Otto, werden deine Kinder "Spider-Man" sehen?
Waalkes: Also, die sind glaube ich alt genug. Aber das Problem ist ja, wenn du nicht zwischen Realität und Fiktion unterscheiden kannst, dann bekommst du bei "Spider-Man" echt ein Problem. Der Film ist schon sehr heftig, da sind schon einige sehr brutale Geschichten drin. Ich war schon sehr erstaunt, denn ich sehe das ja auch mit den Augen des Kindes, ab wie viel Jahren ist denn der Film freigegeben?
Ab 12.
Waalkes: Oh, das wird eng, sehr, sehr eng. Ich glaube, da gibt es wirklich Probleme.
Warst du denn zufrieden mit dem Film?
Waalkes: Ich bin doch mit allen Filmen zufrieden. Ich bin ja auch eingeladen, bekomme alles umsonst, werde bewirtet – ich bin ja so käuflich, mich darfst du nicht fragen. Ich fand ihn aber schon sehr heftig.
Und die Tatsache, dass "Spider-Man" dieses Jahr bisher einer der erfolgreichsten Filme in den USA ist?
Waalkes: In den USA, da sind schon merkwürdige Filme erfolgreich gewesen, danach kann es nicht gehen, das darfst du auch nicht als Vorbild nehmen. Ich war erstaunt, wie locker man mit der Brutalität umgeht, man ist in letzter Zeit ja auch sensibler geworden. Und dann so eine Geschichte – schon sehr heftig. Aber leider sind die Kids das heute gewohnt.
Spiderman spricht im Film ja ständig von seiner großen Verantwortung – aber wo ist die Verantwortung des Regisseurs gegenüber den Kids geblieben?
Waalkes: Der hat sicher viel verdient an diesem Film. Vielleicht ist der Film auch mehr kommerziell orientiert als wir beim Filme machen – sensibel und einfühlsam. Die denken eben nur marktstrategisch, vielleicht sollte man mit denen mal ein kleines Gespräch führen. Aber es wird wahrscheinlich wieder ein Erfolg – was soll man machen?
+++ Als nächstes befragten wir den Regisseur des Films, Sam Raimi. +++
Mr. Raimi, finden Sie die deutsche Altersbegrenzung von 12 Jahren angemessen?
Raimi: Ich denke, wenn die Kinder 12 Jahre alt sind, dann sollten sie vielleicht noch mit den Eltern ins Kino gehen, ich denke, 14 Jahre das wäre ein gutes Alter, um den Film auch alleine zu sehen. Ich würde den Eltern auch raten, den Film erst mal alleine anzugucken, um dann zu entscheiden.
Spiderman spricht viel von Verantwortung – welche Verantwortung sehen Sie bei sich gegenüber jungen Kinozuschauern?
Raimi: Ich wusste, dass Sony Pictures Millionen von Dollar in diesen Film stecken würde, und das ihn Millionen Menschen sehen würden. Ich fühlte also die große Verantwortung, diese Comic-Figur auf die Leinwand zu bringen, die schon von Millionen Kindern bewundert wurde. Eine Figur mit Moral, jemand, der von einem jungen Mann ohne Verantwortung zu einem Mann wird, der Verantwortung übernimmt und seine Selbstinteressen für andere aufgibt. Das war meine Verantwortung.
Otto Waalkes: Wenn du nicht zwischen Realität und Fiktion unterscheiden kannst, dann bekommst du bei "Spider-Man" echt ein Problem.
Und welche Verantwortung sehen Sie bei der Brutalität?
Raimi: Ich denke, wenn Filmemacher Gewalt präsentieren, dann sollten sie es in aller Schrecklichkeit tun. Ich habe da eine andere Meinung als die meisten Film-Verleihe, aber ich denke, wenn man Gewalt zeigt, dann auch mit extra viel Blut – Gewalt in dem schrecklichen Ausmaß wie sie wirklich geschieht. Die Verleihe machen aber folgendes: sie lassen dich das so drehen, schneiden aber später das Blut und die Schreie raus. Aber nochmal: ich finde, die wesentliche Verantwortung liegt bei den Eltern, die ihren Kindern beibringen müssen, was falsch ist und was richtig, was gut und böse ist.
+++ Zuletzt befragten wir den Mann, der "Spider-Man" in die deutschen Kinos bringt. Jürgen Schau ist Chef der Columbia Tristar Deutschland. +++
Herr Schau, "Spider-Man" ist in Deutschland ab 12 Jahren freigegeben, halten Sie das für gerechtfertigt?
Schau: Ich hätte ihn gern ab sechs Jahre freigegeben, aber 12 Jahre ist okay. Es sind ja tolle moralische Werte im Film enthalten, Liebe, Respekt, Gerechtigkeit …
Glauben Sie an das amerikanische Prinzip: es gibt nur Gute und Böse, und die Guten siegen?
Schau: Ja, ich bin davon überzeugt, das sind so simple Werte, die werden bei uns auch funktionieren. Darum geht es doch in der Welt, um gut und böse.
Ihnen macht es nichts aus, zu pauschalisieren, wie es die Amerikaner nicht nur im Film sondern auch in ihrer Politik tun?
Schau: Wissen Sie, das ist ein mexikanischer Regisseur, englische Schauspieler, internationale Leute, die diesen Film gemacht haben – das ist ja kein amerikanisches Genre. Der Schöpfer von Spiderman ist ein Amerikaner, der Spiderman geschaffen hat als Held. Und anscheinend gibt es auf der ganzen Welt ein großes Bedürfnis, diese Art von Entertainment zu sehen.
Sie sprechen von Internationalität, nur weht am Ende über dem Film mal wieder die Flagge der Vereinigten Staaten von Amerika.
Schau: Warum nicht, der Film spielt ja in New York, wenn der Film in Berlin spielen würde, dann wäre es die Berliner Flagge, da ist doch nichts schlimmes dabei.
Bei Filmen aus Deutschland kommt das seltener vor.
Schau: Das ist ja auch ein Deutsches Problem, kein Amerikanisches. Wenn Sie jetzt den Patriotismus ansprechen: ich würde mir wünschen, etwas mehr stolz auf Deutschland zu sein, die Amerikaner gehen ja viel lockerer mit ihrem Stolz um.
Sie wünschen sich ganz sicher "Spider-Man 2".
Schau: Der Film ist ja so angelegt, dass es einen zweiten Teil gibt, wir sind in der Tat schon in der Vorbereitung.