Herr Littmann, Ihr jüngstes Theaterstück, „Die Entführung aus dem Paradies“, greift teilweise auf typisch hamburgischen Humor zurück. Funktioniert der auch in anderen deutschen Großstädten?
Wir spielen viele unserer Stücke in anderen Städten und sind eigentlich überall sehr erfolgreich. Man sagt ja immer, es gäbe eine Art Weißwurstgrenze des Humors, die irgendwo in der Nähe von Frankfurt am Main liegt. Was bedeutet, dass ein bayerischer Künstler es angeblich schwer im Norden hat und ein norddeutsch geprägter Künstler schwer in Bayern. Aber wir haben auch in Augsburg schon Stücke gespielt und waren dort ausgesprochen erfolgreich.
Nach Aussage Ihres Hauses gehören Ihre Theater zu den erfolgreichsten Privatbühnen Deutschlands. Wie ist Ihr Verhältnis zum staatlich subventionierten Kulturbetrieb?
Grundsätzlich bin ich dafür, dass es Kultursubventionen gibt. Ich habe nur Zweifel daran, dass die jetzige Politik Kultur subventioniert.
Wie meinen Sie das?
Wenn diskutiert wird, dass der Etat eines Staatstheaters um zehn Prozent gekürzt wird – was eigentlich momentan allerorten der Fall ist – dann ist die Antwort der Kulturschaffenden an die Politiker: Dann können wir kein Theater mehr spielen. Da fragt sich der Laie natürlich: Wofür bekommen diese Institutionen eigentlich die anderen neunzig Prozent, wenn sie mit zehn Prozent weniger Geld kein oder kaum noch Kultur auf die Bühne bringen können? Die anderen neunzig Prozent sind natürlich für die Verwaltung, die Festangestellten im technischen Bereich und so weiter. Bei der Diskussion um die Subventionen für Kultur geht es also vor allem um die Sicherung von vorhandenen Arbeitsplätzen und weniger direkt um Kultur.
Wie ließe sich das ändern?
Es gibt beispielsweise in Holland eine ganz andere, sinnvollere Subventionspraxis. Die Holländer halten Theater vor und achten dabei auf einen möglichst geringen Anteil an laufenden Personalkosten. Diese Häuser werden mit Theaterproduktionen bespielt, die durch’s Land reisen. So kommen die Subventionen zu einem großen Teil, wenn auch nicht zur Gänze, direkt den Theaterproduktionen zugute. Insgesamt ist dieses Vorgehen preiswerter als die riesigen Apparate deutscher Stadttheater – und künstlerisch ebenso attraktiv.
Zwischen Sportjournalisten und Fußballern gibt es eine extreme Kumpanei.
In Hamburg sind in den vergangenen Jahrzehnten einige Musicalbühnen entstanden. Schauen Sie sich die Produktionen an?
Ich bin wahrscheinlich einer der Theaterchefs in Hamburg, die mit am meisten andere Theater besuchen. Ich bin in den vergangenen Jahren sowohl in den Staatstheatern als auch in den Musicals gewesen. Zuletzt habe ich „Das Wunder von Bern“ gesehen und ich fand‘ es ausgezeichnet. Wegen der Musicals kommen im Übrigen auch viele Menschen nach Hamburg. Das gibt den Staatstheaterbetreibern schon zu denken. An deren Programm lässt sich mittlerweile ablesen, dass die sich mehr und mehr dem unterhaltenden Theater widmen. Die sind sich also bewusst, dass ihr Publikum auch unterhalten und nicht nur von Hochkultur „belästigt“ werden möchte.
Würden Sie die Leitung eines Staatstheaters, beispielsweise des Deutschen Schauspielhauses in Hamburg, übernehmen?
Nein, in diesen Apparaten fühle ich mich unwohl. Davon ab – gefragt würde ich eh nicht.
Ihre Theater liegen direkt an der Hamburger Reeperbahn. Wie beurteilen Sie den Wandel des Kiezes von der verruchten Meile hin zur Touristenattraktion?
