Das folgende Interview wurde vor dem Hintergrund der ARD-Themenwoche Gerechtigkeit angefragt und am 05.11.2018 telefonisch geführt. Es enthält ebenso Fragen zu Transparenz und Finanzierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Diese Themen waren im Vorfeld nicht abgesprochen. Frau Reschke hat bei der Autorisierung keine Frage gestrichen, Gleiches gilt für ihre Antworten, die sie bei der Autorisierung zum Teil noch präzisiert hat.
Frau Reschke, schaut man in Kommentarspalten auf Facebook oder auf Demonstrationen wie Pegida in Dresden, scheint in den letzten Jahren die Zahl der Bürger gewachsen zu sein, die sich ungerecht behandelt fühlen. Denken Sie, das lässt sich mit Fakten untermauern oder ist das nur eine gefühlte Ungerechtigkeit?
Anja Reschke: Gerechtigkeit ist nichts, was man absolut messen kann. Es ist kein Zustand, den man herstellen kann, sondern letztlich immer ein Gefühl. Es liegt stets im Auge des Betrachters: Ist es gerecht, wenn jeder das Gleiche hat? Oder das Gleiche leistet? Gehen wir nach Erfahrung?
Insofern wundert es mich nicht, dass sich Menschen manchmal ungerecht behandelt fühlen. Zumal es den Vorteil hat, dass man das eigene Unwohlsein auf andere schieben kann, auf ferne Menschen, Mächte oder Systeme, die angeblich ungerecht verteilen.
Was ist Ihre persönliche Einschätzung: Geht es in Deutschland gerecht zu?
Reschke: Ja, ich würde denken, dass Deutschland ein Land ist, in dem es ziemlich gerecht zugeht. Theoretisch haben die Menschen hier die gleichen Chancen, werden in Notlagen aufgefangen, haben alle den gleichen Zugang zu Bildung und gleiche Möglichkeiten, etwas aus ihrem Leben zu machen, Eigentum zu erwerben, ein Amt zu erwerben, Politik zu gestalten, etc.– die rechtlichen Grundlagen dafür sind da. Dass sich das in der Praxis oft nicht so einstellt, dass wir im Einzelnen oftmals Ungerechtigkeiten haben, sehe ich natürlich.
Die gefährlichste Spaltung ist die zwischen Fake-News und Fakten.
Nun gibt es in diesem Land „besorgte Bürger“, „Wutbürger“ oder auch „Reichsbürger“, die sich von den großen etablierten Medien verabschiedet haben. Inwiefern können Sie mit Ihrer Arbeit jene Bürger erreichen, die sich von der Politik vernachlässigt fühlen? Oder geht es vielleicht gar nicht mehr?
Reschke: Wenn ich sagen würde, ‚es geht nicht mehr‘, müsste ich aufhören. Das Ideal ist, einen Zuschauer dazu zu bewegen, sich ein Argument, das eigentlich erstmal nicht in sein Bild passt, anzuhören und darauf rumzudenken. Das ist das Tollste, was man schaffen kann, und da würde ich nie aufgeben. Vielleicht kann man durch Berichterstattung doch dem ein oder anderen zeigen, dass man Dinge auch aus einem anderen Blickwinkel betrachten kann.
Ich erlebe aber auch Bürger, die sich verschanzt haben, in Ihrer Ablehnung von Politik, von Staat, von Medien. Bei denen ist das schwer. Sie gucken uns trotzdem, aber sie werden wahrscheinlich nicht soweit gehen, zu sagen, sie hören sich das Argument zumindest mal an.
Würde Ihnen dabei eigentlich helfen, wenn „Panorama“ auf dem Sendeplatz 20:15 Uhr laufen würde?
Reschke: Nein. Viele Leute, die mir schreiben, die über unsere Sendungen schimpfen, kennen sich im Programm verdammt gut aus, manchmal habe ich das Gefühl, das sind unsere fleißigsten Zuschauer. Insofern glaube ich, dass das nichts mit dem Sendeplatz zu tun hat, heute auch immer weniger, weil man sich jenseits der Sendeplätze durch soziale Netzwerke verbreitet. Wir waren mit Panorama ja mal auf 20:15 Uhr – das war, ehrlich gesagt, schwieriger.
Ach so?
Reschke: Ja, auf diesem Platz um 20:15 Uhr liegt eine sehr hohe Erwartungshaltung, da ist der Mensch gewohnt, unterhalten zu werden und er tut sich mit einer politischen Sendung schwerer. Für uns war das teilweise problematisch, weil wir viel mehr auf populäre Stoffe schauen mussten, statt jene Themen zu bearbeiten, die uns am Herzen lagen, bei denen die Quote aber vielleicht nach unten gegangen wäre. Insofern bin ich mit dem Sendeplatz um 21:45 Uhr sehr zufrieden.
Sie haben sich schon mehrfach im Dialog Ihren Kritikern gestellt. Gab es Situationen, wo Sie bei Ihrem Gegenüber etwas ‚ausrichten‘ konnten?
Reschke: Es ist sehr schwer, jemanden, der eine feste politische Überzeugung hat, dazu zu bringen, zumindest zuzuhören und eine andere Sichtweise zu akzeptieren. Beim Dialog per Mail habe ich es aber schon hin und wieder erlebt. Einer schrieb mir zum Beispiel mal, wir würden immer nur positiv über Amerika berichten und über Russland nur negativ, wir wären gesteuert usw. – der klassische Vorwurf. Dem habe ich dann zurückgeschrieben. Darüber freuen sich viele erstmal, weil sie in dem Moment merken, dass man sie ernst nimmt. Ich habe ihm erklärt, wie wir zu Zeiten von Bush und Irak- bzw. Afghanistan-Krieg sehr viel negativ über die USA berichtet haben. Er schrieb dann: ‚Ja, das stimmt‘, das hätte er nicht bedacht, da hätte ich sein Bild ein bisschen verändert. Aber so etwas ist selten, muss ich ehrlich sagen.
Wurden Sie in solchen Mails mal von der Gegenseite überzeugt?
Reschke: Überzeugt nicht, aber für mich sind diese E-Mails total wichtig, weil ich dadurch meine Argumente schärfe, überdenke oder auch mal verwerfe. Zum Beispiel: Wenn mir einer schreibt: ‚Ich verstehe das nicht, für die Sanierung unserer Schulen ist ewig kein Geld da, wieso ist jetzt jetzt Geld da für die Flüchtlinge?‘ – dann verstehe ich diesen Menschen. Weil es ein Punkt ist, den die Politik nicht erklärt. Daraus kann ich als Journalist dann den Schluss ziehen: Bei dem Thema haben wir noch nicht genug hingeguckt.
