Adam, gerade ist dein neues Album "On Tour" erschienen. Dein Kommentar?
Freeland: Hm, was kann ich dazu sagen … Es repräsentiert den Sound der Nachtclubs, oder auch der großen Festivals. Es hat einen besonderen Live-Sound, ich habe dafür auch Aufnahmen von meinen Gigs verwendet.
Deine bisherigen Alben hießen, in Anlehnung an die Elemente Wasser und Erde, "Coastel Breaks 1+2" und "Tectonics". Warum diesmal nur "On Tour"?
Freeland: Ich weiß nicht. Zuerst dachten wir an "Tectonics 2", aber das war nur zweite Wahl. Also wollten wir einen frischen Titel. Ich bin außerdem so viel auf Tour, da erschien der Name einfach vernünftig.
Du hast als House-DJ angefangen, wie kamst du zum Breakbeat?
Freeland: Ich habe von Anfang an Elektro, HipHop und HipHouse in meine House-Sets reingemixt. Es gab keine andere Möglichkeit, denn es existierte noch keine Breakbeat-Szene.
Hat dich der House-Sound schnell gelangweilt?
Freeland: Absolut. Ich mag House, aber nicht die ganze Nacht lang.
Und nun fährst du demnächst mit den Plump DJ’s und den Stanton Warriors nach Ibiza und bringst die Breaks auf die Insel.
Freeland: Ich liebe Ibiza, obwohl es dort keine gute Musik gibt. Alle meine Freunde mögen Ibiza, aber sie fahren nicht mehr dorthin, weil die Musik scheiße ist. Wenn wir also dort spielen können, dann nutzen wir das, um es besser zu machen. Es gibt immer noch genug coole Leute, die dorthin kommen und gute Musik hören wollen. Es ist auch nicht das erste Mal, dass ich dort auflege. Ich war in den letzten Jahren schon oft auf Ibiza, aber es gab nie richtig gute Partys. Vielleicht klappt es ja diesmal. Aber du weißt: shit music rules Ibiza.
Du bist weltweit auf Partys und Festivals sehr gefragt. Würdest du sagen, dass die Breakbeat-Szene größer wird?
Freeland: Ja, sie wird definitiv größer. Vor einigen Jahren habe ich in Clubs mit DJ’s gespielt, die ganz andere Musikstile auflegen, meine Breaks waren nur ein Teil des Abends. Heute spiele ich Breakbeats sehr oft in einem reinen Breakbeat-Club.
Du tourst mit deinem Plattenkoffer durch die Welt – fühlst du dich manchmal wie auf einer Mission?
Freeland: Wenn du eine große Leidenschaft für eine Musik hast, dann willst du, dass die ganze Welt es hört. Breakbeats sind für viele ein Hinterzimmer-Experimental-Sound. Ich denke aber, diese Musik gehört auch auf den Main-Floor. Ja, es ist definitiv meine Mission, die Breakbeat-Liebe unter den Menschen zu verbreiten.
Wie siehst du die Zukunft des Breakbeat, wird es wie beim House auch verschiedene Sparten geben, Deep-House, Minimal House usw.?
Freeland: Das ist doch schon passiert, es gibt so viele Styles, Nu Skool, Old Skool, dieses und jenes — ich hasse eigentlich Kategorisierungen. Ich denke es gibt große Unterschiede zwischen mir und manchen Nu Skool-Produzenten. Ich finde, deren Sachen klingen sehr düster und alt, während das, was ich mache, mehr Drive hat. Es wird immer guten Breakbeat und schlechten Breakbeat geben — und Deep Breakbeat, cheesy Breakbeat … That’s life.
Du hast ein eigenes Label, Marine Parade …
Freeland: … das ich nach der Straße benannt habe, in der ich wohne. Das ist nicht sehr fantasievoll, aber der Name gefällt mir. Ich habe vor vier Jahren damit angefangen, als Hobby und jetzt wird es langsam zu einer Firma. Wir bringen einfach Platten heraus, die wir mögen. Nicht jede Woche, aber die Platten die wir rausbringen, die sind gut. Ich war immer für Qualität und nicht Quantität. Im Moment ist die Musik besser denn je. Mein Kollege Ils‘ hat gerade sein erstaunliches neues Album "Soul Traders" fertig, das im Juli erscheinen wird. Es ist das Album des Monats im aktuellen "Muzik-Magazine". Wir sind also richtig glücklich und die Dinge laufen gut.
