RKI zum Einfluss des Lockdown auf Anzahl der Todesfälle

Hier eine Abschrift der Frage von Ralf Krämer beim Pressebriefing des Robert Koch-Instituts am 22.12.2020.

Herr Wieler, Sie schlüsseln jede Woche in einer Tabelle auf, wo die meisten Covid-Todesfälle zu beklagen sind, und das sind mit konstant 80 Prozent die Pflegeeinrichtungen (siehe auch RKI-Lagebericht vom 19.12.2020, PDF, S.6*) Glauben Sie, dass die aktuellen Lockdown-Maßnahmen die Todesfälle in Pflegeeinrichtungen signifikant verringern werden?

Lothar Wieler: Ich glaube, es sind nicht 80 Prozent sondern es ist schon weniger. Ich meine, es sind im Moment etwa 55 Prozent der Todesfälle, von denen wir wissen, wo die Meldung beinhaltet wo sie gestorben sind. Klar ist, egal, wie viel Prozent es sind, wir haben sehr viele Todesfälle dort (in Pflegeeinrichtungen). Warum denke ich, dass der Lockdon auch dort hilfreich ist? Das Grundprinzip ist, dass das Virus übertragen wird, dass sich Menschen treffen. Je weniger man sich trifft, desto schwieriger wird es für das Virus übertragen zu werden.
Die Pflegeheime haben natürlich, neben dem Lockdown, der insgesamt die Mobilität und das Treffen von Menschen einschränkt – dadurch wird insgesamt in der Gesellschaft die Virushäufigkeit und Übertragungsmöglichkeit reduziert. Das hilft uns allen, jedem, egal ob wir in einem Pflegeheim wohnen oder ob wir in einem einzelnen Personenhaushalt wohnen, egal ob wir 15 Jahre oder 85 Jahre alt sind. Je weniger wir uns treffen, je weniger Viren unterwegs sind, desto größer ist die Chance, dass wir uns nicht anstecken.
Der zweite Aspekt ist natürlich, dass in Alten- und Pflegeheimen entsprechende Hygiene-Pläne gefahren werden, dass dort stringente Test-Strategien gefahren werden. Es gibt vom RKI etwa seit April dazu Empfehlungen und das müssen die Träger von den Pflegeheimen und Alteneinrichtungen, alle die dafür Verantwortung tragen sollten das nach bestem Wissen und Gewissen machen. Und dazu gehören natürlich auch Besuchsregelungen. Und ich habe zum Beispiel letztens auch gehört, es gibt leider auch bei Besuchern solche, die diese Regeln unbedingt umgehen möchten, die halt weder glauben dass es ein Covid-19-Virus gibt, noch denken sie, dass Masken irgendetwas bringen. Es sind … auch da gibt es wahrscheinlich hier und dort auch Menschen, die das eben nicht mit der nötigen Stringenz machen.
Und ein dritter Aspekt: Natürlich gibt es in Alten- und Pflegeheimen auch Menschen, für die es besonders schwierig ist, sich an diese Regeln zu halten, z.B. demente Bewohner. Und es ist sehr schwer machbar, dass eine demente Person sich schützt. Es gibt eine Menge Faktoren. Aber entscheidend ist wirklich: Gerade diese könnten wir ja gut schützen, weil sie dort leben, in Alten- und Pflegeheimen und gerade dort sollten wir keine Kosten und Mühen scheuen, um dort die Menschen so gut wie möglich zu schützen. Aber nochmal: Je weniger Viren wir insgesamt in Deutschland unterwegs haben, desto geringer ist die Chance für Viren, irgendwo anders einzudringen. Sei es im Altenheim, sei es in der Schule, am Arbeitsplatz, in Bus und Bahn wo auch immer.

(*Dem RKI werden nicht für alle Todesfälle Daten zur Herkunft/Unterbringung der Verstorbenen übermittelt. Die Tabelle „Betreuung, Unterbringung und Tätigkeit in Einrichtungen“ im RKI-Lagebericht erfasst daher nur etwa ein Drittel der Gesamtzahl der Todesfälle.)

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