Olaf Schubert

So viel weiß ich gar nicht über mich.

Olaf Schubert über Betroffenheitslyrik, das Spannungsfeld zwischen regionalem Humor und Massengeschmack, eine Klage wegen Volksverhetzung und die Person hinter dem Pseudonym

Olaf Schubert

© olaf-schubert.de

Herr Schubert, Sie haben vor kurzem den Deutschen Comedypreis als bester Newcomer erhalten. Wie geht es Ihnen damit?
Schubert: Also, ich habe den Preis jetzt erst einmal abgestellt. Er ist ja schon ziemlich schwer. Sieht seltsam amorph aus mit einer Einkerbung am Stulp.

Was bedeutet der Preis für Sie?
Schubert: Eine tiefere Bedeutung wird sich erst noch herausstellen. Es ist allerdings das erste Mal, dass ich einen Preis vom Privatfernsehen verliehen bekommen habe. Sicher ist das ein Zeichen dafür, dass ich mittlerweile viel mehr Menschen erreiche als früher, und da ich die Leute ja aufrütteln will, kann man sicher sagen, der Wecker ist jetzt ein bisschen größer geworden.

Für alle, die weder die Preisverleihung, noch Live-Auftritte, noch Comedysendungen mit Ihnen gesehen haben: Wer ist eigentlich Olaf Schubert?
Schubert: Olaf Schubert ist ein Liedermacher und Betroffenheitslyriker. Er singt Lieder über Probleme und er spricht große Probleme, kleine Probleme und natürlich auch mittlere Probleme an.

Was bedeutet Betroffenheitslyriker?
Schubert: Der Betroffenheitslyriker ist ein Medium, das vermittelnd zwischen Kunst und Sozialabbau die Schnittstelle zwischen Emotion und Hornhaut abbildet.

Aus welchem Elternhaus stammt Olaf Schubert? Was ist sein Hintergrund?
Schubert: Er ist nur teilweise vorbelastet, seine Mutter war Flötenlehrerin und sein Vater hat einen normalen Beruf ausgeübt als Berufstätiger, wie man das so sagte. So eine Art Ingenieur.

Wie kam es, dass Olaf Schubert bei einem so offenkundig harmonischen Haushalt zum Betroffenheitslyriker wurde?
Schubert: Ein auslösendes Moment gab es natürlich nicht, man kann es nicht zurück reduzieren auf den Moment X oder die Situation Alpha, sondern heute in der Retrospektive sehe ich es als zwangsläufige Fügung. Ich wusste schon damals intuitiv, ich muss auf eine Bühne gehen, um die Menschen zu erreichen, da viel zu wenige zu mir nach Hause gekommen sind. Dieser Schritt hat sich sukzessive vollzogen. Ich habe also erst Musik gemacht, mache ich auch heute noch, indem ich Schlagzeug spiele und trommele. Aber dann hat es mich einfach nicht mehr hinten gehalten und ich habe eine neue Ostfront eröffnet, bin vor und habe mich dann auch nicht mehr zurückdrängen lassen.

Sie selbst bezeichnen sich als Liedermacher und Betroffenheitslyriker, werden aber in Sendungen wie dem Quatsch Comedy Club auch als Comedian vorgestellt. Können Sie mit dem Begriff etwas anfangen? Gibt es Diskrepanzen, Überschneidungen zwischen diesen Begriffen?
Schubert: Die Bezeichnung lautet neben Betroffenheitslyriker auch Humorist, da ich Probleme aufwerte aber gelegentlich auch mal einen Flax mache. Ich baue hier und da einen kleinen Abschmunzler ein, wo dann das Publikum gern mal lacht. Das bringt immer ein bisschen Pfiff in die Veranstaltung. Ich möchte die wichtigen Impulse ja nicht so vermitteln wie Lehrer Röhricht in der vierten Reihe. Deshalb – wenn ich gut im Plan liege – Humor. Danach muss es aber zügig weiter gehen.

Olaf Schubert auf der Bühne im gelb-grünen Rautenpollunder, krampfig, unbeholfen und augenscheinlich unfreiwillig komisch. Das Publikum bei Ihren Veranstaltungen scheint mehr über diesen unfreiwilligen Humor zu lachen. Trifft Sie das?
Schubert: Ja manchmal wird etwas viel gelacht, da muss ich dran arbeiten. Wenn das so sein sollte, kann es so nicht weiter gehen. Dem muss natürlich ein Riegel vorgeschoben werden. Da hört der Spaß dann auf.

