Volker Herres

Ich will der Frage nicht ausweichen, aber…

Der Programmchef der ARD Volker Herres spricht im Interview über den rückläufigen Frauen-Anteil unter Drehbuchautoren, weibliche Tatort-Regisseure, Geschlechtergerechtigkeit – und bricht dann das Gespräch ab.

Volker Herres

© Planet Interview

Heute gab es wieder eine ARD-Pressekonferenz in Hamburg (das Transkript reiche ich später nach). Diese PK gibt es immer nach der Hauptversammlung der ARD-Intendanten, normalerweise. Die letzte öffentliche PK fand nämlich am 12.09.2018 in Berlin statt. Bei der darauffolgenden Intentantensitzung im November lud die ARD nur zu einem ‚Pressegespräch in informellem Rahmen‘ am 28.11. nach München ein – ohne Live-Stream, über den sich normalerweise Journalisten mit Fragen beteiligen können, die nicht vor Ort sind.

Nun ist es für mich nicht immer möglich, für ein Pressegespräch nach München zu reisen (von dem ich auch im Voraus nicht wirklich weiß, wie viel Fragen ich stellen darf). Warum gab es also keinen Live-Stream? Die Antwort auf der heutigen PK lautete: „Ob es immer das Format einer Pressekonferenz bietet und möglich ist, hängt auch mit Terminen zusammen. Nach der letzten Intendanten-Sitzung gab es die Möglichkeit nicht, es vor Ort zu machen, sondern wir haben es in München angeboten. In München ist es in einem sehr kleinen Rahmen gewesen, zu dem Sie auch eingeladen waren, von dem technisch gesehen die Möglichkeit eines Streams nicht gegeben war.“
Man hätte vielleicht gedacht, dass im Funkhaus des Bayerischen Rundunks eine Möglichkeit für einen Live-Stream besteht, aber so kann man sich irren. (Abschnitt aktualisiert, Zitat ergänzt 21:09Uhr)

So bin ich also mit vielen Fragen im Gepäck heute nach Hamburg gefahren. Bereits vor Beginn bat ich Volker Herres um ein Interview im Anschluss an die PK, was dieser mir auch zusagte.

Auf der PK konnte ich folgende Fragen stellen:
– Warum gab es vom letzten Pressegespräch keinen Live-Stream?
– Wie kompliziert ist es für die ARD, in ihren Sendern ein News-Laufband einzublenden (was im Fall Notre-Dame wenn überhaupt sehr spärlich geschah, ich hatte jedenfalls keines entdecken können)?
– Warum verschweigt die Vita des ARD-Vorsitzenden und BR-Intendanten Ulrich Wilhelm auf der Website des Bayerischen Rundfunks seine Mitgliedschaft in der CSU?
– Warum nimmt sich die ARD in Transparenzfragen nicht die BBC zum Vorbild?

4 Fragen. Das klingt jetzt wenig und der Leser vermutet wahrscheinlich, dass diese PK voll war mit Journalisten von allenmöglichen Medien. Ähm… Also der Raum war voll, nur nicht mit Journalisten. Ich kann nicht genau sagen, wer neben den Technikern die ca. 15 anderen Personen im Raum waren, Journalisten offenbar nicht. Denn außer mir haben nur zwei Kollegen im Raum Fragen gestellt, Daniel Bouhs (ARD, Deutschlandfunk u.a.) und Thomas Morell (evang. Pressedienst). Aus dem Chat kamen auch nur zwei Fragen dazu.

Die magere Ausbeute auf der PK liegt daran, dass die ARD immer zuerst ihre Positionen zu aktuellen Themen darlegt, das dauerte heute 30 Minuten. Danach waren noch 40 Minuten Zeit in denen wir Journalisten fragten, aber die Antworten der ARD-Verantwortlichen sind oft nicht gerade kurz (wer auf Planet Interview schon mal ein Transkript gelesen hat, weiß Bescheid), zudem werden manchmal Antworten gegeben auf Fragen, die niemand gestellt hat. Für mich fühlt es sich daher oft an wie ein Kampf um jede Fragemöglichkeit (vermutlich sieht man mir das in den Videomitschnitten der PKs auch an, leider).

