„Vielleicht Seite schließen?“ – Troll-Kommentare aus dem RBB-Netz auf Planet Interview

Da in den letzten Wochen viel über den Rundfunkbeitrag geredet und geschrieben wurde und ich auf dieser Website in mehreren Blog-Artikeln, Interviews sowie bei Pressekonferenzen die Arbeit von ARD/ZDF kritisch hinterfragt habe, möchte ich an dieser Stelle einmal offenlegen, wofür der Rundfunkbeitrag offenbar auch ausgegeben wird: für anonyme Troll-Kommentare.

Zunächst: Ich schätze einen Großteil des öffentlich-rechtlichen Angebots. Nicht zuletzt aus diesem Grund sind auf Planet Interview zahlreiche Interviews mit ARD/ZDF-VertreterInnen erschienen, ebenso wurde hier in den letzten 20 Jahren sehr häufig mit ModeratorInnen, SchauspielerInnen, RegisseurInnen, HumoristInnen usw. über ihre ÖR-Sendungen und -Filme gesprochen.

Ich schätze auch bestimmte Angebote des RBB, allen voran das Inforadio, ebenso die grandiose Sendung „Chez Krömer“ oder die Talkshows von Jörg Thadeusz.

Gleichzeitig habe ich kritische Fragen an den RBB, erstmals gestellt im Januar 2018, etwa bei Themen wie Transparenz oder Gehältern. Und ich habe in diesem Jahr in zwei Blogbeiträgen beleuchtet, wie der RBB mit Äußerungen von Michael Ballweg/Querdenken umgegangen ist (siehe auch dieser Bildblog-Artikel).

Doch diese Kritik kommt möglicherweise nicht bei allen RBB-MitarbeiterInnen gut an. Seit Juli 2018 gab es in den Kommentaren auf Planet Interview 69 Einträge, die von der IP 192.108.72.0 stammen, siehe unten. Dahinter verbirgt sich – wie jeder offen zugänglich nachlesen kann – der Rundfunk Berlin-Brandenburg RBB. Die letzte Ziffer der IP-Adresse ist 0, sprich das letzte Oktett ist anonymisiert, die IP-Adresse lässt also lediglich den Rückschluss zu, dass die Kommentare aus dem RBB-Netz kommen; auch das ARD-Generalsekretariat ist beim RBB ansässig.

Nicht alle dieser Kommentare sind diffamierend, die Stoßrichtung einiger jedoch eindeutig: Ich werde u.a. als „Linkspopulist“ bezeichnet, mein Kollege Ralf Krämer gar als „Linksextremist“, unsere Arbeit ist „schreckliche Propaganda!“. „peinliche Headline, peinlicher text, das ist kein journalismus.“ „Soll das Journalismus sein?“ „selten so einen käse gelesen“, „unquzalifizierte Meinungsmache“, „Dieses Online-Magazin ist komplett aus der Zeit gefallen. Sieht aus wie 1998. Vielleicht Seite schließen?“ Zum Teil wurden für aufeinanderfolgende Negativ-Kommentare verschiedene Pseudonyme verwendet, um für MitleserInnen den Anschein zu erwecken, dass mehrere Kommentatoren der gleichen (abschätzigen) Meinung sind.

Ein paar positive Kommentare über den RBB sind auch dabei:
„Patricia Schlesinger bringt es mal wieder auf den Punkt.“ oder „Matthias Deiß wird nun sogar stellvertretender Leiter des ARD-Hauptstadtstudios. Meine herzlichen Glückwünsche! Ein toller Journalist, ganz ohne Eitelkeit… anders als Herr Buhre…“

Damit es nun nicht falsch verstanden wird: Kritik ist wichtig und sie ist hier willkommen!!! Ich wäre auch begeisterter Empfänger von konstruktiver Kritik durch MitarbeiterInnen des RBB. Nur dann bitte mit offenem Visier und nicht in Form anonymer Troll-Kommentare.