Auf älteren Aufzeichnungen klingt Olaf Schubert noch mehr nach einem Liedermacher mit Botschaft, weniger Textanteil, mehr Musik. Vor allem bei späteren Aufnahmen werden die Ansprachen des Olaf deutlich mehr – eine Anpassung an den Publikumsgeschmack, weg vom ursprünglichen Anliegen?
Schubert: Viele Sachverhalte lassen sich verbal besser erörtern, als sie jetzt in das Korsett der musikalischen Notdurft zu pressen. Das wird gelegentlich auch von meinen beiden Mitmusikern Jochen Barkas und Herrn Stephan kritisch bemängelt, dass der Wortanteil bei manchen Konzerten stellenweise schon bei über 100 Prozent lag. Trotzdem, die Musik wird immer wieder zum Einsatz kommen und bei unserem neuen Programm „Meine Kämpfe“ singe ich auch ein Lied mehr.

Olaf Schubert ist seit Beginn der 90er Jahre als Künstler in Dresden groß geworden und  in Sachsen eine Kultfigur. In letzter Zeit sind Sie immer häufiger auf auswärtigen Bühnen anzutreffen, treten im Fernsehen auf. Inwiefern verändert das den Humor, Ihre Art, Themen aufzugreifen?
Schubert: Als Künstler und Mensch ist man natürlich einem Reifeprozess unterlegen. Das heißt, dass die Wahrnehmung breiter wird. Insofern wächst auch das Bedürfnis, mal von außen in den Teller rein zugucken. Deshalb ist es ganz normal, dass man eben auch versucht, die Botschaft in die weite Welt hinaus zu transportieren, nach Bottrop zum Beispiel.

Verstehen die Bottroper den sächsischen Humor? Oder machen sie sich lustig über den Ossi?
Schubert: Diese Kategorien Ost und West existieren doch jetzt nicht mehr. Nein, weder noch.

Also denken Sie nicht, dass Olaf Schubert in dem Moment das Klischee eines Ostdeutschen vorführt?
Schubert: Wüsste ich nicht, hoffe ich nicht. Der Sachse ist ja immer irgendwie das Ostbrot schlechthin. Aber man weiß doch nie, worauf man reduziert wird. Wenn jetzt jemand sagt, das ist für ihn der Osten, dann ist das eben der Osten. Der nächste assoziiert damit wieder was ganz anderes. Das ist schwer zu sagen.

Ist es schwierig, mit regionalem, sächsischem Humor ein so unterschiedliches Publikum zu bedienen?
Schubert: Bedienen ist falsch. Ich versuche nicht, ein Publikum zu bedienen, sondern ich mache dem Publikum Angebote, wo es sich etwas mit herausnehmen kann, mit nach Hause nehmen kann. Bedienen, das machen andere.

Was ist die Angebotspalette?
Schubert: Das sind teilweise Lösungsvorschläge. Ich will den Blick der Menschen öffnen, schärfen, Freude vermitteln und mehr nicht.

Wenn man nun mit Auftritten bei RTL, Pro7 oder Comedy Central einem breiten Publikum ein Angebot unterbreitet, leidet da nicht das Angebot unter dem Massengeschmack? Insiderwitze, die bei einem kleineren Publikum noch funktionieren, müssen ja zwangsläufig ausfallen.
Schubert: Insider und Tiefgang haben nicht zwangsläufig miteinander zu tun. Man kann ja auch als Insider keinen Tiefgang haben. Das sind zwei Parallelen, die sich nicht kreuzen. Regionale Bezugnahme kann auch überregional funktionieren. Es besteht natürlich immer die Gefahr, dass man sich massenpolitischen Zwängen beugt. Aber diese Gefahr besteht bei allem, was man tut.

Welchen massenpolitischen Zwängen haben Sie sich denn schon gebeugt?
Schubert: Das weiß ich gar nicht. Bewusst habe ich das noch nicht gemacht. Wenn so etwas passieren sollte, geschieht das vielleicht auch automatisch, ohne dass man es merkt. Aber ich würde nie im Leben mein Haupt beugen vor einem Freund oder Feind.