Wer die Reeperbahn immer nur im Zusammenhang mit Prostitution assoziiert, der kennt deren Geschichte nicht. Vor dem zweiten Weltkrieg war sie ein Ort des bürgerlichen Vergnügens. Damals waren hier sechzig mehr oder minder große Theaterbetriebe beheimatet: nicht nur das jetzt noch bestehende St. Pauli-Theater, sondern auch das „Operettenhaus“ und das nach dem „Wintergarten“ in Berlin zweitgrößte Varietétheater Deutschlands, der „Trichter“.
Doch die letzten Jahrzehnte assoziierte man die Reeperbahn vor allem mit dem Rotlichtmilieu.
Natürlich war in den 1950er-, 60er- und 70er-Jahren die Reeperbahn stärker als heute vom sogenannten Rotlichtmilieu geprägt. Das lag am Fehlen der Theater, aber auch am Hafen. Vor 30, 40 Jahren sind eben noch Scharen von Matrosen auf der Reeperbahn gewesen. Das ist heute schon längst nicht mehr der Fall. Wir wollen mit den Theatern an die Blütezeit St. Paulis anknüpfen, also Volkstheater im besten Sinne machen.
Sie bewerten also den aktuellen Wandel des Viertels und seine damit verbundene Aufwertung als eine Bewegung zurück zu den historischen Wurzeln?
Auf der einen Seite ist das tatsächlich eine Bewegung „back to the roots“. Auf der anderen Seite lebt die Reeperbahn schon seit mehr als hundert Jahren vom ständigen Wandel. Hier ist immer Bewegung gewesen, hier sind immer neue Lokalitäten entstanden. Deshalb kann ich nicht nachvollziehen, dass viele sagen, es gäbe jetzt einen schrecklichen Wandel, dem man Einhalt gebieten muss. Es gibt zum Glück keine Peepshows mehr, Anfang der 80er-Jahre gab es die noch in Hülle und Fülle. Es gibt aber immer noch Angebote im Bereich der erotischen Attraktionen, zum Beispiel das „Dollhouse“. Das ist auch zeitgemäßer als Betriebe wie das „Salambo“ oder das „Safari“, die es früher gab.
Auch Läden der Hamburger Schwulenszene müssen schließen oder haben zu kämpfen.
Die klassischen Schwulenbars in allen deutschen Großstädten haben große Probleme. Das hängt mit der Art und Weise der Kommunikation zusammen; Schwule treffen sich heute auf Internetplattformen und verabreden sich dort. Die Face-to-Face-Bekanntschaften, die man früher in Kneipen geschlossen hat, sind für viele nicht mehr attraktiv. Außerdem gibt es heute viele Partyreihen, die regelmäßig in wechselnden Locations stattfinden. Die eine Stammbar gibt es kaum noch.
Entwickeln sich auch Schwulenszene und Rotlichtmilieu auseinander?
Also die Reeperbahn war nie ausgesprochen schwulenaffin. Es gab hier nie eine große Anzahl an Schwulenkneipen, die befanden sich entweder am Rande des Stadtteils St.Pauli oder mehr noch in St. Georg, um den Hauptbahnhof herum.
St. Georg ist ebenfalls lange ein Rotlichtmilieu gewesen und ist es teilweise bis heute.
Das stimmt. Aber ich sehe zwischen Schwulenszene und dem Milieu keine Abhängigkeiten und es gab auch nie welche.
Dennoch mussten sich aufgrund geringerer Toleranz Schwulentreffs früher mehr verstecken als heute – manche meinen, das Rotlichtmilieu sei gewissermaßen ein gutes Versteck gewesen, welches heute zunehmend überflüssig wird.
Das kann ich nicht beobachten. Aber durchaus zu beobachten ist, dass viele Schwule keinen gesteigerten Wert mehr darauf legen, sich in Schwulenkreisen zu bewegen. Die gehen auch in ganz gewöhnliche Bars und auf ganz gewöhnliche Partys. Die Attraktion, die Schwulentreffs in den 70er- und 80er-Jahren noch hatten, nämlich dass die Gäste sagen konnten: Ich bin hier unter meinesgleichen und muss mich nicht entschuldigen und muss keine Diskriminierung ertragen – die gibt es heute nicht mehr so stark. Denn in Großstädten gibt es inzwischen genügend Orte, an denen sich Schwule frei bewegen können und akzeptiert werden.
