Zahlt Tom Buhrow Geld an die Rundfunkbeitragszahler zurück?
Der ARD-Vorsitzende Tom Buhrow wird nicht müde, zu betonen, wie knapp und knapper die Kassen bei den öffentlich-rechtlichen Sendern sind. Ich habe das schon mal 2020 dokumentiert.
Das Seltsame ist: Genauso erwartbar wie Buhrows Rede von knappen Kassen, sind seine jährlichen Gehaltserhöhungen.
Grundvergütung Tom Buhrow (Veränderung zum Vorjahr in %)
2014: 359.300
2015: 361.600 (+0,6%)
2016: 371.700 (+2,8%)
2017: 379.200 (+2%)
2018: 390.900 (+3,1%)
2019: 395.400 (+1,1%)
2020: 407.500 (+3,1%)
2021: 416.200 (+2,1%)
Auf diesen Widerspruch habe ich ihn bei der ARD-PK am 15.09. erneut angesprochen. Und diesmal überraschte Buhrow mit folgender Antwort:
„Ich habe gleich zu Beginn eine Einkommenskürzung vorgenommen. Alle meine Vorgänger konnten rechtlich und vertraglich alle Einnahmen, auch Tantiemen für die Aufsichtsräte in den Tochtergesellschaften behalten. Das summiert sich auf Etliches. Ich überweise jedes Jahr einen hohen fünfstelligen Betrag an den WDR zurück, weil ich meinem erstem Vertrag so zugestimmt habe, dass das gedeckelt ist, auf das was bei NRW-Kommunalbeamten üblich ist. Ich überweise jedes Jahr in mehreren Tranchen, das wird in diesem Monat ein hoher fünfstelliger Betrag sein, an den WDR und damit an die Beitragszahlerinnen und -zahler zurück.“
Tom Buhrow zahlt Geld an die Beitragszahler zurück? Aus reinem Edelmut?
Schauen wir uns kurz den Hintergrund an: Im WDR gibt es eine Regelung, die auch in den Geschäftsberichten zu finden ist, die besagt: „Die Mitglieder der Geschäftsleitung sind in verschiedenen Aufsichtsgremien von WDR-Beteiligungsgesellschaften vertreten.
Sofern hierfür Aufwandsentschädigungen, Sitzungsgelder oder Ähnliches gewährt werden, werden diese – soweit vorgesehen – in den Geschäftsberichten der jeweiligen Beteiligungsgesellschaft ausgewiesen. Diese Bezüge im Rahmen von Mandaten für den WDR unterliegen einer Kappungsgrenze von 6 TEUR pro Person und Jahr.“
Tom Buhrow erhält also gedeckelte 6000 € im Jahr dafür, dass er in mehreren Gremien vertreten ist, u.a. ist er Aufsichtsratsvorsitzender der Bavaria Film GmbH, sitzt im Aufsichtsrat der ARD-Filmtochter Degeto, im Verwaltungsrat vom Deutschlandradio und ist Kuratoriumsvorsitzender der Civis Medienstiftung GmbH.
Dort sitzt Buhrow aber nicht, weil er ein ganz toller Medienmanager ist, sondern qua Amt: Die meisten Positionen in Gremien ergeben sich schlicht dadurch, dass der WDR an jenen Unternehmen beteiligt ist (Auflistung hier und hier; an der Bavaria Film ist der WDR über die WDR mediagroup beteiligt). Anders ausgedrückt: Die Sitze in diesen Gremien gehören zum Job des WDR-Intendanten.
Man könnte es vielleicht aufrichtig nennen, dass sich Buhrow diese Gremien-Aktivitäten (zu deren zeitlichem Umfang ich keinerlei Infos habe) nicht übermäßig bezahlen lässt. Wobei unklar ist, ob er bei Vertragsunterzeichnung überhaupt etwas Anderes als die 6000€-Deckelung hätte aushandeln können. Im MDR zum Beispiel gilt die gleiche Regelung, deckelt sogar schon bei 5000€.
Was aber eben feststeht, ist, dass Buhrows Intendanten-Gehalt (welches weit, sehr weit über dem des NRW-Ministerpräsidenten liegt) jedes Jahr erhöht wurde. Dass es anders geht, hat die MDR-Intendantin Karola Wille gezeigt, deren Gehalt von 2014 bis 2020 konstant blieb.
Wenn Buhrow es wirklich ernst meint, mit der Rede von knappen Kassen, hätte er wie Karola Wille handeln können. Er hat es nicht, zu keinem Zeitpunkt. Und als Entschuldigung Ausrede fällt ihm nur ein, dass seine Vergütungen durch Gremien, die er als Intendant automatisch besetzt, per Arbeitsvertrag gedeckelt sind.
Netter Versuch. Doch insbesondere der Blick auf Buhrows vom Rundfunkbeitrag finanzierte Rente lässt seine Aussage „ich überweise jedes Jahr einen fünfstelligen Betrag an die Gebührenzahler“ in gaanz schlechtem Licht erscheinen. Diese wird voraussichtlich mehr als vier Millionen Euro betragen – und allein die Rückstellungen für Buhrows Pension im Jahr 2021 betrugen 597.000 Euro. Diese Rückstellungen machen also schätzungsweise das Zehnfache von dem aus, was Buhrow von seinen Aufsichtsrats-Honoraren nicht einbehält.
Mein Fazit: Tom Buhrows Rede von Rücküberweisungen ist nichts weiter als eine Nebelkerze. Und meine Empfehlung für die ARD wäre – sofern sie nicht noch weiter an Glaubwürdigkeit verlieren will – auf solche Nebelkerzen in Zukunft zu verzichten.