Putin interviewscheu
Nachdem in Russland kritische Berichte über Putin ja schon seit längerem quasi tabu sind, wird es nun auch für die internationale Presse schwieriger, dem russischen Machthaber kritische Fragen zu stellen. Das zeigt die Absage eines Fernsehinterviews mit dem ORF, kurz vor seinem Staatsbesuch in Österreich (hierzu auch ein ausführlicher Bericht auf Welt.de).
Teilnehmen sollten an dem Interview auch Redakteure von "Die Presse", "Profil" und dem Fernsehsender RTL.
Ein Dorn im Auge des Kremls war dabei zunächst die Moskauer ORF-Korrespondentin Susanne Scholl – man hatte das Interview nur zugesagt, wenn nicht sie es führen würde; Scholl gilt als eine scharfe Kritikerin Putins (mehr z.B. bei 3Sat).
Dann wurde das Interview allerdings komplett gecancelt und als Begründung wurde vom Kreml die "unfreundliche Berichterstattung" des ORF angeführt. Damit war offenbar ein halbminütiger ORF-Trailer gemeint (den man sich hier angucken kann), in dem – oh unfreundliche Westpresse – auch Militär, Waffen und das Krisengebiet Tschetschenien zu sehen sind.
Der Kreml verlangte dann vom ORF den Trailer zurückzuziehen oder umzuschneiden – der Sender lehnte diesen Zensur-Versuch allerdings ab.
Zensieren wollte der Kreml wahrscheinlich auch bei einem Interview mit Putin, das der österreichische Kurier angefragt hatte. Aber "der von den Kreml-Herren vorab verlangte Interview-Katalog fand keine Gnade, berichtete Kurier-Chefredakteur Christoph Kotanko" (Zitat von kurier.at). Soll heißen: vor einem Interview mit Wladimir Putin schön den Fragenkatalog beim Kreml einreichen, damit "unfreundliche" Fragen eleminiert und für den Rest die Antworten vorformuliert werden können (siehe auch extradienst.at).