Herr Friedman, Sie sind bekannt für Ihren Interview-Stil, der nicht selten als unbarmherzig beschrieben wird. Seit kurzem führen Sie für die „Welt am Sonntag“ Politiker-Interviews, die nicht der Autorisierungspraxis unterliegen. Wie ist das bei den Interviews, die Sie selbst geben?
Michel Friedman: Ich halte es für eine unerfreuliche Entwicklung – die es übrigens in den angelsächsischen Ländern nicht gibt – dass Interviews autorisiert werden müssen. Ich habe aber in dem Moment Verständnis dafür, wenn sich eine Redaktion aus einem langen Interview subjektiv und beliebig nur die Teile heraussucht, die ihr gerade passen und diese so zusammensetzt, dass eine ganz andere Kernaussage entsteht, als die, die ich gemacht habe. Es ist auch eine Frage der Fairness, dass man ein Gespräch nicht nach eigenem Gutdünken zusammenschnipselt. Und wenn diese Vorraussetzung gegeben ist, gibt es für mich überhaupt keinen Grund und kein Argument, warum ein Gespräch nicht eins zu eins gedruckt werden kann. Ein Politiker, der sich im Fernsehen oder im Radio live seinen Worten hingibt, kann schließlich auch nicht mehr sagen: Ich ziehe diesen einen Gedanken oder den anderen Satz zurück. Dasselbe muss im Print-Interview auch gelten.
Übrigens ein kleiner Einwand, ich bin nicht unbarmherzig. Ich bin oft gescholten, dass es unhöflich sei, dass ich die Politiker unterbreche. Dass tue ich aber nur in dem Moment, wo der Politiker unhöflich ist und keine Antwort auf meine Frage gibt.
Wurden Sie selbst schon mal auf ähnlich konfrontative Art und Weise interviewt?
Friedman: Ja, ich erinnere mich an eine Sendung, die ich noch mit Friedrich Küppersbusch gemacht habe, als er „ZAK“ moderiert hat. Das fand ich faszinierend. Kontroverse und harte Interviews verbessern die Konzentration des Interviewten.
Wie bereiten Sie Ihre Interviews vor?
Friedman: Ich denke, es ist wichtig, so offen wie möglich in ein Gespräch zu gehen. Je mehr Sie Interviews anderer gelesen haben, desto mehr sind Sie bereits verdorben. Gut, da ich politische Interviews führe, muss ich natürlich über Sachverhalte informiert sein, das ist klar. Das Schlimmste, was Ihnen passieren kann, ist, dass die andere Seite Sie mit Zahlen oder Fakten bombardiert, die Sie nicht überprüfen können. Also gebe ich mir Mühe, mindestens so viel zu wissen, wie der, den ich interviewe. Alles andere entwickelt sich aus dem Gespräch.
Bei der Lektüre Ihres Interviews vom Januar mit der Grünen-Chefin Claudia Roth fällt auf, wie Sie bei ihr den Finger in die Wunde legen, bezüglich der CIA-Flüge in Europa und der BND-Agenten im Irak, deren Aktivitäten die Grünen als Regierungspartei mit zu verantworten hatten. Schuldeingeständnisse sind bei Politikern allerdings rar – haben Sie in Ihren Interviews schon mal eines erreicht?
Friedman: Mir geht es nicht um Schuldgeständnisse. Schuld ist ein außerordentlich philosophisch-moralisch besetzter Begriff. Mir geht es darum, die Tatsachen einerseits und die subjektive Einordnung der Tatsachen andererseits im Gespräch für den Zuschauer mit all seinen Facetten zu entkleiden. Politiker, generell Menschen in der Öffentlichkeit, haben das Bedürfnis, sich so gut wie möglich darzustellen, was ich gar nicht kritisiere. Das ist nicht nur Eitelkeit, sondern das hat auch etwas mit inhaltlicher Produktwerbung zu tun. Meine Aufgabe – und wie ich finde, die Aufgabe von Journalisten insgesamt – ist, dies auf einen Prüfstand zu stellen. Und wenn sich dabei herausstellt dass es eine Stringenz gibt, dann ist das gut, und wenn es aber keine Stringenz gibt, dann ist es höchste Zeit, dass wir das erfahren.
Ihr Auftreten in der Talk-Sendung „Vorsicht Friedman“ ist damals bei vielen Zuschauern auf ablehnende Haltung gestoßen, Ihre Art wurde nicht selten als arrogant beschrieben – inwiefern sind Sie sich Ihrer äußeren Erscheinung bewusst?
Friedman: Ich glaube, jeder Mensch, ob jetzt öffentlich oder nicht, muss in seinem Leben ein Maximum an Selbstbestimmung und ein Minimum an Fremdbestimmung lernen. Die Erwartungen und Bewertungen der Umwelt, sind etwas, was man zwar zur Kenntnis nehmen muss, was einen aber nie prägen darf. Ich habe immer versucht, authentisch zu sein, auch wenn das auf Kosten von Beliebtheit ging und geht. Aber ich möchte nicht primär geliebt werden, umso mehr nicht von einer anonymen Masse, die mich eh nicht kennt. Sondern wenn ich geliebt werden will, dann von den Menschen, die mich kennen und mit denen ich in einer engen Beziehung stehe. Was ich will, ist nach meinem eigenem Selbstverständnis zu leben und zu sein, soweit wie möglich kompromisslos. Und diesen Luxus gönne ich mir, das ist mein Leben, mehr habe ich nicht. Ich bin seit meiner Kindheit erzogen worden, dass Streitkultur Lust und nicht Last ist. Ich komme aus Frankreich, da ist Berührung, da ist Umarmung nicht etwas Verdächtiges, sondern etwas Urmenschliches, Zärtliches und Selbstverständliches. Ich genieße diese Erfahrung und bin nicht bereit, mich in eine verkühlte Eisbox zu verwandeln.
Im Fall des Politikers Jürgen Möllemann war es dann aber nicht mehr die anonyme Masse. Seine damaligen Äußerungen, Sie würden mit Ihrem Auftreten antijüdische Ressentiments schüren, wie sehr hat Sie das persönlich getroffen?
