Ace of Base

Wir standen von Anfang an im Schatten unseres eigenen Erfolges,

Jenny Berggren und Ulf Ekberg von Ace of Base über die ewig positive Stimmung ihrer Musik, das Album "Da Capo" und israelische Fans

Ace of Base

© Polydor

Jenny und Ulf, es ist nun vier Jahre her, dass ihr ein Studioalbum veröffentlicht habt, viele Leute haben gedacht, ihr hättet euch getrennt! Was war denn nun wirklich los?
Ulf: Also getrennt hatten wir uns auf keinen Fall. Im Anschluss an die letzte Veröffentlichung haben wir ja erst eine weltweite Promotiontour gemacht, dann sind wir ins Studio gegangen und haben angefangen neue Songs für dieses Album zu schreiben. Nach etwa der Hälfte der Zeit wurden wir dabei unterbrochen, da die Plattenfirma unser Greatest Hits Album veröffentlichen wollte. Da waren ja auch neue Songs drauf. Dann haben wir dafür wieder Promotion gemacht und Videos gedreht, was etwa ein halbes Jahr in Anspruch genommen hat. Also kann man eigentlich nicht von 4 Jahren Pause reden. (lacht) Getrennt haben wir uns aber nie. Es gab natürlich viele Gerüchte, aber die sind nicht wahr. Irgendwann habe ich mal in einem Interview gesagt, dass Jonas und ich nun nicht mehr 24 Stunden am Tag zusammen sind, was die Zeitung gleich als Anlass genommen hat zu sagen wir würden uns trennen. Vielleicht hätte ich sagen sollen, dass wir nicht mehr 24 Stunden sondern "nur noch" 16 Stunden miteinander verbringen.

Insgesamt habt ihr über 150 Songs für das Album "Da Capo" geschrieben, und nur 12 sind auf der neuen CD, was ist denn mit den ganzen anderen passiert?
Ulf: Naja, die liegen noch bei uns rum und warten darauf, produziert zu werden. Von den 150 geschriebenen haben wir ja nur etwa fünfzig wirklich produziert, von denen die Plattenfirma zwanzig ausgewählt hat, und die besten zwölf sind jetzt auf dem Album.

Was hat sich in den letzten vier Jahren musikalisch bei euch verändert?
Ulf: Dies war die erste CD, bei der wir kein festgelegtes Abgabedatum hatten. Die anderen CDs hatten immer schon gestern fertig sein müssen. Bei dieser konnten wir uns erstmals richtig Zeit nehmen, so lange an den Songs zu feilen, bis sie uns wirklich gefielen. Außerdem haben wir erstmals eine rote Linie, die sich durch das ganze Album durchzieht. Es ist ein kohärentes Ganzes geworden.

Wie würdet ihr denn diese rote Faden beschreiben?
Jenny: Es ist eine CD geworden, die man einfach in jeder Situation hören kann, die man einfach in den Player legt und hört. Es gibt einen Song auf dem Album, der heißt "Ordinary day". Und genau für einen solchen Tag ist unsere CD. Sei fröhlich, sei bewegt, sei traurig. Es ist wie eine kleine Reise die man mit dem Album macht.
Ulf: Außerdem kann man irgendwie sowohl unsere Wurzeln noch hören, als auch neue Grooves und neue Sounds.

Manche Kritiker raunen nun schon, dass eure Musik sich nie wirklich verändert hat …
Ulf: … naja, das stimmt natürlich, wir haben unseren eigenen Sound, den man immer wiedererkennt und den man ja auch oft versucht hat zu kopieren – was manchmal klappt, meistens allerdings nicht. Ace of Base besteht ja aus vier Personen, und unser Sound ist ein Kompromiss aus den vier Einflüssen – und so gibt es natürlich eine bestimmte Formel, die wir haben. Daraus auszubrechen ist nicht so leicht, denn sonst wäre es ja nicht mehr Ace of Base.
Jenny: Außerdem hat es ja auch viel mit unseren Stimmen zu tun, wenn Malin und ich singen, erkennt man unsere Stimmen eben als Ace of Base und nicht als Celine Dion.
Ulf: Wir machen einfach Popmusik pur.

