Tom Junkersdorf

Wir inszenieren Stars und bauen sie auf.

Bravo-Chefredakteur Tom Junkersdorf über das Erfolgsgeheimnis der Bravo, den Draht zu den Lesern, Starkult und die sexualisierte Mediengesellschaft

Tom Junkersdorf

© BRAVO

Herr Junkersdorf, in Kürze feiert die Bravo ihren 50. Geburtstag – was sind Ihre eigenen Kindheitserinnerungen an die Bravo?
Junkersdorf: Ich habe Bravo schon immer gern gelesen. Ich glaube mit zehn Jahren habe ich angefangen sie zu sammeln. Und der Held meiner Jugend war Superman, von dem hatte ich den Starschnitt bei mir im Zimmer hängen.

Was hat Sie damals fasziniert, als Sie Ihre erste Bravo in der Hand hielten?
Junkersdorf: Bravo war und ist einfach eine bunte Welt der Stars, der Musik und der Trends. Das hat mich schon immer fasziniert.

Und wann sind Sie aus dem star-affinen Alter rausgewachsen?
Junkersdorf: Bis heute nicht. Ich bin immer noch im star-affinen Alter, mit 37.

Die Bravo war in ihrer 50-jährigen Geschichte nicht selten als jugendgefährdend verschrien, in den 70ern landeten zwei Ausgaben sogar auf dem Index. Würden Sie es heute nachvollziehen können, wenn Eltern ihren Kindern die Bravo verbieten würden?
Junkersdorf: Nein, es gibt keinen Grund, Bravo als Lektüre zu verbieten. Das ist tolle Unterhaltung und seriöse und wichtige Aufklärung. Die gesellschaftliche Wahrnehmung von jugendlicher Sexualität und offenem Umgang mit Sexualität hat sich über die letzten Jahrzehnte dramatisch verändert. 1972 kam Bravo wegen eines Dr. Sommer Berichts über Selbstbefriedigung auf den Index, weil Fachleute der Meinung waren, Selbstbefriedigung würde unter anderem zu Rückmarksschwund führen. Heute würde das wohl keiner mehr ernsthaft behaupten wollen. Dr. Sommer ist längst die anerkannteste Aufklärungsinstanz in Deutschland. Heute wird das Dr. Sommer Team sogar schon zum Evangelischen Kirchentag eingeladen. Wir zeigen in jeder Ausgabe ein nacktes Mädchen und einen nackten Jungen, einzig aus dem Grund, damit andere Jungs und Mädchen die Möglichkeit haben, sich zu vergleichen. Und das ist Aufklärung, das hat nichts zu tun mit „Sex Sells“.

Und eine Girl-Band, die sich „Pussycat Dolls“ nennt und nur in Bikinis auftritt finden Sie nicht übersexualisiert?
Junkersdorf: Nein, überhaupt nicht. Immerhin tragen die Mädchen ja noch Bikinis. Wer heute den Fernseher einschaltet, Werbung anschaut, durch Tageszeitungen blättert, der sieht, Nacktheit ist in Deutschland die Normalität. So gesehen sind die Pussycat Dolls geradezu brav. Was sie im Übrigen auch müssen, da sie aus Amerika kommen, wo Nacktheit viel weniger zur Schau gestellt werden darf als in Deutschland. Ich habe ein Jahr in New York gelebt und als ich 2005 zurückkam, war ich sehr überrascht. wie hoch die Sex-Schraube in Deutschland mittlerweile gedreht ist. Wir leben in Deutschland in einer sexualisierten Mediengesellschaft.

Lässt sich das noch zurückdrehen?
Junkersdorf: Ich glaube, dass sich dieser Trend selbst reguliert, weil nach nackt kommt einfach nichts mehr, das ist nicht steigerbar. Ich glaube auch, dass es in den deutschen Medien keine Perversion mehr gibt, die nicht schon live übertragen und in allen Details ausgeschlachtet worden ist. Live-Sex in „Big Brother“, Brust-OPs und lange Diskussionen über einen Kannibalen, der den Penis eines anderen Mannes verspeist hat, das sind alles Dinge, die in Medien verbreitet werden, wo nicht der Stempel draufsteht: erst ab 18 Jahre.

