Frans, seit etwa fünf Jahren bist du sehr erfolgreich als DJ Alle Farben unterwegs und hast nebenher eigene Tracks und Remixe produziert. Jetzt kommt dein Album „Synesthesia“ raus. Würdest du sagen, dass deine Musik erwachsener geworden ist?
Frans Zimmer: Definitiv.
Woran merkt man das?
Zimmer: Ich mache mehr Songs als Tracks und es gibt immer mehr Inhalte in meiner Musik.
Ein reiner „Tool“-Song für den Club ist also nicht mehr dein Anspruch?
Zimmer: Ich würde nicht sagen, dass es nicht mehr mein Anspruch ist, denn Techno ist sehr anspruchsvoll, wenn man weiter ins Detail geht. Die Künstler, mit denen ich bei meinem Album zusammengearbeitet habe, sagen immer: „Techno kommt der Klassik am nächsten.“ Im Techno bist du aber viel freier – du bewegst dich außerhalb von Strophen und Refrains, kannst Geschwindigkeiten wechseln und arbeitest viel mehr mit Klängen als mit Noten.
In der zeitgenössischen Klassik haben sich die Leute doch aber schon lange von den Strukturvorgaben emanzipiert, im Techno dagegen herrscht der 4-to-the-floor-Bass.
Zimmer: Techno kann auch anders sein. Man kann aus dem Vier-Viertel-Takt ausbrechen, das machen zum Beispiel Künstler wie Henrik Schwarz, Leute, die dann auch in’s Berghain oder in die Panoramabar geholt werden, weil sie etwas Spezielles machen. Auch Egokind bricht manchmal aus dem Taktschema aus.
In den Charts gibt es viele im Hinterhof zusammengebastelte Tracks.
Wie hältst du dich „up to date“, was die Hörgewohnheiten der jungen Leute angeht?
Zimmer: Ich höre mir andere Künstler an und folge denen, die ich gut finde. Mir wird auch viel zugetragen, weil Leute sagen: „Hör dir das mal an!“ Ich durchstöbere Youtube und bookmarke alles, was interessant ist, um es später nochmal durchzugehen. Das kann auch ein Film sein, bei dem ich das Intro schön finde. Es gibt Tage, da fräse ich mich von morgens bis abends nur durch Musik.
Gibt es Momente, wo du denkst: „Krass, was die jungen Leute so hören!“?
Zimmer: Noch hören die Leute ja mich. (Lacht)
Du gehst aber jetzt auch auf auf die 30 zu. Macht sich der Altersunterschied zwischen dir und deinen jungen Hörern mittlerweile bemerkbar?
Zimmer: Mir fällt langsam auf, dass ich zu den Älteren gehöre. Speziell im Club, da bin ich mit meinem Alter an der Obergrenze. Aber das ist noch okay, weil ich so jung aussehe. Laut Facebook sind meine Zuhörer zwischen 18 und 25 Jahren und vorwiegend männlich – wenn man sich meine Auftritte anschaut glaubt man das kaum.
Trauen die Männer sich nicht zum Konzert?
Zimmer: Die stehen weiter hinten. Dadurch sieht es auf Fotos immer so aus, als ob nur Frauen da wären.
Orientierst du dich daran, dass deine Haupthörerschaft zwischen 18 und 25 Jahre alt ist?
Zimmer: Ich würde keiner Gruppe hinterhermusizieren. Wenn sich die Hörerschaft ändert, würde ich deswegen keine andere Musik machen. Mein Erfolg gibt mir ja auch recht, meine Musik so zu machen, wie ich will.
In der elektronischen Musik veröffentlichen Künstler wie du ja eher einzelne Tracks. Wozu braucht es ein Album?
Zimmer: Ich sehe mich gar nicht so sehr in der elektronischen Szene. Tatsächlich bewege ich mich eher aus ihr heraus. Ich bin ein Grenzgänger, das Club-Konzept kann man bei mir nicht so ganz anwenden. Ich spiele in Clubs, aber meine Sets bauen sich mehr als Konzerte auf. Ich gebe zum Beispiel Zugaben.
Du gibst Zugaben?
Zimmer: Ja. Es passiert ziemlich häufig, dass ich nach einem Set von beispielsweise zweieinhalb Stunden ein Outro auslaufen lasse. Dann rufen die Leute „Zugabe!“ oder eben nicht. Der nächste DJ weiß dann Bescheid, dass ich mindestens eine Zugabe gebe.
Spielst du dann einen eigenen Song?
Zimmer: Meistens. Oder etwas Außergewöhnliches, was ich lange nicht gespielt habe. Man kann auch einen alten Hit wieder ausgraben.
