Andreas Scholl

Tom Selleck singt Kopf

Sänger Andreas Scholl über Countertenor Andreas Scholl über Erfahrungen mit seiner Stimme, Lieblingsmusik, den Berliner Opernstreit und den Traum vom Privatdetektiv auf Hawaii

Als gefragter Sänger wirst Du ständig in Anspruch genommen von Probenterminen, Konzertauftritten, Interviews, Plattenaufnahmen, Reisen usw. Wie schwer fällt es Dir da manchmal, sich zu motivieren?
Scholl: Man muss in jedem Fall eine gute Balance finden. Wichtig ist, dass man auch als Sänger einsieht, dass Promotion für eine CD mit dazugehört. Ich kann nicht sagen, ich nehme eine CD auf, möchte das sie sich toll verkauft, aber bitte ohne meine Mitwirkung. Pressetermine sind für mich außerdem eine angenehme Abwechslung, wenn ich nicht vor einem Publikum singe, sondern wie jetzt in dieses Mikrofon spreche. Konzertreisen sind eigentlich auch sehr angenehm, jedes Konzert ist neu und man reist mit seinen Musiker-Kollegen, mit denen man sehr gut befreundet ist. Viel Freizeit habe ich natürlich nicht. Wenn ich abends Konzert habe, zieh ich mich tagsüber in mein Hotelzimmer zurück und bleib dort den ganzen Tag bis zum Konzert, um dann fit zu sein. Aber bisweilen bleibt auch mal ein Tag frei, dass man Gelegenheit hat sich die Stadt anzugucken.

Wie gelingt es Dir persönlich, mit dem entsetzlichen Druck umzugehen, den die Anfälligkeit des ‚Instruments‘ Stimme mit sich bringt, das ja durch jede Änderung der körperlichen Verfassung beeinträchtigt werden kann? Und das angesichts eines so dichten Konzertkalenders und manchmal heftiger Klimawechsel bei Reisen. Wird da Deine Gabe nicht manchmal zur argen Last?
Scholl: Natürlich, ich bin jetzt gerade nach Kuala Lumpur geflogen um dort mit dem Malaysian Philharmonic Orchestra zu musizieren. Und sobald man solche weiten Reisen macht und viel Zeit im Flugzeug verbringt, hat man Angst, sich zu erkälten und Angst davor, krank anzukommen und unverrichteter Dinge wieder zurück zu fliegen, das wäre eine Katastrophe…

…ist aber in dieser Form noch nicht vorgekommen, oder?
Scholl: Na ja, ich hab in diesem Jahr schon 6 Konzerte abgesagt, davor hab ich in 10 Jahren drei abgesagt. Ich hatte in diesem Jahr eben viel privaten Stress und bin deshalb öfters krank geworden als mir lieb war.

Wie haben eigentlich die Zuhörer in Kuala Lumpur auf Deinen Auftritt reagiert? Fransje, Holland
Scholl: Ich glaube, ich war der erste Countertenor, der je in Kuala Lumpur gesungen hat. Wir hatten da ein tolles Orchester, dirigiert von Paul Dyer. Als ich dort mein erstes Rezitativ gesungen habe, fing im Publikum in der ersten Reihe eine Frau an furchtbar zu lachen. Sie fand das irgendwie ganz komisch. Wenn man in einem Konzert hierzulande singt, wissen die Leute meistens schon, was sie erwartet. Aber dort wussten viele nicht, was ein Countertenor ist, waren sehr skeptisch und fanden das dann ganz lustig.

Aber Du konntest drüber schmunzeln, oder?
Scholl: Nein, ich war erst mal tierisch sauer, weil es mich abgelenkt hat. Aber kurze Zeit später, dachte ich mir, wenn du an so einem exotischen Ort singst, dann ist es klar, dass das für die Leute ungewohnt ist.

Nimmst Du manchmal Live-Auftritte auf, Video oder Audio, um es sich später anzuschauen und zu anzuhören, um auch davon zu lernen? Fransje, Holland
Scholl: Ich selber nehme nicht auf, aber ich frage immer nach, wenn ein Konzert mitgeschnitten wird, ob ich auch eine Kopie bekomme und schau mir das auch an.