Friedman: Das Problem seiner Äußerungen war, dass er sie nicht der Person Michel Friedman an sich zugeordnet hat, sondern sie eingeordnet hat in den Kontext, der Jude Friedman würde dadurch Antisemitismus fördern. Diese Gedankenwelt ist eines der typischen antisemitischen Klischees. Wenn Sie jetzt zum Beispiels ein „Arschloch“ sind, kommt keiner auf die Idee, zu sagen, Sie gefährden damit das Christentum. Dasselbe ist für mich als Jude der Fall. Eine direkte Kritik an Michel Friedman, und sei sie noch so subjektiv und in meinen Augen ungerecht, ist völlig legitim. Aber eine Kritik, die mit dem Begriff „der Jude Michel Friedman“ verbunden wird, ist unerträglich und auch nicht aushaltbar.
War Möllemann in Ihren Augen ein Populist, ein Einzeltäter, der …
Friedman: Er war kein Einzeltäter, denn Großteile seiner Partei, inklusive des Parteivorsitzenden Guido Westerwelle haben ihn damals mit unterstützt.
Haben Sie ihn denn auch als eine Art Stellvertreter gesehen, für einen Teil der Bevölkerung, der diese Denkweise vertritt?
Friedman: Nach allen Umfragen, die wir von wissenschaftlichen Instituten und Universitäten haben, bekennen sich etwa 20 Prozent aller Deutschen dazu, dass sie rassistische und antisemitische Vorurteile haben. Und sie sind nicht allein damit, in Frankreich ist gerade eine Untersuchung veröffentlicht worden, nach der sich sogar 30 Prozent zu ihrem Rassismus bekannt haben.
Diese 20 Prozent in Deutschland haben sich mit Sicherheit von dem, was Jürgen Möllemann und Teile der FDP gemacht haben, angesprochen gefühlt. Und ich bin auch überzeugt davon, dass dies damals ein Stück des FDP-Wahlkampfs und des strategischen Denkens der Partei war.
Wo Sie gerade Frankreich erwähnt haben, dort gab es im Februar den Mordfall Ilan Halimi. Ein jüdischer Verkäufer wurde erst entführt und nach fehlgeschlagener Gelderpressung ermordet. Die Kidnapper gaben später als ihr Motiv an „weil Juden Geld haben“. War das einfach nur kriminell? Oder war es antisemitisch?
Friedman: Es war beides. Die Handlung an sich ist erst einmal objektiv ein Verbrechen, die Begründung dieses Verbrechens war antisemitisch. Denn auch dies ist eines der ältesten antisemitischen Klischees, „Juden sind reich, Juden haben Geld“ usw. Wenn man sich das Judentum in der Bundesrepublik Deutschland anschaut und die jüdischen Gemeinden, weiß man aber, dass dort die Sozialstrukturen – inklusive der Juden, die sozialhilfebedürftig sind – absolut analog zur Gesamtbevölkerung sind.
Aber warum hat sich dieses Klischee so lange gehalten?
Friedman: Der Antisemitismus ist keine deutsche Erfindung, sondern er ist in den letzten zwei Jahrtausenden vor allen Dingen durch die organisierte christliche Kirche – nicht durch den Glauben, aber durch die organisierte Kirche – in unsere Kultur eingeflossen. Der religiöse Anti-Judaismus ist eines der klassischen Elemente der christlichen Identität gewesen. Dass die Juden Christus ermordet haben, ist eine Lüge, die bis zum zweiten vatikanischen Konzil 1962 aufrecht erhalten wurde. Und dass solche Vorurteile, die durch die gesellschaftspolitische Legitimierung und Legalisierung von Antisemitismus über Jahrhunderte aufrecht erhalten wurden, sich nur sehr langsam wieder abbauen, das ist eine Banalität.
Nun gibt es antisemitische Strömungen auch unter Muslimen, wofür die jüngsten Äußerungen des iranischen Präsidenten Ahmadinedschad ein extremes Beispiel sind. In Bezug auf Deutschland: Geht hierzulande für die Juden eine größere Gefahr von Neonazis aus oder von Islamisten?
Friedman: Ich glaube, dass es eine Gefahr für Juden in Deutschland gibt, weil es einen gewalttätigen Rechtsradikalismus gibt, wie uns alle Verfassungsschutzämter und die Landeskriminalämter Jahr für Jahr leider bestätigen müssen.
Und in der Tat gibt es neben dem klassischen, antisemitischen, rechtsradikalen oder auch aus der linken Argumentation kommendem Antisemitismus ein neues Gefährdungspotential aus den islamistischen Bereichen. Wenn Sie den Iran nehmen, wenn Sie die neue Hamas-Führung der Palästinenser sehen – deren Hauptbotschaften sind: Vernichtet das Judentum, vernichtet Israel, vernichtet die Zionisten. Dies ist sehr ernst zu nehmen. Selbstmordanschläge haben sich nicht nur gegen den Staat Israel gerichtet, sondern es gibt Anschläge auf Synagogen, Anschläge auf Juden und leider sind das mittlerweile nicht mehr nur Einzelfälle.
Doch ist der Aufschrei, wenn die Täter Nazis sind, noch wesentlich größer, als wenn sie aus den Reihen der Islamisten kommen.
Friedman: Ich glaube, dass spätestens seit der iranische Staatspräsident sich in einer unerträglichen, aber wenigstens ehrlichen Art und Weise geäußert hat – als er das gesagt hat, was viele andere arabische, islamistische Staaten auch denken – der Weltöffentlichkeit bewusst geworden ist, dass dies eine ganz große Gefahr ist.
Und da Israel und das Judentum ja auch für westliche Zivilisation stehen, müssen wir uns alle darüber bewusst sein, dass das erst immer nur der Anfang der Hassgedanken darstellt und das letztendlich wir alle gemeint sind und nicht nur Juden oder Israelis.
Stellt Ahmadinedschad eine Gefahr für Israel dar, oder für die Juden?
Friedman: Ich glaube nicht, dass der iranische Staatspräsident eine Gefahr darstellt, aber es ist eine ernst zunehmende Situation und wenn man sie nicht ernst nimmt, dann entwickelt sich daraus eine Gefahr. Nicht nur für Israel, nicht nur für die Juden und nicht nur für Amerika – sondern auch da geht es um die westliche Zivilisation, die verachtet wird. Und dazu gehört auch Deutschland. Dieses Gefahrenpotential ist ernst zu nehmen.
