Alexa, 1997 erschien dein erster Roman „Relax“, mit dem du über Nacht berühmt wurdest. Hattest du dir im Vorfeld überlegt, wie du von der Presse wahrgenommen werden möchtest?
Hennig von Lange: Ehrlich gesagt realisierte ich damals gar nicht, dass es Buchbesprechungen gibt. Ich bin davon ausgegangen, dass mein Buch in die Buchhandlung kommt, jemand nimmt das Buch aus dem Regal, es gefällt demjenigen womöglich und er empfiehlt es weiter. Ich war richtiggehend überrascht, über das große Interesse an „Relax“. Ich war nicht wirklich darauf vorbereitet und ich glaube, der Verlag auch nicht. Aber beim Verfassen des Buches habe ich mir natürlich Gedanken gemacht, wie es vom Leser wahrgenommen wird. Und sicherlich wollte ich etwas schaffen, das ich selbst gerne lesen würde und das ich so in dieser Form noch nicht gelesen hatte – nämlich den sehr offenen und freien Umgang mit Sprache, aber auch mit dem Innenleben von Leuten in meinem damaligen Alter.
Jetzt bist du 34. Hat sich dein Blick auf die Welt verändert?
Hennig von Lange: Mit Sicherheit. Wobei ich immer noch der Meinung bin, dass man für sein eigenes Leben verantwortlich ist, dass man sehr diszipliniert sein muss, dass man das Ziel, das man verfolgt, immer vor Augen haben muss und dass man sich nicht abhängig machen sollte von anderen Menschen. Das heißt nicht, dass ich keine Beziehungen eingehen möchte, sondern nur, dass ich innerhalb der Beziehung meine eigene Selbstbestimmtheit nicht verliere. Und das wiederum heißt nicht, dass ich tue und lasse, was ich möchte, sondern dass ich gemeinschaftlich mit meinem Partner ein solches Vertrauensverhältnis aufbaue, damit für beide genug Platz ist.
Könntest du heute noch mal einen Roman wie „Relax“ schreiben?
Hennig von Lange: Nein, auf keinen Fall. Weil ich mich gar nicht mehr in der gleichen Situation wie damals befinde. Damals kannte ich viele Leute, die ausgegangen sind und ungesunde Dinge getan haben, die ich sehr anziehend fand, weil sie wild und ungezügelt waren. Wir waren alle jünger, wir haben uns anders ausgedrückt. Jede Jugendgruppe hat ihren eigenen Sprachcode. Und schon allein, weil mir der heute fehlt, könnte ich dieses Buch nicht mehr schreiben. Aber mich beschäftigt auch der Hintergrund, vor dem diese ja recht klassische Liebesgeschichte spielt, nicht mehr. Dennoch blättere ich hin- und wieder in „Relax“ und kann nicht fassen, dass ich es geschrieben habe. Es ist so mutig.
„Relax“ ist ein sehr junger Roman. Wann glaubst du, bist du erwachsen geworden?
Hennig von Lange: Es ist ja so, dass man immer denkt, man ist erwachsen und wenn man dann zurückblickt, denkt man: „Oh Gott, wie naiv war ich gestern!“ Und jeden Tag schärft sich der Blick auf die Welt ein bisschen mehr. Dennoch habe ich sehr früh gelernt, Verantwortung für mich zu übernehmen. Ich bin ja schon mit 17 Jahren von zu Hause ausgezogen und habe mich seit der frühesten Kindheit mit der eigenen Vergänglichkeit auseinandergesetzt und mir sehr genau überlegt, was ich in meinem Leben erreichen möchte, bevor ich früh sterbe – denn davon bin ich ausgegangen. Ich wollte bis dahin ein Kind haben, ein Buch geschrieben haben und mich nicht mehr in der Abhängigkeit zu meinen Eltern sehen. Da ich – wie gesagt – angenommen habe, dass ich mit 27 Jahren sterbe, hatte ich nur sehr wenig Zeit, das alles zu verwirklichen. Von daher war die Bereitschaft, mich frei zu bewegen, sehr, sehr groß.
Wieso hast du denn angenommen, dass du mit 27 stirbst?
Hennig von Lange: Weil ich dachte, zur Jahrtausendwende geht die Welt unter.