Wie hört sich Deine Stimme, die viele Menschen sehr bewegt, für Dich selbst "von innen" an während des Singens? Wie unterscheidet sie sich von der, die Du über Aufnahmen "von außen" hören kannst?
Scholl: Das ist bei mir sicher ähnlich wie bei jedem anderen Menschen auch, wenn ich singe klingt das für mich anders als wenn ich es höre. Natürlich bin ich gewohnt, Aufnahmen von mir anhören zu müssen und höre mir diese auch an, um zu kontrollieren. Aber die Befremdung, seine eigene Stimme zu hören habe ich nicht mehr. Es ist Schwer zu beschreiben, wie es in mir klingt. Natürlich spüre ich die Körper-Resonanz. Und wenn ich jetzt spreche, kann ich schon spüren, dass mein Brustkorb vibriert, oder ich spüre auch, ob die Nase frei ist und ob die Stimme gut sitzt.

Du hast mal gesagt, dass dein Bruder die schönere Stimme von euch beiden hatte. Wie kommt es, dass er nicht auch, wie deine Schwester, professioneller Sänger geworden ist?
Scholl: Im Knabenchor, ja da hatte er nicht die schönere Stimme, aber er war der begabtere im Knabenchor. Er ist jetzt Arzt geworden, singt aber auch noch als Hobby, Bariton. Bei mir war es damals der Vorteil, dass ich die Kopfstimme über den Stimmbruch hinaus erhalten habe, darum konnte ich dann Countertenor studieren, wohingegen ich bei meinem Bruder nicht weiß, ob das Stimmmaterial für ein Gesangsstudium ausreichend gewesen wäre.

Wie war denn die Zeit, als bei Dir der Stimmbruch kam?
Scholl: Nun, ich habe eine Zeit lang Probleme gehabt, die Stimme zu kontrollieren und an manchen Stellen ein bisschen gejodelt. Aber als das nach einem halben Jahr vorbei war, konnte ich einfach weiter Sopran singen, genauso wie vorher.

Ich habe Deine CD von "Vergnügte Ruh" von Bach gehört – einfach wunderbar, war die Aufnahme auch für Dich etwas Außerordentliches? Vivien Gabriel, London
Scholl: Natürlich, ich bin sowieso Bach-Fan, er ist mein Lieblingskomponist. Und die Solokantaten für Alt sind mit das schwierigste was es gibt von Bach für Alt und stellen ganz besondere Anforderungen, was die Technik anbelangt. Vor allem bei den chromatischen Stellen, da ist es schon schwer gut zu intonieren, da muss man die Stimme gut im Griff haben. Man muss da schon sehr solide singen können um es überhaupt zu Ende zu bringen, hinzu kommt dann ja auch noch die Interpretation. Die Möglichkeit mit Philippe Herreweghe diese Kantate aufzunehmen war für mich etwas sehr Besonderes, denn für mich ist er sowieso der beste Dirigent für Bach.

Vielen bedeutet Deine Stimme sehr viel, Du hast eingeschworene Fans, die in ihr den schönsten "sound" der Welt erkennen, und sind glücklich, dass es Dich gibt. Was bedeutet Dir Glück?
Scholl: Also, ich würde bei Glück noch nicht einmal Gesundheit als erstes anführen, das ist wohl derzeit so ein Kult, dass vor allen Dingen Gesundheit glücklich macht. Es gibt so viele Leute, die mental total kaputt sind, aber körperlich gesund. Sind die jetzt glücklicher als jemand, der ein körperliches Leiden hat, aber mit sich selbst in guter Balance leben kann? Da ist für mich ein Widerspruch. Ich bin glücklich, solange ich singen darf und singen kann und die Stimme gesund ist. Dann trag ich gerne meinen Teil dazu bei, den Leuten eine Freude zu machen.

Wer legt eigentlich fest, welches Repertoire Du auf CD aufnimmst?
Scholl: Bestimmen tu ich eigentlich selbst, es kommen schon Vorschläge, aber es zwingt mich nie jemand dazu, jetzt unbedingt ein Album mit einem bestimmten Komponisten aufzunehmen.

Du wirst nicht gezwungen, oder Du lässt Dich nicht zwingen?
Scholl: Also es versucht gar keiner, mich zu zwingen. Meine Plattenfirma weiß ja auch, dass es wichtig ist, dass der Sänger hinter dem steht, was er aufnimmt. Als Zuhörer hört man schon, ob sich der Musiker mit der Musik, die er spielt oder singt, identifizieren kann. Und es wäre ja auch kontraproduktiv, wenn ich jemanden zwinge dieses oder jenes aufzunehmen. Der macht es dann allenfalls halbüberzeugt und ich am Ende kann man nur ein halbüberzeugendes Produkt anbieten. Da werde ich zum Glück nicht unter Druck gesetzt. Ich mache Vorschläge, es kommt ein Feedback von der Plattenfirma und schließlich wird überlegt, wie man meine Idee realisieren kann.

