Nina Ruge

TV-Moderatorin mit Zauberhandy

TV-Moderatorin Nina Ruge über ihren ersten Fantasy-Roman, pädagogische Ziele und ihren TV-Job

Nina Ruge

© Jakob Buhre

Frau Ruge, vor kurzem haben Sie Ihr Buch "Mira May und das Zauberhandy" veröffentlicht – wie lange haben Sie an dem Buch geschrieben?
Ruge: Ungefähr ein Jahr, zuerst haben wir den Plot und die Figuren entwickelt und dann habe ich Probekapitel geschrieben, weil der Verlag erst mal wissen wollte, ob ich das überhaupt kann.

Sie hatten Unterstützung?
Ruge: Geschrieben habe ich das Buch von Anfang bis Ende selbst, aber ich hatte einen Dramaturgen. Kurzgeschichten kann ich vielleicht ganz nett schreiben aber einen ganzen Roman über 300 Seiten richtig spannend und knackig aufzubauen, das traue ich mir alleine nicht zu. Also hat mir mein Buchagent einen Dramaturgen empfohlen, Jörg Mehrwald. Wir haben uns auf Anhieb sehr gut verstanden, gemeinsam Plot und Figuren entwickelt und ganz rudimentär die Geschichte ausgesponnen bis ich sie dann komplett geschrieben habe.

Welche Parallelen gibt es zwischen der Hauptfigur des Buches Mira May und der jungen Nina Ruge?
Ruge: Ich glaube, wenn man eine Figur zur Heldin seines Buches macht und sich daher mit ihr sehr stark auseinandersetzt, dann hat die einerseits viele Eigenschaften des Autors – gerade bei einem Fantasy-Roman, der keine literarischen Höhenflüge anstrebt – und andererseits ist die Figur auch die Projektion dessen, was man selbst gerne gewesen wäre. Mira May hat ganz viele Eigenschaften einer 11-jährigen, die ich nie hatte, aber die ich gerne gehabt hätte.

Bei der Beschreibung der Eltern von Mira May werden einige kritische Töne laut – woher rühren die?
Ruge: Ich habe mir überlegt, dass die Hauptfigur relativ allein agieren muss, stark auf sich selbst gestellt sein soll. Sonst würde sie nicht die vielen Risiken eingehen und keine Abenteuer erleben. Auf diese Abenteuer lässt sie sich ganz selbstverantwortlich ein. Wenn Kinder allein sind, dann sind die Eltern oft fürchterlich berufstätig oder unendlich mit sich selbst beschäftigt, eitel und egozentrisch. Und so habe ich eben ein bisschen Schickimicki- und Lifestyle-Versessene karikiert.

Wie kamen Sie auf die Idee, ein Handy in den Mittelpunkt der Geschichte zu stellen?
Ruge: Zuerst dachten wir an eine Zauberflöte, aber dann haben wir uns gesagt, dass eine Zauberflöte nicht genug zaubern kann. Sie muss aber unendlich viel können, sie muss Mira durch Zeiten und Räume schießen, Mira muss damit fliegen können, muss Figuren aus den verschiedenen Zauberreichen herbei holen können… Das kann eine Flöte nicht, das muss ein Instrument sein, dass mehr leisten kann, dachten wir. Da sind wir auf das Handy gekommen, das hat so viele Zauber-Funktionen – die sind in diesem Buch noch gar nicht alle entdeckt.

Welche Melodie spielt denn Ihr Handy?
Ruge: Ich habe mal versucht, mein Handy umzuprogrammieren, das ist mir aber nicht gelungen. Und so singt es immer noch dieses furchtbare Gedudel, wie jedes andere Handy auch.

Haben Sie eigentlich genügend Zeit zum Schreiben?
Ruge: Ich habe eine Woche im Monat frei und für das Buch habe ich mich jede freie Woche ausgeklinkt und irgendwo verbuddelt, meistens in London, wo ich dann richtig von morgens bis abends geschrieben habe, jeden Tag acht bis zehn Seiten.

Verfolgen Sie als Kinderbuch-Autorin pädagogische Ziele?
Ruge: Ich habe ein hohes pädagogisches Ziel, ich möchte gerne Jugendlichen die Lust am Lesen bringen oder sie zumindest ein bisschen stimulieren. Viele haben diese Lust ja durch Harry Potter oder andere spannende Jugendbücher wiedergefunden. Und wenn Mira May auch dazu führen würde, dass Kinder und Jugendliche gerne lesen, wäre das für mich das größte Kompliment.