Das klingt so, als würden Sie die Sex-Schraube gerne selbst etwas zurückdrehen.
Junkersdorf: — Antwort wurde gestrichen —

Wie gut kennen Sie eigentlich die Bravo-Leser, welcher Draht besteht da?
Junkersdorf: Bravo kennt seine Leser sehr gut. Wir kriegen jeden Tag 300 bis 400 E-Mails und Briefe, wo wir beinahe seismographisch fühlen können, welche Themen die Jugendlichen bewegen und welche nicht. Einmal im Monat laden wir zur großen Gruppendiskussion ein, wo wir stundenlang zusammensitzen und diskutieren: über Stars, Schule, Elternhaus, über Sorgen und Wünsche. Da erfahren wir natürlich Themen, die sonst so keiner erfährt. Ein Beispiel ist die Situation an den Schulen. Während die Erwachsenenwelt über die Ergebnisse der Pisa-Studie diskutierte, haben wir gesehen, dass das größte Problem der Leser die Gewalt an der Schule ist. Das hat uns angetrieben, eine einzigartige Kampagne für unsere Leser zu starten. Die größte Starinitiative in der Geschichte von Bravo – mit über 100 Stars kämpfen wir gegen Gewalt an den Schulen. Wir haben herausgefunden, dass jeder dritte Schüler in Deutschland Angst vor Gewalt an der Schule hat, jeder fünfte Schüler schon Opfer von Gewalt wurde. Es gibt 500.000 Schüler in Deutschland, die regelmäßig drangsaliert werden, die morgens mit Angst aufwachen, nicht weil sie ein Mathe-Arbeit schreiben, sondern weil sie einfach nicht wissen, wie sie den Tag überstehen sollen und ob sie wieder verprügelt, verletzt oder gedisst werden. Wir gehen mit Stars an die Schulen, diskutieren mit Schülern und Lehrern und haben eine eigene Hotline eingerichtet, bei der sich betroffene Jugendliche melden können und beraten werden.

Was für ein Potenzial hat denn eine solche Initiative?
Junkersdorf: Wir haben damit eine völlig neue Mut-Debatte an Deutschlands Schulen losgetreten. Zehntausende Schüler haben uns geschrieben und uns bekundet, dass sie diese Aktion unterstützen. Diese Schüler wollen in ihrer Schule dafür sorgen, dass das zum Thema gemacht wird. Jetzt gehen die Schüler von sich aus auf die Lehrer zu und sagen: „Bitte lasst uns dazu eine Projektwoche machen.“ Wir kriege Schreiben von Schuldirektoren von Lehrern, die uns berichten, dass sie einen Tag im Monat vom Stundenplan gestrichen haben und dafür mit ihren Schülern sechs Stunden über die Gewalt an der Schule reden. Es ist sehr wichtig, das zum Thema zu machen.

Hat man da als Bravo-Chef auch eine Art Verantwortungsgefühl?
Junkersdorf: Ja. Wir erreichen jede Woche 1,6 Millionen Schüler. Bravo versteht sich als Anwalt der Generation Schule, wir geben den Jugendlichen eine Stimme und kümmern uns um ihre Probleme.

Nun sind Artikel über die Sozialproblematik aber auch in der Bravo eher selten. Stattdessen ist das Heft randvoll mit Geschichten über Stars und Sternchen.
Junkersdorf: Das stimmt nicht. Wir haben das Problem Gewalt an der Schule sogar zum Titelthema gemacht und berichten seit Monaten jede Woche seitenweise darüber. Das Erfolgsgeheimnis von Bravo basiert auf drei Säulen: erstens die Stars, zweitens Dr. Sommer und drittens die Aktionen. Da versteht sich Bravo als Anwalt der Generation Schule. Grundsätzlich aber ist und bleibt Bravo ein Musik- und Entertainmentmagazin.

