Paul Maar

Eine Art Zwischenwesen

Kinderbuchautor Paul Maar über über die Verfilmung seines "Sams", profitgierige Produzenten und den Wunsch nach Abenteuer

Paul Maar

© Kinowelt

Herr Maar, der Ursprung des "Sams" liegt nun viele, viele Jahre zurück, das erste von drei "Sams"- Büchern erschien bereits 1973. Weshalb wird das Sams erst jetzt zum Held auf der Leinwand?
Maar: Es gab im Lauf der letzten 15 Jahre insgesamt 24 Filmfirmen, die das Sams verfilmen wollten und die dem Verlag gewissermaßen die Tür eingerannt haben, mit der Bitte, das Sams verfilmen zu dürfen. Ich war allerdings immer derjenige, der immer gebremst hat und nein gesagt hat. Ich hatte Angst, wenn eine Fantasiefigur, die in den Köpfen der Leser lebendig ist, plötzlich konkret auf der Leinwand erscheint und man jede Pore im Gesicht sieht und sich die Figur vielleicht ganz anders bewegt, als sie in der Vorstellung der Kinder ausgesehen hat, dass das dem Buch, der Figur und auch der Phantasie schaden könnte. Dann kam aber Ulrich Limmer von Kinowelt, ein Produzent aber gleichzeitig auch erfahrener Drehbuchautor, der zum Beispiel für "Schtonk" eine Oscar-Nominierung gekriegt hat. Der hat mir ein so überzeugendes Konzept vorgelegt. Ich merkte, dass ist jetzt endlich ein Produzent, der das Sams nicht nur verfilmen will, weil es ein großer Bucherfolg ist und er sich aufgrund der hohen Auflagezahlen einen Kinoerfolg ausrechnen kann. Und der auch nicht dachte man müsste das englisch aussprechen und zu mir sagen "Ich liebe Ihr Säms" – bei so etwas habe ich immer gleich abgelehnt. Aber Limmer hat auch seinem Sohn das Buch mindestens dreimal vorgelesen hat und sich viele Gedanken gemacht. Da hatte ich das Gefühl, mit dem könnte ich es wagen und habe zugesagt.

Wie weit ging Ihre Mitarbeit am Film?
Maar: Dadurch, dass so viele Filmfirmen interessiert waren, waren der Verlag und ich in der besseren Position, das heißt, wir konnten Bedingungen stellen. Ich hatte dem Verlag gesagt, ich gebe die Rechte nur frei, wenn im Vertrag steht, dass ich das Drehbuch selbst schreibe, damit nicht irgendein anderer, der vielleicht einen ganz anderen Humor hat, sich hinsetzt und das vergröbert und etwas anderes draus macht. "Ich schreibe das Drehbuch und ich habe ein Mitspracherecht bei der Auswahl des Regisseurs und der Schauspieler" das war meine Bedingung und das wurde vertraglich festgelegt.

Wie schwer war das Casting der Hauptfigur, des Sams?
Maar: Das Sams war sehr schwierig, wir haben tatsächlich in aller Welt gesucht. Im Buch sagt das Sams ja immer "Ich bin kein Junge und kein Mädchen – ich bin nur ein Sams", also so eine Art Neutrum, so ein Zwischenwesen. Nun war auch die Schwierigkeit dabei, dass es etwa Kindgröße haben musste. Wir haben also nach einem kleinen Menschen gesucht, wir haben auch versucht ein Kind zu casten. Ein Kind war uns sehr sympathisch, aber es hat sich herausgestellt, dass es immer wie ein verkleidetes Kind ausgesehen hat. Es sprach wie ein Kind, hat sich bewegt wie ein Kind und es machte ein bisschen den Eindruck wie ein Kind auf dem Karneval. Und wir waren schon ziemlich verzweifelt bis jemand kam, der meinte, er hätte im Münchener Residenztheater eine junge Schauspielerein gesehen, Christine Urspruch, 30 Jahre alt und 1,30m groß, die dort exzellent eine Kinderrolle spielen würde, eine grandiose Schauspielerin. Daraufhin haben wir sie gecastet und jeder sagte sofort, die ist es.

Im Film tauchen um Herrn Taschenbier, sozusagen der Ziehvater des Sams Personen auf wie die Vermieterin Frau Rotkohl oder der Herr Mohn? Gab es denn ähnliche Figuren auch in Ihrem Leben?
Maar: Den Herrn Mohn habe ich erfunden, es gab aber tatsächlich eine Frau Rotkohl, die in Wirklichkeit ein bisschen anders hieß. Ich wohnte mit meiner Frau und zwei Kindern damals in Stuttgart in einem fünfstöckigen Wohnhaus. Hinter dem Haus war ein sehr schöner großer Hof und am Ende des Hofes einige Garagen. Im Parterre gab es eine Frau, die gleichzeitig die Funktion des Hausmeisters hatte und wehe, eines unserer Kinder kam auf die Idee, im Hof zu spielen. Dann hat die Frau Rotkohl aus dem Fenster geschimpft und den Kindern verboten im Hof zu spielen, weil es wegen der Autos zu gefährlich sei und hat sie wieder nach oben geschickt. Sie können sich vorstellen, wie lustvoll es da für meine Kinder war, in meiner Geschichte zu lesen dass diese Frau Rotkohl immer, wenn sie schimpft genau das Gegenteil sagen muss von dem, was sie eigentlich sagen will: "Schön dass ihr hier im Hof spielt Und sie konnten sich vorstellen, dass sie aus dem Fenster schreit. "Schön dass ihr hier im Hof spielt, das freut mich. Das war damals eine kleine Entlastung, ein Wunsch, den die Kinder und wir als Eltern hatten, den ich ins Buch übertragen habe.