Zugaben sind ungewöhnlich für einen DJ.
Zimmer: Auch mein Album ist kein typisches Club-Album. Es sind ja nur zwei Club-Tracks dabei.
Du siehst dich also nicht mehr als Club-Künstler?
Zimmer: Doch. Ich komme ja von da und bereite immer noch fremde und meine eigene Musik für den Club auf. In manchen Liedern habe ich klassische Musik clubtauglich gemacht. Die Songs auf meinem Album gehen jetzt aber eher in Richtung Indie-Electro oder House-Pop.
Wo ist die Klassik auf dem neuen Album geblieben?
Zimmer: Sie ist wieder dabei. Im Intro habe ich einen Pianisten ein längeres Solo spielen lassen – das geht in Richtung Filmmusik. Dann gibt es noch ein Lied mit einem Cello.
Ist es ein Ziel von dir, möglichst viel Musik live einzuspielen? Du könntest ja auch auf Sounddatenbanken zurückgreifen.
Zimmer: Für das Album war mir das wichtig. Es klingt definitiv anders, wenn man es einspielen lässt. Noch viel wichtiger ist mir aber, was beim Aufnehmen passiert. Ich hatte sieben Musiker im Studio und alle haben ihren eigenen Kopf und brachten etwas ein. Sie schreiben zwar nicht am Song herum, aber sie spielen vielleicht die Hookline anders, oder die Melodien. Diese Energie könnte man nie mit Samples erzeugen.
Du wolltest ja mal Klavierspielen lernen. Ist es dazu gekommen?
Zimmer: Leider nicht. Ich hatte keine Zeit. Ich glaube, es war auch nicht notwendig.
Warum war es nicht notwendig?
Zimmer: Es war nicht wichtig, um da hinzukommen, wo ich jetzt bin. Aber es wäre vielleicht interessant für die zukünftigen Liveauftritte gewesen. Ich werde zum Beispiel auf dem Dockville-Festival mit zwei Sängern auftreten und würde gern ein Tasteninstrument dazunehmen, weil die meisten Songs auf dem Album Rhodes und Klavier beinhalten.
Bei unserem letzten Gespräch 2013 hattest du auch die Idee erwähnt, selbstmodifizierte Controller einzusetzen.
Zimmer: Das ist immer noch eine Idee für Liveshows auf der Bühne. Ein DJ, der allein auf einer Band-Bühne steht, ist ziemlich öde. Deswegen will ich mit Musikern auf die Bühne gehen.
Und jemand wie Paul Kalkbrenner? Der steht auch alleine auf großen Bühnen, vor Tausenden Zuschauern…
Zimmer: Kalkbrenners Bühnenshow ist ja auch öde (Lacht) – zumindest wenn man sie mit der Show von „The Hives“ oder irgendeiner Indie-Band vergleicht. Außer der Videoshow gibt es bei ihm ja nicht viel zu sehen. Das Ganze hat durch „Berlin Calling“ funktioniert. Die Leute gehen da hin, weil sie den Film und das Gesamtkonzept mögen, weil er ja auch im Film so minimal auflegt. Die Leute wollen ein verdrogtes DJ-Erlebnis im poppigen Stil haben. Das sind ja keine normalen Clubgänger, Kalkbrenner hat ein Pop-Publikum.
Genau, ein großer Querschnitt hört seine Musik.
Zimmer: Eine Band würde auf der Bühne einfach mehr reißen als er. Ich bin mir sicher, dass er auf Band-Festivals nicht so gut ankommt wie andere Musiker. Und wenn man Kalkbrenner jemandem zeigen würde, der den Film nicht kennt, würde der wohl eher gähnen. Ich finde nicht spannend, was er auf der Bühne macht.
Und musikalisch, harmonisch?
Zimmer: Seine Musik finde ich nicht schlecht. Ich habe seine Tracks ja auch gespielt. Aber ich finde nicht, dass er etwas Neues gemacht hat. Ich glaube, Kalkbrenner hatte den richtigen Zeitpunkt, das richtige Marketing, den Film und er ist an und für sich kein schlechter Künstler.
Heutzutage kann man elektronische Musik ziemlich einfach produzieren. War das ein Grund für dich mit ‚richtigen‘ Musikern zusammen zu arbeiten?
