Herr van der Horst, beginnen wir mal mit Ihrer Frisur. Soll der Strubbelkopf etwas Bestimmtes ausdrücken, oder interpretiere ich da zu viel rein?
Bis in die 90er Jahre trug ich einen Mittelscheitel, so wie berühmte Boybands damals. Irgendwann fingen alle an, sich darüber lustig zu machen, das war der Moment in dem ich dachte, ich muss meinen Haarschnitt ändern. Hat aber nichts gebracht. Jetzt machen sich erst recht alle darüber lustig.
Sie haben Anglistik und Germanistik studiert, wie gelangten Sie von dort in den Comedy-Bereich?
In erster Linie habe ich studiert, um meine Eltern zu beruhigen und ihnen das Gefühl zu geben, dass ich etwas Sinnvolles tue. In Wahrheit wollte ich immer praktisch arbeiten. Das Studium habe ich sehr nachlässig betrieben und mich mehr darauf konzentriert, meine Rundfunkkarriere voranzutreiben, zunächst beim Bürgerfunk in Köln und dann bei 1Live. Irgendwann hat „TV Total“ dann angefragt ob ich nicht für die tägliche Show schreiben möchte. Da hieß es dann für mich: Adieu Studium!
Bei der Produktionsfirma Brainpool haben Sie Gags geschrieben, für die andere gefeiert wurden. War das nicht frustrierend?
Das ist eine Typfrage. Für die meisten Autoren ist das nicht frustrierend, weil gar nicht das Interesse besteht, vor der Kamera zu stehen. Bei mir war das anders, ich wollte unbedingt ins Fernsehen. Daher war das Schreiben eher unbefriedigend und eine Art Sprungbrett für mich. Bei Stefan Raab bekam ich ja schnell die Möglichkeit als Blasehase Bestandteil des Programms zu sein.
Im rosa Hasenkostüm haben Sie Passanten genarrt und verwirrt. Ich habe es mir angeschaut.
Oh, das tut mir leid. (lacht) Für mich war das die Chance, mit der alles losging.
Wie kam es zu dieser Rolle?
Die Idee zum Blasehasen kam in einer Redaktionssitzung. Es wurde die Frage in den Raum geworfen, wer sich als Hase verkleidet und an einer Möhre bläst. Ich muss der Letzte gewesen sein, der Nein gesagt hat. Mir war immer klar, dass ich jede Möglichkeit nutzen würde um vor die Kamera zu kommen – solange es lustig ist. Auch wenn der Blasehase extrem peinlich war, fand ich es immer lustig. Und es war dann auch tatsächlich ein Wendepunkt, denn nach dem Blasehasen konnte ich immer öfter vor die Kamera – auch unverkleidet.
Was sagen Ihre Eltern heute zu Ihrem Werdegang?
Speziell für den Blasehasen haben sich meine Eltern sehr geschämt. Heute sind sie stolz darauf, was ich tue. Außer ich rede wieder über den Blasehasen. So wie jetzt gerade.
Seit 2009 stellen Sie als Außenreporter der „heute-show“ satirische Fragen an Politiker, Passanten oder Demonstranten. Haben Sie sich jemals für seriösen Journalismus interessiert?
Für mich war immer klar, dass ich Unterhalter sein will. Seriöse Formate sind nichts für mich. Weder kann ich es durchhalten, noch macht es mir Spaß, dauerhaft seriös zu sein. Ich liebe gerade diesen Bruch, in dem eine scheinbar ernste Situation ins Komische abgleitet.
Gibt es Parteien mit einem besonderen satirischen Potential?
Ich habe mich sehr darüber gefreut, dass es die AfD gibt. Das war sozusagen eine wunderbare Ablöse für die FDP.
Warum ist die AfD lustig?
Was ich der AfD hoch anrechne ist, dass bis vor kurzem alle auf den Parteitagen mit mir geredet haben. Das hat leider mittlerweile ein bisschen nachgelassen, aber das kann auch an mir liegen.