Was würden Sie denn nicht mitmachen? Würden Sie, wie Mario Barth, im ausverkauften Berliner Olympiastadion auftreten? Wäre das noch Schubert?
Schubert: Vor ausverkauftem Haus zu spielen ist erst einmal nicht verwerflich. Das steht ja jedem zu. Ich wüsste jetzt nichts, was ich nicht machen würde. Das Wichtigste ist, dass ich klar und deutlich meine Botschaft formulieren kann und dass mir kein Sachbereichsleiter das Wort verbietet oder im Artikulationsraum ummorpht. Wenn ich das sagen kann, was ich möchte, dann hätte ich im Groben und Ganzen erst einmal kein Problem, mich irgendwo zu transzendieren.

Zitiert

Viele Sachverhalte lassen sich verbal besser erörtern, als sie in das Korsett der musikalischen Notdurft zu pressen.

Olaf Schubert

Kurz und prägnant zusammen gefasst – was ist die Botschaft?
Schubert: Die Botschaft ist je nach Tagesform auch unabhängig. Es gibt keine pauschale Botschaft, es sind viele kleine, wichtige Botschaften. Habt euch lieb und seid nett. Konkret fällt mir keine weitere ein. Es sind eben so viele.

Nicht jeder versteht Ihre Botschaften. Sie beklagen in Ihrem Programm, dass in Deutschland zu wenig Kinder geboren werden und kurze Zeit später gibt es einen bösen Eintrag im Gästebuch Ihrer Homepage. Ihr Krippenspiel wird gern auch mal als blasphemisch angeprangert. Was darf Ihrer Ansicht nach Satire?
Schubert: (zitiert) „Hitlers Vermehrungswahn heutzutage noch öffentlich zu propagieren und im gleichen Lied Chinesen und Bulgaren zu diffamieren und das bei erbärmlicher Bühnenpräsenz“ – das hat sich mir gleich eingeprägt. Der Mensch, der das im Gästebuch eingetragen hat, strengt jetzt auch eine Klage wegen Volksverhetzung gegen mich an.

Kommt sie denn, steht das fest?
Schubert: Aber ich hoffe doch, er hat es angekündigt. Er hat sich angeblich auch beim Deutschen Medienrat beschwert. Aber da kam noch nichts. Die Mühlen der deutschen Bürokratie laufen offenbar etwas langsamer.

Ist es das erste Mal, dass Ihnen so massiv der Wind ins Gesicht bläst?
Schubert: Nein, Kritik, teilweise auch heftige, das passiert mir immer wieder. Die Klage wegen Volksverhetzung wäre aber das erste Mal, dass auch amtlicherseits der Hebel angesetzt wird.

Zurück zur Frage – was darf Satire?
Schubert: Ich versuche nicht weiter als nötig unter die Gürtellinie zu gehen. Da ist ja auch gar nicht so viel Spielraum. Wenn man die Gürtellinie so sieht – anderthalb Meter drunter ist schon Schluss. Ich versuche mich oberhalb der Gürtellinie, aber auch nicht zu weit oben aufzuhalten. So um die Gürtellinie drumherum. Das ist sehr schwer. Ich weiß nicht, was Satire nicht darf, das muss jeder für sich selbst entscheiden. Da gibt es keine allgemein gültigen Nomenklaturen, an denen man die Poperze nibelieren darf. Ich kann das immer nur für mich selbst festlegen, indem ich sage: Das finde ich gut, das finde ich nicht gut.

Was finden Sie gut? Was würden Sie auf keinen Fall machen?
Schubert: In meinem Programm finde ich alles gut. Gelegentlich habe ich aber schon Gedankengänge, für die ich vielleicht in anderen Zeiten, vielleicht auch zu Recht, gezüchtigt würde. Damit muss ich aber selbst klarkommen. Man muss das Innere ja nicht nach Außen kehren. Die OSK, die Olaf-Selbst-Kontrolle, ist natürlich sehr aktiv. So kann ich das immer nur für mich selbst einteilen, auch wenn ich bei anderen vielleicht was höre oder sehe und denke, das ist jetzt vielleicht derb oder deftig oder direkt aber es ist nicht unbedingt originell. Vielleicht ist es die Frage der Originalität, die entscheidend ist.

Was finden Sie unoriginell?
Schubert: Da gibt es sehr vieles. Ich muss ja nicht erklären, was ich nicht mache, alldieweil das mache ich ja nicht. Ich mache nur das, was ich mache und insofern mache ich alles andere nicht.