Man wird in Bravo in Zukunft also auch Geschichten darüber lesen können, wie Kinder in sozial schwachen und Familien und in schwierigen Verhältnissen leben?
Junkersdorf: — Antwort wurde gestrichen —

Sie erwähnten bereits die Säule „Stars“. Der Starkult, der in Zeitschriften wie Bravo betrieben wird, ist riesig, Beispiel „Tokio Hotel“, wo Fans in Internetforen schreiben, dass sie ohne ihre Lieblinge nicht mehr leben können. Wie weit darf der Starkult gehen?
Junkersdorf: Stars haben als Identifikationsfläche für Jugendliche eine wichtige Funktion. Wenn als Fazit rauskommt: Lebensfreude, Gemeinschaftsgefühl – dann ist es gut. Da ist es letztlich kein Unterschied, ob eine Million Leute in Berlin auf der Fanmeile stehen und sich über jedes Tor von Deutschland freuen, oder ob bei einem Konzert von „Tokio Hotel“ 20.000 Mädchen vor der Bühne stehen, die sich total freuen und kreischen und wahrscheinlich den schönsten Tag des Jahres erleben. Das ist positiv und im Übrigen unterscheidet es sich überhaupt nicht von der Zeit Mitte der 60er Jahre, als Bravo die Beatles zu einer Blitz-Tournee nach Deutschland geholt hat. Die Jungs sind damals aus dem Zug gestiegen und die Mädchen davor haben gekreischt und sind in Ohnmacht gefallen. Das sind wahrscheinlich die Eltern der heutigen „Tokio Hotel“-Fans. Das ist ein gutes Gefühl, ein Gefühl wo wir sagen: fühl dich Bravo, sei dabei, habe .Spaß.

Da haben sich die Teenager-Bedürfnisse also nicht verändert?
Junkersdorf: Nein, die Sehnsucht und die Träume sind immer noch die gleichen.

Wobei man aber nicht die Produzenten-Riege vergessen sollte, die hinter „Tokio Hotel“ steht.
Junkersdorf: — Antwort wurde gestrichen –

Und bei „Tokio Hotel“ wird alles anders sein?
Junkersdorf: — Antwort wurde gestrichen –

„Tokio Hotel“ wird es also auch noch im Sommer 2007 auf’s Bravo-Cover schaffen?
Junkersdorf: — Antwort wurde gestrichen –

Wie bewerten Sie die Macht der Bravo, über Karrieren von jungen Bands zu entscheiden?
Junkersdorf: — Antwort wurde gestrichen –

Schaut man nun in Ihre Vita findet man allerdings keine musikjournalistische oder andere Tätigkeit, bei der es primär um Musik ging. Kommt es beim Entdecken und Machen von Stars vielleicht gar nicht so sehr auf die Musik an?
Junkersdorf: — Antwort wurde gestrichen –

Was hören Sie eigentlich selber für Musik?
Junkersdorf: — Antwort wurde gestrichen –

Sind Sie, was Ihren Musikgeschmack anbelangt, einfach jung geblieben, oder sind Sie so sehr von Ihrer Arbeit eingenommen? Oder macht „Tokio Hotel“ tatsächlich Musik für Erwachsene?
Junkersdorf: — Antwort wurde gestrichen –

Apropos verkaufen: Haben Sie sich schon mal einen Klingelton runtergeladen?
Junkersdorf: — Antwort wurde gestrichen –

Bravo verkauft heute auch Klingeltöne, für 1,99 Euro. Das Heft dagegen kostet 1,30. Ist das noch ein gesundes Verhältnis?
Junkersdorf: — Antwort wurde gestrichen –

Sie haben bereits sehr viel People-Journalismus gemacht, erst für die Hannoversche Neue Presse, dann für die Gala, die Bild und jetzt für Bravo. Interessieren Sie sich eigentlich auch persönlich für den ganzen Klatsch und Tratsch?
Junkersdorf: — Antwort wurde gestrichen –

Ihnen war das auch nie zu wenig, nur über Beziehungen, Affären und Heiratspläne zu berichten?
Junkersdorf: — Antwort wurde gestrichen –