Das war dann ja vielleicht auch ein guter Motor, oder?
Hennig von Lange: Absolut.
Du wolltest immer schon Schriftstellerin werden. Wieso hast du dich trotzdem für ein Schmuckdesign-Studium beworben?
Hennig von Lange: Meine Eltern waren natürlich dafür, dass ich irgendwas studiere. Und da ich immer schon gern gezeichnet und entworfen habe, habe ich mich für Schmuckdesign entschieden. Ich habe es an ein paar Hochschulen probiert, aber es hat leider nicht gereicht. Wobei, wenn ich mir heute die Mappe angucke, kann ich das schon verstehen. Das war alles etwas uninspiriert. Die Halbherzigkeit, mit der ich meine Bewerbung betrieben habe, ist auf fast beschämende Art und Weise spürbar. Ich wollte eben schreiben. Darauf habe ich meine gesamte Energie verwendet.
Woher wusstest du so genau, dass ein Leben als Schriftstellerin das richtige für dich ist?
Hennig von Lange: Aus heutiger Sicht – wenn man Kinder ernähren muss und wenn man versteht, wie komplex das erwachsene Leben ist – würde ich womöglich nicht den uneingeschränkten Mut aufbringen zu sagen: ich werde Schriftstellerin. Aber aus der kindlichen Sicht heraus, in der ich noch keine Rückschläge erlebt hatte, hinsichtlich dessen, dass Träume nicht funktionieren, hielt ich natürlich schier alles für möglich. Und ich habe eben auch das Schriftstellerleben für möglich gehalten und es war mein Glück, dass ich ohne verzagt zu sein, drauf los gegangen bin. Ich habe mit sieben, acht Jahren angefangen kontinuierlich zu schreiben und auf diese Weise meine Sprache geschult.
Hast du das Manuskript von „Relax“ dann ganz klassisch an Verlage geschickt oder hattest du schon Ansprechpartner?
Hennig von Lange: Nein, ich kannte niemanden. Ich hab zwar mal mit 13 Jahren einen NDR-Schreibwettbewerb gewonnen, aber wie das so ist, man gewinnt ihn, man darf die Geschichte im Radio vorlesen und das war’s dann. Wobei diese Erfahrung für mich schon ein absoluter Anreiz war, weiter zu machen. Aber ich kannte ansonsten niemanden, hatte aber eine tolle Freundin, die für mich recherchiert hat, welcher Verlag welches Programm hat. Sie hat mir dann die Adressen der Verlage auf einen Zettel geschrieben, deren Programm interessant war. Was solche organisatorischen Sachen anbelangt, war ich anfänglich nicht besonders raffiniert.
Viele träumen davon, Schriftsteller zu werden und belegen dafür Seminare und kaufen sich Schreibratgeber. Was hältst du davon?
Hennig von Lange: Das kann man machen, genauso wie man malen lernen kann und das eine gute handwerkliche Grundlage ist. Aber so ein erlerntes Programm kann einen auch total beschränken, weil es nicht aus sich selbst heraus erwächst, sondern beigebracht ist. Ich glaube, jemand, der sehr früh anfängt zu malen, wird für sich selbst herausfinden: Wie schaffe ich einen räumlichen Eindruck? Genauso funktioniert es mit dem Schreiben. Wenn man anfängt zu schreiben und sich permanent darin schult, wird man merken, wie es auf eine ganz persönliche Art und Weise zu schaffen ist, das auszudrücken, was man ausdrücken möchte, ohne sich dabei an schablonenhaften Vorgaben zu orientieren. So erhält man seine Lebendigkeit, seine intuitive Herangehensweise.
In deinen Romanen geht es sehr oft um Familie. Was bedeutet Familie für dich?
Hennig von Lange: Familie bedeutet natürlich Heimat. Als Jugendlicher versucht man trotzdem irgendwann, ihr zu entfliehen, um auf eigenen Füßen zu stehen. Und ist man endlich von Zuhause ausgezogen, ist man der Ansicht, niemand auf der Welt hat Schlimmeres in der Kindheit durchgemacht, als man selbst. Ich kenne niemanden, der nicht behauptet, in der Kindheit schwer traumatisiert worden zu sein. Gleichzeitig ist man aber auch immer ein bisschen verliebt in die Probleme der Jugend und zieht daraus große Teile der eigenen Persönlichkeit. Und plötzlich verspürt jeder irgendwann die mehr oder weniger große Sehnsucht danach, sich mit einem Lebenspartner eine eigene Familie aufzubauen, um sich wieder heimatlich geborgen zu fühlen.