Wird es das bisher zu wenig?
Friedman: Die europäische und vor allem die deutsche Verdrängung solcher Konflikte wird unter Umständen dazu führen, dass die ultima ratio nichts anderes zulässt als auch militärische Optionen. Und das ist in der Tat sehr problematisch.
Gespräche werden immer wieder gesucht, von der UNO mit dem Iran, von der israelischen Regierung mit den Palästinensern. Letztere haben nun die Hamas als Regierungspartei gewählt: Sollte Israel auch mit der Hamas verhandeln?
Friedman: Würden Sie ein Gespräch mit jemandem führen, der eine Pistole auf den Tisch legt und sagt: „Nach dem Gespräch bringe ich dich um“?
Die Hamas ist eine Selbstmordattentatsorganisation, eine Organisation, die ja auch bei den Europäern als eine Terror-Organisation gelistet ist und die niemals, übrigens auch nicht von den Europäern, unterstützt worden ist. Auch in Deutschland gilt die Hamas e.V. als eine terroristische Organisation.
Wenn Sie Gespräche mit der Hamas für unmöglich halten, was ist dann in der jetzigen Situation zu tun?
Friedman: Ich glaube, dass es informelle Gespräche zwischen den gemäßigten Palästinensern und den Israelis gibt. So wie es sie zu der Zeit gegeben hat, als die Fatah eine Terrororganisation war.
Aber es ist richtig, auch zur Selbsteinordnung der eigenen Werte, dass man einer Organisation, die sagt „Vernichtet den Staat Israel, wir stehen zu terroristischen Selbstmordattentaten und wir erkennen die schwer erreichten Kompromisse zwischen Präsident Abbas und den Israelis nicht an“, dass man einer solchen terroristischen, politischen Kraft die rote Karte zeigt. Um sie letztendlich zu zwingen, sich zu bekennen und jetzt, wo sie Verantwortung hat, entweder pragmatisch, realistisch zu werden oder als Gesprächspartner isoliert zu bleiben.
Sie haben schon vom Hass auf den Westen, auf die westliche Zivilisation gesprochen – welche Wurzeln hat dieser Hass für Sie konkret?
Friedman: Es gibt eine Vielzahl von Wurzeln für Fanatismus und Hass. Das eine hat damit zu tun, dass wir hier von Menschen reden, die seit Jahrhunderten unter Diktaturen und Diktatoren leben, was dazu führt, dass deren Wissen über die Welt außerhalb der Diktatur sehr begrenzt ist, dass sie Opfer von einer intensiven Propaganda sind, die Feindbilder aufbaut. Diktaturen leben davon, dass sie Feindbilder aufbauen müssen, um von ihrer eigenen Diktatur abzulenken.
Es hat aber auch damit zu tun, dass die Aufklärung in islamistischen Staaten noch nicht stattgefunden hat. Da sollten wir auch ein Stück weit zurückhaltend und demütig sein. Denn auch in diesem christlichen Europa gab es Kreuzzüge, gab es Hexenverbrennungen, gab es unendlich viel Blutvergießen vor der christlichen Aufklärung. Erst mit der Aufklärung und mit der Akzeptanz, dass es nicht eine Wahrheit, eine Weisheit, eine Religion gibt, sondern dass der Mensch in seinem Pluralismus das Wunder bedeutet, hat sich das blühende, freie Leben der Menschen, auch in der Gegenwart in unserem Europa entwickelt.
Aber sehen Sie nicht auch in den von der US-Regierung angestrebten Kriegen Gründe für diesen Hass auf den Westen?
Friedman: Das kann auch eine der Ursachen sein. Und trotzdem legitimiert dies keine terroristische Reaktion. Man muss immer noch von Ursache und Wirkung sprechen. Das Unglück der geknechteten Völker kommt nicht aufgrund dessen, dass Amerika ein freies, demokratisches Land ist, sondern dass diese Länder und Völker von Diktatoren teilweise in unmenschlichster Art und Weise gehalten, geknechtet ja gefangen genommen worden sind. Und es mag ein streitiges Thema sein, ob es richtig ist, dass die freie Welt, um Freiheit in anderen Ländern einzuführen, auch militärische Optionen wählt.
Aber nehmen Sie die aktuelle Diskussion über den Kongo-Einsatz. Auch hier sagen wir, UN-Truppen wie auch plötzlich europäische Truppen sollen die erste freie Wahl nach 40 Jahren im Kongo sichern. Das ist von der Philosophie her nichts anderes als die Argumentation von Präsident Bush, warum er in den Irak gegangen ist. Auf der anderen Seite: Können freie Länder und Menschen offenen Auges, ohne zu handeln mit ansehen, wie in Teilen dieser Welt Massentötungen von Bevölkerungen stattfinden, wo Menschen hungern, ihrer Freiheit beraubt sind und im Elend leben? Ab welchem Punkt hier eine Handlungspflicht besteht, das ist mit Sicherheit das philosophisch-politische Thema des 21. Jahrhunderts.
Konkret den US-Einsatz im Irak, sehen Sie den als legitimiert an?
Friedman: Ich glaube, dass die Amerikaner, was den Irak-Krieg angeht, einen Fehler nicht in dem ‚ob’, sondern in der Begründung des ‚ob’ gemacht haben. In dem sie gelogen haben. In dem sie falsche Begründungen angegeben haben, haben sie ihre Ernsthaftigkeit und ihre Glaubwürdigkeit aufs Spiel gesetzt.
Aber ich sage noch einmal: Die Frage, was schaut man sich wo an, haben wir beim Jugoslawien-Krieg zum Beispiel auch als Deutsche beantwortet. Es war der Punkt gekommen, wo wir militärisch interveniert haben. Also, ein kategorisches Schwarz-Weiß-Denken ist nach der Erfahrung auch des 20. Jahrhunderts mit seinen zwei Weltkriegen für uns heute nicht mehr durchhaltbar.
Apropos schwarz-weiß – haben Sie „Tal der Wölfe“ gesehen?