Du hast früher in London gelebt. Warum bist du nach Brighton gezogen?
Freeland: Weil ich das Meer liebe. Ich habe jetzt ein Haus mit Meerblick. Du kannst in Brighton in Ruhe leben, chillen, aufs Meer hinausschauen — ein sehr entspanntes Leben. Und ich kann jederzeit nach London, das ist nicht weit.
Du arbeitest gerade an deinem ersten selbstproduzierten Album.
Freeland: Ja, es ist bereits fertig geworden. Ich habe mit verschiedenen Musikern und Sängern zusammengearbeitet und bin sehr gespannt, wie es ankommen wird.
Du hast auch schon einige Remixe produziert. Sind wieder welche geplant?
Freeland: Ich habe gerade einen Remix für "Pressure Drop" gemacht, für einen ihrer klassischen Tracks, "You’re mine", der zuerst in Deutschland veröffentlicht wurde. Aber ansonsten mache ich nicht wirklich viele Remixe.
Für wen würdest du gerne mal einen Remix machen?
Freeland: Ich würde gerne jemanden remixen, der gar nichts mit Breakbeats zu tun hat. Vielleicht für eine große Rock-Band, wie Radiohead oder Tool. Das würde mir viel Spaß machen.
Was war das erste Album, dass du dir gekauft hast?
Freeland: Das Muppet-Show-Album.
Du benutzt bei deinen Sets immer drei Plattenspieler — zwei reichen nicht?
Freeland: Also, ich hatte nie drei Plattenspieler zu Hause. Aber es macht die Sache einfacher und du hast mehr Möglichkeiten. Ich habe nicht immer drei Platten simultan im Mix. Du kannst zwei Platten auflegen und dich dann entscheiden welche du spielst.
Du bist ständig auf Tour — macht dir das Touren immer noch Spaß?
Freeland: Ich toure ja nicht weil ich es muss, sondern weil ich es liebe. Ich habe nur vor kurzem vier Monate Pause gemacht, weil ich im Studio war. Ich liebe es, die Welt zu sehen. Manche DJ’s haben vier oder fünf Auftritte die Woche, ich mache nur zwei, höchstens drei. Ich will die Welt sehen, reise gerne, da ist DJ der richtige Job für mich.
Aber siehst du denn viel von den Städten, wenn du auf Tour bist?
Freeland: Ich komme schon dazu, mir Sachen anzusehen. Von Berlin habe ich jetzt nicht viel gesehen, aber ich bin mir sicher, dass ich wiederkomme. Und dann habe ich mehr Zeit. Nächste Woche fahre ich nach Ibiza und werde dort fünf Tage bleiben. Letzte Woche erst war ich für fünf Tage in L.A. Ein angenehmes Leben. Du wirst auch gut darin, jede Minute auszukosten.
Da du so viel fliegst — hast du eine Lieblings-Airline?
Freeland: Die hübschesten Stewardessen gibt es bei Singapur Airlines. Aber das Essen, das ist überall scheiße.
Wie entspannst du ich in deiner freien Zeit?
Freeland: Ich hänge mit guten Freunden rum, ich liebe Surfen und Snowboarden. Ich mag auch Adrenalin-Kicks — letzte Woche bin ich das erste Mal Fallschirm gesprungen.
Interessierst du dich generell für Sport?
Freeland: Nein, ich bin in England wohl der einzige, der sich einen Scheiß für die WM interessiert.
Du hast noch kein Spiel gesehen?
Freeland: Ich habe die Highlights vom Spiel Japan-Tunesien gerade im Hotel gesehen. Aber zu Hause habe ich keinen Fernseher. Es gibt auch nichts, was ich gerne gucken würde. Die meiste Zeit höre ich Musik.
Das Leben ist ein Comic, welche Figur bist du?
Freeland: Ich habe nie wirklich Comics gelesen. Vielleicht Mr. Natural aus den Comics von Robert Crumb.