Zimmer: Genau darum ging es mir – ich wollte mich davon abheben, dass heutzutage jeder ziemlich schnell und einfach elektronische Musik produzieren kann, weil es finanziell erschwinglicher geworden ist. Deshalb wollte ich das Album mit einer Band im Studio aufnehmen. Ich mache nicht das, was alle machen. Ich wähle nicht den konformen Clubweg und mache Tracks bis ich nicht mehr gehört werde. Ich möchte neue Ufer erkunden. Jetzt geht meine Musik mehr in Richtung eines Band-Konzepts, auch wenn ich immer noch als DJ toure.
Wird es irgendwann „Die Alle Farben-Band“ geben?
Zimmer: (Lacht) Geplant ist es nicht.
Parov Stelar steht bei seinen Live-Shows ja auch nur am Laptop und spielt kein Instrument.
Zimmer: Er hat zwei Laptops, lässt die Musik laufen und macht dann sein eigenes Lichtkonzept auf der Bühne. Bei der Größe ist es ihm auch nicht zu verübeln. Er kennt genau die Timings und kann so Dinge ausreizen. Viel improvisieren kann er allerdings nicht, denn die Musiker haben alle ihre Einsätze. Man könnte die Solos verlängern, aber ich glaube, selbst die sind zeitlich genau geplant. Vor allem, weil er so eine hohe Frequenz an Gigs hat, da muss er funktionieren wie ein Schlagzeuger in einer Band. Der kann auch nicht einfach einen Takt mehr spielen.
Du hast mal gesagt, dass dich die Technoszene anödet.
Zimmer: Die Club-Gigs machen mir viel Spaß, aber ich finde die Abwechslung toll. Ich würde auch nicht nur noch live spielen wollen. Man überhört sich seine Musik schnell und hat keine Lust mehr darauf. Es sei denn, man ist dauernd im Studio und macht neue Sachen.
Der Titel deines Albums ist „Synesthesia“. Inwiefern hattest du Berührung mit dem Thema Synästhesie ?
Zimmer: Ich bin selber ein Synästhesist. 10 Prozent der Bevölkerung haben eine Form der Synästhesie, bei mir ist es nur eine leichte. Ich sehe keine Farben, wenn ich Musik höre, sondern ich rechne in Formen. Wenn ich 4 plus 4 plus 2 rechne, dann sehe ich zwei Vierecke und ein Rechteck vor mir. Einem Lehrer ist das damals aufgefallen, der meinen Rechenweg bemängelt hat.
Synästhesie kann aber auch bedeuten, dass man Situationen oder Gefühle mit Farben verknüpft.
Viele deiner DJ-Sets im Internet und auf Soundcloud haben als Titel eine Farbe.
Zimmer: Ja, ich versuche Farben der Musik zuzuordnen, aber ich denke nicht in Farben. Ich habe einfach nur ein gewisses Gefühl. Ich habe dem Mix auch erst eine Farbe gegeben, wenn er fertig war.
Welche Farbe beschreibt die deutsche Techno-Szene momentan am besten?
Zimmer: Das finde ich schwierig, weil die Szene so groß ist. Ich würde lieber jedem Club, jeder Party oder jedem Festival eine eigene Farbe geben wollen.
Ist das Berghain grau?
Zimmer: Nein, das Berghain kriegt ein dunkles Navy Blau. Ich glaube aber, dass ich dazu vor Ort sein müsste, um die Farbe zu fühlen.
Du entsprichst nicht dem Klischee des müden, abgewrackten DJ. Gibt es da einen Trick?
Zimmer: Sicher gibt es dieses Bild vom verdrogten DJ, ich bin allerdings niemand, der gerne drei Tage lang wach ist. Ich mag es, ins Bett und schlafen zu gehen. (Lacht) Ich glaube, die Leute finden es spannend, den verdrogten DJ zu sehen, weil sie das aus Filmen so kennen.
Was ist dein Laster?
Zimmer: Ich trinke bei meinen Auftritten Alkohol. Andere Drogen würde ich zu meinen Auftritten nicht konsumieren.
Quasi parallel zu deiner Karriere hat sich Berlin zu einer Art Ballermann entwickelt – würdest du dem zustimmen?
Zimmer: Es steckt ein Funken Wahrheit drin. Clubs wie das Watergate oder das Berghain sind vorwiegend international geprägt. Wenn ich auflege, habe ich aber ein anderes Publikum, das größtenteils aus Berlin und dem Umland kommt.
Gehst du in Berlin noch feiern?
Zimmer: Ich komme nicht mehr so oft dazu, weil ich selten da bin. Und ich gehe nicht mehr in Techno-Clubs, weil ich dort immer erkannt werde – das ist nicht zuträglich für eine schöne Party. Im Moment sind es eher Rock’n’Roll-Partys. Ein Freund von mir legt ab und zu Rock’n’Roll auf, da kann man auch gut tanzen.