Friedman: Ich habe Ausschnitte gesehen, zum Beispiel die Szene, in der ein Arzt Organe nach Israel verschickt. Das ist übrigens eines der alten Klischees, die es pur und nicht in der Light-Version in der heutigen arabischen Propaganda, sowohl im Spielfilm als auch im Dokumentarfilm gibt, wonach Juden das Blut von Nichtjuden zu Pessach zum Backen von Mazze nutzen. Ich finde diese Szene unerträglich und sie reicht, mindestens den Verdacht äußern zu dürfen, dass hier mit antisemitischen Klischees versucht wurde, Stimmungen hervorzurufen, die es eben als Vorurteil und als Klischee schon seit Jahrhunderten gibt.
Sie haben vor wenigen Wochen den Bildband „Die andere Türkei“ herausgegeben, in dem sich verschiedene Politiker, Unternehmer, Wissenschaftler, Journalisten sehr positiv über die Entwicklung der Türkei äußern, auch im Hinblick auf einen möglichen EU-Beitritt. „Tal der Wölfe“ allerdings ist mittlerweile der erfolgreichste türkische Film – woher kommt dieser Optimismus?
Friedman: Wenn ein Jude nach dem Holocaust in Deutschland wieder lebt, wie meine Eltern es getan haben, und wie ich es tue, dann heißt dies immer auch, dass man geprägt ist von dem Optimismus, dass Menschen lernfähig sind. Was Sie jetzt kritisch angemerkt haben, ist richtig, es gibt noch viele andere kritische Dinge, die man über die Türkei diskutieren muss und das Buch ist eben nicht nur positiv sondern zeigt auch auf, dass es noch sehr viel zu tun gibt.
Wenn die Bundesrepublik nach 1945 eine Erfolgsstory geworden ist, in nur zwei Generationen, und trotzdem noch rechtsradikale Parteien in Landtage gewählt werden, wenn wir sehen, was uns Skinheads und junge Nazis uns heute immer noch an Herausforderungen antun, dann sollte man vorsichtig sein – und dann muss man sich entscheiden: glaubt man daran, dass die Minderheit einer Bevölkerung, die eine Welt will, in der der Mensch gehasst und nicht geachtet wird, mit der Mehrheit fertig wird, oder umgekehrt? Ich habe mich dafür entschieden, dass die Mehrheit mit der Minderheit fertig wird.
An dieser Stelle ist vielleicht interessant anzumerken, dass es „Mein Kampf“ in der Türkei immerhin in die Bestseller-Listen geschafft hat. In Deutschland ist das Buch ja gesetzlich verboten. Halten Sie das für richtig?
Friedman: Darüber kann man streiten. Nehmen Sie die Amerikaner, in deren Verfassung ist das Amendment „Freedom of Speech“ unteilbar. In Amerika können Nazis mit ihren Nazi-Uniformen in jeder Stadt demonstrieren, können sagen und schreiben, was sie wollen, ohne dass es dafür strafrechtliche Konsequenzen gibt.
Man kann beide Positionen trefflich begründen. Ich glaube aber, dass Deutschland mit der gerade 60 Jahre alten Nachkriegsgeschichte sich zu Recht entschieden hat, auch juristisch Signale zu setzen und dies zu verhindern.
Gibt ein Verbot aber nicht Verschwörungstheorien Nahrung, ist es nicht auch eine Einladung an Leute wie Martin Hohmann, dieses Tabu für rechten Populismus zu nutzen?
Friedman: Das mag sein. Aber junge Neonazis werden heute nicht deswegen zu Nazis, weil „Mein Kampf“ verboten ist, sondern weil sie von ihrem erwachsenen Umfeld mit diesem Gift beeinflusst worden sind. Dieses Gedankengut ist in unserer Gesellschaft, unabhängig davon, ob „Mein Kampf“ verboten ist, oder nicht. Und ob ein Verbot eine Auswirkung hätte auf den Kampf gegen den heutigen Nazismus? Ich für mich persönlich bin zu 51% zu dem Ergebnis gekommen, dass es richtig ist, dies unter Strafe zu stellen. Aber sie sehen an dieser Zahl, dass ich damit – auch als Demokrat und als Jurist – nicht uneingeschränkt glücklich bin.
Haben Sie „Mein Kampf“ gelesen?
Friedman: Ja, natürlich.
Warum?
Friedman: Ich habe es gelesen, weil ich verstehen wollte, dass viele Menschen, bevor die Konzentrationslager beschlossen und gebaut wurden, bereits wissen konnten und mussten, wohin der Weg Hitlers geht. Und da ich nach dem Krieg in Deutschland damit konfrontiert wurde, dass mir Menschen erstens gesagt haben „Wir haben nichts gewusst“ und zweitens „Konzentrationslager habe ich nicht gewollt“ – denen wollte ich die Frage stellen, ob denn das, was vor den KZs war, nicht schon reichte, um „Nein“ zu schreien. Hättet ihr „Nein“ gesagt, wäre es nicht zu KZs kommen. „Mein Kampf“ war schon Ende der 20er Jahre von jedem erfahrbar. Dies hingenommen zu haben war bereits die Katastrophe, die zur nächsten geführt hat.
Begegnet Ihnen persönlich im Alltag viel Antisemitismus?
Friedman: Es begegnet mir nicht viel, aber wenn, immer zu viel davon. Meist sind das antisemitische Gedanken, die in einer subtileren Version formuliert werden, als das, was wir von den Skinheads oder NPD-Homepages kennen.
Kontroverse und harte Interviews verbessern die Konzentration des Interviewten.
Können Sie ein Beispiel nennen?
Friedman: Ein Klassiker ist, dass ich immer noch als israelischer und nicht als deutscher Staatsbürger identifiziert werde. Ein anderes Beispiel ist, dass Leute sagen, „Ich habe nichts gegen Juden, aber..“ und dann kommen ganz unterschiedliche Klischees.
Oder dass viele Deutsche, wenn sie gefragt werden, wie viele Juden in Deutschland leben, nicht auf die reale Zahl von 100.000 bis 120.000 kommen, sondern in die Millionen gehen. Das bedeutet, dass die Phantasie und der Wahn vor dem „jüdischen Einfluss“ auf die westliche Welt und Gesellschaft immer noch existiert.
