henning: Selbstbewußt ist eine gute Beschreibung. Ich glaube, man muß sich da nicht verstecken vor den amerikanischen oder englischen Vorbildern. Es gibt sowieso keine Bands mehr, die noch irgendwas neues erfinden, aber irgendwo warten alle drauf. Ich denke, die Magie liegt in der Kombination. Ich glaube, wir als Band – und das sage ich mal so selbstbewußt – wir als Guano Apes haben eine Kombination gefunden, die für uns einen Hauch von Magie enthält.

Wo siehst Du die Guano Apes in fünf Jahren?
Henning: Hoffentlich fünf Schritte weiter. Hoffentlich zwei oder drei Alben reicher. Hoffentlich immer noch in einer musikalischen Entwicklung.

"Open your eyes" heißt die Hitsingle der Guano Apes und mit diesem Song stürmten die Deutschen durch die Rockstationen der USA. Im Dezember 1999 tourten die Guano Apes von der Ost- zur Westküste und überzeugten Fans sowie Kritiker gleichermaßen. Vor mehr

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