Nur zu reden muss nicht automatisch lustig sein.
Ihre Ansichten sind teilweise schon sehr komisch. Ich gehe besonders gerne zu Parteien, die nicht unbedingt meine eigenen Überzeugungen vertreten. Je sympathischer man eine Partei findet, desto schwerer fällt es sich über sie lustig zu machen. Das kostet dann immer Überwindung. Eine Partei, der ich fern stehe, kann ich besser satirisch ausschlachten.
Ist ein Wiedersehen mit ALFA, der neuen Partei von Bernd Lucke, geplant?
Wenn das so richtig offiziell wird, freue ich mich schon sehr darauf. Ich komme gerne. Ich hoffe auch, dass sich Bernd Lucke auf mich freut, aber da bin ich guter Dinge.
Welche Partei beweist am meisten Humor?
Am meisten redebereit sind die Grünen und die FDP, die kommen teilweise schon selbst auf mich zu. Je größer die Partei, desto schwieriger ist es, mit den Leuten zu reden. Die SPD sperrt mittlerweile ab. Da kommt niemand mehr zu den Abgeordneten nach vorne. Aber auch das wird denen nichts nützen, denn ich warte so lange bis sie rauskommen und fange sie ab.
Bisher ist Angela Merkel immer nur an mir vorbeigelaufen.
Gibt es noch Interview-Partner, die Sie für einen seriösen ZDF-Reporter halten?
Bei Parteitagen kennt mich mittlerweile so gut wie jeder, weil alle Politiker die „heute-show“ gucken. Inzwischen ist es sogar so, dass viele Selfies mit mir machen wollen – das ist schon irrtierend.
Leitet das nicht den Niedergang für Ihr Format ein?
Nein. Ich kann trotzdem bissig sein, auch wenn die Leute wissen, dass ich weit entfernt von seriös bin.
Durch Ihren Karriereweg beherrschen Sie das Schreiben von witzigen Formaten, Ihre Auftritte in der „heute-show“ erwecken jedoch den Anschein großer Spontaneität. Trügt der Schein?
Zu den Drehs fahre ich immer mit einer Idee, die ich mir vorher mit den Autoren ausgedacht habe. Aber es kommt natürlich vor, dass sich die Situation vor Ort komplett anders darstellt. Im schlimmsten Fall werfe ich dann alles um und beginne neu. Ich weiß auch nie wie die Leute reagieren und ob sie überhaupt mit mir sprechen.
Decken sich die Situationen denn oft mit den vorher durchgespielten Szenarien?
Der erste Nervenkitzel bei Parteitagen ist die Frage, wen wir überhaupt vor die Kamera kriegen. Wir lauern den Politikern auf und versuchen sie geschickt, möglichst unvorbereitet, abzufangen. Wir sagen ja nicht: Herr Kubicki, haben Sie mal Zeit für ein Interview? Genau von dieser Spontaneität leben unsere Interviews.
Tilo Jung stellt Politikern gerne naive Fragen. Wie stehen Sie zu dieser Strategie?
Anders als Tilo Jung würde ich Politiker niemals duzen. Ich stelle ja schon unverschämte Fragen, aber dabei möchte ich charmant bleiben. Wichtig ist, den Respekt zu wahren, auch wenn die Fragen hart sind.
Was bedeutet für Sie in diesem Zusammenhang charmant?
Ich finde, man kann gemeine Fragen auch mit einem Lächeln stellen und trotzdem respektvoll sein. Denn wenn die Fragen nicht so offensichtlich konfrontativ gestellt sind, sind sie weitaus effektiver.
Wenn Sie Politiker so stark verwirren, dass sie mitunter unvorteilhafte Aussagen treffen, kann das aber auch entwürdigend sein.