Nun haben Sie erwähnt, dass bei der Bravo kein Star runtergemacht wird, bei der Bild hingegen ist das öfter der Fall. Hatten Sie in Ihrer Bild-Zeit bei solchen Geschichten auch mal die Hand im Spiel?
Junkersdorf: — Antwort wurde gestrichen –

Und, darf man es?
Junkersdorf: — Antwort wurde gestrichen –

Waren Sie stolz auf Ihre Entdeckung?
Junkersdorf: — Antwort wurde gestrichen –

Die Folgen, die diese Kampagne für die Schauspielerin hatte, sind Ihnen wohl bekannt.
Junkersdorf: — Antwort wurde gestrichen –

Vielleicht wäre sie auf anderem Wege nicht zu dieser tollen Rolle gekommen.
Junkersdorf: — Antwort wurde gestrichen –

Sollen wir denn eigentlich alles wissen über die Vorgeschichten von Schauspielern? Ist das Ihr Streben, alles im Privatleben aufzudecken?
Junkersdorf: — Antwort wurde gestrichen –

Also, ein Goldener Bär ist ja schon noch etwas anderes als das Amt der Bundeskanzlerin.
Junkersdorf: — Antwort wurde gestrichen –

Sie haben dann auch Bilder aus ihren Pornofilmen abgedruckt.
Junkersdorf: — Antwort wurde gestrichen –

Empfanden Sie das als würdevoll?
Junkersdorf: — Antwort wurde gestrichen –

Man hätte ganz normale Portraits verwenden können. Doch so, wie die Bild verfahren ist, hat es Frau Kekilli enorm geschadet, auch psychisch glaube ich.
Junkersdorf: — Antwort wurde gestrichen –

Sie empfinden keinerlei Reue?
Junkersdorf: — Antwort wurde gestrichen –

Aber wenn Sibel Kekilli gegenüber Bild alles über ihre Vergangenheit erzählt hätte, dann hätte sie genau gewusst, wie die Bild dieses Thema ausschlachtet. Weil eine Geschichte über einen Film-Star mit Porno-Vergangenheit passt natürlich wunderbar in den Bild-Stil.
Junkersdorf: — Antwort wurde gestrichen –

Wie beurteilen Sie denn generell die journalistische Arbeit der Bild? Lesen Sie zum Beispiel Bildblog.de?
Junkersdorf: — Antwort wurde gestrichen –

Um sich über die journalistischen Missstände bei der Bild zu informieren.
Junkersdorf: — Antwort wurde gestrichen –

Wenn ich Sie richtig verstehe: Sie führen sämtliche Unwahrheiten in der Bild auf den großen Redaktions-Apparat zurück, in dem viele Sachen schief laufen, weil so viele Redakteure zusammenarbeiten? Die zahlreichen Klagen von Personen des öffentlichen Lebens und die Gegendarstellungen, welche Bild regelmäßig abdrucken muss: alles nur ein Resultat von schlechter Organisation?
Junkersdorf: — Antwort wurde gestrichen –

Und warum hat dann der Deutsche Presserat die Berichterstattung der Bild über Frau Kekilli gerügt und eine Verletzung der Menschenwürde beanstandet?
Junkersdorf: — Antwort wurde gestrichen –

Um noch einmal auf die Bravo zurück zu kommen: Gibt es journalistische Standards bei der Bravo? Einen internen Kodex vielleicht?
Junkersdorf: Bei uns gibt es das Motto „Fühl dich BRAVO“. Das heißt, jeder Star, der mit uns zusammenarbeitet, soll so behandelt werden, dass er sich Bravo fühlt. Wir inszenieren Stars und bauen sie auf – wir machen sie nicht kaputt. Und auch unsere Leser sollen sich jede Woche Bravo fühlen. Das heißt, gut unterhalten, bestens informiert und aufgeklärt. Und egal, wen sie in Deutschland fragen, jeder hat sich irgendwann in seinem Leben mal Bravo gefühlt.

Und ist bei der Bravo mal etwas schiefgelaufen, gab es schon mal eine Gegendarstellung?
Junkersdorf: Nein, in 50 Jahren Bravo hat es nie eine Gegendarstellung gegeben.