Anderes Beispiel, Kriminalität: Wenn jetzt Menschen in Chemnitz sagen, sie könnten nicht mehr auf bestimmte Plätze gehen, weil sich dort Flüchtlinge rumtreiben und üble Sachen schreien, dann kann man entweder sagen: Das behaupten die nur, weil sie Rassisten sind, oder man sagt als Journalist: Ich gehe der Sache nach, ich schaue mir vor Ort an, wie ist es denn auf diesem Platz in Chemnitz zugeht. Es gibt ja tatsächlich solche Plätze, wo es unangenehm ist, in vielen Städten. Und dann muss man fragen: Warum guckt da keiner hin? Das ist dann nämlich das Problem der Ordnungsmacht, der Polizei und nicht der Flüchtlinge im Allgemeinen. Diese Fragen zu stellen ist unser Job. Und es ist nicht unser Job, darüber zu richten, ob sich Leute richtig oder falsch verhalten.
Laut einer aktuellen Studie der Hans-Böckler-Stiftung gibt es in Ostdeutschland wesentlich mehr Armut, während in Westdeutschland sehr viel mehr Wohlhabende leben. Ist das Arm/Reich-Gefälle ein Thema, mit dem Sie sich in „Panorama“ hinreichend beschäftigt haben?
Reschke: Zunächst: Bei Statistiken gehen bei mir immer sofort die Alarmglocken an. Weil ich mich frage: Was sagt diese Statistik? Vermutlich gibt es mehr Reiche in West- als in Ostdeutschland, der Osten ist wirtschaftsschwächer als der Westen, was auch durch die Geschichte bedingt ist. Da geht es darum, welche Jobs die Leute haben. Unternehmen, Banken, DAX-Konzerne, Branchen, in denen Menschen tendenziell mehr verdienen, sind eher im Westen angesiedelt, vielleicht sind sie auch vom Osten in den Westen gegangen. Anhand so einer Statistik würde ich nicht pauschal urteilen, dass es eine Gerechtigkeitslücke gibt.
Aber wie umfangreich berichten Sie über zunehmende Armut?
Reschke: Wir tun das immer wieder, wobei wir häufiger die Arbeitsarmut im Fokus haben: Menschen, die für ihre Arbeit nicht gescheit bezahlt werden, die ausgebeutet werden, bei denen Arbeitnehmerrechte ausgehöhlt werden, die in befristeten Verträgen oder Minijobs hängen usw. Diese Armut ist bei uns in den letzten Jahren mehr im Fokus gewesen als das Arm/Reich-Gefälle an sich, weil das zu unkonkret ist.
Welche Spaltung halten Sie in Deutschland für gefährlicher, zwischen arm und reich oder zwischen politisch rechtem und linkem Denken?
Reschke: Ich habe da eine dritte Antwort: Für mich ist im Moment die gefährlichste Spaltung, die zwischen Fake-News und Fakten. Die führt dazu, dass wir keine gemeinsame Grundlage mehr haben, auf der wir diskutieren. Wahrheit gilt nichts mehr, weil jeder sich seine gefühlte Wahrheit zusammenschraubt. Auf dieser Basis wird Politik gemacht, Stimmung gemacht – oder meinetwegen auch Berichterstattung. Das ist eine gefährliche Spaltung, denn dadurch wird alles volatil. Siehe USA, wo es plötzlich nicht mehr wichtig ist, ob der Präsident die Wahrheit oder Unwahrheit sagt.
Wenn Fakten keine Rolle mehr spielen, weiß ich nicht mehr, an was wir irgendetwas messen sollen. Früher war es wichtig, dass man Politiker dahingehend überprüft, ob sie lügen oder nicht. Wenn das nun bei bestimmten Personen egal ist, weil es politisch opportun ist, dann wird es kompliziert. Dann weiß ich nicht, wie wir jemals eine Ebene finden wollen, auf der wir ethische, moralische oder rechtliche Fragen diskutieren können.
Wir sprachen schon über das Misstrauen mancher Bürger gegenüber den etablierten Medien, auch gegenüber den Öffentlich-Rechtlichen. Glauben Sie, man würde ARD und ZDF mehr Glauben schenken, wenn die Sender selbstkritischer wären?
Reschke: Mein Eindruck ist ja, dass es diese pauschale Glaubwürdigkeitskrise bei ARD und ZDF nicht gibt. Wenn man zum Beispiel die Leute über den NDR befragt: Die lieben „ihren“ NDR, der über „ihre“ Region berichtet. Es würde auch kein Mensch behaupten, dass die Sendung „Markt“ lügt, wenn sie erklärt, welche Bohrmaschine gut und welche gefährlich ist. Niemand würde auf die Idee kommen, Naturdokumentationen vorzuwerfen, sie würden einseitig berichten, weil sie nur Bilder vom schönen Meer zeigen und nicht die Naturzerstörung durch Mikroplastik oder einen Ölteppich. Dort gibt es kein Misstrauen. Die Vorwürfe kommen immer nur bei Politik und vor allem bei Migrationsthemen. Ich denke, wir sind in keiner Glaubwürdigkeitskrise, sondern in einer Demokratiekrise.
Gibt es denn ausreichend Selbstkritik in Ihren Sendern, Ihrer Meinung nach?
Reschke: Wenn wir Fehler machen, müssen wir das sagen. Es ist auch wichtig, zu zeigen, wie wir arbeiten, wie wir recherchieren. Ich merke manchmal, dass wir da viel mehr erklären müssen, denn viele Menschen haben eine ganz komische Vorstellung davon, wie Berichte zustande kommen.
Muss sich nun die Tagesschau entschuldigen, weil sie entschieden hat, nicht über den Mörder von Freiburg zu berichten? – Nein. Aber sie muss so eine Entscheidung erklären, was sie auch vielfach tut. Allerdings führt das nicht dazu, dass die Kritiker dann sagen: Nun vertraue ich der Tagesschau.
Die Chefredakteure von ARD und ZDF waren vor kurzem bei einer Podiumsdiskussion der AfD, haben dort vieles erklärt, aber ich habe nicht den Eindruck, dass das etwas bewirkt. Viel mehr existiert dort der Wunsch, dass die Berichterstattung 1:1 deren politische Meinung widerspiegelt. Ich habe einmal Alexander Gauland gefragt, wann er aufhört, mich Lügenpresse zu nennen. Da hat er geantwortet: „Wenn Sie in einem Kommentar in den Tagesthemen sagen, ‚ich will keine Flüchtlinge mehr‘.“
Ich selbst habe eine gewisse Skepsis, wenn Journalisten nicht offenlegen, wenn sie Mitglied in Parteien oder Thinktanks sind. Wie ist da Ihre Sichtweise, sollte so etwas offengelegt werden, auch um beim Zuschauer noch mehr Vertrauen zu gewinnen?