Entsprang die Figur des Sams einer Situation, wo Sie sich so eine Figur, die Wünsche erfüllen kann, gewünscht haben?
Maar: Nicht umsonst habe ich ja den Herrn Taschenbier erfunden. Ich muss gestehen, ich war als junger Mann recht schüchtern. Damit die Geschichte eine gewisse Spannung erhält, habe ich dem Taschenbier – der mir natürlich nicht 1:1 entspricht, denn ganz so schüchtern und lebensfremd wie der Taschenbier war ich nicht – eine Gegenfigur gegeben, die all das verkörpert, was er zwar in sich hat, aber dass er nie zulassen würde. Eine Figur, die frech und mutig ist, nicht kontaktscheu wie er, sondern die auf andere zugeht, jeden anquatscht, und eigentlich das tut, wozu sie gerade Lust hat. Und die vor allen Dingen auch Wünsche erfüllen kann. Denn dieser Herr Taschenbier, der ahnt ja gar nicht, dass er eigene Wünsche hat, der muss erst mit der Nase drauf gestoßen werden. Und so kommt die Geschichte ins Rollen.

Zitiert

Ich muss gestehen, ich war als junger Mann recht schüchtern.

Paul Maar

Von Ihren Kinderbüchern wurden neben dem Sams nur eins verfilmt, "Lippels Traum". Stehen Sie der Verfilmung von Kinderbüchern generell kritisch gegenüber, haben Sie Filme wie "Die unendliche Geschichte" oder "Momo" abgeschreckt?
Maar: Ja, vor solchen Resultaten hatte ich auch Angst. Ich habe Michael Ende gekannt, er hat sich damals bitter darüber beklagt, was man aus seiner "Unendlichen Geschichte" gemacht hat. Er hat auch den Fehler gemacht, dass er das Drehbuch nicht selbst geschrieben hat – ich hätte mir das nie aus der Hand nehmen lassen. Deswegen wusste ich auch, ich gebe die Filmrechte wirklich nur raus, wenn ich vom Anfang bis zum Ende dabei bin und ein Auge drauf habe. Ich war auch bei den Dreharbeiten dabei und war mindestens jeden dritten Tag am Set.

Eine Frage zum Schluss: Angenommen das Leben wäre ein Comic, welche Comic-Figur wären Sie?
Maar: Ich liebe besonders die Comic-Geschichten von Möbius, einem französischen Comic-Zeichner. Da wäre ich am liebsten der Major Grubert, ein Mann mit Tropenhelm, der Zeitreisen unternimmt und die merkwürdigsten Abenteuer erlebt.

Ihr Wunsch nach Abenteuer?
Maar: Ja, vielleicht.

Der Wunsch nach den Abenteuern, die die Helden Ihrer Bücher erleben?
Maar: Ja, wobei ich eigentlich meine Abenteuer mehr oder weniger in den Büchern erlebe. Ich glaube, man muss sich entscheiden. Entweder man führt tatsächlich ein abenteuerliches Leben und reist in der Weltgeschichte herum – dann kommt man aber nicht zum Schreiben, weil da eine ganz große Konzentration dazugehört. Oder man zwingt sich dazu, auch mal ein Vierteljahr jeden Morgen am Schreibtisch zu sitzen um sich einen bestimmten Arbeitsplan, einen Tagesplan zu schaffen in den man das Schreiben einhängen kann, wo man gewissermaßen durch ein Ritual gezwungen wird, immer weiterzuschreiben. Das würde ich gar nicht schaffen, wenn ich zu viele Reisen machen würde.

7 Kommentare zu “Eine Art Zwischenwesen”

  1. annalena |

    an paul maar

    ich muss ein referat über dich halten und freu mich schon riesig darauf hofentlich wierdes auch was

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  2. Jan OLdach |

    An Paul Maar

    Hallo Paul , ich heiße Jan O.

    bin in Marktheidenfeld in der Schule
    und wir müssen ein Referat halten über Bücher und sie dan vorstellen und ich will Wieder sehen mit herr Bello vorstellen und ich wollte dich fragen ob du mir ein Autogramm schicken könntest schreib mir einfach

    an : J.Oldach@web.de

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  3. REM |

    klasse Bücher

    lustig. als wenn herr maar nichts besseres zu tun hätte als in icq zu chatten *lach*
    Die Bücher find ich klasse. Leicht zu lesen und selbst im jungen Erwachsenenalter noch zum schmunzeln.

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  4. Jana weiter vergessen lol ^^ |

    Hallo Ihre Bücher sind CCOOLL und Spanend !!!!

    Hallo ich fand das Buch echt lustig und Meggaa spannend.!!!
    Und ich habs auch schon 4mal gelesen sie sind ein echt guter Autor und ihre bücher sind warnsinig klasse naja tschüss !!! ((((((((haben sie icq ? ))))

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  5. der beste |

    paul maar rockt!

    year voll das geile interwiev jetzt muss ich misch da och ma einmischen!
    voll geil

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  6. sag ich net |

    super

    ich habe lippls traum von paul maar gelesen echt spannend

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  7. Anonymous |

    cool

    also ich find das cool musste gar nich rüberlachen
    wixxer
    also ich bin ein voller fan von paul maar
    die geschichten mit sams und so sind echt geil!!
    und du musst dich da gar nich so einmischen

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