26 Kommentare zu “Wir inszenieren Stars und bauen sie auf.”

  1. Konstantin Neven DuMont |

    (Selbst-)Zensur?!

    Warum habt ihr denn den Infokasten gelöscht? Das ist ja schade.

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  2. Sven |

    Veröffentlichen oder weitergeben

    Wenn man etwas selbst nicht veröffentlichen will, kann man’s ja auch einfach weitergeben.
    Woher kommen denn die meisten Skandale?
    Weil irgendjemand einfach etwas weitergibt oder veröffentlich. Da macht sich auch keiner Strafbar, denn es ist die Aufgabe von Journalisten wichtige Informationen weiterzugeben.
    Macht doch von der Bandaufnahme ein paar Kopien und verschickt sie mit Heinweis auf die Streichungen einfach an alle Zeitungen und Fernsehsender. VIVA würde bestimmt gerne ein bisschen was veröffentlichen (oder gehören die schon zusammen?).

    Gerade solchen Leuten, die nie die Privatsphäre anderer achten, wollen sich versteckt halten mit ihren ganzen Leichen im Keller.
    Entweder müssen sie die Klappe halten, oder es eben aushalten, dass auch sie genauso in der Öffentlichkeit durch Dorf getrieben werden, wie sie es tun.

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  3. Yetused |

    Erschreckend

    Die ?BRAVO? wird also derzeit von einem geführt, der früher in der Sensationsabteilung der ?BILD? war?!

    Wie gut, dass ich die BRAVO in meiner Jugend schon ätzend billig fand und meine pubertierenden Schwestern mir gleichtun.

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  4. Ben |

    Peinlich

    Was für ein Feigling – passt hervorragend in die BILD-Redaktion.

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  5. Noria |

    Vielen Dank und Gratulation!

    Vielen Dank, dass ihr die gestellten und nun nicht länger beantworteten Fragen dringelassen habt.

    Denn dank eurer exzellenten Fragestellungen kann man die Tendenz, welche die Antworten wohl hatten deutlich erkennen. Gratulation dem Interviewer!

    Antworten
  6. Wolfgang |

    hm

    Wäre es möglich, die Antworten irgendwo anders zu veröffentlichten? Gerade die interessanten wurden nämlich gestrichen. ;)

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  7. cash |

    Re: Bravo hat noch nie gemobbt?

    gibtst du mal nen kleinen tipp, was da war…?

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  8. Farin |

    Bravo hat noch nie gemobbt?

    Also da gabs doch den Fall mit den Musikern „Ärzte“.
    Da wurde ganz schön reingehauen!

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  9. Markus |

    was soll den das für ein Satz sein???

    „Man wird in Bravo in Zukunft also auch Geschichten darüber lesen können, wie Kinder in sozial schwachen und Familien und in schwierigen Verhältnissen leben?“

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  10. Andreas |

    Natürlich abdrucken? (@Stefan)

    Kleiner Einwand: Wenn vor dem Interview abgesprochen worden ist, dass er den für die Veröffentlichung bestimmten Text nochmal lesen und ggf. ändern darf, dann darf ich diese Vereinbarung nicht einfach im Nachhinein brechen.

    Als Print-Journalist sehe ich das Problem, dass man eigentlich fast nie ein Interview so aufschreibt, wie es gesprochen wurde – weil es dann a) viel zu lang würde und b) viele Interviewpartner leider nicht so auf den Punkt kommen (und, zugegeben, c) auch nicht alle Journalisten gute Interviews führen können). Insofern halte ich eine Autorisierung, da der Text ja stark komprimiert wird und damit auch neue Akzente und Gewichtungen bekommt, für grundsätzlich okay.

    Das Interview mit den Fragen ohne Antworten abzudrucken, das hat Charme. Wir haben bislang völlig verschlimmbesserte Interviews einfach weggeworfen, der Platz im Gedruckten ist halt knapper und damit teurer als im Netz.

    http://www.streim.de/2006/08/31/antwort-wurde-gestrichen/

    Antworten
  11. Bernd L. |

    Seltsam

    Hallo !

