Ron Fricke

Bei uns spielt das Bild die Hauptrolle.

Der Kameramann Ron Fricke über Filme seiner Kindheit, die Arbeit an "Koyaanisqatsi", "Baraka" und "Samsara", hohe Auflösung und spirituelle Wesen

Ron Fricke

© barakasamsara.de

Am folgenden Interview nahm auch Mark Magidson, Produzent von „Samsara“ und „Baraka“, teil.

Mr. Fricke, was waren die Filme Ihrer Kindheit?
Ron Fricke: Ich erinnere mich, dass ich mir damals viele Filme ausländischer Regisseure angeguckt habe, Bergman, Fellini, die Filme von David Lean. Als ich auf dem College war habe ich „2001: Odyssee im Weltraum“ gesehen, und das hat mich umgehauen, denn da gab es 20, 30 Minuten ohne Dialog. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass man so etwas im kommerziellen Kino, auf der großen Leinwand machen konnte.
Das Kino war für mich ein Tempel als ich klein war, fast als würde ich da reingehen um so etwas wie Gott zu sehen, so hat sich das angefühlt, diese riesengroßen Bilder und der Ton. Ich weiß nicht mehr, wie sehr ich damals auf die Story und den Dialog der Filme geachtet habe, aber die Erfahrung, im Kino zu sein, das fühlte sich an wie in einem Tempel.

Wo war das, wo sind Sie aufgewachsen?
Ron Fricke: In den USA, irgendwo, ich glaube in Kalifornien war das.

Sie sind in Kalifornien aufgewachsen?
Ron Fricke: Also, mein Vater war beim Militär, und das Interessante daran war, dass wir durch ganz Europa gereist sind, als ich klein war. Ich habe auch in Deutschland gelebt, in Stuttgart, dann in Frankreich. In jungen Jahren habe ich deshalb all die großartige Architektur gesehen, ich war viel im Museum – ich vermute, dass so auch meine Reiselust entstand, durch diese Historie und Kultur.

Schaut man in Ihre Filmographie, so beginnt diese mit „Koyaanisqatsi“, einem der bekanntesten Art-House-Filme der 80er Jahre. Aber was geschah zuvor? Wie wurden Sie Kameramann?
Ron Fricke: Ich war schon immer an Kunst interessiert, besonders an Gemälden. Ich fing dann an zu fotografieren und merkte, dass ich mich auf diese Weise ausdrücken kann. Ich war fasziniert von den Landschaften der David Lean-Filme, ich lag im Kino normalerweise in der ersten Reihe und sah seine Filme immer wieder, auch die von Fellini. Ich erinnere an Einstellungen, wo sich die Schauspieler umdrehen und dich anstarren, das was damals sehr ungewöhnlich. Ich erinnere mich an diese Elemente, die wollte ich schließlich selbst zusammenbringen, ich wollte Kunst machen.

Haben Sie studiert?
Ron Fricke: Malerei vor allem und Architektur… ich hatte verschiedene Hauptfächer auf dem College. Eines davon war sogar technisches Zeichnen, so bin ich auch dazu gekommen, meine eigenen Kameras zu bauen.

Und Godfrey Reggio, den Regisseur von „Koyaanisqatsi“, haben Sie zufällig kennen gelernt?
Ron Fricke: Ich habe Godfrey in Santa Fe, New Mexico kennengelernt, als ich dort auf dem Plaza saß und Bilder malte. Ich lernte ihn über einen guten Freund von ihm kennen, so kam eins zum anderen und uns wurde klar, dass wir ein paar Projekte miteinander machen.

Woher kam Ihre Faszination für Filme ohne Handlung und Dialoge?
Ron Fricke: Viele gute Filmemacher arbeiten mit Dialogen, aber ich war einfach mehr am Bild interessiert. Es gibt in der Standfotografie und in Gemälden diese Essenz, du betrachtest ein Gemälde im Museum und erlebst eine Offenbarung. Ich dachte mir: Warum sollte ich das nicht auch probieren?
„Koyaanisqatsi“ war dann ein Projekt, eine Filmschule für Godfrey Reggio und mich, um zu sehen, ob so etwas funktioniert. Wir wussten es vorher ja nicht, wir haben es einfach gemacht. Und ich glaube, es hat funktioniert.

Ziehen Sie auch als Zuschauer Filme ohne Dialoge vor?
Ron Fricke: Nein, ich mag alle möglichen Arten von Filmen. Vielleicht habe ich einfach Probleme mit Worten, ich weiß es nicht.