Ich habe diesen Wunsch auch bereits telefonisch dem RBB-Pressesprecher Justus Demmer mitgeteilt. Als ein paar Tage nach unserem Telefonat wieder ein Troll-Kommentar erschien, habe ich es ihm erneut mitgeteilt – seitdem ist es bislang nicht wieder vorgekommen.

Ich wünsche mir für die Zukunft, dass die betreffenden Mitarbeitenden der Öffentlich-Rechtlichen verstehen, dass anonyme Troll-Kommentare keine legitime Antwort auf Kritik sind – deswegen dieser Text.
(Kleiner Hinweis: Im NDR z.B. gibt es in den „Social Media Guidelines“ (PDF, S.4) klare Hinweise an die Mitarbeitenden, dass sie ihre „Klarnamen verwenden sollten“ wenn sie auf einer fremden Website Kritik an eigenen Beiträgen kommentieren.)

Es gibt sehr viele Dinge, für die der Rundfunkbeitrag richtigerweise ausgegeben wird. Die Verächtlichmachung von Kritikern gehört meiner Meinung nach nicht dazu.

[Analog zur Kennzeichnung öffentlich-rechtlicher Inhalte z.B. auf Youtube werde ich die 69 Kommentare ab morgen mit dem Zusatz „(RBB-Netz)“ versehen.]

17 Kommentare zu “„Vielleicht Seite schließen?“ – Troll-Kommentare aus dem RBB-Netz auf Planet Interview”

  1. H. Wengler |

    Ich möchte hier einmal daran erinnern, dass bei anderen Blogs oder Zeitungen oft Trollkommentare aus dem NDR-Netz reinkommen.
    Siehe zB Rainer Meyer, der das wohl schon zu FAZ Zeiten des öfteren beschrieben hat.

    Netzfeuerwehr und Co. lassen grüßen. (:

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  2. Achim |

    Ich verstehe den Zusammenhang von Gebührenerhöhung und Trolle nicht. Es gibt viele ö-r Mitarbeiter mit verfehlungen: von Betrung bis Phädophelie. Ja und vielleicht gibt es sogar welche, die rumtrollen und? Das heist für die Gebühren was?

    PS: Die Range/Bezeichner 192.108.72.0 – welche/r sich übrigens auch leicht vortäuschen ließe – ist kein gute Beweis. Ohne anzweifeln zu wollen, was Sie behaupten, finde ich das – wo Sie doch sonst so pinibel sind – schwach. Auch das Gastnetz des rbb geht warscheinlich über diese Gateway ins netz.

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    1. Ulrich |

      > Die Range/Bezeichner 192.108.72.0 – welche/r sich übrigens auch leicht vortäuschen ließe – ist kein gute Beweis

      Das ist übrigens völliger Unsinn. Wahrscheinlich haben Sie irgendwann gehört, dass sich Mail Adressen leicht vortäuschen lassen und Sie verstehen den Unterschied zu TCP Adressen nicht (Vergleichbar mit einem Autofahrer, das den Unterschied zwischen einem Wagenrad und dem Lenkrad nicht versteht).

      Um TCP Adressen zu fälschen müssen für den Handshake die Sequenznummern richtig geraten werden (weil keine Pakete zurückkommen) — das geht schon seit Jahren nicht mehr. Weiterhin müsste man völlig blind durch die Anwendung navigieren — das dürfte auch sehr schwer werden.

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      1. Achim |

        ja, das Internet ist vollkommen sicher gegen Manipulationen… /ironie
        Vielleicht mal ss-Spoofing und dns-Spoofing googeln?

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        1. Ulrich |

          Ihre Behauptung bleibt falsch und für Ihren Gish-Galopp ist mir meine Zeit zu schade.