Nein. Der Punkt ist ja, dass ich bei Politikern, deren Job das Sprechen ist, überhaupt kein schlechtes Gewissen habe. Das sind rhetorisch geschulte Menschen. Wenn ich die soweit bekomme, dass sie blödes Zeug erzählen, dann freut mich das.
Martin Sonneborn brachte einen Pharmalobbyisten dazu, die eigene Branche schlechtzureden. Hätten Sie an dem Punkt gestoppt, damit derjenige seinen Job nicht verliert?
Man muss sich an dem Punkt halt immer fragen: Ist es das wert? Ich bin ja nicht frei von Skrupeln. Bisher hatte ich noch nicht das Gefühl, jemanden so bloß gestellt zu haben, dass damit große Probleme für ihn verbunden waren.
Wobei eines Ihrer Interviews beim „Wahrheitskongress“ in Witten durchaus Folgen hatte.
Ja, das war eine Ausnahme. Als wir dort Teilnehmer – Leute die sich selbst Reichsbürger nennen – interviewten, gab eine Frau sehr eigenartige Äußerungen von sich. Die Regierung bezeichnete sie als „die wahren Nazis“ und auch vor rechten Parolen scheute sie nicht zurück. Hinterher habe ich erfahren, dass sie ihres Sitzes im Stadtrat enthoben wurde. Das tat mir nicht leid, denn so jemand sollte nicht in solch einer öffentlichen Position sitzen.
Satire kann durchaus Wirkung erzielen. Sehen Sie das als Ihre Aufgabe?
Ich finde, es zeichnet die „heute-show“ aus, dass wir Comedy machen, die eine gewisse Relevanz besitzt. Dieser Gedanke soll sich auch in meinen Beiträgen widerspiegeln.
Ihre Kollegin Christine Prayon sagte uns im Interview: „Wir haben Zeiten, in denen die Satire den Job des Journalisten übernehmen muss. Wer sich zum Beispiel „Die Anstalt“ anschaut, der bekommt dort schon Dinge erklärt, die er in den Mainstream-Medien nicht erklärt bekommt.“ Sehen Sie eine ähnliche Funktion bei der „heute show“?
Es gab ja mal den Vorwurf, dass die „heute-show“ politikverdrossen macht. Das sehe ich überhaupt nicht so. Als ich klein war, habe ich mir auch satirische Comedyformate angeschaut – damals „Hurra Deutschland“ oder „Rudi’s Tagesshow“. Für mich ist die „heute-show“ eher eine Ergänzung zu den Nachrichten, durch die die Leute Lust auf Politik bekommen oder überhaupt erst angeregt werden, sich mit der Politik auseinanderzusetzen.
Martin Sonneborn sagt, Satire gehe „immer von der persönlichen Unzufriedenheit aus.“ Ist die Unzufriedenheit mit der Politik auch für Sie der Ansporn, Satire zu machen?
Ich möchte die Leute zum Lachen bringen. Im Idealfall hat das Ganze dann noch Relevanz und ich rege meine Zuschauer zum Nachdenken an. Generell beinhaltet mein Charakter eine ständige Unzufriedenheit. Das ist aber ein persönliches Problem und bedeutet nicht zwingend, dass ich alles schlecht finde, was in der Politik läuft.
Wenn alles gut läuft, muss man aber nicht zum Nachdenken anregen.
Ja, momentan gibt es wirklich einige Probleme, etwa im Hinblick auf die Demonstrationen gegen Flüchtlinge. Ich habe gerade zwei rechte Demos besucht, weil ich die Menschen vor Ort dazu anregen wollte, mal zu überlegen was sie da eigentlich tun. Auch auf die Gefahr hin, dass mir was zustößt. Wir waren ohne Bodyguards dort. Das Problem für mich war aber nicht die große Anzahl der Nazis, sondern dass auf zehn rechte Demonstranten 300 Gegendemonstranten kamen. Das ist strenggenommen nicht schlecht, sondern sehr gut. Nur das satirische Potential war dadurch begrenzt.