Inwiefern besteht aber zumindest ein besonderes Verhältnis zwischen Juden und Deutschland? Jene Organisation, deren Vize Sie waren, wurde gegründet als „Zentralrat der Juden in Deutschland“ und nicht als „Zentralrat der deutschen Juden“, Ignaz Bubis hat sich in Israel begraben lassen…
Friedman: Es gibt auch viele Deutsche Christen, die eine besondere Beziehung zu Mallorca haben. Es gibt Affinitäten und in dem Fall ist Israel der religiöse Mittelpunkt aller Juden der Welt, Jerusalem mit der Klagemauer ist das wichtigste Symbol der jüdischen Religion. Aber jede Unterstellung, es gäbe eine doppelte Loyalität von Juden ist einer dieser uralten antisemitischen Blickwinkel. Ich bestehe darauf, als deutscher Staatsbürger, dass mich deutsche Staatsbürger als solchen respektieren. Punkt.
Kommen wir einmal auf Deutschland als Zuwanderungsland zu sprechen. Sehen Sie die Integration von Einwanderern in Deutschland als gelungen an oder eher als gescheitert?
Friedman: Ich denke, sie ist grundsätzlich gelungen, wir haben über sieben Millionen Ausländer in Deutschland und das ist an sich erst mal eine Erfolgsstory. Zu einer Fehlentwicklung kam es dort, wo bereits in den 60er und 70er Jahren ein gegenseitiges Missverständnis des Provisoriums bestand, des Lebens ausländischer Mitbürger. Und zwar sowohl auf der Seite der ausländischen Einwanderer als auch auf der Seite der deutschen Mehrheitsgesellschaft. Das hat dazu geführt, dass die nächsten Generationen weder von Seiten der ausländischen Eltern noch von Seiten der deutschen Bildung mit den Instrumenten und der Energie dazu geführt wurden – sowohl was die Sprache, als auch ihre Identität angeht – sich mit einer Zukunft in der Gemeinschaft Bundesrepublik Deutschland anzufreunden und sich als ein Bestandteil dieser Zukunftsentwicklung zu verstehen.
Wir sind jetzt in der dritten Generation und erleben diese Fehlentwicklungen und deren Auswirkungen dramatisch. Das ist aber kein Beweis dafür, dass wir zu viele Ausländer haben, wie viele sagen. Es ist auch kein Beweis dafür, dass eine multikulturelle Gesellschaft eine Fehlentwicklung ist, sondern es ist ein Beweis dafür, dass mit einer Realität falsch umgegangen worden ist.
In einer Zeit, in der wir das größte multikulturelle Experiment Europas betreiben und die europäische Union auf bald 25 Länder ausgeweitet haben, in denen die Menschen emigrieren und wandern können, mit Anspruch auf Arbeits- und Aufenthaltsgenehmigung, müssen wir daran arbeiten, diese Fehlentwicklungen aufzuheben. Wichtig ist die Idee, die dahinter steckt, nämlich, dass wachsende und kreative Gesellschaften immer nur leben, dank offener Geister und offener Grenzen.
Für wie sinnvoll halten Sie die Einbürgerungstests?
Friedman: Ich halte die Idee, Tests bei Einbürgerungen zu machen, an sich für richtig. Die Idee ist weder ausländerfeindlich, noch ist sie ein Zeichen von gesteigertem Nationalismus. Und ich hoffe, dass wir uns am Ende der Diskussion darüber einig sind, dass wir gleichberechtigt miteinander umgehen und dass Staatsbürgerschaft eigentlich niemandem gehört. Denn die Staatsbürgerschaft ist eine Willenserklärung derjenigen, die sie annehmen, sich als ein Teil der Gemeinschaft und der Gesellschaft zu empfinden.
So, wie wir es heute betreiben, führt es zu Fehlentwicklungen bei Teilen der ausländischen Community, die sich zum Beispiel an dem Begriff „Deutsch-Türke“ ablesen lassen. Ein Amerikaner, der ganz verschiedene Wurzeln hat – chinesische, japanische, türkische oder deutsche – der wird immer auf die Frage, „Was bist du?“ antworten: „Ich bin Amerikaner. Und ich habe Roots, Identitäten, die ich mitbringe.“ Wir müssen in Deutschland eine ähnliche Situation schaffen, ein Deutscher ist eben auch nicht monokausal strukturiert, sondern hat, wenn er aus einem anderen Land hierher gekommen ist, Identitäten, die er mitbringt.
Nun schraubt Deutschland seit einiger Zeit seine Grenzen für Einwanderer immer höher. Ist das der richtige Weg, die Integrationsproblematik in den Griff zu kriegen?
Friedman: Ich glaube nicht, dass es richtig ist, mit Angst zu reagieren, sondern man muss den Menschen gegenüber offen sein, aber dann auch eine entsprechende Diskussion führen. Es hilft nicht, am Ausländer mit deutscher Identität zu experimentieren, sondern es muss parallel dazu die deutsche Identität an sich diskutiert und definiert werden. Auch bei denen, die seit Jahrzehnten oder über ihre Generation hinweg deutsche Staatsbürger sind. Da sehe ich noch ein großes Defizit, was man ja an diesen Einbürgerungstests sieht. Ich zum Beispiel hätte so einen Test nicht bestanden.
Was sollte denn Ihrer Meinung nach ein Mensch wissen, der nach Deutschland kommt, in Deutschland leben will?
Friedman: Das ist relativ banal: Erstens muss er Deutsch sprechen, ich glaube, dass ist eine conditio sine qua non. Das ist auch ein Beweis der Langfristigkeit, dass man mit der Gemeinschaft, zu der man gehören will, auch kommunizieren kann und umgekehrt die Kommunikation der Gemeinschaft zur Kenntnis nimmt. Darüber hinaus erwarte ich, dass jeder Mensch, der in Deutschland lebt, der Verfassung gegenüber loyal ist. In dieser Verfassung steckt das nämlich genau drin, was wir mit dieser ominösen Werte-Debatte umkleiden, die irrational und undefiniert im Raum steht. Das ist rational und definiert in unserem Grundgesetz enthalten und sich daran zu halten, dass erwarte ich sowohl von einem Kind, dass von deutschen Eltern geboren ist als auch von einem, der nach Deutschland gereist ist und jetzt die deutsche Staatsbürgerschaft bekommen will. Ich kann von einem Ausländer, der eingebürgert wird, nicht mehr erwarten, als von einem Deutschen, der – weil er deutsche Eltern hat – zufälligerweise hier geboren wurde ohne einen Test abzulegen.