    Schon seltsam, dass die Leute, die bei jedem Eingriff in die Pressefreiheit „Zensur“ schreien, selbst die Oberzensierer sind….
    Seltsame Zunft, diese Schreiberlinge.

    Gruß
    Bernd

    Antworten
  12. Johnny |

    interessant

    Ich habe die in Deutschland gaengige Praxis „on the record“ Wortlaut-Interviews autorisieren zu lassen nie verstanden. Und wann sieht man schon mal so eindrucksvoll wie im PI-interview wozu das fuehren kann. Wenn der Kollege Junkersdorf kein Interview geben mag soll er’s halt lassen oder eine Pressemitteilung schreiben.
    Ich bin seit vielen Jahren bei einem internationalen Medienunternehmen beschaeftigt und meine auslaendischen Kollegen haben mich stets ziemlich belaemmert angeschaut wenn ich denen was von autorisieren erzaehlen wollte — eine Praxis, die ich bis dahin nicht in Frage gestellt hatte. Ich hab irgendwann damit aufgehoert und trotzdem weiter Interviews gemacht und es ging meistens auch.

    Antworten
  13. Stefan |

    Natürlich darf man es abdrucken…

    … gesagt ist in Deutschland gesagt. Es gibt in deutschland keine Pflicht für Journalisten irgendetwas zu autorisieren. Das ist (eigentlich) ein entgegenkommen der Journalisten auf die Interviewpartner.

    Solange ihr einen genehmigten Mitschnitt auf Band habt (und da gehe ich mal von aus bei der Länge) kann Euch da niemand etwas wollen. Ihr müsst nur den genauen Wortlaut schreiben, und solltet etwaige Auslassungen kennzeichnen. Das einzige Problem ist, das manche Interviewpartner dann nicht mehr wollen werden. Aber ich finde da kann man auch eine Balance finden – entschärfung oder Abmildung einzelner Formulierungen sind ja durchaus in Ordnung. Aber wenn ein Interviewpartner dann auch noch das gesamte Interview zurück nehmen will ist doch wohl der gute Wille weit überschritten. Ich würde dem Herrn anbieten dass er gerne nochmal über das Interview drüber schauen kann und in NORMALEM Umfang Änderungen anbringen kann – und wenn er darauf nicht eingeht, hat er eben Pech gehabt, und das Ding wird veröffentlich.

    Aber vielleicht bin ich da als Radiojournalist etwas zu pragmatisch?!

    Antworten
  14. Stefan |

    Natürlich darf man es abdrucken…

    … gesagt ist in Deutschland gesagt – solange ihr einen genehmigten Mitschnitt auf Band habt (und da gehe ich mal von aus bei der Länge) kann Euch da niemand etwas wollen. Ihr müsst nur den genauen Wortlaut schreiben, und solltet etwaige Auslassungen kennzeichnen. Das einzige Problem ist, das manche Interviewpartner dann nicht mehr wollen werden. Aber ich finde da kann man auch eine Balance finden – entschärfung oder Abmildung einzelner Formulierungen sind ja durchaus in Ordnung. Aber wenn ein Interviewpartner dann auch noch das gesamte Interview zurück nehmen will ist doch wohl der gute Wille weit überschritten. Ich würde dem Herrn anbieten dass er gerne nochmal über das Interview drüber schauen kann und in NORMALEM Umfang Änderungen anbringen kann – und wenn er darauf nicht eingeht, hat er eben Pech gehabt, und das Ding wird veröffentlich.

    Aber vielleicht bin ich da als Radiojournalist etwas zu pragmatisch?!

    Antworten
  15. maze |

    sehr interessant

    @christian – das mit dem pornofilm ist echt lustig *g*

    danke für dieses interview. ich versteeh immer mehr, warum ich mich nie „bravo gefühlt habe“…

    Antworten
  16. Put |

    Aufschlussreich!

    Das Interview sagt sehr viel aus über diesen Herrn – besonders dank der auf seinen Wunsch hin entfernten Antworten. Genial!

