betr. Corona-Statistiken, Sprachgebrauch
Weil ich am 18.03. das Presse-Briefing des Robert Koch-Instituts besuchte, hier kurz eine Doku zu meinen zwei Fragen:
1. Sprachgebrauch: „Erkrankung“ vs. „Fälle“
Angesichts der Tatsache, dass z.B. die „Tagesschau“ die Zahl von Corona-Infizierten gleichsetzt mit der Zahl an Covid-19-Erkrankten, habe ich das RKI gefragt, ob eine Corona-Infektion mit der Covid-19-Erkrankung gleichzusetzen ist und welcher Sprachgebrauch für die Statistiken empfohlen wird.
Hierzu sagte Prof. Dr. Lothar Wieler: Es gibt in jedem Land Fall-Definitionen, bislang sind „Fälle“ in den meisten Ländern nur solche, die positiv getestet wurden. Und die Mehrheit derer, die positiv getestet wurden, sind auch krank. Das hängt aber davon ab, welche Testungsstrategie man hat. Wir haben in Deutschland auch schon einige Fälle, wo die Menschen kaum erkrankt sind, aber positiv sind, das hängt von der Strategie der Testung ab. Sie dürfen auf jeden Fall davon ausgehen, dass jeder, der als Fall bezeichnet ist, mit dem Virus infiziert ist. Die Schwere der Krankheit hängt vom jeweiligen Land und Meldesystem ab und von der Intensität wie getestet wird.
Mit „Erkrankung“ assoziieren vermutlich viele Bürger einen Arztbesuch oder einen Krankenhausaufenthalt.
Wieler: Das muss nicht sein. Es können ja auch Menschen zuhause ganz leichte Symptome haben, einfach einen Schnupfen, Heiserkeit, die sind dann aber auch Covid-19-erkrankt, aber zuhause. Es gibt ein großes Spektrum an Schweregraden von Erkrankungen, die Mehrheit – 4 von 5 – werden nur ganz leicht erkrankt, das sind dann aber trotzdem Covid-19-Fälle.
In der PK am 18.03. gab Wieler auch bekannt, dass von den Infizierten-Fällen in Deutschland bei 5788 Fällen klinische Informationen zu den aufgetretenen Symptomen vorliegen:
– 55% Husten
– 39% Fieber
– 28% Schnupfen
Bei 309 Fällen (5,34%) wurde angegeben, dass sie keine für Covid-19 bedeutsamen Symptome aufwiesen, so Wieler.
Fazit: Medizinisch ist es korrekt, bei jedem Infizierten auch von einer Covid-19-Erkrankung zu sprechen. Da dies nun auch Menschen einschließt, die zwar positiv getestet sind, aber keine Symptome zeigen, scheint mir persönlich für die Zahl der Infizierten die Bezeichnung „Covid-19-Fälle“ am besten geeignet.
2. Atemschutzmasken
Die Knappheit der Atemschutzmasken ist bekannt. Am 17.03. machte auch die kassenärztliche Vereinigung Hamburg sehr deutlich auf diese Knappheit aufmerksam. In Frankreich scheint die Situation anders zu sein, so berichtete tagesschau.de am 04. März: „Bisher hat Frankreich aus seinen strategischen Reserven zehn Millionen Masken freigegeben … die französischen Gesamtreserven werden auf 160 Millionen Masken geschätzt.“
Daher fragte ich den RKI-Präsident Lothar Wieler, ob so eine Reserve in Deutschland existiert.
Wieler: Es gibt Reserven, ich kann Ihnen die Zahl aber nicht sagen. Aber es ist so, dass weltweit die Masken knapp werden, dass die Schutzgüter nicht mehr verfügbar sind. Ich kann Ihnen nur mitteilen, dass alles getan wird, zum einen Masken und Schutzkleidung zu besorgen, zum anderen immer mehr alternative Ideen entwickelt werden, zum Beispiel dass man Masken wiederaufbereitet. Alles, was machbar ist, um die Ressource Schutzkleidung zu erhöhen, wird getan.