Herr Friedman, Ihre Frau ist ja auch TV-Moderatorin. Gibt es da eigentlich einen Erfahrungsaustausch?
Friedman: Ich hoffe, dass sich Mann und Frau in einer Beziehung in allem austauschen, was beide bewegt.
Kritisiert Sie Ihre Frau?
Friedman: Ich hoffe, dass in einer Beziehung auch die kritischen Betrachtungen möglich sind.
Lernt der eine vom anderen?
Friedman: Ich hoffe, dass in einer Beziehung der eine vom anderen lernt. Das ist doch bei uns wie in jeder anderen Familie, dass man miteinander redet, sich kritisch beobachtet, sich auch konstruktiv kritisch begleitet. Mein Gott, wenn das nicht da ist, gibt es auch keine Beziehung!
Ihre Frau ist seit kurzem auch jüdischen Glaubens – welchen Stellenwert haben Frauen im Judentum?
Friedman: Ich kann Ihnen nur den Stellenwert meiner Frau beschreiben und der ist gleichberechtigt und außerordentlich wichtig in meinem Leben.
Und generell, welchen Stellenwert haben Frauen in Ihrem Leben?
Friedman: Ich kann zu solchen Fragen nichts sagen….
… wo wir jetzt auch eine Bundeskanzlerin haben.
Friedman: Für mich ist der Mensch und die Person Merkel entscheidend, ob er jetzt Mann oder Frau ist, da bin ich glaube ich zu emanzipiert, um daran überhaupt noch einen Gedanken zu verschwenden.
Sie wurden vor drei Jahren von Frauenorganisationen kritisiert, als Sie sich nach Ihrer Affäre bei Ihrer Frau und der Öffentlichkeit entschuldigt haben, nicht aber bei den Zwangsprostituierten. Können Sie diese Kritik nachvollziehen?
Friedman: Ich kann die Kritik nicht teilen, denn ich habe mich damals für mein Fehlverhalten insgesamt entschuldigt.
Aus heutiger Sicht: Hätten Sie die damalige Situation nutzen sollen, um öffentlichkeitswirksam ein Zeichen gegen Zwangsprostitution zu setzen?
Friedman: Ich halte das für eine sehr populistische und oberflächliche Strategie, die Sie mir gerade vorschlagen – das bin ich nicht. Ich habe mich für mein Fehlverhalten entschuldigt, ich habe alle Konsequenzen gezogen, die ich anbieten konnte, in dem ich mein 30-jähriges Lebenswerk erst mal wieder zur Verfügung gestellt habe, wissend, dass das die Voraussetzung ist, um wieder ganz unten an der Leiter Glaubwürdigkeit zu erreichen. Mehr kann man nicht tun. Die Todesstrafe ist abgeschafft.
Es wurde damals viel von der zweiten Chance geredet, welche Sie offensichtlich bekommen haben. Sie veröffentlichen heute Interviews in einer großen Wochenzeitung, Sie haben eine eigene TV-Show, Sie geben Bücher heraus – welche Verantwortung erwächst für Sie aus dieser zweiten Chance?
Friedman: Sie erwächst wie aus dem ersten Teil meines Lebens und sie besteht darin, dass man erstens verantwortlich mit den Aufgaben umgeht, die man hat und dass man, so weit ein Mensch das kann, versucht, glaubwürdig in seiner gegenwärtigen Verfassung zu leben. Der Unterschied zwischen einem prominenten und nicht-prominenten Menschen ist, dass das alles in einer extremen Öffentlichkeit diskutiert und bewertet wird. Aber Millionen Menschen erleben in ihrem Leben kleine und große Katastrophen. Millionen Menschen scheitern in ihrem Leben zu einem gewissen Zeitpunkt und bauen ihr Leben dann wieder auf. Das ist mir auch passiert. Ich bin an mir selbst gescheitert. Und ich versuche mein Leben aus der Erkenntnis über die Ursachen, die mich zu meinem Fehlverhalten geführt haben, so aufzubauen, dass ich ein solches katastrophales Scheitern in meinem Leben nicht mehr bewältigen muss.
Sie standen vor dem Skandal in der Öffentlichkeit und Sie kehren nun langsam wieder zurück in die Öffentlichkeit. Brauchen Sie das Scheinwerferlicht?
Friedman: Nein, ich habe Berufe, die etwas mit Öffentlichkeit zu tun haben. Ein Fernsehjournalist arbeitet nun mal durch dieses Medium, das Öffentlichkeit als Bestandteil hat. Abgesehen davon: Ich streite mich gerne und ich mische mich auch gerne ein. Ich bin ein durch und durch politischer Mensch und mein Beruf passiert immer in einer Öffentlichkeit. Und wenn Sie so wollen ist das nicht das Ziel, aber es ist ein Bestandteil der Auseinandersetzung, dass sie eben nicht nur in den eigenen vier Wänden stattfindet.
Sie haben 2005 den Roman „Kaddisch vor Morgengrauen“ veröffentlicht. War das Buch für Sie auch eine Art der Therapie?
Friedman: Nein.
Aber es trägt zumindest biografische Züge.
Friedman: Jeder Autor schreibt immer auch ein Stück über sich selbst. Aber viele Teile in diesem Roman sind erfunden und haben nichts mit meiner Familie zu tun und dabei soll es auch bleiben. Der Leser soll und muss nicht wissen – das macht die Qualität eines Romans nicht aus – was autobiografisch ist und was nicht. Es ist ein Roman.
Sie beschreiben in dem Buch, wie der Protagonist seine Lust am Argumentieren durch die Diskussionen mit seinem Vater gewinnt. Haben Sie sich selber auch an Ihrem Vater geschärft?