Am Ende der PK machte ich auch deutlich, dass ich noch weitere Fragen habe, und es wurde zugesichert, man könne noch persönliche Gespräche führen. Herr Wilhelm war aber leider — nachdem er Nina Landhofer vom BR (dessen Chef Wilhelm ist) für ein etwa 10-minütiges Interview zur Verfügung stand – für mich nicht mehr greifbar, obwohl ich die Pressemitarbeiter auf mein Interview-Interesse hingewiesen hatte.

Herr Herres aber hielt sich an seine Zusage. Auch er hatte zunächst Nina Landhofer vom BR ein Interview gegeben, danach machte Daniel Bouhs mit ihm ein 10-minütiges TV-Interview. Und dann kam ich dran. Ich schaffte es auf acht Minuten (für mich waren es gefühlt drei Minuten, wie man im Video hört; geantwortet hat Herres ca. 5 Minuten) dann brach Volker Herres das Gespräch einfach ab. Er willigt erst sichtbar ein, dass ich noch zwei Fragen stelle, hört dann meine Frage zu Amazon – und steht auf. Mit der Begründung, ich hätte nur zwei Fragen mit ihm vereinbart. Das muss ich aber zurückweisen. Eine konkrete Festlegung, dass wir nur zwei Fragen besprechen, gab es nicht. Überhaupt war es das allererste Mal, dass ich ein Einzelgespräch mit Herres anfragte und führte. Und ich frage mich schon, warum Volker Herres zunächst ausreichend Zeit für zwei Journalisten aus dem eigenen Haus hat, mein Interview hingegen abbricht. Ich habe heute eher den Eindruck gewonnen, dass meine Fragen unerwünscht sind. Auch wenn ich einer der regelmäßigsten Besucher der ARD-PKs bin und sie so umfangreich dokumentiere, wie im Bereich Print/Online kein anderer Journalist.

Schade, ich hätte mir vom Programmchef der ARD mehr Offenheit und Entgegenkommen gewünscht, als Journalist und als Beitragszahler. Hier ist nun das Video vom unfertigen Interview. Darunter die zwei Fragen, die ich nicht mehr stellen durfte.

– Die ARD verkauft „Tatort“-Folgen als Stream auf Amazon. Ist Amazon für Sie der richtige Ausspielpartner, um „Tatort“-Folgen nochmal zu verwerten?

– Sie sagten auf der letzten öffentlichen Pressekonferenz, dass das Programm Das Erste „regelmäßig Rock- und Pop-Konzerte“ überträgt. Anschließend informierte mich der Programmservice, dass es 2017 und 2018 vier Konzertsendungen Rock/Pop in DasErste gegeben habe (drei davon kurz vor bzw. Nach Mitternacht). Warum nennen Sie zwei Konzerte pro Jahr ‚regelmäßig‘?

Volker Herres wird sicher seine Sichtweise auf unser Interview haben. Sollte ich eine Stellungnahme  bekommen, werde ich diese selbstverständlich hier publizieren.

 

 

16 Kommentare zu “Ich will der Frage nicht ausweichen, aber…”

  1. M.S. |

    Ein TV-Interview ist ja nun wirklich etwas anderes als mit dem Handy gefilmt zu werden. Hat Herr Volker Herres das Bild autorisiert, das Sie hier einstellen, um ihn offensichtlich vorzuführen? (Was Ihnen nicht gelingt.)

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  2. A. Hopfenschauer |

    Jakob Buhre bei 8:30…
    „Wir haben jetzt 3 Minuten kurz gesprochen…“

    Sorry, diesmal überraschender Punktsieg für Volker Herres.

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    1. M.S. |

      Danke für die Aufdeckung.

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  3. Hilke Rangsdorf |

    Die nächste Opfer-Inszenierung des Jakob B.

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  4. Guido Meyer |

    Man hätte sich bei den Fragen nun wirklich kürzer fassen können.