Reschke: Wenn Sie mit Thinktanks so etwas meinen wie die Atlantik-Brücke, finde ich, es spricht nichts dagegen, das offenzulegen. Ich finde es gut, wenn Menschen sich einen Eindruck machen können: Wo steht ein Journalist? Dafür sind auch Kommentare gut, abseits der Berichterstattung. Da erfährt der Zuschauer, welche Haltung der Journalist hat und kann damit seine Berichterstattung einschätzen. Ein sehr transparentes Verfahren.
Nun erwarten ja viele Zuschauer eine neutrale Berichterstattung.
Reschke: Ich glaube, das ist eine falsche Erwartungshaltung. Diese fixe Idee der neutralen Berichterstattung halte ich für absurd. Natürlich geht jeder Journalist mit seinem persönlichen Paket, seinen Erfahrungen, seinen Einstellungen an einen Bericht ran. Deswegen ist ein Kommentar eine gute Sache, weil man daran sieht: Aha, der hat diese oder jene Grundhaltung, der ist politisch so oder so verortet. Und deswegen finde ich es auch gut, wenn man eine Mitgliedschaft – sei es in einer Partei oder einem Thinktank – öffentlich macht.
Ich bezweifle aber stark, dass die Mitgliedschaft in irgendwelchen Thinktanks wirklich einen so großen Einfluss auf das Programm hat, wie in manchen Kreisen gemutmaßt wird. Die Strippenzieher im Hintergrund, das ist mir zu verschwörungstheoretisch. Interessanter und wichtiger finde ich die Frage, wie wir Journalisten insgesamt sozialisiert sind: Kommen wir alle aus einem bestimmten Milieu, wie sind wir aufgewachsen? Diese Sachen halte ich für beeinflussender als die Mitgliedschaft in irgendeinem Verein. Übrigens kenne ich persönlich keinen einzigen Journalisten, der in einer Partei ist.
Sie kennen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk niemanden, der in einer Partei ist?
Reschke: Nein, ich kenne persönlich keinen oder weiß es von keinem. In meinem Umfeld nicht. Aber wie gesagt: So etwas wie der „Tagesthemen“-Kommentar ist doch ein gutes Mittel, herauszuhören, welche Einstellung ein Journalist zu einem Thema hat. Christian Nitsche zum Beispiel klingt doch ganz anders als Georg Restle. Beim einen höre ich eine eher konservative Haltung heraus, beim anderen eine linksliberale. Das ist ein Zeichen von Transparenz, auch ein Kennzeichen von Demokratien. In Diktaturen würde nur eine Sichtweise veröffentlicht und die dann als allgemein gültig dargestellt. Das nennt man Propaganda. Bei uns gibt es Meinungsvielfalt. Die aber kann nie bei einem Einzelnen entstehen, sondern dadurch, dass es viele Stimmen gibt.
„Wir müssen selbstkritisch sein und dürfen niemals glauben, wir wären die Pächter der Wahrheit“, sagten Sie kürzlich dem „Weser Kurier“. Hätten Sie bei „Panorama“ Bedürfnis, mal die Frage zu stellen: Wie gehen wir im eigenen Haus mit dem Geld der Bürger um?
Reschke: Das machen wir doch ständig. Genau dafür gibt es das Medienmagazin ZAPP, das ich ja auch moderiere. Da schauen wir kritisch auf die Medien, auch auf das eigene System.
Um zu verdeutlichen, was ich meine, ein Beispiel: Mit ZDFneo betreibt der öffentlich-rechtliche Rundfunk einen Sender, der laut Übermedien.de zu 98,8 Prozent nur Wiederholungen sendet. Könnten Sie darüber berichten? Oder auch über die Frage, wie viel Geld für 60-70 Krimi-Reihen ausgegeben wird?
Reschke: Natürlich können wir darüber berichten und „ZAPP“ würde das auch tun. Dort sind wir auch schon öfter der Frage nachgegangen, wie viel Geld für Sportrechte ausgegeben wird und warum wir das nicht transparent machen können. Da bin ich absolut auf der Seite der Fragenden, der Gebührenzahler und denke mir: Es ist deren Geld, also müssen sie doch erfahren, wie viel da ausgegeben wird. Aber ich weiß auch, dass es da vertragliche und wettbewerbliche Hindernisse gibt. Das haben wir bei ZAPP thematisiert. Und Sie können sicher sein, dass man sich nicht nur Freunde macht, wenn man im eigenen System kritisch nachfragt. Aber ZAPP ist doch genau das Beispiel dafür, dass diese Transparenz trotzdem zugelassen wird. Kennen Sie ein Unternehmen, das sozusagen die Berichte seiner Innenrevision nach außen trägt?
Linkliste: ZAPP-Beiträge über…
– #MeToo beim WDR
– Nebentätigkeiten von Dunja Hayali
– Nebentätigkeiten von ARD/ZDF-Sportmoderatoren
– MDR-Moderatoren organisieren Sport-Event
– Transparenz bei ARD und ZDF
Kritiker bemängeln ja oft, dass die Sender Gebührengelder verschwenden würden.
Reschke: Dazu kann ich nur sagen: Der verantwortungsvolle Umgang mit Gebührengeld ist in meiner Abteilung und in meiner Redaktion permanent Thema. Permanent. Bei jedem Dreh denken wir darüber nach, wie wir es möglichst günstig hinkriegen. Wie können wir Drehtage sparen, wie können wir billiger reisen, wir nehmen die S-Bahn nicht das Taxi, wenn möglich die Bahn und nicht den Flieger, usw.
Ob man nun 50 Krimi-Reihen, falls es soviel sind, ich habe nicht nachgezählt, braucht, ist eine Geschmacksfrage, wahrscheinlich habe ich da eine andere Meinung als zum Beispiel der Programmdirektor. Der mir vermutlich erklären würde, dass die Zuschauer diese Krimis gerne sehen und dass sie eine gute Quote haben. Da geht es nicht darum, ob ich das persönlich richtig oder falsch finde. Aber natürlich wird sowas auch mal im Haus hinterfragt. Letztendlich glaube ich, dass sich das Programm auch an Erfolg messen lassen muss. Wobei wir natürlich auch viele Dinge senden, bei denen die Quote nicht die vordergründige Rolle spielt, sondern die eben zu unserem Auftrag gehören, zum Beispiel im Bereich Kultur. Die machen wir ja trotzdem.
In Dänemark wurde unlängst die Rundfunkgebühr abgeschafft, die Sender werden künftig mit Steuermitteln finanziert, Einsparungen sind vor allem bei Unterhaltung und der Übertragung von Fußballspielen geplant. Wo stehen Sie in der Diskussion, den Rundfunk per Beitrag oder Steuer zu finanzieren?