Friedman: Ich habe zu Hause das Wunder des Streitens unter Gleichberechtigten erlebt. Mein Vater hat mich als kleiner Junge – selbst wenn ich aus heutiger Sicht viel Mist geredet habe – immer ernst genommen und respektiert. Wir haben fast jeden Abend beim Abendbrottisch erstens viel gesprochen und zweitens viel gestritten. Aber ich bin auch bei den schlimmsten Streitigkeiten immer mit einem „Gute Nacht“-Kuss in die Nacht entlassen worden. Es gab in meiner Erziehungserfahrung nie eine Kausalität zwischen Liebesentzug und Konflikt. Das hat mir bis heute sehr viel geholfen.
Gegenüber Moritz von Uslar haben Sie einmal gesagt, dass Sie nicht gerne Alkohol trinken. Vor zwei Wochen war das jüdische Purim-Fest, wo es ein Brauch ist, sich zu betrinken. Wie halten Sie es an diesem Feiertag?
Friedman: Ich trinke keinen Alkohol. Es ist bekannt, dass ich eine andere Droge mal genommen habe. Alkohol ist eine legalisierte Droge, aber auch eine. Und diese Droge macht mich überhaupt nicht an.
Was ist ihre Droge?
Friedman: Das Leben.
Und so was wie Kaffee?
Friedman: Nein. Das Leben, die Liebe, der Mensch, das Sein. Ich bin ein außerordentlich neugieriger Mensch.
Sind Sie religiös?
Friedman: Nein.
Praktizieren Sie die Feiertage?
Friedman: Ich bin ein typischer Drei-Tage-Jude.
Das heißt?
Friedman: Rosch Haschana, Jom Kippur und Pessach. So wie Sie vielleicht an Weihnachten in die Kirche gehen.
Gab es eine Zeit in Ihrem Leben, wo Sie die Religion sehr gebraucht haben?
Friedman: Ich war nie ein religiöser Mensch. Ich glaube nicht an Gott.
Wann begann das?
Friedman: Sehr jung.
Schlüsselerlebnis? Oder ist es die Frage: „Wie konnte Gott den Holocaust zulassen?“
Friedman: Ich glaube nicht an Gott. Wenn man so etwas sagt, dann ist das genau so ein komplexer Vorgang wie wenn jemand sagt, „ich glaube an Gott“.
Aber man hat doch Gründe, man entwickelt doch so eine Entscheidung.
Friedman: Natürlich, aber diese Gründe sind so komplex. Das ist auch einer dieser urpersönlichen Prozesse und man sollte schon einige Antworten auf Fragen denen vorbehalten, die einem nahe sind und die man liebt.
Sie sind deutscher Staatsbürger, Sie bezeichnen sich als Drei-Tage-Jude – worin besteht dann das Jude sein für Sie?
Friedman: Ich bin Mitglied einer Religionsgemeinschaft, zu der ich absolut stehe und die eine Schicksalsgemeinschaft ist. Die eine Geschichtsgemeinschaft ist und eine Kulturgemeinschaft, zu der ich mich zu 100 Prozent bekenne. Und du bist auch Jude, wenn du nicht fromm bist und nicht fromm lebst.
Wir hätten eine Schlussfrage, die mit Comics zu tun hat. Haben Sie Comics gelesen?
Friedman: Ich habe früher viel Comics gelesen, klar. Asterix, Rintintin … – ich komme aus Paris, da gab es andere Comics als hier.
Wenn das Leben ein Comic ist…
Friedman: Das Leben ist kein Comic. Das Leben ist eine sehr ernste Angelegenheit und in der Regel ist es für die meisten auf dieser Welt ein Überlebenskampf.
Gab es aber vielleicht eine Figur, in der Sie sich mal wiederentdeckt haben…
Friedman: Ich kann mich nur wiederentdecken in mir selbst. Und ich denke, jeder Mensch sollte sich, wenn er sich entdecken möchte, an sich selbst wenden und nicht an irgendwelche fremde Figuren. Such dich in dir, nicht außerhalb dir.
Sind Sie mit sich öfter im Reinen oder ist es stets ein innerer Konflikt?
Friedman: Ich hoffe, dass ich viele, viele Konflikte erlebe. Und zwar bis zu meinem Tod. Und dass ich sie zum jeweiligen Zeitpunkt beantworte und sofort aus dieser Antwort ein neuer Konflikt entsteht. Also, ich strenge nicht nur andere Menschen an, ich strenge gerne mich selbst an.
Herr Friedman lebt in der Vergangenheit , die Deutschen sind aus sterbendes
Volk , der heutige Antisemtimus sit muslimisch . Andere Juden sind weiter
zB. Broder , Gordano , Pamella Geller, Robert Spencer um einige zunehnen.
Lieber Herr Friedman da Sie von den Goy nichts annehmen, setzen sich
doch bitte mal oben genannten jüdischen Geschwistern auseinander
Die heutige SA heißt Hamas, Hizbolla und die SS Al Kaida . Eine Woche
am Gazastreifen Urlaub inclusive Raketen und Mörserbeschuss Beglückung durch die Religion des Friedens verändern die Sichtweise gewaltig .
So sehr ich die oben genannten jüdischen Islamkritiker schätze und von ihnen
lerne , so geht das ignorante Multikultigewäsch von Friednan und Fatima
Roth auf den Zeiger .
Türkei:Juden immer willkommen!
Während in Deutschland jüdische Friedhöfe geschändet und jüdische Schulen 24 Stunden polizeilich bewacht werden,leben unsere türkischen Juden schon seit 600 Jahren friedlich unter uns in der Türkei.
Sephardi-Juden in der Türkei
Die erfolgreichste Pop-Band der Türkei heisst SEFERAD.Alle drei Mitglieder sind Juden.Ihre Namen sind:SAMI LEVI,CEKI BENSUSE und CEM STAMATI.
Sie sind nur ein Beispiel von vielen erfolgreichen türkischen Juden.
DANKE Michel Friedman!!