    Antworten
  17. Christian |

    Obacht, böser Fehler im Interview

    „Ihre Pornofilme“ bitte kleinschreiben, sonst habt Ihr eine Klage wegen Diffamie am Hals, von wegen ER hätte Pornos gedreht.

    Antworten
  18. Leser289938 |

    Bravo

    Das nennt man wohl „Suspense“. Haha. Gratulation zum Interview, den Rest malt man sich halt nun selber aus.

    Man, was für ein ekliges Business. Und so garnicht wirklich locker oder Pop.

    Antworten
  19. .seb |

    Bravo als renomiertes Format der Ablenkung

    Der Bravo Chefredakteur Tom Junkersdorf versucht vehement seine Zeitung in diesem Interview schmackhaft zu machen. So artikuliert sich also ein typischer Boulevardredakteur in einem Interview, in der bezeichnenderweise das Gros der wichtigen (brisanten!) Fragen über jenes brisantes Magazin gestrichen worden sind, währenddessen in herrlicher Verklärung die positiven Dinge dieses banalen Unterhaltungsmagazins, die ohne intellektuellen Anspruch auskommt, hervorgehoben werden. Ich möchte den Herrn Junkerdorf darauf hinweisen, dass Sie mit diesem Interview genauso viel Verantwortung für die Präsenz ihres Magazins tragen, wie die Bravo vermeidlich (!) genauso großen Einfluss für viele Jugendliche hat.
    Vielleicht muss man es mit Humor sehen. Vielleicht muss man diesen mit Verlaub grobschlächtigen Einfallspinsel, der scheinbar größtenteils die Vernunft verloren hat , einfach für komisch halten, als er mit großen Impetus seine Kapriolen eines kleinen Kindes durch seine interessanten Schilderungen über Bravo offenbarte. Herr Junkersdorf, Sie verkörpern doch ganz und gar den Habitus eines typischen Boulevardredakteurs, der sich mit 37, mit einer rosaroten Brille bewaffnet, immer noch vom plakativen Getöse der Prominenten blenden lässt. Sehr niedlich.

    So ist es auch sehr bemerkenswerte (aber im Endeffekt nachvollziehbar), wie der Chefredakteur mit einer blinden(gestrichen), offenen Art die neue ?sexualisierte? Gesellschaft begrüßt und im Grunde sogar idealisiert.
    ?Die gesellschaftliche Wahrnehmung von jugendlicher Sexualität und offenem Umgang mit Sexualität hat sich über die letzten Jahrzehnte dramatisch verändert?
    Natürlich war in ihren undetailierten und konturlosen Äußerungen kein Platz, um zu erklären, wer diese neue Emanzipation verursacht hat bzw. dass Kritik an dieser Entwicklung auch wichtig war und ist ! Ein gewisses Jugendmagazin mit großen Hang zur Subjektivität und Pauschal-Denken hat natürlich kaum Platz für etwaige Einwände, verstehe ich natürlich… .
    Wenn ich Ihre verbleibenden restlichen Schilderungen durchsehe, könnte man auch meinen, Sie machen jeden Trend bedenkenlos mit, ohne kritisch nun einmal wichtige Themen an zuschneiden.
    Was halten sie von Dingen wie Scham, Seele und Unantastbarkeit des Körpers ? Möchte ich unbedingt wissen, wie Sie dazu stehen. Kann es sein, dass Ihnen diese Dinge egal sind. Sie schildern das alles so aus Begeisterung, das einem seelenvollen Menschen fast schwindelig wird.
    Das sich eine recht zügellose Sexualvorstellung selbst reguliert, ist sehr fragwürdig und mittlerweile auch in der Fachwelt umstritten. Es ist sicherlich bedauerlich, dass die Menschheit sich so derart hängen gelassen hat, dass Nacktheit gleich Normalität geworden ist. Da könnt man fast von Rückentwicklung sprechen, oder sagen wir einmal : Rückbesinnung auf Urinstinkte… Uga.
    Nach dieser groben Entgleisung wird die Gesellschaft aber wieder ein Phänomen (?Tabu?) aufwerfen/ erfinden, was die Menschen fasziniert und gebrochen wird. Das hat Jahrhunderte funktioniert.
    Zum letzten Teil, als der geschätzte Herr Buhre versucht hat, auf die Themenschwerpunkt ihres Magazins einzugehen, ist Ihnen natürlich auch in keiner Zeilen es Wert gewesen, den akademischen Anspruch auf seriöse und wichtige Aufklärung plausibel zu machen. Klar macht ihr Blatt so etwas wie Aktionen gegen Gewalt an den Schulen, das macht wohl nicht nur Ihre Illustrierte. Das ist ein löblicher Ansatz, der aber nur dauerhaft sein kann, wenn die Eltern der Betroffenen und der Verursacher direkt miteinbezogen werden und auch eine generelle Aufklärung an alle betroffenen Generation z. B. mit Hilfe von Verbänden, Organisationen etc. vollzogen wird. So sind das nur kleine Schritte mit Individualhilfe, aber eben kein ganzheitliche Lösungsmethode, die auch Gewalt der nächsten Generation vorbeugt. Die Lehrer können letzteres nie alleine verhindern. Elterliche Erziehung ist wichtig. Auch diese Ansätzen blieben Sie in Ihrer Erklärung uns schuldig.
    Das Sie das heutige Verhalten der hype-trunkenen Jugendlichen und Pubertierenden mit denen der 60iger Jugendlichen vergleichen und meinen, Sie hätten die selben Träume und Sehnsüchte, bestätigt mir wieder einmal wie pauschal und unüberlegt Sie urteilen. Jeder Anhänger urteilt anders über seinen Superstar, jeder hat andere Träume. Zu Zeiten der Beatles waren diese Träume mit Verlaub doch mit Abstand ?bescheidener?, um es mal so auszudrücken.
    .

