Daniel, du hast letztes Jahr mit "Gotta get thru this" sicher den unerwartetesten Nr.1-Hit in England gelandet. Wie kam es du dieser großen Überraschung?
Bedingfield: Das war die Unterstützung aus dem Untergrund. Ich hatte ja keine große Marketingkampagne einer Plattenfirma, die mir geholfen hat. Die Leute wollten einfach einen bestimmten Sound, und den habe ich ihnen gegeben. Ich hatte gerade vorher zwar einen Vertrag mit einer Plattenfirma abgeschlossen, aber der war noch nicht mal für ein ganzes Album. Aber nachdem die Single dann auf Platz 1 stand wollte mich natürlich jeder. So hatte ich dann eine gute Auswahl und konnte bei der Polydor unterzeichnen, die mir die meisten Freiheiten boten.
Anders als viele Musikjournalisten bezeichnest du deinen Sound nicht als Garage, sondern als eine Mischung aus R’n’B, Pop, Soul, und Dance …
Bedingfield: … oder als wenn Michael Jackson und Sting zusammen im Keller abrocken. Den UK-Garage-Sound mag ich nicht, das ist so dieser städtische Mix aus Drum’n’Bass und House, ein Trend, der sowieso mehr oder weniger vorbei ist.
Du bis auch in den USA sehr erfolgreich, bist sogar für einen Grammy nominiert – wie lief das dort?
Bedingfield: Es fing alles damit an, dass die Leute "Gotta get thru this" aus dem Internet geladen haben und an die dortigen DJs gegeben haben. Die haben den Song gespielt, und wahrscheinlich entstand so auch dort die große Nachfrage.
Das heißt, im Gegensatz zur häufigen Kritik an Tauschbörsen wie Kazaa verdankst du diesen Plattformen sogar einen kleinen Teil deiner Karriere?
Bedingfield: Ja, ich finde diese Internet-Geschichten auch nicht so schlimm. Natürlich klaut man irgendwie, und die Plattenfirmen verdienen weniger Geld. Aber die werden schon andere Wege finden. Das tun sie doch immer.
Die Lyrics zu "Gotta get thru this" haben eine recht interessante Geschichte.
Bedingfield: Tatsächlich, ich war unglaublich doll verliebt in ein Mädchen. Und irgendwann hatte ich den Mut es ihr zu sagen. Ich hatte absolut Angst davor und war sehr aufgeregt und so entstand "Gotta get thru this" auf dem Weg zu ihrer Wohnung.
Als ich 16 war, haben wir fast ein halbes Jahr lang beim Essen gespart, damit ich mir einen Synthesizer kaufen konnte.
Die meisten der Texte auf deinem Album, das im März erscheint sind ja autobiografisch. Was sagen denn die Frauen dazu, deren Geschichten du hier und da verwendest?
Bedingfield: Die lieben das. Schließlich mache ich sie berühmt. Für sie ist das doch eine Ehre.
Welche Bedeutung spielte deine Familie in der Karriereplanung?
Bedingfield: Eine sehr große, sie haben mich von Anfang an unterstützt. Als ich 16 war, haben wir fast ein halbes Jahr lang beim Essen gespart, damit ich mir einen Synthesizer kaufen konnte. Aber inzwischen sind auch meine Geschwister sehr erfolgreich. Meine älteste Schwester Natasha hat sogar auch schon einen Plattenvertrag bekommen.
In Deutschland läuft gerade sehr erfolgreich "Deutschland sucht den Superstar". Die englische Variante der Show hat ja bereits sechs Nr. 1 Hits hervorgebracht hat. Dein Kommentar?
Bedingfield: Das ist Unterhaltung. Nicht mehr. Aber mehr wollen die Leute ja auch nicht. Das Publikum liebt es, die Interpreten werden bekannt, lieben es also auch, die Plattenfirmen machen Geld – also sind doch alle glücklich. Was sollte ich also dagegen haben?
Schlussfrage: Das Leben ist ein Comic, welche Figur bist du?
Bedingfield: Hm, Sonic the Hedgehog. Der ist genauso hyperaktiv wie ich und läuft immer überall gegen!