Cindy aus Marzahn, die Seemänner im neuen Animationsfilm „Robinson Crusoe“ sprechen auffallend nordischen Akzent…
Cindy aus Marzahn: Ja, das sind halt Seemänner. Stellen Sie sich vor, die würden mit asiatischen Akzent sprechen. Dit würde ja ooch nicht passen.
Aber Sie selbst berlinern im Film nicht so stark wie man es von Ihnen gewohnt ist.
Cindy aus Marzahn: Es passt nicht in jeder Situation, „icke“ oder „ditte“ zu sagen, das kann man auch dezenter machen. Wenn du laut wirst und rumbrüllst, dann kommt schon eher der Berliner Akzent, aber wenn du ruhiger bist, kannst du damit ein bisschen zurückhaltender sein.
Sie haben der Tapirdame Rosie Ihre Stimme geliehen –wird die dadurch auch ein bisschen zur Cindy?
Cindy aus Marzahn: Ich glaube, die ergänzen sich beide. Cindy schlüpft in die Tapirdame hinein – ich denke aber nicht, dass es andersherum der Fall ist.
Ist es Ihr Anspruch, dass der Zuschauer irgendwann vergisst, wem die Stimmen der synchronisierten Tiere gehören?
Cindy aus Marzahn: Ach, ich finde, die sollen Spaß an dem Film haben. Die sollen sich nicht so’n Kopp machen, „wie wird Cindy jetzt sprechen“, sondern es einfach auf sich wirken lassen. Und wenn sie es juut finden isset juut.
Genauso wie die Leute sich keinen Kopp machen sollen, wenn sie in mein Solo-Programm kommen: Wird sie singen? Tanzen? Nackt sein? – Einfach rinnjehn und dann kann man danach entscheiden: war juut oder war nicht juut.
Cindy aus Marzahn im Video-Interview
Sie interagieren in Ihren Shows sehr viel mit dem Publikum. Ist die Arbeit als Synchronsprecherin im Studio überhaupt was für Sie?
Cindy aus Marzahn: Das war schon ein bisschen gruselig, du hast im Studio ja kein Publikum. Du kannst natürlich auch deine Faxen machen, aber irgendwann sagt der Regisseur dann auch: „Es reicht!“ Für mich war das eine echte Umstellung. Du hast ja keinen, den du anspielst, mit dem du quatschen kannst, sondern du hast einen Bildschirm, machst deinen Text und gehst nach hause.
Es war aber jetzt aber schon meine zweite Synchronrolle, mittlerweile habe ich mich dran gewöhnt. Und wenn der Aufruf kommt „wir suchen eine Buttererbse“ dann bin ich diejenige, die sie sprechen wird.
Welche Schauspielerin würden Sie gerne mit Ihrer Stimme hören?
Cindy aus Marzahn: Ich gucke gerne „King of Queens“, „Mike & Molly“ mit Melissa McCarthy finde ich toll – aber ob ich die synchronisieren soll? Möchte man das hören? Oder Gwyneth Paltrow? – Ich weiß nicht, ob jemand möchte, dass ich die spreche.
Und komplett hochdeutsch, wäre das realistisch für Sie?
Cindy aus Marzahn: Da müsste ich mir schon sehr viel Mühe geben. Das ist ist definitiv eine Trainingsfrage, und eine Frage der Intonation. Wenn du ein bisschen ruhiger quatschst, geht das auch auf Hochdeutsch – aber ick gloobe, dit is zu kompliziert.
Ich finde eine Tragik immer ganz wichtig, weil du ja eine Fallhöhe brauchst.
Was für Filme schauen Sie am liebsten?
