Nils Frahm

Mit Musik kann ich Gefühle erzeugen, für die es keine Wörter gibt.

Nils Frahm ist mit seinen Klavier- und Elektronik-Improvisationen mittlerweile so erfolgreich wie einst Keith Jarrett, die Konzerte oft in Windeseile ausverkauft. Im Interview spricht er über eine schnoddrige Jugend, Musikerziehung, Klangerzeugung, kulturellen Imperativ und Anfragen aus Hollywood.

Nils Frahm

© Claudia Araujo

Herr Frahm, angenommen ein Kind sieht Sie im Konzert, ist begeistert, will das auch machen – und dann werden Sie von den Eltern gefragt, was der Junge dafür alles tun muss. Was antworten Sie?
Frahm: Das kann man dem Kind doch einfach ausprügeln (lacht). Nein, Spaß beiseite. Der Junge muss Klavierunterricht kriegen – und nach einer gewissen Zeit würde ich ein bisschen streng gucken und sagen: Du musst aber auch dabei bleiben, du musst ein paar Sachen durchstehen, damit es irgendwann Spaß bringt. An der Musik kann man wunderbar nachfühlen, dass es sich lohnt, dabei zu bleiben. Musikmachen ist im Prinzip die schönste Art und Weise, so eine grundprotestantische Lebenshaltung nachzufühlen: Es gibt nichts Gutes, außer man tut es. Und: Von nichts kommt nichts.

Oder: Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen.
Frahm: Wir haben ja oft haben diese kurzzeitigen Bedürfnisse, wir sehen etwas, was uns gefällt und die Elster in uns sagt: „Das will ich, das glänzt“. Aber dann merken wir, dass es so einfach nicht geht. Die wenigsten Menschen sind dazu bereit, ihr ganzes Leben hinten an zu stellen, um gut am Klavier zu werden. Das muss man auch gar nicht verlangen, wir leben ja nicht mehr in den 20er/30er Jahren, wo wir noch eine harte Erziehung hatten, sondern das Kind muss selber Klavier spielen wollen.

Wie war es bei Ihnen?
Frahm: Ich wurde nicht gezwungen, aber ich musste üben. Es ist ja auch eine Verkettung von Dingen: Der Klavierunterricht kostet Geld, damit hat der Vater schon mal den perfekten Hebel, um Druck auszuüben, denn das Kind versteht schon, was Geld ist und weiß, dass man es auch anders ausgeben kann. Sprich: Wenn du nicht mehr übst, gibt es keinen Klavierunterricht mehr. Irgendwann kommt dann vielleicht der Punkt, wo man genervt zu den Eltern sagt: „Dann meldet mich doch ab“ – das ist meistens so mit 14, in der Zeit hat man andere Sorgen.

Hatten Sie auch…
Frahm: Klar. Es passieren ‚komische‘ Sachen mit deinem Körper, du kriegst das erste Mal Liebeskummer, du hast das Gefühl, vor so vielen Problemen zu stehen, die du mit Musik nicht lösen kannst und Musik ernsthaft weiterzuverfolgen kommt dir als Zeitverschwendung vor.

Warum sind Sie dennoch dabei geblieben?
Frahm: Weil ich verstanden habe, dass es für mich eine Möglichkeit ist, die Welt zu begreifen. Zeit zu verbringen am Instrument ist einfach toll, das macht etwas mit dir. Der eine trinkt abends ein Glas Wein, um sich zu entspannen, der andere liest ein gutes Buch – und Musikmachen ist genau eine dieser Sachen. Aber um das genießen zu können muss man eben sehr viel reinstecken.

Zitiert

Normaler Klavierunterricht sieht nicht vor, dass du als Komponist aufgeklärt wirst.

Nils Frahm

Nun haben die Eltern aus meiner ersten Frage aber auch die ganze Elektronik auf Ihrer Bühne gesehen. Wie kommt das Kind dahin?
Frahm: Ich würde den Eltern erstmal raten, dem Kind ganz lange nichts zu geben, was einen Stecker hat, weil das viel weniger sinnvoll ist. Wenn du am richtigen Klavier sitzt, da vibriert etwas in deinen Fingerspitzen, du spürst den Resonanzraum, da passieren unvorhersehbare Sachen, die Klang-Möglichkeiten sind unbegrenzt. Bei den digitalen Gegenstücken versteht man sehr schnell den Algorithmus dahinter, und dass es sich eigentlich immer wiederholt.