Ein anderes Thema der Stadtentwicklung: Weshalb befürworten Sie die Hamburger Olympiabewerbung?
Wer das Konzept der Bewerbung kennt, der ist davon beeindruckt. Sowohl von der Gestaltung als auch von der Nachhaltigkeit her ist das Konzept hervorragend. In Hamburg würde dadurch etwas gelingen, wovon viele der hiesigen Verantwortlichen schon Jahrzehnte träumen, nämlich der sogenannte „Sprung über die Elbe“ Richtung Süden, zu den Stadtteilen Wilhelmsburg und Harburg. Der würde durch die baulichen Maßnahmen gelingen, die mit der Olympiade im Zusammenhang stehen. Für die Stadtentwicklung wäre das Ganze also ein Riesenfortschritt. Außerdem finde ich, dass es Hamburg in jeder Hinsicht gut zu Gesicht stünde, die Welt hier zu Gast zu haben. Davon kann die Stadt eigentlich nur profitieren, insbesondere natürlich die Kultureinrichtungen und die Betriebe, die im Bereich Tourismus tätig sind. Und schlussendlich bin ich ein Sportfan und würde mich sehr freuen, wenn Sportler aus aller Welt hierher kämen.
Die Initiative „Nolympia“ kritisiert, dass die Kosten für das Sportevent zu gering geschätzt und die Mieten hinterher steigen würden. Außerdem würde die Zahl der notwendigen Bauvorhaben heruntergespielt.
Also ich bin erstaunt darüber, dass die Gegner der Bewerbung heute schon wissen, was die Spiele kosten werden. Denn die Befürworter wissen das ja auch noch gar nicht. Darüber hinaus ist es ja so, dass Hamburg die Spiele für Deutschland ausrichten würde. Was bedeutet, dass das Gerede davon, dass der Hamburger Haushalt dadurch übermäßig belastet würde, schlicht ein Märchen ist. Denn der Bund trüge für die Finanzierung eine wesentliche Verantwortung. Außerdem würde das Olympische Komitee für die Ausrichtung der Spiele erhebliche Mittel zur Verfügung stellen. Ich kann des Weiteren nicht erkennen, dass ein Wohnungsbau, der ja im Zuge der Ausrichtung erfolgen soll, in der Nachnutzung dann automatisch höhere Mieten mit sich bringt.
Haben Sie so gar kein Verständnis für die Bedenken?
Richtig ist natürlich, dass Für und Wider einer solchen Veranstaltung abzuwägen. Ich glaube, olympische Spiele können nicht mehr in einen Gigantismus ausarten, den sich eigentlich nur Länder leisten können, die nicht demokratisch regiert werden. Dafür haben wir ja Belege aus der jüngsten Vergangenheit: In Sotschi wurde die Nachnutzung beispielsweise überhaupt nicht gewährleistet, so dass Milliarden verpulvert wurden. Ich habe also nichts gegen Bedenken im Zusammenhang mit der Olympiabewerbung, sondern fände es im Gegenteil merkwürdig, wenn sie nicht geäußert würden. Aber die Vorstellung, dass die Spiele beispielsweise den Sozialetat der Stadt Hamburg berühren würden, ist völlig absurd.
Sie gelten als Vorkämpfer für Schwulenrechte. Was halten Sie von der seit langem geführten Diskussion um die „Ehe für Alle“?
Die Diskussion ist notwendig. Denn es ist erstaunlich, dass zum Beispiel sowohl die USA als auch Irland die Gleichstellung der so genannten Schwulenehe mit der heterosexuellen Ehe schon beschlossen haben. Beide Länder galten in dieser Hinsicht ansonsten eigentlich nicht gerade als fortschrittlich, sondern eher als christlich-konservativ geprägt. Wobei das auf die USA nur teilweise, also auf manche Bundesstaaten, zutrifft. Ich glaube auch, dass in Deutschland die große Mehrheit der Bevölkerung für eine solche Gleichstellung wäre. Die deutschen Politiker, insbesondere jene der CDU und CSU, sollten sich dafür schämen, dass sie die Gleichstellung noch nicht auf den Weg gebracht haben.