    Ich bin seit meiner Geburt glücklicherweise ohne BRAVO-Ausgabe ausgekommen. Das tat mir wohl ganz gut. Dieses Interview ist eine weitere Bestätigung, das richtige gemacht zu haben und gibt auch einen Einblick über einen Ex-Bildredakteur ohne teifgreifende Argumente.

    Sebastian, 20.

    Antworten
  20. Lam 'al Adie |

    Lam ‚al Adie interviewt PI

    Lamal: Herr Junkersdorf kommt in dem Abdruck des Interviews ja ganz schön schlecht weg.

    PI: — Antwort wurde gestrichen ?

    Sie empfinden keine Reue?

    PI: — Antwort wurde gestrichen ?
    ########

    Danke, Ich habe selten so gelacht.

    Antworten
  21. Sven |

    Einmal „Bild“, immer „Bild“

    Ist schon der Hammer, wie sehr dem Herrn Junkersdorf der Mund verboten wurde. Aber war war auch anderes zu erwarten? Ich bin ein begeisterter BILDBLOG-Leser und man wundert sich doch immer wieder oder ist erschreckt über die Vorgehensweise von BILD… Da reiht sich das Interview von oben dann nahtlos ein.

    Antworten
  22. Eugen |

    Bravo!

    Sehr lobenswert von Euch, das Interview in dieser Form abzudrucken! Meiner Meinung nach, gewinnt das Gespräch auf diese Weise noch erheblich. Ich denke man erfährt auf diesem Wege alles, was man über den Mann wissen muss …

    Antworten
  23. Mitch |

    Informationsfreiheit

    Ich wäre doch stark dafür, das komplette Interview zu drucken. No risk no fun. :)
    Gibts da keine Tricks, wie man die Streichungen umgehen kann?

    Mal im Ernst, das Schlimme an diesen Personen ist, dass sie ihr Vorgehen nachher auch noch rechtfertigen wollen, natürlich nur mit fadenscheinigen und leicht zu durchschauenden Argumenten, die sie natürlich selber nicht glauben.

    Antworten
  24. Tobi |

    Schon ärgerlich…

    …wenn die Bild-Familia den Mantel des Schweigens befiehlt. Aber Glückwunsch an PlanetInterview und ein kräftiges Nelson „Haa Haa“ an den Junkersdorf!

    Antworten

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