Du hast in deinen Anfängen viel Electroswing aufgelegt. Ist das noch eine Inspiration für dich?
Zimmer: Electroswing ist ziemlich tot. Abgesehen von „Parov Stelar“ und „Caravan Palace“ ist da nichts mehr. Wenn pro Monat zwei gute Electroswing-Stücke rauskommen, ist das schon viel.
Diese Welle ist also am abebben?
Zimmer: Das Problem ist, dass alles schon mal gemacht worden ist. Electroswing basiert ja auf alten Hits. Man kann keine neuen alten Hits schreiben. Und wenn irgendwann jeder schon mal die „Blues Brothers“ gesampelt hat, dann stößt man an Grenzen. Manche DJ’s spielen Electroswing noch, aber für mich ist das nichts mehr. Ich kann nicht jede Woche dasselbe hören.
Waren die Electroswing-Produzenten nicht innovativ genug? Wurde quasi zu viel nach Schema F produziert?
Zimmer: Es ist eine sehr kleine Szene. Ich glaube, es gibt nicht genug Interessenten. Wenn sie so groß wäre, wie die Hip Hop-Szene, würden sich die Leute schon Wege und Mittel einfallen lassen, um etwas Neues zu produzieren. Zum Vergleich: Wenn im Electroswing zehn Tracks im Monat rauskommen sind davon ein bis zwei für mich spielbar. Im Tech-House kommen pro Woche allerdings 20.000 Lieder raus. Daran sieht man die Größe der Szene. Ich habe bei einer Electroswing-Veranstaltung in München gespielt – da kamen 200 Leute. Da ist keine Masse zu holen!
Nochmal zurück zu deinem Album: Das erscheint bei deinem eigenen Label „Synesthesia“. Du wolltest also möglichst unabhängig sein?
Zimmer: Ich habe es erst mit Major-Plattenfirmen versucht, aber die Konditionen waren sehr schlecht. Sie hätten wahrscheinlich von Anfang an zu viel Einfluss auf das Album genommen, deswegen wollte ich es lieber selbst machen.
Warum haben die Majors denn immer noch diese Vorstellung, dass sie jemandem wie dich, der eine riesige Fangemeinde hat, unter Wert einkaufen können?
Zimmer: Für gewisse Situationen kann es einfach gut sein, mit einem Major-Label zu arbeiten. Die bieten dir als Künstler internationale Strukturen, wie es nur wenige Partner können. Bei mir haben die großen Labels auch gar nicht damit gerechnet, dass ich dort mit Management und Agentur aufkreuze.
Bei den Majors bekommt man für die Produktion einen Vorschuss…
Zimmer: …und den zahlt man dann theoretisch nur mit seiner eigenen Musik ab. Das ist totaler Schwachsinn! Diese Standardverträge sind grenzwertig.
Der Track „Sonnentanz“ von „Klangkarussel“ schaffte es in den Charts auf Platz 1. Was sagst du zu dem Video, indem man sieht, wie einfach der Track zusammengebaut wurde?
Zimmer: Ich finde, das zeigt, dass man nicht mehr ein großes Studio mit zehn Songwritern
für einen guten Track braucht. Jetzt ist die Zeit für Selfmade-Leute. In den Charts gibt es viele Edits, im Hinterhof zusammengebastelte Tracks. Der „Reckoning Song“ von „Wankelmut“ war auch nur ein Edit und ist auf Platz 1 gegangen. „Klingande“ war ebenfalls nur zusammengebastelt. Die Leute dahinter sind keine gecasteten Bands oder große Produzenten – die haben einfach Spaß an der Musik.
Welche Rolle spielt Youtube dabei, als Verbreitungsmedium?
Zimmer: Diese Tracks waren so erfolgreich, gerade weil sie auf Youtube so oft gehört wurden. Der Coolness-Faktor besteht darin, nicht direkt über die großen Labels zu gehen, sondern über Youtube um die Ecke zu kommen.
Die meisten dieser Songs sind melodiöser House mit Gitarre, Saxofon und vor allem mit Gesang. Sind Vocals im House inzwischen wieder mehr akzeptiert?
Zimmer: Ich glaube eher, dass die elektronische Musik inzwischen bei der breiten Masse Anklang gefunden hat und mehr zur Popkultur gehört. David Guetta hatte diesen Punkt geknackt. Durch IDM (Intelligent Dance Music) haben DJs einen ganz anderen Status bekommen, elektronische Musik kommt jetzt häufiger in die Charts. Im Berghain wird man so etwas trotzdem nicht hören. (Lacht) Da läuft alles noch ohne Vocals. Es gibt die Techno-Szene noch, die nicht auf Vocals steht.