Sie nennen Ihre Filme eine „Meditation“…
Ron Fricke: Eine „geführte Meditation“, ja, so nennen Mark und ich diese Projekte: nonverbale, geführte Meditationen. Und vielleicht gibt es dabei auch eine spirituelle Komponente, die uns in diese Richtung treibt. Die Bilder sind sehr kraftvoll, sie können auf einer Ebene mit dir kommunizieren, wo Worte das einfach nicht können. Es ist eine Welt ohne Worte.

Wollen Sie den Zuschauer zum Denken anregen?
Mark Magidson: Wir wollen vermeiden, dass der Zuschauer sich während des Films mit zu vielen formalen Gedanken auseinandersetzt. Es geht uns mehr um den Gefühlszustand des Zuschauers als dass wir ihn auf dem intellektuellen Level ansprechen, wie es ein gewöhnlicher Dokumentarfilm tut, der dir Informationen über ein bestimmtes Objekt gibt. Wir versuchen eine andere Erfahrung zu ermöglichen, vieles geschieht auch in Kombination mit der Musik, die dem Zuschauer ermöglicht, seinen inneren Dialog mit den Bildern in Verbindung zu bringen. Es soll ein Kontinuum entstehen, in dem der Zuschauer den ganzen Film hindurch ununterbrochen verharren kann. Die visuellen Verbindungen tragen dich von der einen zur nächsten Szene.

Während ein Film mit einer Geschichte und handelnden Personen auf einem Drehbuch basiert, entstehen Ihre Filme vor allem im Schneideraum, beim Ordnen des gefilmten Materials.
Mark Magidson: Ja, weil es kein fiktionales Material ist, sondern echte Bilder von der realen Welt. Und es lässt sich im Voraus nicht sagen, wie diese Bilder zusammengehen, das merkt man erst beim Schnitt. Für uns bedeutet das aber auch eine großartige Möglichkeit, Verbindungen zu entdecken, an die wir zuvor gar nicht gedacht haben.
Fricke: Wir hatten bei „Samsara“ eine Idee für den Anfang und das Ende des Films, das zu finden, war das Schwierigste. Das Sanskrit-Wort „Samsara“ bedeutet ja Unbeständigkeit, und zu Beginn des Films zeigen wir, wie ein wundervolles Sandmandala kreiert wird, welches am Ende des Films wieder zerstört, weggewischt wird. Als wir das im Kasten hatten waren wir entspannter, wir sind losgefahren und haben all die Dinge gefilmt, die wir vorher recherchiert hatten, wir sind nur an Orte gegangen, die uns richtig gutes Material liefern. Im Schneideraum haben wir dann Zen-mäßig diese Aufnahmen ohne Ton oder Musik auf uns wirken lassen. Die Bilder haben uns den Weg aufgezeigt, wie wir das Ganze zusammensetzen. Wir hatten am Anfang so etwas wie eine grobe Struktur, aber wir sind sehr offen für glückliche Zufälle. Das ist in etwa so wie als wenn Sie ein Bild malen.

Welche Rolle spielt dabei die Musik?
Mark Magidson: Wir haben die Musik für „Samsara“ so gewählt, dass sie die die Gefühle des Zuschauers unterstützt, das ist die Grundidee. Und die Komponisten interpretieren die Bilder emotional. Sie haben die Bilder stumm gesehen, und komponieren dann für einzelne Sequenzen.
Fricke: Wir möchten, dass der Zuschauer seine ganz eigenen Gefühle bei dem haben kann, was wir zeigen. Wir wollen ihm nicht diktieren, dass etwas gut oder schlecht ist, sondern er soll selbst die Verbindungen für sich ziehen können.

Sie haben einmal gesagt, ein Thema Ihrer Filme sei das Verhältnis von Menschheit und dem Unvergänglichen…
Ron Fricke: Ja, das bezog sich auf „Baraka“, bei „Samsara“ haben wir dieses Thema noch weiter ausgebaut.

Woher kommt dieser Ansatz, beruht er auf einer bestimmten Philosophie?
Ron Fricke: Es gibt dafür einen spirituellen Hintergrund. Ich persönlich denke, dass wir alle spirituelle Wesen sind, ganz gleich ob wir das erkennen oder nicht, das war so und wird immer so sein.