Eignet sich rechtes Gedankengut überhaupt für Satire?
In diesem Fall tatsächlich nicht. Ich habe sowohl im Westen als auch im Osten die Beobachtung gemacht, dass es auf all diesen Versammlungen genau einen klugen Führer gibt. Der rät den Leuten vor der Demonstration, nicht mit mir zu sprechen. Die gehorchen auch. Der Führer weiß offensichtlich selbst, dass die Gefolgschaft nicht immer kluge Statements von sich gibt.
Wann sehen wir Sie auf dem Parteitag der NPD?
Wann ist denn mal einer? Gerne gehe ich da mal hin. Ich würde verstehen wollen, was dort genau passiert. Bei den rechten Demonstrationen merke ich, dass die Situation wirklich schwer zu fassen ist. Da gibt es immer so eine diffuse Wut, die Leute fühlen sich alle vom Leben verarscht, suchen aber die Gründe dafür zuletzt bei sich selbst. Generell sind immer „die da oben“ Schuld, die Politik im weitesten Sinne. Und jetzt eben auch noch die Flüchtlinge. Meist sind das nicht einmal Rechte, sondern Menschen die nicht wissen, was in ihrem Leben schief gelaufen ist und auf was oder wen sie wütend sein sollen.
Würden Sie einen NPD-Parteitag ähnlich angehen wie einen CDU-Parteitag?
Was meine Beiträge ausmacht ist die Tatsache, dass ich auch bei den gemeinen Fragen versuche, charmant zu bleiben. Diese Haltung müsste ich bei einem Parteitag der Rechten schon ändern.

© Sector3 Media GmbH/Ugur Takoz
Aber nicht immer sind Sie charmant. Als es in einer Folge um die Forderung eines CDU-Politikers nach höheren Kassenbeiträgen für Raucher und Dicke ging, beschimpften Sie einen Passanten, Wortlaut „ekelhaft“. Wie leicht geht Ihnen so etwas über die Lippen?
Das war eine Sondersituation, die so mit dem Beteiligten abgesprochen war. Damit wollten wir ja den Politiker, der neben mir stand, provozieren um seine absurde Haltung zu offenbaren. Dementsprechend war die Situation auch nicht so hart, wie sie im Video letztlich aussieht. Ich gebe aber zu: Zufrieden war ich mit der Szene in der Nachschau nicht. Generell finde ich, muss es einen großen Unterschied im Umgang mit Politikern und Passanten geben.
Inwiefern?
Politiker sind rhetorisch geübt, Passanten nicht immer.
Sind Sie schon mal mit Gewalt als Reaktion auf Ihre Arbeit konfrontiert worden?
Nein, überraschenderweise noch gar nicht. Es hilft aber ungemein, immer eine Kamera dabei zu haben. Wenn mich dann einer angreift, haben wir das wenigstens auf Band. Und es könnte eine spektakuläre Szene sein.
Nicht ganz so harmonisch lief es auf dem „Marsch für das Leben“ im Herbst 2014 ab. Das ZDF wurde beschuldigt, einen Bundestagsabgeordneten tätlich angegriffen zu haben. Sind Sie über das Ziel hinausgeschossen?
Nein, definitiv nicht. Das war eine sehr unheimliche Situation, weil besagter Abgeordneter uns eindringlich verfolgte und versuchte, unsere Dreharbeiten zu stören, indem er sich immer vor die Interviewten stellte. Dass er tatsächlich Abgeordneter war konnte ich anfangs gar nicht glauben. Um weiter drehen zu können, mussten wir dann tatsächlich weglaufen, um an anderer Stelle, unbeobachtet von ihm, weiter drehen zu können. Die anschließende Meldung, ich hätte einen Politiker „verprügelt“, war wirklich absurd. Ich habe noch nie Gewalt angewendet.
Sie haben ihn nicht bedrängt?