In Deinem Konzertrepertoire hast Du auch Bachs "Bist Du bei mir". Denkst Du auch daran es aufzunehmen und wie sieht es aus mit Werken von Purcell insbesondere "Sweeter than roses"?
Scholl: "Bist Du bei mir" das haben wir jetzt bisher nur zweimal im Konzert gemacht und eine Aufnahme ist derzeit nicht geplant. Purcell wäre schon eher möglich, aufzunehmen, vielleicht im Rahmen einer CD, Purcell und seine Zeitgenossen, das könnte vielleicht in zwei Jahren geschehen.

In der Oper konnte man Dich bisher noch nicht so oft erleben. Wann steht denn bei Dir der nächste Opernauftritt auf dem Programm?
Scholl: Im Januar 2002 werden wir in Paris noch mal die gleiche Produktion von Händels "Rodelinda" machen und ich glaub im April 2002 gehe ich nach Kopenhagen um dort in "Julius Caesar" die erste Titelrolle zu übernehmen, eigentlich die bekannteste und vielleicht auch tollste Händel-Rolle, die für Alt geschrieben wurde.

Nimmst Du denn zur Vorbereitung auf die geplanten Opernrollen auch Schauspielunterricht?
Scholl: Nein, für die Inszenierung der "Rodelinda" in Glyndebourne hab ich keinen Schauspielunterricht genommen. Aber wir hatten dort sieben Wochen Probezeit, das ist sehr viel und der Regisseur hat sich viel Zeit genommen, mit mir zu arbeiten um mir ein Gefühl zu vermitteln, wie ich das machen soll. Und dann ging es.

Fühltest Du dich auf der Opernbühne wohl?
Scholl: Gegen Ende dann schon, das hat dann sehr viel Spaß gemacht. Am Anfang imitiert man und macht, was man gesagt bekommt. Aber dann gibt es Momente, wo man eigene Ideen einbringt. Ganz bescheiden, aber man merkt, dass man nicht nur ausführt, was man gesagt bekommt, sondern man lebt den Auftritt mit und man versteht worum es eigentlich geht, das macht Spaß.

Gibt es – außer Callas und Deller – Interpreten, die Dich selbst stark bewegen?
Scholl: Alfred Deller ist natürlich so ein Vorbild und eigentlich ist das auch Maria Callas – die beiden hätte ich gerne mal live gehört. Heute höre ich mir schon Kollegen an und bewundere manche, die meines Achtens viel mehr Aufmerksamkeit verdienen, wie zum Beispiel Peter Harvey und Paul Agnew. Das sind englische Sänger und wenn die deutsch singen, ist ihre Aussprache so perfekt und sie sind sehr am Text orientiert, das bewundere ich.

Gibt es ein spezielles Projekt, das Dir momentan ganz besonders am Herzen liegt und wer sind dabei Deine Wunschpartner?
Scholl: Ich kann es kaum abwarten, nächstes Jahr mit dem Australian Brandenburg Orchestra die Tour durch Europa zu machen, das ist schon mein liebstes Orchester und ich war schon dreimal bei denen in Sydney. Da musiziere ich mit guten Freunden und es war meine Idee, solch eine Europa-Tournee zu starten. Da wird für mich ein musikalischer Traum wahr, was nur durch die CD möglich war und die CD war auch nur möglich weil DECCA so viel Rückendeckung gegeben hat und mich nach Australien gelassen hat, obwohl es in Europa viele Barockorchester gibt, die diesen Vivaldi spielen könnten. Ich freue mich jetzt auch darauf, weil die meisten Musiker vom Australian Brandenburg Orchestra noch nicht in Europa waren, ich kann Ihnen nun also meine Heimat zeigen und meinem Publikum dieses Orchester vorstellen.