Ist ein Film wie „Samsara“ auch eine Sinnsuche für Sie?
Ron Fricke: (überlegt)
Mark Magidson: Ich denke, es ist ein Kunstfilm, basierend auf dem Bedürfnis, sich auszudrücken. Warum würde man sonst in fünf Jahren etwas produzieren, was man in 90 Minuten angucken kann?
Fricke: In der ersten Sequenz des Films versuchen wir Geburt, Tod und Wiedergeburt zu zeigen. Die Wiedergeburt stellen wir mit der Totenmaske des ägyptischen Pharaos Tutanchamun dar, eines der wundervollsten Artefakte überhaupt, dieses wunderschöne Gesicht, das dich anstarrt. Das war eine Leitmotiv für den Film, für alle Portraits im Film – und davon gibt es in „Samsara“ noch viel mehr als in „Baraka“ – die Leute starren einfach in die Kamera. Das ist ein Versuch, zu zeigen, dass all unsere Seelen über Jahre und Jahrhunderte hinweg, egal wo du herkommst, miteinander verbunden sind.

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Das Kino war für mich ein Tempel als ich klein war, fast als würde ich da reingehen um so etwas wie Gott zu sehen.

Ron Fricke

Gibt es auch einen politischen Aspekt?
Mark Magidson: Nein. Man kann schon sagen, dass bestimmte Bilder etwas aussagen, beispielsweise gibt es eine Waffen-Sequenz im Film, da wäre es nicht falsch, zu sagen, dass das politisch ist. Aber wir strukturieren es nicht dahingehend, sondern wir lassen die Bilder das von selbst offenbaren.
Fricke: Manche der Bilder haben sicherlich eine hohe Intensität, Menschen im Gefängnis, Tiere in Käfigen, Mauern um Religionsgemeinschaften, Puppen die Menschen imitieren – aber wenn es um politische Aussagen geht, die sind ja längst in der Welt.

In „Koyaanisqatsi“ haben Sie beispielsweise Bilder aus einer Würstchenfabrik mit Zeitraffer-Aufnahmen aus einer U-Bahn-Station kombiniert, die Grenzen zwischen Menschenmassen und Massenproduktion verschwammen. Für mich steckte da schon eine gewisse Aussage dahinter…
Ron Fricke: Der Zeitraffer bietet dir die großartige Möglichkeit, ganz banale Dinge sehr seltsam aussehen zu lassen. Deshalb benutze ich das so häufig. In „Samsara“ gibt es auch viele Zeitrafferaufnahmen, aber dieses Mal sind es ganze Sequenzen und nicht nur alleinstehende Einstellungen, dadurch ergibt sich für den Zuschauer der Fluss, den ich bereits erwähnte.

Koyaanisqatsi bedeutet „Life out of balance/Das Leben im Ungleichgewicht“…
Ron Fricke: Aber wie lange ist das her, 30 Jahre…

Sie würden das heute nicht mehr so sehen?
Ron Fricke: Nein, nein, das ist auch gar nicht mein Bezugsrahmen. Das war eher Godfrey Reggios Gedanke.

Aber haben Sie das inhaltliche Konzept nicht gemeinsam entwickelt?
Ron Fricke: Ich dachte, die Erde ist ein wunderschöner Ort und das wollte ich damals auch mit den Bildern ausdrücken.

Tatsächlich? Dabei zeigt „Koyaanisqatsi“ auch sehr viel Zerstörung.
Ron Fricke: Wenn Sie Bilder produzieren möchten, die sich jemand angucken soll, dann geht das nicht ohne dass sie interessant und schön anzusehen sind. Hätten wir „Koyaanisqatsi“ als normalen Dokumentarfilm gedreht, dann wäre es hart gewesen, sich das anzugucken. So wie wir es gemacht haben kannst du darin eintauchen, in den Bildern lesen und dir deine eigene Meinung über das machen, was auf der Welt vor sich geht.