Nein. Weder verbal noch körperlich.
Pflegen Sie eigentlich auch Freundschaften innerhalb der Politik?
Ich werde oft gefragt, wie viele Handynummern ich von Politikern habe. Die Antwort ist: Keine. Es gibt keine freundschaftlichen Beziehungen und das bewahre ich mir. Wer Satire macht, muss eine gewisse Distanz halten. Es gibt aber Politiker, mit denen würde ich durchaus ein Feierabendbier trinken gehen.
Zum Beispiel?
Wolfgang Kubicki mag ich schon ganz gerne. Oder Claudia Roth.
„Keine FDP heißt auch keine heute-show“ sagten Sie in einer Sendung. Glauben Sie, die FDP-Schelte der „heute-show“ hat der Partei Wählerstimmen gekostet?
Nein, das glaube ich nicht. Ich trage zumindest keinen Anteil daran. Generell kommen die Politiker in den Einspielern ganz gut weg, zumindest wenn sie Humor beweisen und überhaupt mit mir reden. Das zählt für die Menschen eher als Sympathiepunkt.
Rainer Brüderle erhielt 15 Minuten Studiozeit in der „heute-show“. Werden Sie zuweilen instrumentalisiert?
Ich glaube nicht. Gerade Oliver Welke macht seinen Job viel zu professionell, um sich instrumentalisieren zu lassen. Trotzdem hat Rainer Brüderle damit gepunktet, auch Selbstironie vorweisen zu können.
2014 flog die „heute-show“ aus dem Bundestag. War der Grund dafür mangelnder Respekt vor der Hausordnung, wie man es Ihnen vorwarf – oder stand die Angst vor entlarvenden Interviews im Vordergrund?
So genau weiß ich gar nicht, was das Problem war. Im Nachhinein bin ich sehr dankbar für das Verbot. Der Bundestag hat uns eine riesige Aufmerksamkeit gebracht und eine Steilvorlage für drei Einspielerfilme geliefert.
Sie kokettieren in manchen Beiträgen mit der finanziellen Situation beim ZDF. Könnten Sie sich vorstellen, den ZDF-Intendanten Thomas Bellut bei einem Interview zu fragen, warum sein Jahresgehalt noch über dem der Kanzlerin liegt?
Auf jeden Fall. Aber nur, wenn ich den ARD-Vertrag schon in der Tasche habe.
Der Rundfunkstaatsvertrag formuliert als Programmauftrag, dass die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten mit ihren „Angeboten der Bildung, Information, Beratung und Unterhaltung zu dienen“ haben. „Sie haben Beiträge insbesondere zur Kultur anzubieten.“ Zu wie viel Prozent, denken Sie, wird dieser Programmauftrag vom ZDF erfüllt?
Ich bin zufrieden mit dem ZDF-Programm und der Tatsache, dass wir die „heute-show“ überhaupt so machen können wie wir das wollen. Thomas Bellut legt immer wieder die schützende Hand über uns und verteidigt uns gegen unverhältnismäßige Kritik. Das schätze ich. Was aber definitiv fehlt – und da muss man dem ZDF einen Vorwurf machen – das ist meine eigene Show.
Zurück zur Frage. Zu wie viel Prozent erfüllt das ZDF Ihrer Meinung nach den Programmauftrag?
Der Programmauftrag heißt eben auch, dass man Unterhaltung macht.
Neben Information und Bildung für alle Zielgruppen…
Ich finde schon, dass das Programm jünger sein könnte. Das versucht man ja mit ZDFneo, aber das ist in der Tat zu wenig. Sie wollen wirklich eine Zahl hören?
Ja.
Ich weiß es nicht.
Mal ein Beispiel: Wenn ein Film wie „Das Schweigen der Quandts“, eine Dokumentation auch von historischer Relevanz, in der ARD erst um 23:30 Uhr ausgestrahlt wird, ist das dann, in Anbetracht der wenigen Zuschauer zu dieser Uhrzeit, noch die Erfüllung des Bildungsauftrags?