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    1. M.S. |

      Wohl wahr. Dann bleibt auch mehr Zeit für Antworten, um die Zeitungsseite voll zu bekommen.

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  5. Fragen lohnt sich! (RBB-Netz) |

    Immerhin gibt’s hier FAME:
    https://twitter.com/verkehrsdaten/status/1118608013676482560

    „Der ARD-Chef hält es nicht für nötig, seine CSU-Mitgliedschaft in seine offizielle Vita zu schreiben, weil sie schon in seinem »Google-Profil« steht.“

    Warum retweetet ihr sowas nicht auf Twitter oder postet es selbst? Ist doch euer Fame.

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  6. Frank |

    Super, dass Herr Buhre sich die Mühe gemacht und die Arroganz entlarvt hat. Machen wir uns nichts vor, es ist eine Blase, in der sich Herres & Co. zu befinden scheinen. Immer schön geschmeidig, damit ihnen keiner ans Bein pissen kann.. Sina scheint das schön zu finden. Gruß Frank

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  7. Sybill |

    Ich möchte das Interview gerne bewerten. Inhaltlich 0 von 10 Sternchen. 1 Fleißbienchen für die Anreise von Berlin-Hamburg. Ist ja aber nicht so weit, daher bitte kein Drama.

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  8. Sina |

    Und das Bild, das sehe ich jetzt erst richtig… es ist einfach nur lächerlich.

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  9. Sina |

    Im Übrigen ist die Überschrift erneut ganz schön populistisch. Es geht Ihnen doch nie um Inhalte, sondern nur darum, einen ARD/ZDF-Vertreter mal wieder in die Pfanne zu hauen. Aus Leser-Sicht muss ich aber sagen: Längst durchschaut, es wird nicht origineller.

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  10. Sina |

    So ein bisschen hat man hier leider zunehmend den Eindruck, auf der Seite eines „Systemkritikers“ und Verschwörungstheoretikers gelandet zu sein, der sich krampfhaft an den Verantwortlichen öffentlich-rechtlicher Sender abarbeitet. Nehmen Sie es mir nicht übel, aber es ist verständlich, wenn jemand wie Herr Herres irgendwann auch mal davon genervt ist, vor allem, wenn Sie Absprachen nicht einhalten. Zwei Fragen sind nun einmal nicht zehn Fragen. Und da bringt es leider auch nichts, sich nachträglich als Opfer zu inszenieren, auch wenn die Fahrt nach Hamburg (immerhin war es ja nicht München) nicht so ertragreich war wie offensichtlich erhofft. Lassen Sie doch mal Ihre Kollegen ran, vielleicht kommen die mit ARD/ZDF-Vertretern besser klar als Sie. Nix für ungut.

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    1. Sebastian |

      Wer hier der eigentliche Verschwörungstheoretiker ist, wird nach dem lesen ihrer Kommentare sehr offensichtlich.

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      1. Sina |

        Werden wir jetzt komisch, Herr Sebastian?

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  11. Sina |

    Hat Herr Herres eingewilligt, dass Sie ihn auf diese Weise filmen? Wirkt eher wie eine heimliche Aufnahme – und das wäre dann strafbar. Warum halten Sie sich nicht an allgemein übliche Verhaltensregeln für Journalisten? Kurzum: Was soll der Murks? Mal davon abgesehen ist die Frage nach einem Live-Stream von einem Pressegespräch einfach nur peinlich. Das ist ein Service, den Ihnen die ARD freundlicherweise anbietet, wenn es passt – aber verpflichtet ist man dazu sicherlich nicht.

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    1. Jakob Buhre Artikelautor|

      Hallo Sina, keine Sorge, die Kamera stand gut sichtbar, zwischen Herrn Herres und mir auf dem Tisch und ich habe diese Kamera bedient, was für Herrn Herres ebenfalls gut sichtbar war. Zuvor hatte ich auch die PK gefilmt. Und Herr Herres hatte nur 2 Minuten vorher ein TV-Interview gegeben.

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