Jakob, Ihr habt euch 2003 gegründet, aber euer Name war nicht von Anfang an „Revolverheld“, oder?
Jakob: Nein, „Revolverheld“ heißen wir jetzt seit Anfang 2005. Vorher hießen wir „Manga“, wie diese Comics und dann kurzzeitig „Tsunami Killer“, was dann aufgrund der Flutkatastrophe natürlich nicht mehr so geil war – und dann haben wir uns in Revolverheld umbenannt.
Es ging ja auch verhältnismäßig schnell bei euch. Nach zwei Jahren kam 2005 schon der Plattenvertrag bei der BMG…
Jakob: Das war eigentlich ganz normal, wie man sich halt so kennen lernt. Ich habe mit unseren beiden Gitarristen Kristoffer und Niels schon mal in einer anderen Band gespielt und daher kannten wir uns halt. Florian, den Bassisten, habe ich beim Zivildienst kennen gelernt und Johannes dann beim Popkurs in Hamburg. Das ist so eine Art Musikerbörse wo man mit Leuten aus ganz Deutschland Musik macht. Wir haben uns gut verstanden und ich habe ihn dann zu unserem Proberaum mitgeschleift. Das war echt so ein magischer Moment, kann man fast sagen. Nach drei, vier Takten war klar: Das ist eine Band, das rockt auch. Dann ging´s auch relativ schnell los. In Eigenregie viel live gespielt und neue Songs gemacht, aufgenommen, neue Demos gemacht und irgendwann die richtigen Leute kennen gelernt.
Wie hat das mit euren Demos eigentlich funktioniert? Habt ihr die einfach verschickt und gehofft dass sich jemand meldet?
Jakob: Nee, wir haben Sascha unseren Manager relativ früh kennen gelernt und er war so der Erste, der an das ganze Ding geglaubt hat. Wir haben gespielt, gespielt, gespielt und er hat parallel Kontakte geknüpft. Es gab dann noch einen anderen Kontakt, über die Band „Silbermond“ mit der wir mal auf einer Veranstaltung gespielt haben – und die haben das dann netterweise an ihre Plattenfirma herangetragen.
Das Klischee bei jungen Bands wie euch ist ja, dass die Plattenfirma viele Vorschriften macht, was für Musik man spielen oder wie die Band heißen soll… Wie war das bei euch?
Jakob: Es war uns wichtig, Freiheiten zu haben. Wir haben immer das gemacht, was wir wollten und nicht was andere von uns verlangt haben. Das wäre vielleicht schon ein bisschen früher hingehauen mit dem Plattenvertrag. Es gab da zum Beispiel ein Angebot von einer namhaften Plattenfirma, die haben gesagt: „Ja, Jungs, ihr könnt ja ganz gut spielen und ihr seht ja auch nicht so schlecht aus, aber versucht es doch mal lieber so wie „Keane“, mit Klavier und auf deutsch.“ Und wir sagten nur so: „Nee, wir haben zwei Gitarren, wir rocken und wir wollen nicht plötzlich alles über den Haufen werfen, weil wir daran glauben und weil das unsere Songs sind. Und irgendwann sind die Leute von der BMG auf uns aufmerksam geworden und die haben das genauso gesehen wie wir. Zum Glück. Die haben uns sehr viele Freiheiten gelassen. Das ging dann so weit, dass wir das Album auch mit produziert haben. Kristoffer und Niels haben das zusammen mit Clemens Matznick, der hauptsächlich als Engineer arbeitet, produziert. Das ist schon ein Vertrauensbeweis gewesen von der Plattenfirma.
Produzieren hieß für mich immer: Jemand steckt Geld in ein Produkt und entscheidet ein bisschen mit. Kann man sich das so vorstellen?
Jakob: Das ist dann ja mehr so der Executive Producer. Nein, die beiden haben kreativ produziert: welchen Sound wollen wir bei dem Song verwenden, und so. Natürlich haben auch alle anderen ihren Input da mit reingegeben. Nur wir brauchten halt noch jemanden, der sich mit dem ganzen Equipment auskennt, in so einem großen Studio haben wir vorher nie etwas gemacht. Wir hatten zwar mal so ein kleines Gartenhausstudio, wo wir auch unsere Demos gemacht haben aber das hat nichts damit zu tun, eine anständige Produktion an den Start zu bringen. Deshalb war Clemens da auch ganz wichtig.