Cindy aus Marzahn: Neulich war ich krank gewesen, wurde operiert, das war nicht schön – und da hab ich dann „Games of Thrones“ geschenkt bekommen. Erst dachte ich: „Alter Falter, das kannst du dir doch nicht ankieken“. Dann habe ich die erste Folge geguckt und war so aufgeregt, dass ich wirklich alle fünf Staffeln komplett hintereinander geguckt habe, ich glaube in einer Woche. Ich hatte Kopfschmerzen, habe das aber alles durchgeguckt, weil ich das faszinierend fand. Mittlerweile habe ich die Folgen auch schon zwei und drei Mal geguckt. Hätte ich nicht gedacht, dass ich so was mal gucke.
Und was interessiert Sie so gar nicht?
Cindy aus Marzahn: Früher habe ich gerne „Eine schrecklich nette Familie“ geguckt. Damals fand ich das geil, heute denke ich: Oh Gott!
Angeblich ist ja ein Biopic über Sie in Planung…
Cindy aus Marzahn: Echt? Da weiß ich noch gar nichts von. Wer synchronisiert mich eigentlich in meinem eigenen Film? Und Veronica Ferres, spielt die mich dann? In einer Dreifachrolle?
Also, da ist Einiges in Planung und da wird immer viel erzählt: Nächstes Jahr ist sie bei „Germany’s Next Topmodel“ in der Jury, macht morgen dies, übermorgen das… Die Leute quatschen immer viel. Ich sage immer: So lange ich nichts unterschrieben habe, mach‘ ich gar nichts.
Aber sollte das Biopic kommen, spielen Sie sich dann selbst, so wie Bushido in seinem Film?
Cindy aus Marzahn: Das ist die Frage: Will man dit? Will man sich selbst spielen? – Ich würde da einfach auf hochkarätige Schauspieler zurückgreifen. Weil ich kann das nicht so, Schauspielerei hab ich noch nie so großartig gemacht. Ich stehe zwar auf der Bühne, da schauspielerst du manchmal auch ein bisschen, aber ansonsten… Mal gucken wer sich anbietet. Vielleicht wirklich Veronica Ferres. Oder die Furtwängler? Und spielt Til Schweiger mit? – Man weiß es nicht.
Würde der Film über Sie gut ausgehen?
Cindy aus Marzahn: Na klar! Er hätte aber auch eine Tragik. Ich finde eine Tragik immer ganz wichtig, weil du ja eine Fallhöhe brauchst. Das ist wie ein Solo-Programm: Die Leute müssen für einen Moment auch mal still sein, einfach mal ein bisschen traurig werden, weil dann schießt es anschließend wieder nach oben und zum Schluss freuen sie sich und sind glücklich. So muss der Film auch sein. Du musst aus dem Kino gehen und denken: Oh, cool!
Wie fanden Sie eigentlich den „Marsianer“?
Ganz ok. Comedy war es nicht.
Cindy aus Marzahn: Nein, man kiekt ja aber auch andere Filme. Also da habe ich Karten geschenkt bekommen. Aber dass der da mit der Raumkapsel und der Aldi-Tüte darüber gestülpt durch das Weltall fliegt – sein Sie mir nicht böse, aber da ist vieles an den Haaren herbei gezogen.
Soll vorkommen.
Cindy aus Marzahn: Und was mich noch interessiert: Glauben Sie, dass Leonardo DiCaprio einen Oscar bekommt? Das ist ja der ewige Verlierer bei den Oscars. Kriegt er ihn jetzt? Da hab ich gestern drüber nachgedacht. Ich glaube, er kriegt ihn nicht. Und wissen Sie warum? Weil er mit Rihanna rummacht. Die Oscar-Chefs in der Jury sind ja alle so Mitte 60, ich glaube nicht, dass die es juut finden, dass der einen so hohen Frauenverschleiß hat.
Welcher Komiker–Kollege hätte schon längst seinen eigenen Kinofilm verdient?
Cindy aus Marzahn: Rainald Grebe finde ich großartig. Den habe ich gestern erst wieder gesehen mit einer sehr lustigen Sendung. Und Emmi und Willnowsky sind toll. Die meisten Komiker, die schon bekannter sind, machen ja Filme über ihr Leben oder wat wie wo auch immer, die dann aber meistens nicht so gut laufen. Da muss man immer ein bisschen vorsichtig sein.
