RKI zum 7. Thesenpapier (Prof. Schrappe), Wirkung des Lockdown
Hier eine Abschrift meiner Frage beim Pressebriefing des Robert Koch-Instituts am 14.01.2021:
Eine Frage zur konstant hohen Zahl der Todesopfer: Eine Gruppe von Wissenschaftlern um Prof. Matthias Schrappe hat jüngst das Fazit gezogen: „Die Lockdown-Politik ist gerade für die vulnerablen Gruppen wirkungslos.“ (PDF, Seite 5). Was entgegnen Sie dem bzw.: Welche konkreten Indizien haben Sie dafür, dass die Maßnahmen seit Mitte Dezember etwas gebracht haben?
Lothar Wieler: Zum einen gibt es… Wir haben in Deutschland meines Wissens 300.000 Pflege- und Altenheime. Und es gibt ja Pflege- und Altenheime, in denen es keine Infektionen gibt. Das heißt, es scheint Einrichtungen zu geben, die in der Lage sind, das zu kontrollieren. Das heißt, in diesen Einrichtungen funktioniert das Schutzkonzept, in anderen funktioniert es nicht.
Das Zweite ist: Die Annahme, dass Schutzkonzepte nicht funktionieren, beruht auf lokalen Beobachtungen, da gibt es eine hohe Diversität. Wenn, dann gibt es offensichtlich nur lokale Situationen, wo das Schutzkonzept nicht prägt.
Aber der ganz entscheidende Denkfehler bei dieser Aussage ist: So lange wir die Inzidenzen, die Fallzahlen in Deutschland nicht massiv reduzieren, gibt es keinen 100-prozentigen Schutz.
Gehen wir kurz nach England. Eben haben Sie gesagt, dass dort wahnsinnig viel Sequenz-Analysen durchgeführt werden. Dort gibt es auch teilweise wahnsinnig viele Tests. Und es gibt immer wieder die irrige Annahme, man testet eine Person mit einem Antigen-Test, dann ist der Test negativ, dann ist alles in Ordnung. A gibt es keinen 100 Prozent sicheren Test, B ist es immer nur ein Zeitausschnitt und der kann falschpositiv oder falschnegativ sein. Und Sie sehen das sehr schön, in manchen, zum Beispiel Altenheimen in England, wo extrem viel getestet wird – und trotzdem kommt das Virus in diese Altenheime. Das heißt, die einzige Chance ist es, den Druck rauszunehmen, die Zahlen nach unten zu bringen – und wenn Sie konsequent den Schutz haben wollten, das möchte ich auch nochmal sehr klar der Gruppe von Herrn Schrappe entgegnen: Wenn Sie konsequent den Schutz dieser Gruppen führen, dann müssen Sie sie komplett trennen von anderen Gruppen und dann müssen Sie das Personal und die Betreuten abriegeln, damit das Virus nicht in diese Häuser kommt.