Reschke: Das Modell der Steuerfinanzierung finde ich katastrophal. Das ist für mich der erste Schritt des Ausverkaufs der Unabhängigkeit von öffentlich-rechtlichem Rundfunk.
Weil Sie befürchten, dass die Politik zu stark in das Programm eingreifen wird?
Reschke: Ja, klar. Bei sinkenden Steuereinnahmen heißt es dann wahrscheinlich, ‚Sport gucken sollen die Zuschauer gerne, aber das politische Magazin brauchen wir nicht mehr‘. In dem Modell bin ich von den Legislaturen der Politik abhängig, ich bin abhängig davon, welcher Finanzminister dort sitzt und wie der gerade meine Programm findet. Man ist dadurch viel mehr dem Einfluss der Politik ausgesetzt.
Hierzulande sitzen Parteimitglieder in den Rundfunk- bzw. Verwaltungsräten.
Reschke: Das stimmt, aber die bestimmen ja nicht, was wir senden. Jedenfalls kann ich das für den NDR sagen.
Wird das Modell in Dänemark gegen den Baum fahren?
Reschke: Nein, es ist ja genau das, was bestimmte politische Strömungen möchten. Weil sie dadurch eine direkte Eingriffsmöglichkeit auf den Rundfunk haben, das ist ein perfektes Instrument, um sich Sender gefügig zu machen.
Ich bin der Letzte, der sagt, dass das öffentlich-rechtliche System nicht an vielen Stellen eine neue Politur braucht und sich Veränderungsprozessen unterwerfen muss. Es gibt viele Sachen, die ich kritisieren würde. Aber an der grundsätzlichen Ausrichtung, dass man einen öffentlich-rechtlichen Rundfunk braucht, der finanziell unabhängig gehalten wird, würde ich immer festhalten. Vor allem in Zeiten, wo uns Plattformen wie Facebook und Youtube, Google und Twitter nur konfektionierte Nachrichten-Häppchen liefern, die ein Algorithmus für uns ausgesucht hat. Dort bist du dem Diktat von Marktinteressen unterworfen. Insofern bin ich der festen Überzeugung, dass wir einen Platz brauchen, der frei ist. Und das kann nur ein öffentlich-rechtlicher Rundfunk sein.
Wir sprachen ja über Gerechtigkeit: Ich persönlich habe mich vor einer Weile gefragt ob es gerecht ist, wenn eine Ex-Intendantin einer Rundfunkanstalt eine fünfstellige Betriebsrente bekommt, während ein Bürger für den Rundfunkbeitrag so weit gepfändet wird, dass er am Ende in den Knast geht, sozusagen für die Altersvorsorge von Leuten, die ohnehin schon sehr hohe Gehälter bezogen haben.
Reschke: Boah, das ist aber jetzt nicht Ihr Ernst!
Meine Formulierung ist sicher zugespitzt.
Reschke: Populistisch zugespitzt. Man geht ja nicht in den Knast, weil man die Gebühr für die Altersvorsorge der Intendanten nicht bezahlt hat. Man bezahlt den Rundfunkbeitrag doch in erster Linie nicht für die Altersvorsorge sondern für das Programm.
Die Rückstellungen werden heute gemacht, in den Jahresabschlüssen der Sender stehen Millionenbeträge für die Renten der Intendanten.
Reschke: Aber das heißt nicht, dass jemand in den Knast geht, weil er die Rente des Intendanten nicht bezahlen will. Das ist eine unfaire Verkürzung. Sie können doch auch nicht sagen: Wer die Müllgebühren nicht bezahlt, geht in den Knast, weil er das Gehalt des Direktors des Entsorgungsunternehmen nicht bezahlt. Das finde ich unzulässig.
Da geht es nicht darum, ob ich das gerecht finde oder nicht, das ist der Rechtsstaat: Wenn ich zum Beispiel kein Busticket löse, dann werde ich gemahnt und gemahnt und wenn sich das wiederholt, droht Gefängnis als letzte Stufe der Sanktion.
Was die Renten anbelangt: Die Renten, die hier in den 70er Jahren versprochen wurden, sind teilweise absurd. Manche haben damals mitunter mehr Rente als ihr letztes Gehalt bekommen, das ist bekloppt! Darunter leiden wir heute noch, weil uns dieses Geld fürs Programm fehlt. Das waren die goldenen Zeiten des Wirtschaftswunders, die wir ja überall beobachten können. Anscheinend hat sich da keiner Gedanken gemacht, dass das nicht ewig so weiter gehen kann. Inzwischen ist das aber alles massiv runtergefahren und eingeschränkt worden, jemand wie ich bekommt so eine Rente nicht mehr. Und das ist richtig so. Ich glaube auch nicht, dass neu gewählte Intendanten in Zukunft ein immer höheres Gehalt bekommen können. Wobei ich die Diskussion über die Gehälter der Intendanten immer schwierig finde. Denn hat mal jemand gefragt, was ein Chefredakteur vom „Spiegel“ kriegt, oder von der „Süddeutschen Zeitung“?
Der Unterschied ist ja: Spiegel und SZ bezahle ich, wenn ich möchte, den öffentlich-rechtlichen Rundfunk bezahle ich, weil ich es muss.
Reschke: Das ist ja richtig. Aber diese Betrachtung „der muss ganz wenig verdienen, weil er bei den Öffentlich-Rechtlichen arbeitet“… – der Intendant führt immerhin einen Laden mit 3000 Mitarbeitern. Was soll der denn kriegen? Was wäre denn angemessen, gerecht? Ich vermute, es wäre, wenn es nach den Kritikern ginge, nie gering genug.
Die öffentlich-rechtlichen Sender haben pro Jahr etwa acht Milliarden zur Verfügung. Wären vielleicht auch vier Milliarden ausreichend?
Reschke: Ich sag’s mal überspitzt: Wir können auch mit einer Milliarde, aber dann halt ohne Programm.
Ganz ehrlich: Ich kann in meiner Redaktion nicht einen einzigen Menschen Personal einsparen. Wir sind schon am Rande der Kapazitäten, wenn hier einer krank wird, habe ich ein Problem. So ist die Lage, übrigens auch in vielen anderen Redaktionen. Die Etats meiner Sendungen sind seit Jahren nicht merklich erhöht worden, trotz Inflation, trotz steigender Kosten. Insofern regt mich dieses Bild auf, das immer gezeichnet wird, dass wir hier in Saus und Braus leben. Mitnichten. Wir fahren 2. Klasse Bahn, wir übernachten in Hotels, die maximal 100 Euro kosten dürfen, wir schmeißen das Geld hier nicht zum Fenster raus. Bei mir hat jeder im Blick, dass man mit Beitragsgeld vernünftig umgeht.