Guido Westerwelle, immerhin ein liberal-konservativer Politiker, stimmte 2010 gegen die steuerliche Gleichstellung der gleichgeschlechtlichen Partnerschaft.
Ich bin verpartnert, profitiere persönlich also auch vom Ehegattensplitting. Trotzdem halte ich das für den letzten Blödsinn überhaupt. Das hat nichts mit einer konservativen Einstellung zu tun, sondern mit Logik. Die steuerliche Bevorteilung auch einer kinderlosen Ehe in Form des Ehegattensplittings ist generell Unsinn – egal, wem sie zugutekommt. Dieses Geld sollte in der Bildung und Kinderbetreuung landen.
Mit der Diskussion um die „Ehe für alle“ ist auch die Debatte um ein Adoptionsrecht für homosexuelle Paare verbunden. Was ist Ihre Meinung dazu?
Es gibt bei Schwulen wie bei Heteros aus den verschiedensten Gründen immer wieder den Wunsch, ein Kind zu adoptieren. Ich sehe überhaupt nur Vorteile darin, für ein Kind in einer solchen Beziehung aufzuwachsen, ob sie nun eine Ehe oder eheähnlich ist. Ich finde es also völlig unsinnig, zu behaupten, es müsse Vater und Mutter geben und es dürfe nicht zwei Mütter oder zwei Väter geben. Dem Kind ist das schlussendlich scheißegal. Außerdem belegen alle Erfahrungen, dass ein Kind in einer gleichgeschlechtlichen Beziehung mit Sicherheit mindestens ebenso umsorgt wird wie in einer heterosexuellen Beziehung.
Würden Sie gemeinsam mit Ihrem Partner ein Kind adoptieren?
Ich bin aus dem Alter heraus, in dem ich mir ernsthaft Gedanken darüber mache, ob ich ein Kind adoptiere oder nicht. Ich finde, dass ein Mann, der wie ich über sechzig ist, das einem Kind nicht antun sollte.
Haben Sie sich das früher einmal gewünscht?
Ich habe mich ehrlich gesagt nie ernsthaft mit dieser Frage beschäftigt. Denn ein Kind zu adoptieren bedeutet in erster Linie, Verantwortung zu übernehmen und Zeit zu haben, die man dem Kind widmen kann. Diese Zeit habe ich in meinem Beruf wenig gehabt. Genauso wenig habe ich die nötige Stetigkeit gehabt, die es dazu braucht. Ich bin viel in der Gegend herumgereist, auch beruflich. Deshalb bin ich eigentlich nie auf die Idee gekommen, ein Kind zu adoptieren, auch vor zwanzig Jahren nicht.
Laut einer Studie der EU fühlen sich fast die Hälfte aller Homosexuellen in Deutschland noch immer regelmäßig diskriminiert. Könnte diese Diskriminierung nicht auch Kinder treffen, die von homosexuellen Paaren adoptiert werden?
Natürlich ist es heute immer noch schwierig, wenn beispielsweise bei einem Elternabend in der Schule zwei Männer auftauchen und sagen: das ist unser Kind. Das muss zwar nicht Diskriminierung zur Folge haben, kann aber natürlich merkwürdige Verhaltensweisen oder Gespräche der anderen Beteiligten nach sich ziehen. Ich finde aber auch, dass man Diskriminierung qualifizieren muss, also fragen muss: Wo findet Diskriminierung statt? Ich denke: Sie findet mit Sicherheit dort statt, wo Menschen leben, die Schwulen oder Lesben in ihrem Alltag wenig begegnen. In der Regel ist das in der deutschen Provinz eher der Fall. Dort wird es wesentlich schwieriger sein, als Schwuler offen zu leben als in einer Großstadt wie Berlin oder Hamburg. Deshalb zieht es ja viele Schwule aus der Provinz in die Großstädte, weil sie dort die Diskriminierung nicht so erfahren wie auf dem Land. Aber ich will darüber nicht richten. Auch die Diskriminierung in der Stadt mag für einen jungen Menschen gravierend sein, jedenfalls gravierender als für einen so alten wie mich.
Auch im Fußball ist Homosexualität und Homophobie ein viel diskutiertes Thema. 2006 berichtete das Fußballmagazin „Rund“, dass schwule Bundesliga-Spieler von Journalisten erpresst werden: Informationen über Verein und Team gegen Schweigen über die Sexualität des Fußballers.