Keith Jarrett wurde mal in einem Interview gefragt, was bei ihm die rote Linie bei der Erzeugung von Tönen ist. Er antwortete, für ihn sei es wichtig, dass die musikalischen Schwingungen direkt von einer menschlichen Berührung ausgelöst werden, z.B. dem Zupfen einer Saite.
Frahm: Ich weiß nicht, ob ich ihm da zustimmen würde. Wenn ich eine Platte mache, dann kommt ja alles durch ein Kabel ans Mischpult, d.h. es wird alles elektroakustisch und am Ende höre ich das Klavier durch einen sich bewegenden Lautsprecher. In dem Moment sollte es mir doch als Produzent egal sein, ob der Sound vom Klavier oder einem Synthesizer kommt, denn am Ende wird eh alles über den gleichen Lautsprecher wieder umgewandelt. Statt so puristisch zu argumentieren würde ich an seiner Stelle eher sagen: In dem Moment, wo du nicht Zeit mit dem Klavier verbringst – oder noch schärfer gesagt – wo du Zeit mit einem Synthesizer verplemperst, bist du am Klavier nicht besser geworden. Selbst Keith Jarrett würde unterschreiben, dass er heute immer noch dazu lernt.
Ich persönlich schäme mich manchmal ein bisschen dafür und ärgere mich, dass ich nicht hart genug bin, zu sagen: „Nein, ich spiele nur Klavier und verschwende keine Zeit mit irgendetwas anderem.“

© Claudia Araujo

© Claudia Araujo


Sie haben mal gesagt, dass viele ihre Zeit am Klavier damit vertun, nicht eigene Musik zu spielen.

Frahm: Nein, das habe ich so nicht gesagt. Ich glaube nicht, dass man seine Zeit verschwendet, wenn man nicht etwas originär Eigenes schafft. Allerdings denke ich, dass man sich manchmal ein bisschen auf den Füßen steht, wenn man ein gewisses Stück noch zum 190. Mal aufnimmt.

Also, das konkrete Zitat von Ihnen ging so: „Mir tun die jungen Leute leid, die ihr ganzes Leben damit verbracht haben, sich der Klassik zu widmen.“
Frahm: Das ganze Klassik-Repertoire ist für die technische Ausbildung unglaublich hilfreich, aber für die musikalische Willensprägung, für die Kreativität sollte man sich durchaus auch mit anderem Stoff beschäftigen. Deswegen bin ich mit 13 umgeschwenkt zum Jazz, um die Harmonielehre zu verstehen. Normaler Klavierunterricht sieht ja nicht vor, dass du als Komponist aufgeklärt wirst, der mathematische und kosmische Zusammenhang der Töne wird dir nicht erklärt. Wenn du aber verstehst, warum es überhaupt 12 Töne gibt, hinterfragst du das ganze System. In dem Moment willst du mehr Töne hören, in dem Moment denkst du über nichts Anderes mehr nach, als über die Frage, was Musik eigentlich ist, warum sie so klingt wie sie klingt, usw. Aber darum geht es im Klavierunterricht nicht, sondern da heißt es: ‚Das sind die Töne, das ist der Fingersatz, der dritte Finger spielt diese Note, hier hast du dich verspielt usw.‘ Das ist nie wirklich Zeitverschwendung, aber es ist so ein bisschen ineffektiv – und deshalb womöglich doch Zeitverschwendung.

