Goodbye Bafana PK

Wie konnte Mandela Menschen lieben, die ihn absolut hassten?

Joseph Fiennes, Dennis Haysbert, Bille August und Jean-Luc van Damme über den Film "Goodbye Bafana"

Goodbye Bafana PK

© Berlinale

Herr August, vielleicht wissen Sie, dass der offizielle Biograf von Nelson Mandela Ihren Film in Frage stellt und sogar behauptet, dass Mandela dagegen vorgehen will. Was sagen Sie dazu? Wie akkurat ist Ihr Film und wie genau ist die Geschichte, die Sie erzählen?
Bille August: Es stimmt, dass dieser Film kontrovers diskutiert wurde, als er herauskam, aber all die Dinge, die in dieser Kritik angesprochen wurden, haben wir in unserer Geschichte vermieden. Außerdem möchte ich sagen, dass es nur natürlich ist in einem Land wie Südafrika, dass es da unterschiedliche Sichtweisen der Wirklichkeit gibt. Aber was ich großartig an diesem Film finde, ist, dass er die Geschichte aus der Sicht des Gegners erzählt, was Mandelas Ideen von einem freien und demokratischen Südafrika noch richtiger macht.

Herr Fiennes, haben Sie James Gregory jemals persönlich getroffen?
Joseph Fiennes: Bedauerlicherweise ist er gestorben, bevor wir mit diesem Film begonnen hatten, aber die Produzenten haben Gloria, seine Frau, getroffen. Sie war mit ihrer Tochter auch am Drehort, was gut für Diane Krüger (sie spielt Gloria Gregory) war, was aber auch gut für mich war. Wir haben seine Memoiren gelesen und das war natürlich ein sehr wichtiger Bezugspunkt, auch für mich. Und ich glaube, es ist wirklich ein außerordentliches Ereignis, was da stattgefunden hat und ich finde auch, dass dieses Buch ein wenig ausgelegt werden muss. Man weiß nicht so genau, wo die Wahrheit liegt, aber es ist ein großartiger Ausgangspunkt und auch Bezugspunkt.

Herr Haysbert, wie haben Sie sich darauf vorbereitet, Nelson Mandela zu spielen? Inwiefern hat Sie diese Rolle beeinflusst? Wie haben Sie die Rolle entwickelt?
Dennis Haysbert: Wie es mich verändert hat? Es hat mir eine Hoffnung gegeben, dass dieses wunderbare Land Südafrika auf seinem Weg in die Einigkeit vorankommen wird, und dass diese Welt schließlich irgendwann einmal eins werden wird. Wir sind dabei, eine globale Gesellschaft zu werden, Informationen kommen sehr, sehr schnell überall hin und der Einfluss der Länder aufeinander nimmt auch rapide zu. Dieser Film war für mich von großer Bedeutung, da hier ein Aspekt von Mandela vorgestellt wird, der vielleicht bekannt war, vielleicht aber auch nicht.
Wie ich mich darauf vorbereitet habe? Nun ja, ich habe alles gelesen, was ich nur lesen konnte, habe jede DVD angeschaut und alle seine Reden gelesen, die ich finden konnte. Und es war für mich wirklich überraschend. Die Wandlung, die ich durchgemacht habe, als ich entdeckte, wer Nelson Mandela war und ist. Es war wirklich eine sehr tief greifende Erfahrung für mich.

Wie kann man sich in einen Mann hineinversetzten, der 27 Jahre seines Lebens hinter Gittern verbracht hat?
Dennis Haysbert (Mandela): Ich würde sagen, es ist einschüchternd, einen Mann zu spielen, dessen Liebe für sein Land, sein Leben, seine Familie, seine Jugend, ja sich selbst übertrifft. Die Opfer, die er gebracht hat, machen mich sehr traurig. Und einen Mann darzustellen, dessen Tränenkanäle operiert wurden, damit er nicht weinen könne, bedeutete für mich, dass ich auch einen Mann spielen musste, der nicht weinen kann. Und das war sehr schwer für mich. Und ich möchte Ihnen jetzt etwas sagen, was ich meinen Kollegen noch nie erzählt habe: jeden Abend, wenn ich nach Hause kam, habe ich ein Glas Wein getrunken und habe einfach nur geweint.
Und ein weiterer Punkt, der auch sehr, sehr schwierig für mich war: ich habe mich oft gefragt, wie Mandela mit denjenigen Menschen umgehen konnte, ja sie sogar lieben konnte, die ihn absolut hassten? Eines Tages brachte man mir ein Zitat von Mandela auf die Frage, wie er denn 27 Jahre im Gefängnis verbringen konnte, ohne verrückt zu werden? Mandela antwortete: „Ich musste meine Gefangenenwärter befreien.“ Und das ist die Antwort eines wirklichen Menschen, der sich selbst aufopfert, um alle anderen zu retten.