Das Ganze hat zwei Aspekte. Einerseits ist die Fußballberichterstattung heutzutage wesentlich boulevardesker als sie noch vor 20 oder 30 Jahren war. Sie ist nicht mehr nur auf den eigentlichen Sport fokussiert, sondern es ist eben auch interessant, wer welche Freundin hat, wer wo vielleicht noch mit nacktem Oberkörper in der Karibik oder am Mittelmeer Urlaub macht. Über das all das wird von der Boulevardpresse berichtet. Das heißt also: Ich weiß mit welcher Tennisspielerin Herr Schweinsteiger heutzutage befreundet ist und welches Turnier er verfolgt. Das hat mit Fußball ja eigentlich gar nichts mehr zu tun. Andererseits gibt es tatsächlich zwischen Sportjournalisten und Fußballern eine extreme Kumpanei, die weit ins Privatleben hinein geht. Für viele Journalisten ist es beispielsweise gängige Praxis, sich mit den Spielern zu duzen – und das ist noch der harmloseste Ausdruck dieser Kumpanei. Ich habe solche Formen der Kommunikation immer abgelehnt und mich immer dagegen gewehrt – und zwar bis zum letzten Tag meiner Präsidentschaft beim FC St. Pauli. Ich habe Sportjournalisten immer gesiezt und habe nie tägliche Hintergrundgespräche mit denen geführt, sondern sie immer auf einer gewissen Distanz gehalten. Das hat mir nicht unbedingt Freunde in den Redaktionen eingebracht. Denn die Fußballreporter leben natürlich davon, dass sie auch intime Informationen bekommen, die ein Kollege vielleicht noch nicht hat.
Das Magazin „Rund“ berichtete ebenfalls, dass eine Boulevardzeitung einem Sportjournalisten hohe Summen bot – für das Outing eines Bundesligaprofis.
So etwas kann ich nicht beurteilen. Ich weiß nur, dass Journalisten mir auch oft gesagt haben, sie wüssten von diesem oder jenem Spieler oder Trainer oder Funktionär, dass er schwul ist, obwohl diese nicht geoutet sind oder waren. Es ist tatsächlich so, dass einige Sportjournalisten mehr über das Intimleben von bekannten Spielern wissen als die Öffentlichkeit. Wie sie damit umgehen, dass entzieht sich allerdings weitestgehend meiner Kenntnis.
Was müsste sich ändern, damit nicht auf solche Weise Druck auf schwule Profis ausgeübt wird?
Eine Gruppe von aktiven Spielern müsste sich gemeinsam outen. Dann würde sich das Ganze relativ schnell in Luft auflösen. Das kann aber noch zwei oder fünf oder sogar zehn Jahre dauern. Denn viele Vereine haben immer noch Angst vor rechtsradikalen Fangruppen und gehen deshalb kaum gegen die vor. Daraus folgen dann anti-schwule Äußerungen in Stadien oder im Umfeld der Stadien. Da müssten die Vereine viel öfter Rückgrat zeigen.
Sie reisen häufig nach Kuba. Ein ungewöhnliches Reiseziel für einen bekennenden Schwulen?
Also tatsächlich ist Kuba eigentlich ein Paradies für Heterosexuelle. Nun gibt es aber seit einigen Jahren dort eine sehr interessante Entwicklung, die man nicht vermuten würde.
Was läuft dort anders als hierzulande?
Was Schwulenpolitik betrifft gibt es dort eine ganz erstaunliche Offenheit, die man den Kubanern kaum zutraut und die in der ganzen südamerikanischen Welt beispiellos ist. Es gibt öffentliche Aktivitäten, die sich anlehnen an die der westlichen Staaten: Es existiert eine große Toleranz gegenüber Schwulen und es gibt ein schwules Festival in Havanna, von dem sich die Deutschen eine Scheibe abschneiden müssten – sowohl was den Inhalt als auch was die Resonanz betrifft. Zudem sind die Menschen auf Kuba einfach lebensfroher, fröhlicher, offener.
Hallo. Euer letztes Sport-Interview ist von November 2015. Mögt ihr keinen Sport?