Drei Dinge, die Sie definitiv nicht mit auf eine einsame Insel mitnehmen?
Cindy aus Marzahn: Einen veganen Koch, ein Solarium – und einen Fernseher. Es gibt ja keinen Strom. Ich finde es ja immer interessant, wenn Leute erzählen, dass sie ein Buch auf eine einsame Insel mitnehmen. Die haben sie doch nicht alle! Du sitzt doch nicht auf einer einsamen Insel, bist damit beschäftigt zu überleben und setzt dich erstmal hin und liest ein Buch. Das macht doch keiner.
Welche Insel möchten Sie noch sehen?
Cindy aus Marzahn: Ich habe bisher noch gar keine Insel gesehen, außer die an der Ostsee. Ich war ein paar Mal auf Rügen, auf Usedom… Also, wer Interesse hat kann mich ja einladen, dann würde ich mir gerne ein paar Inseln angucken. Vielleicht wirklich mal in der Südsee, oder in der Karibik.
Sie tragen eine Blume im Haar – ist nicht Inselschmuck aus Hawaii?
Cindy aus Marzahn: Nein. Das ist einfach nur Schmuck. Früher war die janz kleen, das sah immer so aus, als wenn mir jemand auf den Kopf, Sie wissen schon… Deswegen habe ich die ein bisschen größer gemacht.
Der Animationsfilm zeigt die Geschichte von Robinson Crusoe aus der Sicht der Tiere. Haben Sie Haustiere?
Cindy aus Marzahn: Ja, einen Hund. Ich mag auch Tiere, aber ich möchte sie nicht alle zuhause haben. Ich brauche keine Echse im Aquarium.
Welche Tiere jagen Ihnen Angst ein?
Cindy aus Marzahn: Als ich in New York war, kam einer vorbei, der mir eine Schlange um den Hals gelegt hat – und ich dachte, jetzt fall‘ ich gleich um. War dann aber nicht so schlimm, wie ich dachte. Aber alles was so klein ist und krabbelt, wo du nachts denkst, jetzt krabbelt es dir übers Gesicht… Oder auch Frösche: Wenn du einen Frosch auf der Hand hast und der rumspringt – das ist alles nicht so meins.
Haben Tiere Humor?
Cindy aus Marzahn: Ich glaube, dass wir es manchmal als Humor sehen. Mein Hund zum Beispiel: Der furzt, riecht an seinem Hintern, guckt mich an und geht weg. Ich weiß nicht, ob es Humor ist, aber ich finde das sehr lustig, weil er sich wundert, warum es plötzlich stinkt. Er steht dann auf, geht ins andere Zimmer und legt sich dort hin. Manchmal rennt er auch gegen eine Tür, weil er nicht so schnell bremsen kann. Aber Hunde sind da robust – und das ist auch eine gewisse Art von Humor.
Was nervt Sie tierisch?
Cindy aus Marzahn: Intoleranz. Und wenn Leute ungerecht sind. Ich bin halt ein Gerechtigkeitsfanatiker.
Am Ende Ihrer aktuellen Show singen Sie „Lasst uns endlich aufstehen für eine bessere Welt.“ Geht es Ihnen um mehr als nur um Unterhaltung?
Cindy aus Marzahn: In erster Linie ja, weil wir Komiker auch so ein Sprachrohr sind. Natürlich kann man auf der Bühne stehen und „lustig, lustig, tralala“ singen. Aber in der heutigen Zeit, wo sich viel bewegt und entwickelt, muss man auch ein bisschen darauf hinweisen, dass manche Sachen nicht so in Ordnung sind. Wenn du auf der Bühne stehst hast du viele Leute vor dir, da kannst du – gerade wenn die Politik nicht so läuft – auch mal sagen: Seid vorsichtig, werdet nicht intolerant und guckt vor allem, dass ihr nicht in die rechte Richtung lauft, denn das ist extrem scheiße.