Gibt es tatsächlich kein Thema, dass Sie jetzt benennen könnten, was im Programm von Olaf Schubert mit Sicherheit nicht vorkommen wird?
Schubert: Es gibt kein Thema, was ich von vornherein tabuisieren würde. Es kommt immer darauf an. Witze über Konzentrationslager wurden von anderen ja auch schon gemacht und teilweise gut. Mir ist zu dem Thema bisher nichts eingefallen und vielleicht steht mir das auch nicht zu. Deshalb haben doch trotzdem andere das Recht, darüber etwas zu machen und es gibt in diesem Fall, wie überall, gelungene Sachen und schlechte Sachen. Nicht jeder hat zu jedem Thema etwas zu sagen. Man muss sich das raus suchen, wo man was zu sagen hat und dort sollte es möglichst treffen. Insofern kann ich nicht sagen, es gibt für mich kein Thema, zu dem ich nichts sagen dürfte. Ich werde aber nichts sagen, solange mir nichts einfällt, was von Belang ist.

Olaf Schubert wirkt auf der Bühne oft, als ringe er mit den Worten, als fiele ihm gerade in diesem Moment ein, was er mitteilen möchte, er weiß nur noch nicht wie. Wie spontan ist, was auf der Bühne stattfindet, woher kommt die Inspiration?
Schubert: Ich bereite mich natürlich schon vor, ich laufe ja mit offenen Augen durchs Leben und schaue. Ich versuche, die Thematik möglichst lebensnah zu gestalten und das immer wieder ein wenig anders zu transportieren, damit auch die Kollegen nicht einschlafen.

Sie suchen also auch nach Anerkennung außerhalb des Dresdner Potts, innerhalb der Humoristenszene?
Schubert: Nein, Anerkennung ist mir nicht wichtig. Ich sage immer, es wäre schön, wenn die Menschen nicht nur klatschen, sondern sich in einer komplizierten Lebenssituation an den Abend zurück erinnern und in dieser vertrackten Situation fragen: Wie hätte Olaf jetzt entschieden? Das wäre wichtiger als vergänglicher Applaus, denn dem Mimen flicht die Nachwelt keine Kränze. Ruhm und so ist vergänglich, aber das andere wäre schon von Belang.

Olaf Schubert ist eine Kunstfigur…
Schubert: Wenn Sie das sagen.

Der Name der Person dahinter wurde in den vergangenen Wochen von Websites entfernt, auf denen man etwas über Olaf Schubert lesen kann, wie zum Beispiel aus Ihrem Wikipedia-Eintrag. Wer ist es?
Schubert: So viel weiß ich gar nicht über mich. Was ich warum mache, ist mir auch relativ egal. Vielleicht gibt es diese Person auch gar nicht. Vielleicht hat sich jemand bloß ausgedacht, dass Olaf Schubert bloß eine Figur ist. Eine Art urbane Legende. Vielleicht gibt es noch jemanden vor Olaf Schubert oder neben Olaf Schubert. Es wird immer dahinter geguckt aber in Wirklichkeit steht die Person daneben. Das könnte ich mir eher vorstellen, dass Olaf Schubert neben sich steht und ihm deshalb jemand an die Seite gestellt wurde, der ihm sozusagen seitlich von hinten auf die Schulter klopft.

Wie wahr ist denn diese Anekdote über die Person schräg neben Olaf: Als Schüler soll er am Fahnenmast seiner Schule gehangen haben, wie ein Affe schreiend. Das gesamte Lehrerkollegium stand darunter und wusste sich nicht zu helfen. „Aus dem konnte eigentlich nichts anderes werden“ ist meistens der abschließende Satz zu dieser Geschichte.
Schubert: Das wäre zum Beispiel einwandfrei eine paranormale Bewusstseinswahrnehmung, denn Olaf Schubert war ein ganz stiller, unscheinbarer Schüler. Er hat sich hin und wieder eingesetzt für Schwache, für Gerechtigkeit, aber er hat niemals am Fahnenmast gehangen. Da müssten wir eine Gegenüberstellung machen und dann würde sich das Lackmuspräparat ganz schnell verdünnisieren.

Laut offizieller Biografie hat Olaf Schubert die Wende mit eingeleitet. Wie kam es dazu?
Schubert: Das wiederum stimmt wirklich. Die Wende geschah, indem ich mich 1989 vor die Panzer gestellt habe, nicht in Leipzig, sondern hier in Dresden. Das sind natürlich Erinnerungen, die sich unauslöschlich eingebrannt haben.