In deinem neuen Roman geht es um zwei Familien, bei denen grad so einiges schief läuft. Warum sollte man „Risiko“ lesen?
Hennig von Lange: Wenn Menschen in einer festen Beziehung leben und Kinder bekommen, fragen sie sich notgedrungen früher oder später: Bin ich mit dem passenden Partner zusammen? Hab ich den richtigen Weg eingeschlagen? Was wäre, wenn ich jemanden anders kennengelernt hätte? Diese Fragen stellt man sich natürlich genau dann, wenn es mal nicht so gut läuft und man plötzlich den Wert dieser Beziehung in Frage stellt. Ein ganz simpler, anziehender und auch entwicklungsversprechender, belebender Weg ist dann, sich jemand Neues zu suchen. Das, was Beziehungen heutzutage zusammenhält, ist bekanntlich nicht mehr sichtbar: Liebe, Vertrauen, Fürsorge. Und sobald die mal nicht zu spüren sind, stellt man sie sofort in Frage. Dann gibt es möglicherweise den Impuls, sich erstmal jemand anderen zu suchen, um auch sich wieder zu spüren. Mir ging es darum zu überprüfen, was passiert, wenn man sich dem hingibt. Wobei sich meine Protagonistin Lilly ja nicht mal vollkommen hingibt.
Weil sie keine richtige Affäre mit Helge anfängt?
Hennig von Lange: Ja, genau. Ich konnte beobachten, dass Leute, wenn sie eine Affäre starten, vollkommen kopflos werden. Hunderte SMS werden getippt und alles passiert heimlich. Man trifft sich und telefoniert dauernd, obwohl sich der Ehemann im Nebenzimmer aufhält. Und so verrät man den Menschen, mit dem man eigentlich lebt. Und diese Tatsache zerfrisst nicht nur einen selbst, sondern auch die Gemeinschaft.
Du verteufelst also nicht den Seitensprung an sich, sondern hast nur ein Problem damit, wenn man ihn so übertrieben auslebt?
Hennig von Lange: Ja. Ich finde, man muss sich ein bisschen im Zaum halten und disziplinieren können. Man ist ja nicht vollkommen triebgesteuert, das ist nur eine praktische Entschuldigung für alles. Aber der Mensch ist zivilisiert genug, dass er die Möglichkeit hat, sein Handeln zu kontrollieren. Natürlich kann es jedem passieren, dass man mit einem anderen eine Nacht verbringt oder sich ein bisschen verliebt. Bloß glaube ich, dass man dabei darauf achten muss, dass man sich selbst, die Familie und den Partner nicht derart verrät, nur weil man den Seitensprung gerade so erotisch findet. Ich glaube, dass diese Kopflosigkeit nicht notwenig ist, um in der Gemeinschaft einen Schritt weiter zu kommen.
Sprache ist etwas, womit man komponiert.
Du stellst in „Risiko“ ganz viele Fragen, gibst aber nur ganz wenige Antworten. Magst du Bücher und Filme mit offenem Ausgang?
Hennig von Lange: Extrem gerne. Gerade Kurzgeschichten entfalten mit einem offenen Ende erst wirklich ihre Kraft. Nur finde ich das Ende von „Risiko“ gar nicht so offen.
Aber das einzige, was man am Ende weiß, ist, was mit den Kindern passiert.
Hennig von Lange: Wenn man selbst Geschichte schreibt, sind für einen die Fragen nicht mehr offen. Man weiß Bescheid. Man weiß, was mit den Leuten passieren soll. Und man meint natürlich auch, dass jeder, der diese Bewegungen oder auch Muster, die uns alle miteinander verbinden, kennt, für sich selbst eine Lösung finden kann. Deswegen lasse ich das Ende gerne offen. Auch weil eine Geschichte, die zu geschlossen ist, nicht mehr atmet. Sie befindet sich nicht mehr in der Bewegung.