Wird also in der Musikerziehung zu wenig darauf vertraut, dass jeder Mensch auch kompositorisches Talent hat?
Frahm: Keith Jarrett wäre ein Beispiel für so eine Doppelbegabung, er spielt ja auch einen fantastischen Bach. Insofern sollte man erstmal davon ausgehen, dass jeder Mensch die Veranlagung zu so einer Doppelbegabung hat – und sie maximal fördern. Wenn sich die Leute irgendwann freiwillig entscheiden: ‚Nein, ich spiele wirklich am liebsten Satie, dafür übe ich‘ – dann ist das völlig ok. Doch grundsätzlich alle Kinder dazu zu erziehen, perfekt Mozart zu spielen oder perfekt Bill Evans zu kopieren – da steckt ein gewisses Macht-System dahinter, was typisch akademisch ist. Im akademischen System wäre so eine Karriere, wie ich sie eingeschlagen habe, auch nie gefördert worden.

Sie haben am akademischen System ja nicht teilgenommen.
Frahm: Doch, ich war Musikwissenschaftler, zwei Semester in Hamburg, in denen ich das auch ernsthaft studiert habe. Dann habe ich mich aber genauso ernsthaft dagegen entschieden und bin nach Berlin gezogen. Dort war ich als evangelischer Theologe eingeschrieben, habe Klavier geübt und wollte nochmal Jazz studieren. Wobei mich irgendwann die Vision verlassen hat, warum ich das wirklich tun sollte. Also habe ich mich entschlossen, als selbstständiger Produzent zu arbeiten.

Sie haben auch mal gesagt: „Die Klassik ist an totes Material gebunden, das macht sie museumsreif.“ Warum denken Sie, wird die Klassik dann so massiv finanziell gefördert?
Frahm: Weil wir aktuell nicht in einer Zeit leben, wo wir eine Kulturrevolution machen, wie in den 60er Jahren. Damals wurden ja – im Zuge des Hinterfragens, was unsere Eltern bzw. Großeltern getan haben – auch die alten Künste infrage gestellt.
Ich bin nicht dagegen, dass man diese Musik fördert, denn alles, was nicht von alleine überlebensfähig ist, muss irgendwie unterstützt werden. Ob das immer so viel bringt, darüber kann man sich streiten. Auch bei der Neuen und Neuesten Musik haben wir ja die Situation, dass sie von den Kultureliten noch irgendwie durchgebracht wird, obwohl der gemeine Mensch sagt: ‚Interessiert mich nicht, ist mir egal, würde ich nie Geld für ausgeben‘. Bei der Klassik wird im Prinzip von oben herab entschieden ‚Das muss es aber geben‘. Das ist ein kultureller Imperativ, und so etwas wird im Moment auch als „linksgrün-versiffte“ Grundhaltung kritisiert. Das ist auch ein Grund, warum die Rechten gerade so im Aufwind sind: Weil es eine Art Konsens zu geben scheint, der so funktioniert, dass gewisse Sachen einfach so sein sollten. Selbst wenn die meisten Leute diese Konzerte nicht interessieren, muss es die aber geben – dafür müssen die größten Häuser gebaut werden, wie die Elbphilharmonie in Hamburg, wo dann irgendwelche S-Klassen vorfahren.

Aber zu Beethoven-Symphonien gehen die Leute doch durchaus freiwillig.
Frahm: Sie schon. Aber zum Beispiel die Leute, die bei mir die Security machen, alles sehr nette Jungs, die gehen nie in die Oper oder ins klassische Konzert. Aber die zahlen mit ihrer Steuer trotzdem dafür, dass es das gibt. Das ist halt Förderpolitik. Es ist nicht so richtig basisdemokratisch, andererseits ist es eine Chance, gewisse Dinge, die per Volksentscheid abgeschafft würden, zu erhalten.
Zum Beispiel die Frage, ob man eine Todesstrafe einführt, darüber würde man das Volk nicht entscheiden lassen. Genauso wenig möchte man die Entscheidung, ob Beethoven gehört wird, dem gemeinen Volk überlassen. Deswegen investiert man jetzt da rein, auch Firmen tun das – und wahrscheinlich tun es auch Menschen wie Sie, die sich solche Konzerte angucken, und Leute wie ich, die an diese Musik erinnern, ob nun bewusst oder unbewusst.