Wirst Du auch mal nach Südafrika reisen, Du hast dort bereits viele Anhänger? Moira de Swardt, Johannesburg, South Africa
Scholl: Es ist noch nichts geplant, aber es würde mich sehr reizen, gerade hat mir ein Countertenor-Kollege von Capetown berichtet – das muss das Paradies auf Erden sein. Und Konzerte würde ich dort auch sehr gerne geben. Es ist schon interessant, bis vor drei vier Jahren hab ich fast ausschließlich in Europa gesungen, dann kam mal eine Einladung nach Israel, dann war ich einmal in Japan mit Rene Jacobs und jetzt in diesem Jahr war ich schon drei mal in den USA und in Kuala Lumpur. Jetzt im November fliege ich nach Korea und nach Japan. Das macht schon Spaß wo hin zu fahren, wo man noch nicht war, neues zu sehen und sich einem Publikum vorzustellen, die einen noch nie gehört haben.

Was war der Grund für Dein Nichterscheinen zur h-moll-Messe beim Bachfest Leipzig mit den Thomanern? Enrico Bauer, Berlin
Scholl: Ich muss klar sagen, da ich Bach-Fan bin, wäre es für mich das größte gewesen dort zu singen und ich hatte auch zugesagt. Dann hat die Firma Euroarts gesagt, sie würde eine DVD-Produktion machen und blöd und ehrlich wie ich bin, hab ich mein Management darauf aufmerksam gemacht, dass ich vor vier Jahren die h-moll-Messe mit Philippe Herreweghe bei der Plattenfirma Harmonia Mundi aufgenommen hatte. Und bei Aufnahmeverträgen unterschreibt man immer eine fünfjährige Exklusivität. Da hat sich Harmonia Mundi geweigert, mich für diese DVD-Produktion frei zu geben und mich gezwungen von dem Konzert wieder zurückzutreten. Ich habe mich, gerade im Bach-Jahr, sehr geärgert, schließlich ist die h-moll-Messe, mein liebstes Stück – die Plattenfirma wusste das.

Wie groß ist Deine Sammlung von Baseball-Caps, die ja auf dem besten Weg sind, zu einem weiteren Scholl-Markenzeichen neben der Brille zu werden?
Scholl: Ich habe eigentlich immer ein Baseball-Cap dabei, meistens eins von den Detroit Tigers, da hab ich schon drei oder vier von. Und diese Leidenschaft begann, als ich noch zur Schule ging. Als ich 16, 17 Jahre alt war, lief die Krimiserie ‚Magnum‘ mit Tom Selleck im deutschen Fernsehen. Der war Privatdetektiv auf Hawaii mit vielen schönen Frauen und einem Ferrari, das fanden wir damals irgendwie ganz toll. Und er trug eben immer diese Detroit-Tigers – Baseball-Caps. Das war aber noch vor dieser American-Sports-Welle in Deutschland Ende der 80er, weshalb hab ich auch damals solch eine Kappe nirgends auftreiben konnte. Aber ich wollte sie immer haben und als ich 23 war, gab es die auch in Deutschland und seitdem trag ich eigentlich immer Detroit-Tigers. Nicht weil ich ein Fan von denen bin, sondern weil ich gerne so wäre wie Tom Selleck.

Stichwort Berliner Opernstreit, was ist Dein Standpunkt, was in Berlin mit welcher Oper geschehen sollte?
Scholl: Also einige sagen, sie möchten alles so belassen, wie es bisher war. Klar, wir müssen an Kultur sparen;das Geld sinnvoll investieren und in Deutschland wird für Staatstheater sehr viel Geld ausgegeben, aber Berlin ist nun mal nicht Wiesbaden oder Wuppertal. Berlin ist die deutsche Hauptstadt und wird ganz klar Zentrum Europas sein. Besonders wenn wir an die Erweiterung der EU in den Osten denken. Da muss man sich als Politiker fragen, ob es einem nicht etwas wert sein soll, kulturell was zu bieten und kulturell Hauptstadt zu sein. In Frankreich zum Beispiel wäre solch eine Diskussion völlig überflüssig. Dort ist in Paris der Kulturanspruch und die Tatsache, dass man sich über Kultur seine Identität verschafft viel ausgeprägter. In Deutschland wird aber immer gemessen, ‚was bringt uns das‘ und ob Kultur nicht zu teuer ist. Und der Bürger – der geht am Wochenende auch in ein Fußballstadion, welches für Millionen renoviert wird und die Polizei sichert am Wochenende mit Hunderten Polizisten, die vom Steuerzahler bezahlt werden, randalierende Fußballfans ab. In Deutschland hat man andere Maßstäbe, und man ist eher bereit, Geld für aufwendige Fußballstadien auszugeben als für Kultur. Es ist sehr schade, dass ein Opernhaus wie die Staatsoper unter den Linden, die mittlerweile schon zur Hochburg der Barockoper wurde, das einzige etablierte Haus, das regelmäßig Barockopern mit Erfolg aufgeführt hat, dass dieses Projekt jetzt nicht mehr weitergeführt werden soll. Das ist schmerzhaft, denn der Opernbetrieb, wie wir ihn heute haben, administriert immer nur noch vorhandenes Repertoire. In allen Häusern wird das gleiche gespielt, drei und vierfach, aber achtzig Prozent aller Opern, die bis heute je geschrieben wurden sind vor 1800 entstanden. Das heißt, da gibt es so viele Opern, die wir noch nicht kennen, die aber zur damaligen Zeit in Venedig, in Neapel riesige Erfolge waren. Interessant sind sie heute für uns nicht nur, weil sie unbekannt sind, sondern das ist lohnenswerte Musik und es wäre gut, wenn da ein Opernhaus sich weiterhin intensiv damit beschäftigt und eine Vorreiterrolle übernimmt. Darin liegt meines Erachtens auch die Zukunft der Oper.

