Markus Lanz reduziert die Meinungsvielfalt

Die Worte des ZDF-Intendanten in seiner Antrittsrede klangen natürlich ganz toll. Norbert Himmler wolle „Vielfalt im Programm steigern“ und „dass wir die Pluralität von Meinungen abbilden“, formulierte er im Juli 2021. Zuvor war er bereits zehn Jahre Programmdirektor des ZDF. Himmler weiß also seeehr genau, was auf dem Sender vor sich geht. Zum Beispiel, dass seine populärste Talk-Show seit 2019 immer weniger unterschiedliche Gäste einlädt. Die Vielfalt bei Markus Lanz wird keinesfalls gesteigert, ganz im Gegenteil: sie sinkt kontinuierlich.

Die Grafik umfasst die Gesprächssendungen im Lanz-Studio der Jahre 2019-2022, ausgenommen sind Spezialsendungen wie z.B. die Jahresrückblicke.

Auf diese Anzahl von Lanz-Sendungen bin ich gekommen:
2019: 135 Sendungen, 439 unterschiedliche Gäste
2020: 137 Sendungen, 322 unterschiedliche Gäste
2021: 142 Sendungen, 306 unterschiedliche Gäste
2022: 133 Sendungen, 253 unterschiedliche Gäste

Um die Jahre vergleichbar zu machen, habe ich für die Grafik die Gäste der jeweils ersten 133 Sendungen gezählt. Vergleicht man 2022 mit 2019 ergibt sich so ein Rückgang der Meinungsvielfalt um 41,7 Prozent.
Die vollständige Auflistung, unterteilt in neue Gäste und Wiederholungsgäste, findet ihr hier als Excel-Tabelle. (Sollte mir irgendwo ein Zählfehler unterlaufen sein, gerne melden).

Seit dem Beginn der Pandemie Anfang 2020 haben die Krisen in Deutschland und der Welt dramatisch zugenommen. Markus Lanz, dessen Sendung laut ZDF pro Folge „zwischen 40.000 und 100.000 Euro“ kostet, hat sich offenbar entschieden, diese wachsende Zahl von Problemen mit immer weniger unterschiedlichen Gästen zu besprechen. So kommen bei Lanz zunehmend die gleichen PolitikerInnen zu Wort (etwa Marie-Agnes Strack-Zimmermann, FDP, 7x in 2022), die gleichen JournalistInnen (z.B. Robin Alexander, 10x in 2022), manchmal sind die Lanz-Gesprächsrunden sogar fast identisch besetzt, wie am 21.09.2022 und 29.11.2022.

Bei einem Pressegespräch im November habe ich ZDF-Intendant Norbert Himmler bereits mit der obigen Analyse konfrontiert. Seine Antwort: „Die Reduzierung einer Anzahl von Personen heißt noch nicht, dass das Meinungsspektrum kleiner wird.“ Und weiterhin sagte er mit Bezug auf den Lanz-Talk: „Ich bin sicher, dass sich bis zum Jahr 2021 das Meinungsspektrum eher vergrößert hat und nicht verkleinert hat.“

Die Statistik widerlegt die Worte des ZDF-Intendanten.

Verwendete Quellen: ZDF.de, fernsehserien.de, twitter.com/Markus__Lanz

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