Ganz bewusst an die Klassik erinnert haben Sie auf Ihrer Compilation in der Reihe „Late Night Tales“, auf der sich eine alte Aufnahme des Bach-Chorals „Jesu bleibet meine Freude“ findet.
Frahm: Das Stück ist natürlich schon fast eine Plattitüde, es hat sich ein bisschen abgenudelt. Aber jeder Mensch, der es zum ersten Mal hört, der muss doch ausflippen! Das hat einfach so eine Magie. Kompositorisch ist es für mich das Kernstück von Bach.

Da es ja auch ein Choral ist: Kommt da der Protestant Nils Frahm durch?
Frahm: Ja, das ist sicherlich meine Nordlicht-Mentalität. Das habe ich erst reflektiert, seit ich mit einer katholisch-geprägten Frau zusammenlebe, die eine noch-katholischer geprägte Mutter hat, mit der ich oft erhitzte Diskussionen führe. Da merke ich dann, dass ich gewissermaßen ein Moralist bin.

frahm-cover-kleinEin Moralist mit Punk-Wurzeln.
Frahm: Ich hatte eine sehr schnoddrige Jugend, von 13 bis 17-18 Jahre fanden wir, dass wir auf jeden Fall scheiße aussehen und viel Dosenbier trinken müssen. Witzigerweise haben wir trotzdem nebenbei so komische Jazz-Musik gemacht.

Kommt aus der Zeit auch die Idee, mit Klobürsten auf dem Klavier zu spielen?
Frahm: Ja, ich habe in vielen witzigen Performance-Bands mitgemacht, zum Beispiel im Golden-Pudel Club in Ballett-Tütüs und Horrormasken Schranz und absoluten Quatsch-Techno gespielt. Oder wir haben in Jugendzentren Salatköpfe mit Silvesterböllern in die Luft gesprengt und dabei die Nationalhymne auf dem Keyboard gespielt. Das war geprägt von Titanic, Studio Braun, Hamburger Schule.

Der Beginn Ihres Stücks „Sunson“ vom Album „All Melody“ klingt sehr nach Filmmusik, erinnert ein wenig an „Blade Runner 2“…
Frahm: Mir wurde tatsächlich schon diverse Male gesagt, „du hättest den Soundtrack zu „Blade-Runner“ machen sollen“, das war 2017 in Sachen Kino das Thema des Jahres.

Victoria“, Ihre erste und bislang einzige Musik für einen Kinofilm, liegt nun schon drei Jahre zurück. Gibt es Pläne in dem Bereich?
Frahm: Ich bin heute in der hart erkämpften, guten Position, dass ich komplett meine eigene Kuration machen kann. Ich überlege mir mein Live-Set von dem Moment, wo die Leute in das Gebäude kommen bis zu dem Moment, wo sie nach hause gehen. Da kann ich mir mit meinem Team aussuchen, wie wir das machen, was passiert – jede einzelne Geschichte ist erstmal denkbar und es gibt niemand, der sagt: Das geht nicht. Wenn ich mir jetzt vorstelle, mit einem Regisseur kämpfen zu müssen, mit Music Supervisors, oder – noch schlimmer – einem Produzenten, ob wir dieses oder jenes jetzt machen können oder nicht… Und wenn uns dann irgendjemand sagt ‚Nein, dafür gebe ich kein Geld aus‘, und man es dann anders machen muss – so eine Situation finde ich unerträglich.

Also kommt Filmmusik für Sie im Moment nicht infrage?
Frahm: Doch, klar kommt das infrage. Ich sage den Leuten in Hollywood, wenn ich irgendwelche Meetings habe: ‚Ja, ich will mitmachen. Ich will sogar viel mehr machen, als ihr eigentlich von mir wollt. Ich will nämlich Verantwortung für den Film übernehmen.‘ Und dann gucken die mich schon komisch an.
Im Ernst, ich mache mit, wenn ich mitmachen darf, wenn ich ein Teil davon bin. Ich kümmere mich um die Musik, jemand anders kümmert sich um das Bild, alle müssen Abstriche machen, aber jeder kriegt auch mal das, wofür er kämpft.