Wenn ihr von Leuten sprecht, die euren Sound kopieren, denkt ihr da an jemanden ganz speziell?
Ulf: Auf unserer ersten CD hatten wir ja Beats und Sounds, die ganz neu waren, die bis dahin niemand so verwendet hatte, und die durch uns den Einzug in die Popmusik gefunden haben. Wir haben ja auch bereits Anfang der Neunziger mit Produzenten wie Max Martin und Denniz Pop gearbeitet, die später dann die Backstreet Boys, N’sync und Britney Spears gemacht haben. In jeder dieser Gruppen hört man auch ein wenig Ace of Base. In den poppigen Melodien, den Dancebeats, und der Art wie die Songs produziert werden.
Jenny: Es ist nun auch nicht so, dass wir das unbedingt kritisieren wollen. Wenn man etwas veröffentlicht, und es funktioniert, dann ist ja klar, dass auch andere Leute versuchen damit Erfolg zu haben.

Noch mal zurück zu eurem roten Faden. Wenn man sich eure Songs früher und heute anschaut, "Happy Nation", "Beautiful Morning", "Beautiful Life", "Wonderful Life" … – da drängt sich doch irgendwie die Frage auf: Seid ihr nie traurig?
Ulf: (lacht) Na klar, aber darum machen wir ja Musik. Wir wollen, dass ein stinknormaler Morgen durch den Song "Beautiful Morning" zu einem schönen Morgen wird. Das ist eigentlich unsere Botschaft. Aber natürlich sind wir auch traurig, und das kompensieren wir durch die Musik.

Findet ihr es denn nicht ein wenig schwierig, so vorbehaltlos von einem schönen Morgen zu singen, wenn man sich die aktuelle Weltsituation anschaut, die alles andere als rosig ist?
Jenny: Das ist eine gute Frage, die wir uns auch gestellt haben. Aber ich denke, es ist gerade jetzt noch viel wichtiger, über schöne Dinge zu singen als früher. Wir haben "Beautiful Morning" geschrieben, kurz nachdem unser Vater gestorben war, und wir auf einmal die einfachsten Dinge unseres Lebens neu ordnen mussten, aber jetzt eben ohne den Vater. Da haben wir festgestellt, dass die schönsten Sachen im Leben nichts kosten. Wie zum Beispiel ein schöner Morgen, an dem man aufwacht, mit einem Lächeln auf dem Gesicht, man sieht wie die Sonne aufgeht und alles fühlt sich gut an. Allerdings sind ja die meisten Morgen nicht so schön, wenn man so früh aufstehen muss – dann muss man das auch irgendwie ins Positive kehren. Und wenn man positiv denkt kommen positive Dinge von ganz allein zu dir.
Ulf: Wir haben neulich eine E-Mail von einem israelischen Fan bekommen, die hat uns gefragt hat: "Wo seid ihr, wenn wir euch am meisten brauchen? Wir vermissen eure Fröhlichkeit, warum könnt ihr nicht mal wieder kommen?" Ich glaube, Leute wollen gerade in schwierigen Zeiten auch mal wieder etwas fröhliches hören, und das können wir ihnen geben!

Ihr seht eure Aufgabe also ein bisschen darin, die Leute glücklich zu machen und ihnen das Leben zu erleichtern.
Jenny: Wenn das irgendwie möglich ist, natürlich. Es ist auf jeden Fall unser erstes Ziel, auch wenn das natürlich sehr schwer zu erreichen ist.
Ulf: Das ist eigentlich unser Hauptziel. Wir wollen Menschen zum tanzen bringen und glücklich machen.

Wieso seid ihr eigentlich nur zu zweit auf Promotion-Tour?
Jenny: Naja, wir sind alle recht unterschiedliche Personen, Ulf zum Beispiel ist gerne auf Promotion-Tour, und ich auch. Jonas hat aber eine Familie und zwei Kinder, da kann und will er nicht so viel weg sein. Und Malin fliegt sehr ungern, daher bleibt sie auch oft zu Hause.
Ulf: Wir haben ihr nach der ersten CD versprochen, dass sie nicht mehr so viel unterwegs sein muss. Aber trotz allem liebt sie ja Ace of Base und unsere Musik. So haben wir da einen guten Kompromiss gefunden, wenn wir sagen, wir machen zwar weiter zusammen Musik, aber die Promotion machen wir nur zu zweit.
Jenny: Außerdem ist das für euch Journalisten doch auch viel besser, da wir nicht alle vier durcheinander reden! (lacht)