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        2. Thorsten |

          Wenn es darum geht, die IP Adresse zu fälschen, ist ss-Spoofing und dns-Spoofing halt leider am Thema vorbei.
          IP-Spoofing ist zwar möglich, aber nicht (ohne Kontrolle eines Rechners im entsprechenden Subnetz) um damit gefälschte Foreneinträge zu schreiben. Um das also durchzuziehen ist ein Aufwand notwendig, den vermutlich niemand für ein paar Trollkommentare betreiben würde.

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  3. Martin Berger |

    Das Geile ist ja auch, dass es sich um ein umfängliches Schuldeingeständnis handelt, wenn plötzlich keine Kommentare mehr von der IP kommen.

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  4. Max Mustermann |

    Test

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  5. Brent Luwat |

    Immer diese Haider vom RBB…

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  6. Philipp |

    Wieso sind @fischer-verlag und @bundestag als E-Mail Adressen im selben IP Bereich zu finden? Der Bundestag müsste einen eigenen IP Adressbereich haben. Mich wundert, dass aus dem ÖR Netz heraus eine Erika S pro AfD mit @bundestag kommentiert. Was macht diese Erika im ÖR Netz? Und @bild.de irritiert mich auch. Kann dazu etwas gesagt werden?

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    1. Auch Philipp |

      Moment? Kann einfach jeder irgendeine Mail Adresse angeben? Dann faken die Kommentatoren ja auch noch wer sie sind! Das ist aber mehr als dreist. Also Klarnamen finde ich persönlich ja auch immer grenzwertig (Mitarbeiter im ÖR reicht ja) aber sich gleich als andere Ausgeben ist nochmal ne Nummer größer

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  7. Sebastian Schöbel |

    Als rbb-Journalist schäme ich mich für ein solches Verhalten. Ich selbst finde, dass wir uns als ÖR-Vertreter viel zu oft der öffentlichen Kritik an uns ergeben statt uns (sachlich) zu wehren. Aber wenn wir das tun, sollten wir es nicht anonym und schon gar nicht in diesem Ton tun.
    Ich bitte dennoch darum, diesen Einzelfall nicht für Pauschalisierungen zu nutzen: Es gibt bei uns mehr Leute, die sich angemessen streiten können, als umgekehrt.

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  8. Christopher Kunz |

    Rein der sprachlichen Genauigkeit halber: 192.108.72.0 ist keine IP-Adresse, sondern ein unvollständig aufgeschriebener Bezeichner für einen Netzbereich. 192.108.72.0/24 zB wäre der Netzbereich mit den Adressen 192.108.72.1 – 192.108.72.254 (auch die .255 ist nie eine nutzbare Adresse).

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    1. Nein |

      Ähm. IPv4-Adressen, die auf 255 enden, sind ganz normal nutzbar und werden auch regelmäßig real genutzt. Lediglich in einem Broadcast-fähigem Netz ist die höchste IP-Adresse des Netzbereichs reserviert. Wenn ich bespielsweise ein broadcast-fähiges 10.0.0.0/8 habe, dann ist 10.255.255.255 reserviert. Aber zum Beispiel 10.123.234.255 ist eine normale Adresse.

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    2. Ko |

      „192.108.72.0 ist keine IP-Adresse, sondern ein unvollständig aufgeschriebener Bezeichner für einen Netzbereich.“

      Stimmt nicht ganz, in diesem Fall trifft es zu, da es sich tatsächlich um den Bereich 192.108.72.0/24 handelt.

      Wäre der Bereich aber z.B. 192.108.0.0/16 dann wäre es eine normal nutzbare IP.

      Einfach die erste und letzte IP in einem Bereich sind reserviert. Auf welche Ziffer(n) sie dabei enden, speziell in Dezimalnotation, ist komplett irrelevant.

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  9. Tim |

    Da haben einige Mitarbeiter ihren öffentlichen Auftrag wohl nicht ganz verstanden. Als Gebührenzahler fühle ich mich respektlos behandelt.

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    1. Stef |

      Alles nur Einzelfälle, hmm?

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