Ich bin türkischer Herkunft.Meine gesamte Verwandtschaft besteht aus sehr westlich eingestellten Kemalisten.Viele Türken sind Juden gegenüber freundschaftlich eingestellt.Juden haben die Türkei immer bereichert(z.B. die Sephardim-Juden).Umgekehrt betrachten viele Juden uns Türken als Freunde.Einer davon ist Michel Friedman.Dafür bin ich ihm sehr dankbar.
@doc hope
nein, bist du nicht, das lässt mf ja auch sehr deutlich werden, dass es ihm scheissegal ist ob man ihn persönlich mag oder nicht. das steht da doch schwarz auf weiß. zu sagen aber:mf istn arschloch, deshalb auch kein wunder dass man juden nicht mag, DAS wäre antisemitismus.
Antisemitismus Pur
Wunderbar, wie sich die meisten hier selbst ein Dummheitszeugnis ausstellen.
Gestern Schlingensief& Friedmann noch einmal gesehen, unglaublich streitbarer Typ fürwahr, aber wer Obiges aufrichtig und mit einigermaßen Intellekt liest kann doch nicht ernsthaft behaupten, dass sich Friedman nur aufblase und wichtigtue?! Erst Recht hat es nichts damit zu tun, dass man sich mit Vertretern jüdischer Interessenverbände nicht anlegen darf. Legt Euch einmal mit Vertreten Muslimischer Interessenverbände an, viel Spaß dabei!
Michel Friedman:TOP!!!!!!!
Ich finde ihn sehr gut.Er hat ein anständiges Weltbild und vertritt dieses immer wieder,komme was wolle.Er ist halt kein Opportunist,wie der Grossteil der Deutschen.
nicht verständlich!
ich verstehe leider nicht, warum derartig negativ über dieses interview diskuttiert wird. dieses interview ist meiner meinung nach ehrlich und vor allem rational nachvollziehbar. es mangelt vielen an objektivität, um dieses interview zu verstehen. man kann zur person friedman gerne seine meinung haben; ob er arrogant wirkt, etc.; aber seine aussagen machen sinn. sie sind nicht nur hingelabert, sondern haben charakter!
bin ich..
..ein antisemit, wenn ich immer wieder den deutlichen drang verspüre, mf auf sein arrogantes maul zu hauen?
man lacht sich kaputt…
das langsame Wiederkehren des Prolointelektuellen MF, da könnte man ja auch Ebby Thust nehmen, der ist origineller und weniger blasiert…
Lieber Michel,
ich empfinde es immer wieder als Genuss von Dir zu lesen oder zu hören.
Im pbrigen viel Erfolg bei Deiner aktuellen Promotion.
Oh Gott!
Es bleibt einem aber auch nichts erspart, stellt doch mal die gleichen Fragen an Dieter Bohlen, der hat wenigstens nicht so ne üble Vergangenheit und ist nicht so aufgeblasen!
Schere im Kopf
Es gibt einen ehernen Grundsatz der über Scheitern und Erfolg eines Medienschaffenden oder Politikers
bestimmt:
„Leg Dich niemals mit einem Verteter jüdischer Interessensverbände an“
Wer das tut ist weg vom Fenster
Paris Hilton
hat einen ähnlichen Auftritt, ist genauso qualifiziert wie MF, hat aber nicht dessen üble Vergangenheit. Warum interviewen sie nicht sie dazu??
warum hat diese unsägliche Figur noch Presse?
Dieser Mann hat sich durch seine masslose und zynische Arroganz und seine unselige menschenverachtende Vergangenheit doch für jede Aussage zu den Themen Moral und deutscher Politik völlig disqualifiziert. Sind die detuschen Medien derart unemanzipiert? Wäre Friedman kein Jude, wäre er völlig bedeutungslos, jegliche Kritik an ihm mit dem Antisemitismus Argument zu begegnen ist ein bodenlose Unverschämtheit
sehr schön
gerade weil der gute Herr F. immer wieder so herrlich bösartige und kurze Antowrten gibt und der Interviewte beim Lesen immer einen leicht gereizten und patzigen EIndruck macht, ist es ungeheuer amüsant und lesenswert. Meinen Glückwünsch, macht weiter so!
Jakob Schmidt – Chefredaktion http://www.pfeil-magazin.de
Schönes Interview
Es ist ein meist sehr offenes Interview. Sehr gut nachgefragt! Mein Lob dafür.
An einem Punkt muß ich Herrn Friedman leider widersprechen, so sehr ich ihn auch schätze. Aber gerade das gehört dazu, wenn man einen Menschen schätzt.
Er sagt, er habe alles getan, als er sein „Lebenswerk anbot“. Und es sei „populistisch“ sich gegen Zwangsprostitution einzusetzen in seinem persönlichen Kontext.
Entschuldigung, aber das ist in dieser Form absoluter Unfug! Denn hier geht es nicht um einen positiven Zeitungsartikel über Herrn Friedman nach dem Motto „Nun seht Euch an, wie anständig er doch ist!“ Sondern hier ginge es um die Aufgabe an sich.
Die Mädchen, die in der Zwangsprostitution festhängen, hätten in Herrn Friedman dann bestimmt keinen Populisten gesehen, sondern einen Menschen, der in der Tat zutiefst bereut und sich für sie – die WAHRLICH Schwachen!! – stark macht.
Wäre ich an seiner Stelle, wäre dies – sobald ich von der Frauen Status erfahren hätte – mein aller erstes Begehr gewesen! Zusehen, daß es diesen armen Menschen besser geht.
Ich bin auch ein wenig verwundert über die unsichere Antwort bei der Frage auf den Stellenwert von Frauen. Die Antwort ist doch so simpel!! Sie haben den gleichen Stellenwert wie alle Menschen. Sie haben die selbe Würde, dieselben Rechte und so weiter und so fort.
Ich glaube an diesem Punkt ist Herr Friedman noch nicht ganz fertig mit der Bewältigung der Geschehnisse von vor 3 Jahren.
Man mag mich unverschämt nennen, oder es gibt einfach etwas, von dem ich nichts weiß, aber genau das gehört zu den Dingen, die ich als ein großer Verehrer seiner Person schmerzlich vermisse!!
Mit Freundlichen Grüßen
und Shalom
Michel von Lütgendorff
Man fragt sich …………….
warum solche Leute Interviewt werden !!!