Was sind nun eure Ziele mit der Veröffentlichung der neuen CD?
Ulf: Wir wollen wie immer mit unserer Musik so viele Menschen wie möglich erreichen, und die Musik so weit wie möglich verbreiten. Unser Problem war schon immer, dass wir von Anfang an im Schatten unseres eigenen Erfolges standen, und jede CD mit den gigantischen 23 Millionen verkauften Exemplaren der ersten verglichen wird. Mittlerweile sind wir bei den Verkaufszahlen bei auf einem viel normaleren Level angelangt und wir können wieder mit uns selbst konkurrieren. Aber die Verkaufszahlen sind sowieso immer nur so ein Zahlenmaßstab, der gar nicht so wichtig sein sollte.

Dazu hat Jenny mal in eurer CD "The Bridge" geschrieben: "Ich war zwanzig Jahre alt und Mitglied einer Gruppe, die auf der ganzen Welt bekannt war. Ich glaube, der Erfolg war mir zu Kopf gestiegen und auf einmal war ich nicht mehr auf festem Boden." Was ging zu der Zeit in dir vor?
Jenny: Ich glaube, ich war einfach ein wenig zu normal für dieses Business. Ich hatte auf einmal gar keine Kontrolle mehr über mein Leben und über das, was ich machen wollte. Mein Ziel war immer gewesen, meine alten Freunde nicht zu verlieren und meine Füße auf dem Boden zu behalten. Aber auf einmal merkte ich, wie schwer das ist und ich jedes Mal sehr traurig, wenn ich feststellen musste, dass ich wieder ein Stück von diesen Grundsätzen aufgegeben hatte. Es ist jetzt auch so, dass ich die einfachen Dinge des Lebens um so mehr schätzen gelernt habe. So war ich zum Beispiel nach einer langen Tour wieder zu Hause und habe mich mit Freunden getroffen, die mich schon lange zum Essen ausführen wollten. Aber alles was ich wollte, war zu Hause bleiben und mit ihnen kochen, wie früher. Ich hatte so lange nur in Restaurants gegessen, dass das schönste einfach die Küche zu Hause war. Es ist einfach eine sehr bizarre Welt, für die ich irgendwie zu normal bin.

Trotz allem machst du die Promotion ja noch, ist das dann mehr ein lästiger Job?
Jenny: Ich bin zwar noch – im Vergleich zu meinen Geschwistern – die "sozialste" Person, aber es scheint so zu sein, dass ich auf die Erde gekommen bin, um Popstar zu sein. Also mache ich das, auch wenn ich vielleicht nicht wirke wie ein Popstar. Man trifft auf diesen ganzen Touren auch immer sehr viele verschiedene Menschen, was ja auch interessant ist!

Gibt es da irgendwen der dich besonders beeindruckt hat?
Jenny: Sehr komisch ist ja die Tatsache, dass man keine Kollegen hat in diesem Business, außer in der eigenen Band. Von daher finde ich Journalisten eigentlich immer am beeindruckendsten. Die treffen mich für eine halbe Stunde und schreiben dann lange Artikel über mein Leben und über mich – allein auf der Basis dieses kurzen Gesprächs. Das finde ich wirklich toll.

Unsere letzte Frage ist wie immer: Das Leben ist ein Comic, welche Comic-Figuren seid ihr?
Ulf: Goofy (lacht) – Naja, vielleicht auch nicht. Jenny, du liest doch immer Comics!
Jenny: Was? Das stimmt doch gar nicht, erzähl keinen Mist. Ich wäre aber wohl Spiderman. Oder Spiderwoman? Ich mache immer so merkwürdige Sachen, die macht Spiderman auch. Ich habe auch so ein Netz um meine Finger herum!
Ulf: Ich wäre aber auch gern Spiderman, muss ich sagen.
Jenny: Pech gehabt, der ist schon vergeben.
Ulf: Mir doch egal. Ich mag ihn jedenfalls, nur der Film war schlecht! Aber na gut, dann bin ich eben Phantom, der hat auch noch so tolle Ideale. Außerdem könnte ich dann für immer leben! So wie Michael Jackson.

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