Eine Antwort des Hamburger Senats auf eine schriftliche Anfrage der Linken in Hamburg ergab im April 2018, dass das Durchschnittsgehalt beim NDR bei 7.600 Euro liegt.
Reschke: Diese Summe gilt aber nicht für die Masse der Leute, die hier arbeiten. In diese Zahl fließen ja auch die außertariflichen Gehälter ein. Redakteure verdienen laut Tarifvertrag, den ja Gewerkschaften aushandeln, zum Beispiel zwischen 3524 und maximal 9908 Euro monatlich. Das ist eine große Spanne.
Ich will gar nicht sagen, dass es uns nicht gut geht. Natürlich weiß ich, dass der Journalismus gerade ein echt schwieriger Markt ist und gerade viele freie Printjournalisten ihre Zeilen für einen Hungerlohn zusammenschreiben. Verglichen damit sind wir auf der Insel der Glückseligen. Dennoch, dieses Bild der ‚fettgefressenen ARD-Anstalten‘, das kann ich nicht bestätigen. Außerdem produzieren wir, jedenfalls kann ich das für die journalistischen Bereiche beim NDR Fernsehen sagen, im Vergleich zum Jahr 2000 doppelt bis dreifach so viel, mit fast der gleichen Personaldecke.
Geht es denn dann innerhalb des NDR gerecht zu, oder ist da noch Luft nach oben?
Reschke: Ich glaube, es geht bei uns viel gerechter zu als in der Privatwirtschaft. Weil wir finanziell nach oben gedeckelt sind, weil wir das Geld einwerben und uns der Öffentlichkeit gegenüber erklären müssen.
Was ist mit der Gerechtigkeit zwischen Männern und Frauen? Sehen Sie inzwischen eine Gleichberechtigung innerhalb der ARD?
Reschke: Da ist zumindest viel in Bewegung in den Sendern. Aber als Frau sage ich Ihnen: Wir sind noch nicht am Ziel. Man muss sich nur anschauen, wie viele der Intendanten, Direktoren und Chefredakteure in den ARD-Sendern Männer sind und wie viele Frauen. Das ist noch nicht optimal. Allerdings muss man berücksichtigen, dass die Frage der Gleichheit zwischen Männern und Frauen in Führungspositionen ja leider noch nicht so lange auf der Agenda ist. Gemessen daran hat sich schon viel getan.
Zum Schluss: Fühlen Sie sich selbst manchmal ungerecht behandelt, insbesondere von Kritikern? Oder bewegt sich das alles noch im Rahmen?
Reschke: Man fühlt sich immer dann ungerecht behandelt, wenn einem untergeschoben wird, man würde dieses oder jenes meinen, für dieses oder jenes stehen, auch wenn das gar nicht der Fall ist. Aber grundsätzlich betrachtet: Wenn ich mir aktuell den gesellschaftlichen und politischen Diskurs ansehe, dann ist der harte Umgang etwas, was halt dazu gehört. Ich finde den Ton in den Debatten teilweise unsäglich, aber dass diskutiert und hinterfragt wird, finde ich grundsätzlich ein gutes Zeichen. Auch für unsere Demokratie.
Sehr geehrte Frau Reschke,
sehr geehrtes Team der Sendung Panorama,
ich beziehe mich hiermit auf die Sendung vom 13.ß6.2019 und halte es für unerlässlich, Ihnen hierzu meine Meinung zu schreiben. Unabhängig davon, dass Ihre Sendung in der Tat keineswegs unparteilich und schon gar nicht neutral berichtet, sollten jedoch Falschmeldung ein Tabu darstellen. In Ihrer letzten Sendung bezeichneten Sie eine demokratisch gewählte Partei, die AfD, Leugner der schrecklichen Judenverfolgung zu sein. Das ist schlichtweg falsch und zeigt nur, wie undemokratisch und leider auch hetzerisch hier berichtet wird. Ich empfehle hier einfach eine sachliche Recherche und wünschenswerterweise eine Richtigstellung in der nächsten Sendung. Leugner dieser schrecklichen Verbrechen würden ganz sicher nicht so gute Umfragewerte haben, oder was soll hier einem Teil der deutschen Bevölkerung unterstellt werden? Selbstverständlich sind wir ganz klar dafür, dass die AfD nicht ausgeschlossen und ausgegrenzt wird. Vielmehr sollte sie eine Chance bekommen, gute Lösungsvorschläge in dem derzeitigen politischen Dillemma einbringen zu können.
In diesem Zusammenhang möchte ich allerdings auch anmerken, dass ich so manchen Kommentar, der Sie persönlich angreift, sehr geschmacklos und unzivilisiert finde.
Freundliche Grüsse aus dem schönen Havelland!
Es gibt nicht viele Interviews, die ergiebig sind, und uns alle weiter bringen. Dieses Interview bringt uns weiter, weil die Ehrlichkeit von Anja Reschke den Eindruck der Kritiker des Öffentlichen Rundfunks bestägtigt. Bestätigt in der Hinsicht, dass zum Beispiel Frau Reschke, nicht ein Meinungsbild von einer Berichterstattung unterscheiden kann.
Eine korrekte Berichterstattung setzt Professionalität voraus. Offenbar wird diese Professionalität -sein eigenes Meinungsbild zurückzunehmen und für sich zu behalten- im Öffentlichen Rundfunk nicht gefördert oder vielleicht sogar ein Meinungsbild vorgegeben.
Damit unterminiert der öffentlich rechtliche Rundfunk seine Legitimation und seine Existenzberechtigung, wenn es den Auftrag nicht erfüllen kann oder nicht erfüllen will.
Man will einen Frosch kochen und dabei verhindern, dass er sofort merkt wie ihm geschieht: Man stecke den Frosch in einen Topf mit kaltem Wasser und erhitze dieses langsam und für den Frosch so unmerklich, dass er so lange drin bleibt, bis er tot ist.
Genau so ergeht es unserer Gesellschaft und damit auch den Journalisten! Seit Jahrzehnten steigt die Ungleichheit und damit zusammenhängend die Armut der gesamten Bevölkerung! Sichtbar nur daran, dass die Anzahl von Obdachlosen immer größer wird und in Armuts- / Reichtumsberichten! Einzelne Subjekte der Gesellschaft nehmen nicht war, wie die Gesamtheit weich gekocht wird vom Neoliberalismus. Selbst wenn große Teile (HartzIV-Empfänger, Pflegeberufe, Sozialverbände etc.) Alarm schlagen, wird dies von all denen nicht wahr genommen, welche NOCH nicht betroffen sind.
