RKI zu Kollateralschäden des Shutdown, „Neue Normalität“

Hier eine Abschrift einer Frage beim Pressebriefing des Robert Koch-Instituts vom 28.04.2020, zu Kollateralschäden des Shutdown.

Frage (PI): Es gibt immer wieder Warnungen vor Kollateralschäden des Shutdown, auch vor den Folgen wachsender Arbeitslogikeit. Da gibt es ja vom RKI relativ konkrete Zahlen aus der Gesundheitsberichterstattung von 2012, wo es heißt, dass mit jedem Prozentpunkt Wachstum der Arbeitslosenquote die durchschnittliche Lebenserwartung für Frauen um einen Monat und für Männer um drei Monate sinkt. Finden solche oder auch andere mögliche Kollateralschäden des Lockdown bereits Eingang in Ihre Empfehlungen an die Bundesregierung oder beschäftigt sich das RKI ausschließlich mit der Eindämmung der Pandemie?

Wieler: Also, ich freue mich, dass sie unsere Papiere so genau lesen. Und das bestätigt eben auch, dass wir diese Dinge natürlich im Blick haben. Wir sind uns all dieser Kollateralschäden bewusst, wir können sie noch nicht quantifizieren, wir werden sie aber auch quantifizieren, das gehört auch zur Wahrheit. Wir werden natürlich, im Nachhinein, auch das alles sehen. Wir wissen noch nicht genau, was dort geschehen ist. Das ist eine nie dagewesene Situation, bei der wir teilweise entscheiden müssen, auf Basis von Daten, die uns nicht ausreichen, um eine fundierte Entscheidung zu treffen. Das haben wir oft gesagt: Neues Virus, neue Situation mit vielen Unbekannten. Das haben wir im Blick, das ist ja auch der Grund, warum natürlich Lockerungen auch notwendig sind.

Wir sind momentan in der Situation, dass wir erstmal dieses Virus, diese Epidemie in Deutschland beherrschen müssen. Und dann schauen wir, wie wir wieder zu einer neuen Normalität zurück gehen können. Was das konkret heißt, wie konkret das ausgestaltet ist, dazu können wir momentan keine Empfehlungen geben.

Sicher haben wir momentan diese Pandemie sehr stark im Blick, aber wir wissen natürlich auch, dass die Versorgungssituation in Krankenhäusern besser werden muss, wir wissen, dass Menschen zum Arzt gehen müssen, es ist auch wichtig, dass die Menschen, wenn sie krank sind, natürlich zum Arzt gehen, die Arztpraxen und Krankenhäuser sind ja offen – es muss diese ’neue Normalität‘ wie wir sie nennen, muss Eingang in unser Leben finden. Und für uns besteht diese neue Normalität eben zum großen Teil darin, dass man sich an diese vier Regeln hält: Abstand halte, Hygiene, Nies- und Hustenregeln, Mundschutz tragen, Hände waschen. Dann können wir viel von diesen Alltagsdingen, die wir so oft genossen haben auch wieder uns zurückholen. Aber diese neue Normalität mit diesen vier Regeln, die wir wirklich verinnerlichen müssen, das ist nach unserer jetzigen Einschätzung der einzige Weg und zwar, weil wir keine Medikamente gegen das Virus und keinen Impfstoff. Das sind die Rahmenbedingungen die wir momentan leider nicht ändern können.

Ein Kommentar zu “RKI zu Kollateralschäden des Shutdown, „Neue Normalität“”

  1. Viola W. |

    Lieber Jacob Buhre, danke für die kritische Frage an Herrn Wieler!! Das was super! Hast Du sein Schnaufen gehört, als die Frage kam? Auf Youtube bei 1:02 etwa. Sehr schön.
    Bitte bring ihn weiter aus der Fassung ;)

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