Welche Position sollte man Barenboim in Zukunft einräumen?
Scholl: Das hängt natürlich mit seinen Forderungen zusammen. In München war zum Beispiel die Besetzung der Nachfolge von Sergiu Celibidache eine kostspielige Angelegenheit, aber man hat sich gesagt, dieses Sinfonie-Orchester ist weltbekannt und große Dirigenten gibt’s eben nicht im Sonderangebot. Und es steht fest, dass Herr Barenboim einen Namen hat, etwas zu sagen hat mit seiner Musik, in der ganzen Welt unterwegs ist, auch als Kulturbotschafter Berlins. Nur muss die Stadt sich fragen, ob das ihr das Geld wert ist, oder ob man jemanden nimmt, der es auch für weniger macht. Wenn Leute bei mir anrufen und mich für ein Konzert verpflichten wollen, dann sag ich auch, was ich dafür verlange. Für manche Leute ist das dann zu viel, die müssen dann eben jemand anderes fragen und müssen dann zufrieden sein mit dem, was der andere anbietet. Ich denke jemanden wie Barenboim, den sollte man nicht so leicht ziehen lassen. Nur kann auch die Staatsoper mit ihrer hohen Auslastung nicht zur Stadt sagen, gebt uns weiter das Geld und wir fahren in alter Gewohnheit weiter. Man muss sich dann auch überlegen, wie bringen wir junge Leute in die Oper,Wer interessiert sich in 50 Jahren noch für klassische Musik und Oper? Wenn wir die jungen Menschen nicht überzeugen können das Entspannung nicht gleich Betäubung ist (ich denke an unbewusstes berieseln lassen von Musik) sondern einen bewussten Einsatz von Aufmerksamkeit und Wachheit fordert,der dann aber um so reicher belohnt wird, dann: gute Nacht.Ich denke nicht, dass man den Theatern einfach die Kohle geben sollte auf das sie machen wie sie wollen, sondern die Stadt hat schon ein Recht darauf, zu sehen das Steuergelder der Gesellschaft,wenn auch vieleicht sehr langfristig, zu gute kommen. Leider denken Politiker nur in 4-Jahresabschnitten.Der Erfolg einer gesunden Kultur und Bildungspolitik wird sich aber leider erst in etwa 2 Jahrzehnten in einer gesünderen Gesellschaft widerspiegeln. Nur nicht ‚Die Zauberflöte‘ rauf und runter. Das ist vielleicht ganz nett für die Touristen, aber man sollte versuchen – das ist ein zeitaufwendiger Prozess – das Publikum zu erziehen, im positiven Sinne. Denn wenn das Interesse da ist, neue Musik, sowohl zeitgenössische als auch alles, was noch nicht abgenudelt ist, zu entdecken, dann kann man auch erfolgreich Kulturpolitik betreiben.

Wer ist Andreas Scholl wirklich? a) Ein Alien? b) Die Reinkarnation einer tollen Frau im falschen Körper? c) endlich mal ein anständiger Kopfsänger zu den vielen unanständigen Bauchrednern.
Scholl: c!

Und stell Dir vor, Du wärst eine Comicfigur, wen würdest Du abgeben?
Scholl: Superman.

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