Koyaanisqatsi“ zeichnete teilweise ein düsteres Bild von der Welt. Nun sind Sie vermutlich einer der am weitesten gereisten Filmemacher. Welchen Eindruck haben Sie, auch nach der Arbeit an „Samsara“ – ist unser Planet in Gefahr?
Ron Fricke: Hm, vielleicht befinden wir uns gerade an einem Scheideweg, wo wir gut beraten wären, uns aufzuraffen. Wir sollten erkennen, dass wir alle eingeladen wurden, auf diese Schlammkugel, die durch das Weltall fliegt. Das Leben ist ein Gastgeber, der uns alle eingeladen hat, er hat uns einfach, ohne zu fragen, auf die Gästeliste gesetzt.
Ich persönlich habe während der Dreharbeiten zu „Samsara“ die Erkenntnis gewonnen, dass wir alle im selben Boot sitzen. Und wir sind wirklich alle miteinander verbunden, egal wo du herkommst. Wir wollen einfach alle die gleichen Dinge, wir wollen glücklich sein, unsere Familie unterstützen…
Magidson: Es gab bei der Arbeit schon überwältigende Gefühle, besonders wenn wir mit großer Armut konfrontiert waren, in so vielen Teilen der Erde. Das hinterlässt einen starken Eindruck, das ist eine Art Hilflosigkeit, wenn man das in diesem Ausmaß sieht und du denkst: „Meine Güte, wie konnte das nur so weit kommen?“ – Auf der anderen Seite erlebt man an diesen Orten aber auch sehr viel Freude und Fröhlichkeit.
Fricke: In „Samsara“ gibt es wahrscheinlich etwas mehr verstörende Bilder als in „Baraka“. Es wäre halt gut, wenn wir alle aufwachen könnten, und begreifen, dass wir alle eingeladene, privilegierte Gäste sind.

Wollen Sie denn auch ‚verstören‘?
Ron Fricke: Also, wir zeigen beide Seiten, auch die wunderbaren Landschaften.
Magidson: Man kann die Welt in so einem Film ja nicht zusammenfassen, wir waren in 25 Ländern und es gibt 250 auf der Welt. Wir zeigen Dinge, die symbolisch für etwas stehen, für Naturkatastrophen zum Beispiel. Wir haben in New Orleans gedreht, ein Jahr nachdem der Hurrikan Katrina die Stadt verwüstet hat. Das steht natürlich auch für andere solche Katastrophen.
Fricke: Es ist aber keine Dokumentation über all die Orte, dafür gibt es andere großartige Filmemacher. Wir versuchen einfach, das Wesen eines Bildes zu ergründen, so dass wir es mit anderen verbinden und einen Fluss kreieren können. Und am Ende merkt man: alles ist miteinander verbunden.

In Ihren Filmen steckt jahrelange Arbeit, doch spielte „Baraka“ – laut imdb.com – bei einem Budget von vier Millionen nur 1,2 Mio. Dollar an den amerikanischen Kinokassen ein.
Mark Magidson: Die Einnahmesumme mag korrekt sein, aber das Budget war viel geringer. Ich habe das Budget auch nie bekanntgegeben, das hat sich irgendjemand versucht zusammenzureimen. Ich würde sagen, es war in etwa die Hälfte davon.

Was immer noch einen Verlust bedeuten würde.
Mark Magidson: Nein. Sicher waren die Kinoeinnahmen in den USA nicht bedeutend, dann kommen aber die Märkte in Übersee hinzu, und der Film läuft nun schon 20 Jahre und findet immer noch neue Zuschauer.
Wir machen die Filme so gut wir können, es geht uns nicht darum, das Publikum zufrieden zu stellen und viele Kinokarten zu verkaufen. Aber natürlich willst du finanziell erfolgreich sein, um einen neuen Film machen zu können. Und „Baraka“ war erfolgreich – nur hat es bis zum finanziellen Erfolg eine Weile gedauert.
Ron Fricke: Sie werden jedenfalls keine bessere Blu-Ray-DVD als „Baraka“ finden.

Aber wie schwer ist die Finanzierung Ihrer Filme?
Mark Magidson: Es ist schwer. Doch der Erfolg von „Baraka“ hilft uns. Die DVD verkaufte sich 500.000 Mal, was viel ist für solch einen Film.

Sind Sie denn zufrieden mit der Aufmerksamkeit des US-Publikums für Ihre Arbeit?
Mark Magidson: Ich erinnere mich zum Beispiel an eine Frau, die extra von New York nach Los Angeles kam, wo wir „Baraka“ auf 70 Millimeter gezeigt haben. Es gibt auf jeden Fall Leute, die eine Leidenschaft für diese Filme haben.
Ron Fricke: Und der Rest, vielleicht haben die einfach irgendwann diese ganzen Superhelden-Filme satt, wer weiß. (lacht)