Welche waren die größten Schwierigkeiten, die Ihnen während der Dreharbeiten begegnet sind?
Dennis Haysbert (Mandela): Xhosa zu sprechen war sehr schwierig und ich musste ständig üben. Ich habe mit meinem Dialogtrainer jeden Tag geübt, mehrere Stunden lang. Und selbst am Drehort, bevor die einzelnen Aufnahmen gemacht wurden, habe ich geübt. Dieser Akzent ist so typisch für Mandela und es war sehr beängstigend und einschüchternd für mich, dass man vielleicht einen der fünf besten Menschen, die je auf dieser Erde gelebt haben, darstellen soll. Es war eine große Verantwortung, ihm auch gerecht zu werden, jemandem, der ja noch lebt. Soweit ich weiß, hat er eine DVD erhalten und ich hoffe wirklich inständig, dass ihm das gefallen wird. Es ist wahrscheinlich die einzige Person auf der Welt, bei der ich größten Wert darauf lege, dass er das gut findet, was ich da mache.

Warum machen hauptsächlich Weiße Filme über die Geschichte der Schwarzen? Meinen Sie, dass wenn Schwarze den gleichen Film machen würde, dass er dann den gleichen Erfolg in Hollywood hätte?
Dennis Haysbert: Ich glaube schon. Sie müssen in diesem Zusammenhang, glaube ich, folgendes verstehen und ich sage das nicht als Angriff oder als Verteidigung für irgendjemanden: Es ist wirklich schwer für schwarze Produzenten zu produzieren. Es ist unglaublich schwierig für sie, Geld zu bekommen für Filmproduktionen. Und die Produktionen, die sie dann machen – das ist zumindest meine Beobachtung – die sind ein wenig oberflächlich, es sind Dinge, die Geld einbringen. Es gibt aber auch Menschen, die sich wirklich bemühen. Auch ich arbeite momentan an Projekten, wie schwarze Geschichte zu schreiben ist. Und zwar in einer Art und Weise, wie man schwarze Geschichte bis jetzt noch nicht gesehen hat. Ich möchte darauf jetzt nicht näher eingehen, denn wir sind noch immer in Verhandlung. Aber geben sie Acht in Zukunft.
Jean-Luc van Damme (Produzent): Was sehr spezifisch ist an diesem Film, ist, dass er ein europäischer Film ist. Von einem belgischen Produzenten mit einem europäischen Team. Wir versuchen hier einer Situation gerecht zu werden, die nicht spezifisch südafrikanisch ist, sondern wir glauben, dass es eine universelle Geschichte ist. Ich würde es nicht so sehen, wie Sie das formuliert haben, wir versuchen hier nicht eine schwarze Geschichte durch weiße Augen darzustellen, sondern wir versuchen zunächst einmal zu erläutern, was Herr Mandela für sein Land gemacht hat. Über die Geschichte von James Gregory. Und wir wollten ihm dadurch auch eine Ehre erweisen. Die Situation in Südafrika ist vielleicht noch so frisch, dass es vermutlich noch ein bisschen früh und schwierig ist, einen Film dort über Nelson Mandela zu drehen und deshalb war es besser in Europa darüber einen Film zu drehen. Und als wir Bille August (Regie) den Film anboten, haben wir entschieden, dass seine Position zu dieser Geschichte einmalig sein wird, dass er daraus eine universelle Geschichte machen wird.

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