Was denken Sie, wie kann man Kindern die schrecklichen Ereignisse der letzten Wochen erklären?
Ruge: Ich glaube, letztlich ist diese unfassbare Negativität und Skrupellosigkeit der Attentäter schon auch für uns Erwachsene kaum zu verstehen – ich glaube nicht, dass man Kindern das in all seinen Dimensionen begreifbar machen kann. Was man vielleicht versuchen kann, ist ansatzweise zu erklären, was Fanatismus und was Terrorismus ist, aus welchen Gefühlen so etwas geboren wird und wie wahnsinnig Menschen geistig umgepolt werden können. Ich glaube allerdings, dass das für Kinder unter einem gewissen Alter einfach nicht nachvollziehbar ist.

Ein paar Fragen zu Ihrem TV-Job. Gibt es Leute, die Sie unbedingt noch gerne treffen würden, interviewen würden?
Ruge: Da gibt es viele, aber es geht mir gar nicht darum, die großen Namen dabei zu haben, sondern es geht mir vor allem darum, in einer entspannten Atmosphäre mit einem interessanten Menschen etwas schönes machen zu können. Viele Gespräche mit Nichtprominenten sind genauso attraktiv und interessant wie die mit Prominenten. Von daher mache ich auch jede Interviewsendung sehr gerne.

Möchten Sie manchmal Ihre Interview-Partner auch gerne privat treffen?
Ruge: Mir geht es da mit Prominenten nicht anders als mit ganz normalen Menschen. Es gibt ganz selten welche von denen ich sage, die würde ich auch gerne privat treffen. Nicht weil die mir alle nicht gefallen, sondern weil ich einen ganz kleinen Freundeskreis habe, einen kleinen Kreis an Leuten, die ich regelmäßig treffe. Das möchte ich nicht inflationieren, egal ob nun prominent oder nicht.

Was war Ihr schönstes Interviewerlebnis?
Ruge: Kann ich so nicht sagen, das hängt ganz stark von der Atmosphäre ab, in der man einen Prominenten trifft und wie viel Zeit man mit ihm hat. Vor nicht allzu langer Zeit habe ich James Last in seinem Haus in West-Palm-Beach in Florida getroffen, das hat Spaß gemacht. Er lebt da in einem Haus mit seiner 35 Jahre jüngeren Frau direkt auf dem Golfplatz. Ihn einfach zu beobachten und mit ihm darüber zu sprechen, wie er lebt, wie besessen er bis heute vom Komponieren ist und dass es außer seiner Frau, dem Golfen und dem Komponieren eigentlich gar nicht viel gibt in seinem Leben, das fand ich sehr spannend.

Sie stehen so oft vor der Kamera – wie halten Sie sich fit?
Ruge: Da gibt es ein ganzes Konglomerat an Dingen, die ich mache. Ich versuche, gesund zu leben, ich rauche nicht, trinke nicht, ernähre mich ziemlich gesund und mache relativ viel Sport. Ich versuche, drei mal in der Woche Sport zu machen, Yoga, Schwimmen, ich gehe ins Fitness-Studio oder jogge auch gerne. Ich habe allerdings ein Laster: Ich schlafe zu wenig, was man mir auch gerne mal ansieht.

Sie tragen Ihre Haare schon immer lang, wäre Nina Ruge auch mit kurzen Haaren denkbar?
Ruge: Ich hatte mal zwangsweise kurze Haare, als mir die Haare bei einem Unfall auf der Bühne abgebrannt sind. Da habe ich mir gleich am nächsten Morgen nach dem Unfall Haare einknüpfen lassen an den Rest Filz, der da noch auf meinem Kopf war – mir gefallen kurze Haare einfach nicht.

Sehen Sie sich gerne im Fernsehen und schauen Sie sich die eigenen Sendungen öfters an?
Ruge: Ich gucke mich selber ganz selten an, wenn ich gucken will, wo ich Schwächen habe und wo ich mich verbessern kann. Aber das tue ich so selten wie möglich.

Unbehagen?
Ruge: Ja, ich mag mich nicht gerne agieren sehen, weiß aber nicht warum.

Gucken Sie sich denn ab und zu andere Moderatoren-Kollegen an?
Ruge: Klar, ich gucke mir bei Kollegen sehr genau an wie sie fragen, wie sie sich verhalten, wie sie an Sendungen herangehen und analysiere das für mich sehr genau.

Das Leben ist ein Comic – welche Comic-Figur sind Sie?
Ruge: Ich wäre gerne Daniel Düsentrieb, der ist klasse. Der lässt sich von niemandem in die Suppe spucken, hat eine unglaubliche Fantasie – und immer wenn’s brenzlig wird, ist er nicht da.

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