Das Wasser kocht schon beinahe – darum auch der „Ruck nach Rechts“ – AFD lässt grüßen, der Journalismus schläft noch immer und leugnet die Temperatur!
Theoretisch sind auch Russland und die Türkei bestens funktionierende pluralistische Demokratien. Ja, in der Praxis stellt sich das noch nicht ganz so perfekt dar und es gibt im Einzelnen auch noch Ungerechtigkeiten, aber an sich sind die auf einem tollen Weg.
„Die fixe Idee der neutralen Berichterstattung halte ich für absurd“
Das ist zwar richtig, derart pauschal dahergeschwätzt aber nicht mehr zu unterscheiden von der „Haltung“ eines CvDs beim Bayernkurier, dem nordkoreanischen Staatsfernsehens oder auch Fox. Bannon würde auch gerne unterschreiben.
„Zumal es den Vorteil hat, dass man das eigene Unwohlsein auf andere schieben kann, auf ferne Menschen, Mächte oder Systeme, die angeblich ungerecht verteilen.“
Nassforsch asoziale Ignoranz wie vom INSM getextet. Sind wir jetzt im Merzschattenkabinett oder wie?
Systeme, Mächte oder Menschen mit eigeninteressierten, nicht gemeinschaftswohlorientiertem Einfluss auf die Verteilung? Zunehmend Babuschkapuppenähnliche Entpersonalisierung ökonomischer Akteure? Alles Loser-VT’s, aha.
Überhaupt, diese peinliche Angst vor dem Einfluss verdeckter fremder Mächte disqualifiziert sich doch selber, genau wie beim omnipräsenten Putin, nicht wahr? Erinnere mich noch gut daran, wie Fr. Reschke gegen den Strom schwamm und immer wieder die Westpropagandastreu vom substantiellen Russlandfaktenwissenweizen trennte.
Wunderbares Beispiel dafür, wie diese Progressiven in ihrer Allianz mit den rechten antisozialen Neoliberalen diagonal durch die politische Landschaft driften und nun den progressiven Flügel der Rechtsaussenkräfte formen.
Als progressiven Linken schaudert es mich. Merz wird der neue von Papen und ihr werdet damit die Steigbügelhalter seiner Nachfolger.
Habt ihr überhaupt noch in Erinnerung, was von Papen mit den Sozialsystemen anstellte und wie sich das im Anschluss auf den Wahlzuspruch für die NSDAP ausgewirkt hat?
Ich hab nur den ersten Satz gelesen, wo ich die Hoffnung hatte, das die gute Dame ein einsehen hat und das macht, was sie in Aussicht stellt. Zurücktreten, weil sie nichts mehr bewirken kann.
Ich muss ja gestehen, das die feudalistische Sicht Frau Reschkes auf die sozial ausgebeuteten und abgehängten keine Symphatie bei mir erzeugen. Ganz im Gegenteil. Tja Frau Reschke, alle sind gleich, nur manche gleicher, nech? Sie leben auch nur alimentiert durch Millionen durch den Beitragsservice erpressten Mitteln bei armen Rentnern so gut.
Ich fände es gut, wenn die bitteren Pillen des fördernd und fördernd mit gleichzeitiger Sanktionitis auch in deren Kreisen ankäme. Das streichen ihrer überbordenden Betriebsrenten auf Kosten der bedürftigen Beitragszahler wäre schon einmal ein guter Schritt.
Im Pressekodex ist unter Ziffer 1 „die wahrhaftige Unterrichtung der Öffentlichkeit“ als eines der obersten Gebote benannt. Zur wahrhaftigen Unterrichtung gehört natürlich auch Vollständigkeit. Und genau hier liegt das Problem!
Anja Rescke sagt: „Theoretisch haben die Menschen hier die gleichen Chancen…“
In der FAZ war am 30.10.2018 zu lesen: „Deutschland liegt in einer Rangliste zur Bildungsgerechtigkeit für Kinder in Industrieländern nur im unteren Mittelfeld. Von 41 untersuchten Staaten belegt die Bundesrepublik Rang 23, wie aus einer Untersuchung des Kinderhilfswerks Unicef hervorgeht“
„Die soziale Herkunft bestimmt in Deutschland in stärkerem Maß über den Bildungserfolg als in vielen anderen Ländern.“ schreibt die ZEIT, am 23.10.2018 und beruft sich dabei auf eine OECD-Studie.
Wie es in der Theorie aussieht erzählt uns Frau Reschke, über die Praxis schweigt sie…
„Lückenpresse“ hat ein kritischer Kollege von Anja Reschke, Ulrich Teusch, das treffend benannt. Und exakt dieses Phänomen existiert bei fast allen relevanten politischen Themen. Über vieles wird ausgiebig berichtet – über anderes nur gelegentlich, fast schon als Randnotiz. Und oft werden eigentlich relevante Dinge einfach gar nicht erwähnt.
Über russische Wahlmanipulationen wird z. B. aktuell täglich in deutschen Medien spekuliert.
Nicht berichtet wird, dass solche Manipulationen fast schon normal sind. „Russia Isn’t the Only One Meddling in Elections. We Do It, Too“, titelt die NewYorkTimes 2017! Und ja, James Clapper (von 2010-2017 US-Geheimdienstdirektor) verweist bei Bloomberg auf 81 Wahlmanipulationen durch die USA – das einsame Weltspitze!
Sollte man das nicht erwähnen, wenn man tagtäglich über russische Manipulationen spekuliert? Wie sollen die Menschen das einordnen, wenn sie im Glauben gelassen werden so etwas würden sich nur die Russen erlauben?
Und wie steht es eigentlich mit Saudi-Arabien und der Ukraine? Auch diese beiden Nationen haben wohl versucht die US-Wahlen 2016 zu beeinflussen (schreiben die NewYorkTimes, Reuter und Politico). Auch hier gibt es Ermittlungen! Warum wird darüber absolut gar nicht berichtet?
Es sind leider eben nicht nur die Alternativmedien und die Trumps dieser Welt die Sachverhalte verfälscht darstellen!
Anja Reschke sagt: „Natürlich geht jeder Journalist mit seinem persönlichen Paket, seinen Erfahrungen, seinen Einstellungen an einen Bericht ran.“
In der Präambel des Pressekodex steht, dass Journalisten ihre Aufgabe „unbeeinflusst von persönlichen Interessen und sachfremden Beweggründen“ wahrzunehmen haben.
Natürlich hat ein Journalist sein „persönliches Paket“. Das hat aber beim Berichterstatten außen vor zu bleiben. „Wo ist da ihr Anspruch?“, möchte man Anja Reschke da zurufen! Und anderen Berufsgruppen muss dies ja auch gelingen, wenn sie ihrer Arbeit nachgehen. Wo kämen wir hin wenn sich z. B. ein Richter beim urteilen von eigenen Einstellungen leiten ließe?