Von mir aus kann „Das Schweigen der Quandts“ auch um 20:15 Uhr laufen, z.B. anstelle einer austauschbaren Quizshow oder einer Rosamunde Pilcher-Verfilmung. Aber es ist eben auch so, dass viele Andere das sehen wollen.
Die öffentlich-rechtlichen Sender definieren sich über die Quote?
Vorrangig natürlich über die Qualität. Man darf aber auch nicht die Quote vernachlässigen, denn wenn keiner die Sendung schaut, ist auch keinem gedient. Was ich gerade dem ZDF hoch anrechne ist aber, dass sie langen Atem bewiesen haben, als die Quoten für die „heute-show“ anfangs einfach schlecht waren. Die Verantwortlichen haben an unser Format geglaubt. Das wäre bei den Privaten aufgrund der Quote nicht so abgelaufen.
Die Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF) beklagt jedoch, dass bei den Sendern zu wenig für Innovation getan werde – und dass zu viel Geld in Personal fließt.
Da fließt viel in die Pensionen, das stimmt und das ist Mist! Abwenden kann man das jetzt nicht mehr. Ich habe allerdings nicht den Eindruck, dass bei den Öffentlich-Rechtlichen heutzutage mit Geld um sich geworfen wird. Das Einsparen von finanziellen Mitteln ist ein ständig präsentes Thema. Aber dass zu wenig für Innovation getan wird, ist definitiv richtig.
Und dass Sie mit 17,50 Euro im Monat Rosamunde-Pilcher-Verfilmungen mitbezahlen, das schmerzt Sie nicht?
Nein. Ich zahle ja auch für Formate, die ich gut finde. Es kann ja nicht jeder alles gut finden. Mir ist letztens aufgefallen, dass ich fast überhaupt keine Privaten mehr gucke. Wenn ich mir vorstelle, wie das Programm mit ausschließlich privaten Sendern aussähe, wird mir schummrig.
Gibt es einen Politiker den Sie unbedingt noch treffen wollen?
Ich will unbedingt Frau Merkel treffen. Bisher ist sie immer nur an mir vorbeigelaufen, die sollte gefälligst mal stehen bleiben. Ich habe mehrfach gehört, dass die Kanzlerin gerne die „heute-show“ guckt, da ist es ihre Pflicht, uns auch mal ein Interview zu geben.
Angela Merkel erscheint in Interviews allerdings oft sehr spröde …
Genau deshalb würde mich das reizen. Ich mag ja gerne den Bruch. Aufbrechen ist ein hartes Wort, aber ich würde ihr gerne mal die Teflon-Beschichtung aufbrechen und ein anderes Bild von ihr sehen.
Unter dem Namen Jimmy Breuer haben Sie früher einige Bühnenauftritte absolviert. Könnten Sie sich vorstellen wieder als Comedian auf Tour zu gehen?
Ich denke darüber immer wieder nach. Meine Leidenschaft ist aber das Fernsehen. Auch wenn mir Liveauftritte Freude bereiten, nehmen Touren wahnsinnig viel Zeit in Anspruch. Ich bekomme ja mit, dass Comedians, die ständig auf Tour sind, ihre Fernsehsendungen eher vernachlässigen.
Wie sehen Ihre konkreten Planungen für die Zukunft aus?
Der nächste Schritt wäre definitiv die eigene Show. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass es kein ernstes Format mit mir geben wird. Seriös können Andere besser.
Also gerne „Horst aber Fair“ auf dem Sendeplatz von Frank Plasberg?
Von mir aus jederzeit – ich bin bereit.
„Die Methoden sind denen des Terrorismus nicht unähnlich.“
http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/vorfuehrung_von_wehrlosen_die_heute-show_und_und_wie_man_sich_wehren_kann