Wird es eine Fortsetzung der Geschichte um Lilly, Helge und Irene geben? Stoff gäbe es ja sicher genug.
Hennig von Lange: Interessant. Denn für mich hat sich das vollkommen geklärt. Natürlich besteht weiterhin eine enge Verbundenheit und auf eine Art auch eine tiefe, tiefe Liebe zwischen den Protagonisten Helge und Lilly. Aber gleichzeitig ist Helge so bewegungsunfähig und träge – das Leben erschlägt ihn ja förmlich – dass über seine Liebesbekundungen hinaus, die bestimmt auch wahr sind, nie viel Entwicklung stattfinden wird.
Hennig von Lange: Ist „Risiko“ eine Fortsetzung von „Woher ich komme“? Nicht willentlich – wobei es sich ja in beiden Büchern um die gleiche Protagonistin handelt. Ja, vielleicht handelt es sich hier tatsächlich um eine Art Fortsetzung – dennoch muss man nicht „Woher ich komme“ gelesen haben, um „Risiko“ zu verstehen.
Würde es jemandem, der „Risiko“ gelesen hat, etwas bringen, das andere Buch zu lesen?
Hennig von Lange: Auf jeden Fall. Es ist aber eine Novelle, die extrem knapp gehalten ist, getragen von Momentaufnahmen. Aber man erfährt sicherlich Details zum familiären Hintergrund von Lilly.
Du hast dich in Deinem Schreibstil seit „Relax“ sehr verändert. War das eine bewusste Entscheidung, weil die Themen jetzt andere sind?
Hennig von Lange: Die Sprache ist immer Transportmittel dessen, was man erzählt. Und Sprache ist etwas, womit man komponiert. Man muss beim Schreiben die richtigen Töne treffen und dem, was man erzählt, selbst auch entsprechen. Das heißt, meine Sprache richtet sich nach dem, was ich erzählen möchte, was mich gedanklich, wie gefühlsmäßig beschäftigt. Je mehr man die Dinge durchdringt, desto größer wird das Bestreben, die Sprache feiner und konkreter werden zu lassen.
„Risiko“ ist ein Gesellschaftsroman. Welchen Wert würdest du den Klassikern dieses Genres heute noch beimessen?
Hennig von Lange: Die werden ja schon in der Schule gelesen und damit wird bei den Schülern leider auch jegliches Interesse an ihnen für immer abgetötet. Das ist keine Neuigkeit, dennoch wäre es wünschenswert, die Rezeption solcher Bücher etwas luftiger zu gestalten. Ich selbst orientiere mich beim Lesen nicht am so genannten Kanon der Literaturgeschichte. Ich lese das, was mir in die Hände fällt und daraus ergibt sich meist die nächste Lektüre. Vor kurzem meinte jemand in einer Besprechung von „Risiko“, ich hätte die „Wahlverwandtschaften“ von Goethe noch einmal geschrieben. Darüber habe ich mich gefreut. Nur habe ich die „Wahlverwandtschaften“ nie gelesen.
Findest Du es wichtig, dass Jugendliche heute noch Klassiker lesen?
Hennig von Lange: Ja, das finde ich schon. Aber ich finde es wie gesagt auch wichtig, dass der Unterricht anders gestaltet wird. Leider ist den meisten Lehrern anzumerken, dass sie das Thema schon hundertmal durchgekaut haben. In der Vermittlung dieser Werke ist kein Leben mehr, da ist gar nichts mehr. Es wäre wichtig, dass gelernt wird, wie Analyse und Interpretation funktioniert. Stattdessen wird sich immer nur an den Interpretationen dieser kleinen Reclam-Hefte entlanggehangelt. Und dann heißt es, es gibt nur eine Interpretationsmöglichkeit für das jeweilige Werk. Aber das ist natürlich völliger Bullshit. Ich glaube, jeder kann etwas ganz eigenes aus einem Buch lesen, egal ob es nun ein Klassiker ist oder ein ganz neuer Roman.
Deine beiden Kinder sind jetzt vier und acht. Hast du eine Idee, wie man Kinder und Jugendliche heute an Literatur heranführen kann?