In einer Zeit, in der Journalisten selbst den Pressekodex nicht mehr achten, brauchen sie sich nicht wundern wenn sie mehr und mehr kritisch gesehen werden.
Reschkes Einlassungen zum Thema soziale Gerechtigkeit empfinde ich als entweder naiv oder grob verzerrend.
Gerechtigkeit ist „nichts, was man absolut messen“ könne. Gerechtigkeit ist auch kein Zustand, den man herstellen könne, „sondern letztlich immer ein Gefühl. Es liegt stets im Auge des Betrachters: Ist es gerecht, wenn jeder das Gleiche hat?“
Sie findet, dass es in Deutschland „ziemlich gerecht“ zugeht. Schließlich hätten die Menschen theoretisch „die gleichen Chancen, werden in Notlagen aufgefangen, haben alle den gleichen Zugang zu Bildung und gleiche Möglichkeiten, etwas aus ihrem Leben zu machen, Eigentum zu erwerben, ein Amt zu erwerben, Politik zu gestalten“.
Reschke mag keine empirischen Untersuchungent: „Bei Statistiken gehen bei mir immer sofort die Alarmglocken an.“ Vielleicht, weil diese Untersuchungen Reschkes Sicht von der nur gefühlten Ungerechtigkeit widersprechen?
Ungerechtigkeit sieht sie als Ausnahme und als bloßes individuelles „Gefühl“, das nicht zu messen ist. Angeblich gibt es gleiche Bildungs- und Aufstiegs-Chancen für alle.
Dazu empfehle ich diese wissenschaftliche Untersuchung:
https://www.halem-verlag.de/reproduktion-sozialer-ungleichheit-in-deutschland/
Alternativ dazu ist auch der Forscher Michael Hartmann zu empfehlen, der viele Untersuchungen, auch zur Herkunft von Journalisten, gemacht hat.
Und dann kommt dies:
„Für mich ist im Moment die gefährlichste Spaltung, die zwischen Fake-News und Fakten. Die führt dazu, dass wir keine gemeinsame Grundlage mehr haben, auf der wir diskutieren. Wahrheit gilt nichts mehr, weil jeder sich seine gefühlte Wahrheit zusammenschraubt.“ Hier beschwert sich eine bzgl. des Begriffs Gerechtigkeit emotional argumentierende Redakteurin, die Fakten generierende Statistiken unter Generalverdacht stellt, über „gefühlte Wahrheiten“.
Diese Spaltung lässt sich bei vielen anderen Redakteuren beobachten.
Frau Reschke mag vieles sein, naiv ist sie aber sicher nicht. Bösartig, Hinterhältig, kaltblütig, das ja. Weil sie hilft, eine Gesellschaft zu zementieren, die den Konsens der Bildungs und Teilhabegleichheit aufgekündigt hat und somit Demokratiezersetzent wirkt.
Und sowohl die Verbindungen als auch die sprachlichen Voraussetzungen mitbringt, um an vorderer Front im Krieg reich gegen arm mitzumarschieren.
Ich stimme Frau Reschke unbedingt zu: die gefährlichste Spaltung ist die zwischen Fake-News und Fakten! Das bezieht sich jedoch leider auch auf die öffentlichen Rundfunkanstalten. Nur die pauschale Glaubwürdigkeitskrise bei ARD und ZDF gilt nicht nur für Politik:
Ein aktuelles Beispiel was mir aufgefallen ist im Bereich der Ernährung ist diese komplett unseriöse und unwissenschaftliche, aber interessengesteuerte Kampagne gegen Kokosöl – in fast alles deutschen Medien fast zeitgleich und wortgleich, gestartet von der amerikanischen Lobbyorganisation AHA und nach dem tendenziösen und polarisierenden Vortrag der amerikanisch-deutschen Professorin Karin Michels – hab ich tatsächlich nicht beim NDR gefunden, sehr wohl aber bei ARD und ZDF:
https://www.swr3.de/aktuell/Ist-Kokosoel-das-reine-Gift/-/id=4382120/did=4828956/2mhitd/
https://www.zdf.de/nachrichten/heute/wissenschaftler-warnen-kokosoel-schadet-der-gesundheit-100.html
Thema: Renten vs.Pensionen – 11 18
Ich höre immer wieder die Schlagworte Zusammenhalt der Gesellschaft, soziale Gerechtigkeit, Solidarität, Kampf gegen Ungleichheit, Glaubwürdigkeit, Vertrauen.
Grosse Worte, mir fehlt der Glaube und das an nur einem Beispiel beim Thema Renten vs. Pensionen dargestellt .
Was ist hier gerecht, solidarisch, der Zusammenhalt der Gesellschaft, Gleichheit, wenn der Rentner /in 12 Renten erhält , der Beamte / in aber 13 Pensionen und das bei einem Pensionsniveau von über 72 % und der Rentner nur bei einem Rentenniveau von 48%, noch ? Hinzu kommt beim Beamten ein besonderes Privileg ( zu seiner automatischen Mitgliedschaft als Privatversicherter !), das sich Beihilfe nennt, d.h. dass der Beamte bei med. Abrechnungen nicht draufzahlen oder selbst bezahlen muss. Der Beamte muss sich auch keine Punkte erarbeiten, sein letztes Einkommen zählt, ganz einfach und regelmässig schön befördert, der Rentner ist ein Leben lang ein Punktehinterherrenner.
Wie vertrauenswürdig und glaubwürdig ist das denn alles? Dies sind einfach haarsträubende Ungerechtigkeiten, Ungleichheiten und Unsolidaritäten. Sicher nicht förderlich für einen Zusammenhalt der Gesellschaft, wie das so schön in Sonntagsreden von Politikern verbreitet wird. Ich sehe hier sogar eine Parallelgesellschaft, mit eigenem Rechtsstatus und abgehobener Gesetzeslage und eine Art von Diskriminierung von Millionen von Rentner / innen.
Viele Rentner, von über 20 Mio., könnten sicher finanzielle Engpässe ( Mieten, Tickets für öffentliche Verkehrsmittel, Arzneimittelzuzahlungen usw. ) besser bewältigen, wenn hier ein kleine Finanzspritze zugegen wäre.
Ein haarsträubender Unsinn ist auch, dass Berufsgruppen als Beamte besoldet und privilegiert werden wollen, die völlig absurd sind, wie Lehrer, Kommunalbedienstete, Behörden- und Ministerienbedienstete und viele andere. Wieso diese unsinnigen und unnützen Beamtenzugehörigkeiten unterstützen ? Verschwiegenheitspflicht, besondere staatstragende “ Verpflichtungen „, Streikrechte usw. kann jeder Angestelltenvertrag erfüllen und braucht sicher nicht im Beamtenrecht ( Pflichten ? ) zementiert werden. Das sind einfach scheinheilige und heuchlerische Debatten.