Paul van Dyk erzählte uns, dass er pro Woche vier Gigabyte an Songs zugeschickt bekommt. Eigens dafür hat er Mitarbeiter, die den Input vorsortieren. Wie filterst du?
Zimmer: Ich kriege pro Woche auch zwei bis vier Gigabyte und habe auch jemanden, der mir das, was wirklich Müll ist, raussortiert. Das restliche Paket kann ich dann durchhören. Ich brauche dafür ca. zwei Stunden. So ein Mitarbeiter ist praktisch, weil ich sonst von tausend Plattformen und Leuten alles einzeln zugeschickt bekommen würde.
Wie schnell weißt du, ob ein Track gut ist?
Zimmer: Man braucht zehn Sekunden, um zu wissen, ob ein Lied etwas taugt oder nicht. Wenn man sich nicht sicher ist, hört man es nochmal. Aber es dauert insgesamt nie länger als 20 Sekunden.
Ursprünglich war dein Künstlername „Hundert Farben“, angelehnt an Friedensreich Hundertwasser. Ist der Künstler immer noch eine Inspiration für dich?
Zimmer: Das war damals so, als ich Kunst studieren wollte. Ich mag seine Kunst aber nach wie vor. Ich sammle ja auch Kunstbände und habe auch zwei von ihm.
Malst du auch?
Zimmer: Ja, aber mittlerweile sehr wenig und nur noch ganz kleine Formate. Früher hatte ich ein eigenes Studio und konnte sehr großflächig malen. Jetzt bin ich auf Tischgröße übergegangen. Ich male fast nur noch Aquarelle. Das ist auch nicht so zeitintensiv und man kann das unterwegs machen.
Wann bekommt man deine Bilder zu sehen?
Zimmer: Die sind mittlerweile nur für mich. Ich habe früher leider viele verkauft, um meinen Lebensunterhalt bestreiten zu können. Das bereue ich jetzt. Ich hätte sie gerne noch.
Malst du abstrakt?
Zimmer: Ich hatte verschiedene Phasen. In der längsten Phase habe ich Formen gegeneinander gesetzt, um neue Formen zu kreieren. Das habe ich großformatig umgesetzt. Ich habe sozusagen Flächen entwickelt. Meistens habe ich in diese Bilder noch Vögel, die in den Formen versteckt waren, eingearbeitet. Mittlerweile male ich viele Stilleben oder entwickle Collagen. 2006 habe ich auch einen Comic kreiert.
Kannst du dir vorstellen, die Bereiche Musik und Malerei irgendwann mal zu verbinden?
Zimmer: Ja, aber jetzt liegt mein Schwerpunkt erstmal auf der Musik. Für mich ist es auch wichtig ein Hobby zu haben, denn die Musik habe ich als Hobby verloren.
Bereust du das?
Zimmer: Ich glaube, ich würde damit anders umgehen, wenn ich nichts Neues gefunden hätte. Man braucht einen Ausgleich.
Was ist jetzt dein Ausgleich?
Zimmer: (Lacht) Ich koche sehr gerne, um runter zu kommen. Ein Mal pro Woche nehme ich mir den Tag zum Kochen frei. Da mag ich es gern ein bisschen aufwendiger.
Das Leben ist ein Comic, welche Figur bist du?
Zimmer: (Lacht) Ich bin meine eigene Figur. Ich habe doch meinen Katzen-Hasen-Bären.
Und warum trägt die Katze auf deinem Albumcover jetzt einen Anzug?
Zimmer: Das ist die erwachsene Version von meinen Comic-Figuren. Das Logo war ganz ursprünglich eine Katze. Über die Jahre hat sie sich verändert. Am Anfang war es nur eine Animation, die mein Bruder mal gemacht hat. Dann haben mich immer mehr Leute gehört und die Katze hat sich weiterentwickelt. Irgendwann wurde sie dann vermenschlicht. Das Albumcover hat der Künstler Ash White gestaltet, mit dem ich schon länger zusammenarbeiten wollte.
Wird deine Katze in den nächsten Jahren weitere Entwicklungen durchleben?
Zimmer: Bestimmt. Sie entwickelt sich ja mit mir mit. Ich bin älter geworden und meine Musik ist mit mir gereift, also wollte ich die Verbildlichung meiner Musik auch reifer machen. Wobei ich trotzdem auch noch das Spielekind bleibe – zumindest ein bisschen.
Gutes und interessantes Interview.