Konkret geschah was?
Schubert: Ich und noch andere Revolutionäre, die leider ungenannt bleiben müssen, haben gerufen: Haut ab! Geht weg! Die Polizisten waren ja sehr bewaffnet und ich weiß noch, wir haben uns zu viert einen Stock geteilt, der war nicht mal spitz. Das war recht unfair. Insofern ist es umso erfreulicher, dass wir trotzdem gewonnen haben.

Vorher hatten Sie viele verschiedene Berufe gelernt: Kameramann, Fußpfleger, ein Studium der Architektur in Minsk. Warum so viele verschiedene Sachen, die offenkundig erst einmal nichts miteinander zu tun haben?
Schubert: Ein möglichst breiter, nicht gefächerter Überblick über die Sachverhaltslage – das sind alles Erfahrungen, die immer wieder einfließen, ausfließen oder auch durchfließen. Eine gewisse Rastlosigkeit, eine gewisse Unstäte gehört schon dazu. Auch jetzt als Musiker, als Liedermacher ist man ja eine fahrende Person, heute hier, morgen dort. Das war schon immer so – so viele Erfahrungen wie möglich sammeln.

Was wäre aus Ihnen geworden, hätte es die Wende nicht gegeben?
Schubert: Das ist eine Frage, die kann man ja allen Menschen stellen. Was wäre aus denen geworden?

Hätte es zu DDR-Zeiten auch einen Betroffenheitslyriker, einen Humoristen dieser Art gegeben, geben können?
Schubert: Das weiß ich nicht. Ich denke mal, nicht ganz so. Darum habe ich mich für die Wende ja auch so stark gemacht. Es gab in der DDR ja viele andere, die Kabarettistin Helge Hahnemann oder den Schlagersänger Fred Frohberg zum Beispiel. Die Bühnen waren schon voll. Insofern habe ich auch für mich ein Podium erschaffen, also weit vorausschauend gedacht.

Wie wirkt sich besagtes Nomadenleben auf das Privatleben aus?
Schubert: Als Musiker ist man ja ein Nomade mit festem Wohnsitz. Und um dieses Epizentrum kreist man drumherum und mal ist man weiter weg, mal ist man zu Hause. Ich habe mal einen amerikanischen Bluessänger getroffen, es war ein Mohr, und ich habe ihn singen hören „I´m so far from home. I´m 10000 miles far from home hier in Bad Gottleuba“. Und sein Home war in Connecticut und da hab ich mir gedacht: Mensch, so far from home willst du mal nicht sein. Ich bin ja maximal tausend miles from home far.

Also doch ein Heimathumorist.
Schubert: Deshalb bin ich ja auch hier in Dresden. Hier habe ich meine Wurzeln eingebüßt. Ich hätte ja auch woanders hingehen können. Hier bin ich geboren und habe immer gesagt: Das heißt ja nicht, dass ich hier begraben sein möchte. Aber jetzt wird es wohl doch so kommen, hier in der tiefsten, hinterwäldlerischsten Provinz, hier in Dresden. Aber man braucht auch Entspannung, man muss sich ja auch selbst suchen, um dann wieder in die urbanen Zentren hinaus zu fahren, nach Gütersloh zum Beispiel.

Auf Ihrer aktuellen Platte geht es ums Reisen. Das neue Programm heißt „Meine Kämpfe“…
Schubert: Die neue Platte ist ein Reisetagebuch, ein Hörspiel, in dem ich eine Reise schildere. Und unser neues Programm ist sehr kritisch.

Der Titel spielt an auf Hitlers „Mein Kampf“?
Schubert: Gerne hätte auch ich nur einen Kampf. Bei mir sind es sehr, sehr viele Kämpfe. Manche führen einen Kampf und scheitern kläglich. Das kann mir nicht passieren. Ich bewähre mich an verschiedenen Fronten. Und wenn an einer Front der Durchbruch ist, dann habe ich ja noch immer andere Fronten. Nein, es ist keine Anspielung auf Hitler. Es ist eine Anspielung auf mich. Ich mache gern Anspielungen auf mich.

Ein Kommentar zu “So viel weiß ich gar nicht über mich.”

  1. Maul, Franz 92720 , |

    Lieber Olaf, ich finde sie große Klasse!!! Ich war in Weiden i.d.Opf. schon einmal in ihrer Show, es war wunderbar. Wenn sie wieder in meiner Nähe sind, komme ich wieder in zu ihnen. Bleiben sie gesund und uns lange noch erhalten. Ihr Franz

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