Hennig von Lange: Entweder man liest gerne oder man liest nicht gerne. Unsere Tochter hat zum Beispiel zu Beginn gar nicht gerne gelesen. Das hat sich inzwischen geändert. Unserem Sohn können wir stundenlang vorlesen, die Geschichten können gar nicht gefährlich genug für ihn sein. Später spielt er dann alleine die Handlung nach. Als ich in die Grundschule ging, habe ich auch nicht sonderlich gerne gelesen. Als Jugendliche dann sehr viel. Es gibt immer mal Phasen, in denen man einfach keine Lust hat zu lesen. In diesen Zeiten habe ich dann lieber beobachtet, wie die Menschen miteinander umgehen. Das macht meine Tochter auch.
Auf den Covern deiner Bücher waren fast immer Fotos von dir. Warum auf dem aktuellen Roman nicht mehr?
Hennig von Lange: Die Fotos waren auf den Covern, weil es in meinen Büchern immer um das ging, was mich sehr stark gefühlsmäßig beschäftigt hat. Da mein neuer Roman aus der auktorialen Erzählperspektive erzählt ist, habe ich es für geschickter befunden, mein Bild nicht vorne drauf zu machen. Auch um eine gewisse Distanz zwischen meiner Person und dem Geschriebenen herzustellen.
Wie sehr nimmst du dir Kritik zu Herzen?
Hennig von Lange: Was mich ärgert, sind Kritiken, die aus Faulheit nicht zutreffend sind oder wenn sich jemand besonders sportlich ausdrücken will auf meine Kosten. Das kann man ganz grundsätzlich beobachten: Es gibt Kritiker, die – egal, was sie kritisieren – sich über etwas erheben wollen. Das ist eine sehr unangenehme Haltung und diese Kritiken kann ich auch nicht ernst nehmen. Aber wenn ich merke, jemand hat sich wirklich Gedanken gemacht und sich mit meinem Buch beschäftigt, dann ist es egal, zu welchen Schluss er kommt, dann finde ich das in jedem Fall sehr erfreulich.
Welche Meinung zählt dabei für dich mehr – die von Feuilletonisten oder die ganz normaler Leser?
Hennig von Lange: Das ist gleichwertig für mich, so lange es auf einem akzeptablen Level passiert. Ich denke allerdings, dass jemand, dessen Beruf es ist zu schreiben, sich sehr darüber bewusst sein sollte, was er mit Worten anrichten kann.
A propos Worte: Es gibt in der Hip Hop-Szene derzeit viele Musiker, die mit derben, zum Teil pornographischen Texten aufwarten. Beschäftigst du dich mit sowas?
Hennig von Lange: Nein, das betrifft mich gar nicht. Ich würde deshalb auch nie ein Buch in der Szene ansiedeln, weil ich mich da überhaupt nicht auskenne. Das hat so gar nichts mit meinem Leben zu tun. Aber ich würde dennoch nie sagen, dass ich das schlimm oder verwerflich finde. Ich kann auch Britney Spears nachvollziehen und die Situation, in der sie sich gerade befindet. Ich kenne sehr wohl diese Momente im Leben, in denen man Schwierigkeiten hat, über den einen Moment hinauszublicken.
Bei Wikipedia steht, dass du auch Autorin für GZSZ bist. Stimmt das?
Hennig von Lange: Ich hab das mit Anfang 20 gemacht, einfach weil ich Geld brauchte. Nach einem dreiviertel Jahr habe ich dann aber wieder aufgehört, als „Relax“ herauskam.
Warum hast so schnell wieder aufgehört?
Hennig von Lange: Weil es ein Knochenjob ist. Ich hab wirklich Hochachtung vor den Menschen, die das tun. Sich in einer Woche fünf neue Folgen auszudenken, bedeutet einen gewissen Druck.
Du warst eines der Aushängeschilder der Popliteratur. Was war dein persönliches Lieblingsbuch aus dieser Zeit?
Hennig von Lange: „Faserland“ von Christian Kracht. Er ist ein wirklich begnadeter Schriftsteller.
Unsere Schlussfrage lautet: Das Leben ist ein Comic – welche Figur bist du?
Hennig von Lange: Ich glaube, Obelix. Ich esse wahnsinnig gerne, ich wäre gerne wahnsinnig stark und ich finde ihn so wahnsinnig gemütlich und familiär.