Bei eurem Song „Generation Rock“ ist mir die Zeile aufgefallen: „Versau es nicht mit Casting-Shit und Popstar-Geträller“. Nun seid ihr allerdings als Support für Kelly Clarkson aufgetreten, der Gewinnerin von „American Idol.“
Jakob: Das war eine bewusste Entscheidung von uns. Wir fanden sie seit der ersten Single „Since U Been Gone“ auf jeden Fall geil. Ich glaube auch, dass man das nicht so unbedingt vergleichen kann. Wenn du mal schaust, wer da in Deutschland und wer in Amerika mitmacht. Die singt unfassbar! Und in Deutschland haben wir dann einen Daniel Küblböck oder Didi Knoblauch…
Mit Tobias Regner ist ja dieses Jahr bei „DSDS“ eher der Rockertyp zum Superstar gekürt worden. Denkst du, er hat Chancen?
Jakob: Keine Ahnung. Ich glaube, das ist auch ein großer Unterschied. Ich weiß ja nicht, wie es da jetzt läuft, aber früher war es dann so: Dieter Bohlen schreibt seine Songs und die nehmen dafür halt einen mäßig begabten Interpreten. In Amerika ist es so, dass Kelly Clarkson von den besten Songwritern der Welt Songs unter den Arsch geschrieben bekommt. Deshalb glaube ich nicht, dass das unbedingt vergleichbar ist. Ich meine, die hat jetzt zwei Grammys gewonnen. Da ist es wirklich so, dass dort Talente gefördert werden. In Deutschland bewerben sich die großen Talente wahrscheinlich gar nicht, weil die Sendung einfach einen scheiß Ruf hat. Und die Vermarktung danach ist einfach peinlich. Ich glaube, in Deutschland sind das Leute, die kurz mal berühmt werden wollen, die sich parallel wohl genauso gut bei GZSZ bewerben und dann auf den schnellen Durchbruch hoffen.
Vor kurzem habe ich gelesen, dass die Melodie von eurem Song „Die Welt steht still“ eigentlich aus Silbermonds „Symphonie“ stammt.
Jakob: Habe ich auch gelesen. Fand ich sehr, sehr lustig. Hat aber damit nichts zu tun. Da ist zwar eine Aufwärtsbewegung in der Melodie beider Songs drin, aber das ist nicht dasselbe. Aber es gibt immer solche Leute, die sagen: „Ey, das ist doch irgendwie geklaut!“ Genauso gibt es gerade eine Band, die behauptet, wir hätten „Freunde bleiben“, die aktuelle Single, von denen geklaut.
Ihr tretet im Sommer auch auf mehreren Festivals auf. Wie haben die zuletzt auf euch reagiert?
Jakob: Sehr gut eigentlich! Ist halt immer ein bisschen was anderes wenn du eine Club- Show spielst. Es ist erstmal intimer und jetzt auf der eigenen Tour sind sie auch wirklich nur wegen uns da. Aber bei Festivals ist es halt so, dass man den ein oder anderen noch überzeugen muss. Aber das hat letztes Jahr schon sehr gut funktioniert und ich glaube es wird dieses Jahr auch so sein.
Hat man als Vorband nicht immer ein wenig die Angst, dass das Publikum absolut negativ reagiert, weil die Leute ja eigentlich wegen des Haupt-Acts gekommen ist?
Jakob: Ja, klar. Aber das ist ja auch gleichzeitig der Ansporn. Wir haben immer den Willen, die Leute zu begeistern und meistens funktioniert es.
Ihr seid nun auch schon eine ganze Weile on Tour …
Jakob: Ja, schon seit Mitte 2005. Nachdem wir unseren Vertrag unterschrieben haben sind wir direkt für knapp zwei Monate ins Studio gegangen, haben die Platte gemacht und sind dann direkt in die Festival- Saison. Mit Silbermond waren wir auf Tour, mit Die Happy. Dann sind wir seit Oktober auf der eigenen Tour. An Studieren ist gerade nicht wirklich zu denken. Ich meine, wir wollten immer Musik machen – und das dürfen wir jetzt.
Unsere Schlussfrage: Das Leben ist ein Comic – welche Figur bis du?
Jakob: Bart Simpson! Der macht sich um nichts sorgen, der macht immer worauf er Bock hat.