RKI zu Maskenpflicht und Mortalitätsrate
Hier eine Abschrift zweier Fragen beim Pressebriefing des Robert Koch-Instituts am 14. und 21.04.:
Frage zur Maskenpflicht im ÖPNV (PI, 14.04.): Wie schätzen Sie das Infektionsrisiko in einer vollen U-Bahn ein, wenn dort jeder eine Stoffmaske trägt, ist dann dort durch die Masken das Infektionsrisiko signifikant niedriger?
Lothar Wieler: Das RKI hat die Wirksamkeit von Masken immer eingeschätzt anhand der vorhandenen wissenschaftlichen Evidenz. Zur Zeit ist der Kenntnisstand: FFP2/3-Masken schützen den Tragenden in hohem Maße vor einer Virusansteckung. Dann gibt es den Mund-Nasen-Schutz, auch OP-Maske genannt, davon wissen wir, dass wenn man selbst erkrankt ist, dass die Viren nicht so weit fliegen, so dass ein Dritter, der gegenübersteht, signifikant geschützt wird – aber es ist kein 100-prozentiger Schutz, es reduziert das Risiko, dass ein Patient einen anderen ansteckt.
Das Dritte sind ‚Community-Masken‘, bzw. Mund-Nase-Bedeckung. Diese selbstgemachten Masken sind sehr unterschiedlich in ihrer Qualität. Sie werden sicher auch dazu beitragen, wenn man erkrankt ist und hustet oder niest, dass die Tröpfchen nicht so weit fliegen. Aber sie haben sicher nicht so einen guten Effekt wie die OP-Masken.
Ein Aspekt der am Anfang der Pandemie nicht klar war: Es gibt immer wieder Berichte darüber, dass Menschen, 1-3 Tage bevor sie Symptome haben, schon Viren ausscheiden. Und wenn man dann einen solchen Mund-Nasen-Schutz trägt ist die Chance, dass man weniger Viren ausscheidet, größer. Nach dem jetzigen Kenntnisstand – und es wird gerade auch ein Cochrane-Review dazu publiziert – gibt es keine wissenschaftliche Evidenz dafür, dass das wirklich signifikant reduziert. Aber wenn man diese Masken benutzt kann es sein, dass man dadurch insgesamt die Ausscheidung, also die Chance andere anzustecken, reduziert. Aber das ist eine Annahme und noch nicht bewiesen. Und diese Annahme trägt nur dann, wenn sie als zusätzlicher Baustein gesehen wird. Es schützt nicht groß, es hilft nur dann, wenn die Abstandsregeln eingehalten werden, und wenn die Hygiene-Regeln eingehalten werden, also Händewaschen, in die Armbeuge nießen und husten. Wir dürfen nicht den Fehler machen, dass wir denken, durch die Mund-Nase-Bedeckung wären wir dann geschützt. Es ist ein zusätzliches Add-On, es darf aber nicht dazu führen, dass man die anderen Dinge vernachlässigt. Und man muss mit den Mund-Nase-Bedeckungen gut umgehen. Denn natürlich kann man sich auch daran infizieren, wenn man damit nicht hygienisch sauber umgeht. Der Umgang mit den Mund-Nase-Bedeckungen muss noch gut vermittelt und auch trainiert werden aus meiner Sicht.
Frage zur Gesamtmortalität in Deutschland (Bloomberg, 21.04.): Wie schnell werden wir einen Effekt des Corona-Virus auf die Zahl der Gesamttodesfälle in Deutschland sehen? Können Sie vielleicht einen Vergleich ziehen zum Beispiel zu 2018 als es eine relativ starke Grippe-Saison gab?
Lars Schaade: Wenn wir weiterhin das Virus so gut kontrollieren können, wie es zur Zeit der Fall ist, dann werden wir den Effekt in der Übersterblichkeit vermutlich kaum sehen bzw. nur sehr marginal. Wir können das vergleichen mit der Influenza. Doch in einer Influenza-Saison werden aber bis zu 20 Prozent der Bevölkerung infiziert, mit entsprechend deutlich geringeren Todesfallraten. Aber eben auch mit Todesfällen, das sehen wir dann in der Übersterblichkeit zwischen 3000 und 10.000 Fällen, gelegentlich manchmal auch mehr. Aber die Fallzahl in Deutschland an Covid19-Fällen ist ja insgesamt so gering, und auch die Todesfallzahl, dass das vermutlich, wenn es gelingt, das Virus weiter unter Kontrolle zu halten, wir das in den Mortalitäts-Statistiken kaum sehen werden.
Das ist anders in anderen Ländern mit sehr vielen Fällen, in der Euromomo ist das bereits zu sehen, aber in Deutschland sind die Fallzahlen noch relativ gering und wir hoffen, das weiter stabilisieren zu können, so dass vielleicht eine kleine Zacke kommt, aber das wird wahrscheinlich jetzt keine große Welle werden.