Seit „Koyaanisqatsi“ hat sich in der Filmwelt Einiges verändert, die Entwicklung geht von analog zu digital, von 2D zu 3D. Was bedeutet das für Sie als Filmemacher?
Ron Fricke: Mein Background ist, ganz traditionell auf Film zu drehen, „Samsara“ haben wir auf 70mm gedreht. Aber wir wollten für dieses Projekt das Beste aus beiden Welten haben, wir haben die Aufnahmen auf 65mm-Negativmaterial gecaptured und dann mit 4k (High-Definition Video-Format) digitalisiert. Das hat uns die bestmögliche Präsentation des Materials ermöglicht.
Mark Magidson: In den USA wird momentan sehr viel über Film vs. digital diskutiert, der Digitalstandard wird ja immer besser. Es ist in manchen Ländern auch wirklich schwierig, auf Film zu drehen. Das Equipment wird an den Grenzen kontrolliert, du weißt nicht, ob die Durchleuchtungsmaschinen bei den Kameras Schaden anrichten können…
Als wir mit der Arbeit an „Samsara“ begannen war der beste Standard noch 2k, heute sind wir bei 4k…
Ron Fricke: …und in ein paar Jahren könnte es 8k- oder 10k-Kamerasensoren geben, das wird dann den 65-Millimeter-Film übertreffen.

Sehen Sie darin denn auch einen ästhetischen Nutzen?
Ron Fricke: Ja, besonders für uns, die wir nicht mit Schauspielern arbeiten, ohne Hauptrolle, ohne Dialoge. Bei uns spielt das Bild die Hauptrolle, wir wollen das Wesen dieser Orte einfangen und der einzige Weg, das zu erreichen, sind hochaufgelöste Bilder.

Das heißt, Schärfe und hohe Auflösung sind immer das Ziel?
Ron Fricke: Ja, damit kannst du die Dinge anders sehen, du hast damit eine andere Erfahrung als wenn du so ein Bild auf deinem Iphone, Fernseher oder auf deinem Computer anguckst. Wenn ich mir eine 4K-Projektion angucke, dazu der Ton in 7.1 Surround, dann denke ich immer: „Wow, ich wusste gar nicht, dass Filme so aussehen können.“

Wie stehen Sie zum 3D-Kino? Begreifen Sie es als eine neue Kunstform oder ist es nur ein kommerzielles Instrument der Filmindustrie?
Ron Fricke: Vielleicht war die Einführung von 3D kommerziell hintertrieben, aber heute beginnt das Ganze eine Richtung zu bekommen, es wird organischer, du bekommst als Zuschauer keine Migräne mehr, und es offenbart Dinge über die natürliche Umgebung. Ich mag Naturdokumentationen in 3D, diese Filme liefern dir einfach mehr Inhalt über das Subjekt.
Von Action-Filmen in 3D bin ich aber kein besonders großer Fan. Wenn ich mir so etwas angucke habe ich meistens schon nach 10 Minuten vergessen, dass ich 3D gucke, weil ich mich so mit der Story beschäftige.
Ich denke, man kann 3D sehr gut auf die reale Welt anwenden, eben weil wir zwei Augäpfel haben. Wir sehen in 3D, wir haben auch zwei Ohren und hören in Stereo Surround. Also, warum nicht? Es kommt nur darauf an, den Film natürlich zu gestalten.

Werden Sie in 3D drehen?
Ron Fricke: Ich weiß es noch nicht, wir denken gerade darüber nach. Ich mag 65mm – aber wer weiß.

Kam Deutschland eigentlich schon in Ihren Filmen vor?
Ron Fricke: Nein, aber es gibt Musik in „Samsara“, die in einer deutschen Kirche aufgenommen wurde, ein Orgelstück von Keith Jarrett.

Sie haben einmal geäußert, Sie fänden die USA und Europa eher langweilig.
Ron Fricke: Das habe ich gesagt? Keine Ahnung, wo Sie das herhaben.

Aus einem Interview (auf purecinema-celluloid.webs.com)…
Fricke: Aber „langweilig“? – Was ich sagen kann: Wir haben bei „Samsara“ in den USA eine Reihe von Absagen bekommen, wenn wir Fließbänder oder die Massentierhaltung filmen wollten. Also mussten wir woanders fragen, und China sagte Ja.

Wo würden Sie in Deutschland drehen wollen?
Fricke: Vielleicht in einem BMW-Werk.

Ron Fricke wurde vermutlich in den 50er Jahren geboren. Sein Vater war beim Militär, "wir reisten durch Europa, als ich klein war." Er belegte auf dem College u.a. Kurse in Malerei, Architektur und Technischem Zeichnen. In Santa Fe lernte er den mehr

Ein Kommentar zu “Bei uns spielt das Bild die Hauptrolle.”

  1. Norman |

    Wow, danke für das tolle interview!

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