Und darauf will sich niemand einlassen?
Frahm: Doch, Sebastian Schipper (Regisseur von „Victoria“). Aber der hat ja auch keine 50 Millionen-Dollar-Produktion im Nacken, sondern er ist dann Produzent, Music Supervisor und Regisseur in einem. Das heißt, er ist der einzige, der einverstanden sein muss. Und zwei Leute einigen sich halt schnell, gerade wenn sie sich sympathisch sind und auch versuchen sich bei Laune zu halten.

Die Anfragen aus Hollywood gibt es also, werden aber von Ihnen abgelehnt.
Frahm: Ja, ich habe auch ein Rockstar-Computerspiel abgelehnt – und alles wo ich nicht die kompletten Rechte an meiner Musik habe behalte. Auch alles wo ich die Musik nicht komplett selber aussuchen darf.

The Whole Universe Wants To Be Touched“, so lautet der längste Titelname auf dem Album „All Melody“…
Frahm: … dabei ist es das kürzeste Stück.

Wenn Sie schon so viele Worte in einen Titel packen, warum dann nicht in einen Song? Man hört auf dem Album zwar Sänger, aber die singen nur Vokalisen. Warum kein Text?
Frahm: Das würde alles andere beeinflussen – und es würde die Musik vor den Karren der Interpretation des Sinns spannen. „Freude, schöner Götterfunken“ zusammen mit der Beethovenschen Melodie entfaltet eine Kraft, die sich gewaschen hat. Beethoven wusste ganz genau, was er da tut, das war ein Protest, der Song hatte eine Message. Bob Dylan wusste das auch, leider konnte er nicht so schöne Musik machen, hat sich aber ganz klar auf die Worte verlassen und auf die Kunst der Poesie.
Ich empfinde Worte als sehr grobes Mittel, um Gefühle auszudrücken, in der Musik finde ich viel mehr Zwischentöne, um Dinge zu beschreiben, die jeglicher Beschreibung spotten. Und viel wichtiger noch: Mit Musik kann ich Gefühle erzeugen, für die es noch keine Wörter gibt.

Beethoven hatte eine Message – haben Sie auch eine?
Frahm: Meine Message ist eine gewisse Grundhaltung: Dass es sich lohnt, seinen eigenen Weg zu gehen. Mir gefällt die Tatsache, dass ich außerhalb der Akademien, jenseits von ausgetretenen Pfaden, durch viel Glück aber auch durch eine gewisse Unbestechlichkeit so überzeugend geworden bin, dass ich die Inhalte jetzt ansagen darf – und die Leute setzen sich dem aus.
Eine Rolle spielt dabei auch, dass es mit viel Liebe und Fleiß passiert. Wenn ich jeden Tag im Studio bin, mir jeden Tag dafür Zeit nehme, dann kann man so was auch schaffen. Dafür muss ich inkaufnehmen, dass ich nicht ständig im Internet hänge, Social Media mache und Mails checke. Es gibt viele Tage an denen ich gar keinen Computer benutze.

© Claudia Araujo

© Claudia Araujo

Auf der Bühne benutzen Sie zwar keine Computer, aber doch sehr viel Technik. Gibt es da immer eine gewisse Unsicherheit, wie das Resultat ausfällt – oder ist Ihre Show komplett ’safe‘?
Frahm: Das ist ein bisschen wie Free-Climbing – und wenn du abrutschst, hast du trotzdem überlebt. Mir sind schon Sachen passiert, die unangenehm oder unpassend waren: Irgendetwas geht kaputt, ich verspiele mich ganz schlimm oder verheddere mich total. Aber witzigerweise gefällt das den Leuten, die feiern das viel mehr als ich. Ich habe es am liebsten, wenn alles klappt, doch die Leute finden es mittlerweile toll, wenn sie hören, dass das live ist. Mich beflügelt das noch mehr, Risiken einzugehen, weil ich verstanden habe: Wenn etwas schief geht, ist deswegen niemand traurig. Keiner hat je sein Geld bei mir zurückverlangt, weil irgendwas nicht geklappt hätte. Im Gegenteil, die Leute reden noch Jahre später drüber, dass ihnen das sympathisch war.

(Das Interview entstand im November 2017.)

Kommentar schreiben

* Erforderliche Angaben. Emailadresse wird nicht veröffentlicht.