Ein Wahnsinn ist auch der Punkt der Finanzierung der Pensionen. Zahlt hier der Beamte in seine „Pensionsansprüche“ ein ? Zahlt der Beamte in seine üppige Beihilfe ? Wer bezahlt das ? Beim „Rentenpott “ kommt noch hinzu bzw. weg, dass hier Gelder entnommen werden, die man so schön als Entnahme von versicherungsfremden Leistungen bezeichnet. Haushaltsrechtlich einfach Diebstahl und Veruntreuung von Geldern, oder was ?
Zum Schluss dann wiederholt die Frage an alle !!, warum lassen dies alles die Verantwortlichen zu ? Warum lassen wir das alles zu ?
20 Mio Rentner vs. 1,8 Mio Beamte !!!!
Warum wird dies nicht mehr von Journalisten , sprich Medien thematisiert, wie das schöne Schlagwort immer heisst ?
Hannes Aubinger, München
Sie scheinen einen speziellen Haß auf Beamte zu haben, aber keine Ahnung von den Fakten.
„der Beamte / in aber 13 Pensionen“
Unfug. Das Weihnachtsgeld bzw. ein 13. Gehalt ist längst abgeschafft worden (zumindest in NRW, für andere Bundesländer kenne ich es nicht)
„bei einem Pensionsniveau von über 72 %“
In NRW kommt man bei max. 40 anrechenbaren Dienstjahren auf maximal 71.2%, bei weniger Dienstjahren entsprechend weniger.
„besonderes Privileg …, das sich Beihilfe nennt“
Die Beihilfe ist das Äquivalent dazu, daß bei Angestellten der AG 50% der Sozialversicherungsbeiträge übernimmt, also das Bruttogehalt um ~20% erhöht wird, diese Erhöhung nicht versteuert wird und zur Zahlung der Sozialversicherungsbeiträge verwendet wird.
„dass der Beamte bei med. Abrechnungen nicht draufzahlen oder selbst bezahlen muss“
Wohl noch nie von der Kostendämpfungspauschale (https://www.beihilferatgeber.de/service/glossar/kostendampfungspauschale) gehört? Der AG dämpft seine Beihilfekosten, indem die anerkennbaren Erstattungen um einem Betrag bis zum 770 Euro p.a. gekürzt werden, abhängig vom Bundesland und Vergütungsgruppe. Dagegen sind die 10 Euro Praxisgebühr von nicht privat Versicherter Peanuts.
usw. usw. Ich spare mir weitere Korrekturen.
Das sie vielleicht nicht erkennen wollen oder können, um wie viel besser ein Pensionär gegenüber einem Rentner alimentiert wird, sehe ich Ihnen ja nach. Ändert an den wahren Verhältnissen nichts, die so dramatisch besser stellen, das man sich nur wundern kann, das es schon deswegen einen Aufstand gibt.
Der Rentner bekommt die 48% lediglich auf den Durchschnitt (wird dann mittels einer durchaus komplizierten Rechnung über Rentenpunkte ermittelt), Pensionen auf das letzte Gehalt. Der Mindestpensionsanspruch beträgt 1.200€, diese Basislinie kennt ein Rentner nicht (gibt Menschen mit 320€ Alters1 oder Erwerbsminderungsrente). Das Versorgungswerk führt dazu, das ein Beamter im Land 50%, im Bund 80% Zuzahlung erhält, die Zähne für 10.000 € bei Mindestkrankenversicherungsschutz plötzlich 2.000 € zusatzkosten verursachen, bei einem Rentner, wenn es dumm läuft 6-7000.
Wollen wir weiter machen? Mit Vergünstigungen bei Versicherungen, Krediten usw.? Bei der Auszeitregelung, der ununterbrochenen Erwerbsbiographie, den Zulagen durch Alter und andere Umstände? Der garantierten Beförderung ohne jeden Anlass ausser den Sessel lang genug wachgehalten zu haben?
Heißt natürlich warmgehalten. Und warum erwerben Frauen von Beamte Erziehungszeiten aus der staatlichen Rentenversicherung?
Lieber Herr Brand,
Ihre Darstellung ist sehr richtig in vielem. Leider ist es mit der Forderung, erstmal nur die Fakten neutral zu bringen, nicht so einfach: Es gibt immer unzählige Fakten, und schon die Auswahl ist nicht neutral! Sie haben auch recht, wenn Sie sagen, ein bloßes „mehr Europa“ bedeutet u.U. nur, daß eine falsche Politik ausgeweitet wird. Deshalb dürfen wir aber nicht gegen die europäische Einigung an sich sein. Ebenso dürfen wir nicht gegen die Hilfe für Flüchtlinge sein. Sie liegt schon in unserem Eigeninteresse. Das allerdings dafür plötzlich jedes Geld vorhanden war, wo uns vorher erzählt wurde, für Renten, für Soziales, für etc etc. wäre kein Geld da und wir müßten „den Gürtel enger schnallen“ (während „die Herren da oben“ in Saus und Braus leben) – ja, das erzeugt schon Frust – Frust, der sich natürlich in den Wahlenergebnissen spiegelt.
Alles sehr gut und vernünftig, was sie sagt, wenn auch manchmal etwas „gedämpft“. Aber in Bezug auf die Intendantenrente hat sie einen „blinden Fleck“ – die ist wirklich absurd und „ungerecht“. Sie erwähnt auch nicht die Unterbezahlung der sozialen Berufe, die absolut ungerecht ist – verglichen mit den Steuergeldern, die der Staat verteilt. Er verteilt sie eben „ungerecht“, er verschwendet viel (siehe z.B. die Berichte der Rechnungshöfe). „Ungerecht“ ist nicht nur „gefühlt“. Allerdings: Sie bemerkt zu Recht, daß es in den meisten anderen Ländern viel ungerechter zugeht…
Das Problem des Journalismus und der Journalisten besteht im Spagat zwischen Loyalität zum Arbeitgeber und dessen Zielvereinbarungen und dem eigenen Wunsch nach selbstbestimter Deutung und Bewertung. Ohne Deutung und Bewertung bleiben Nachrichten genauso symbolisch wie ein Verkehrszeichen.
Zielvereinbarungen sind Hierarchieinstrumente und dienen der Kontrolle. Sie sind oft demotivierende Betriebsmittel.
Interssant ist der Zusammenhang zwischen den Wahlschlappen der Volksparteien in Bayern und Hessen und dem Abdanken der Kanzlerin vom Parteiamt, sowie der Berichterstattung im ZDF info am Vormittag, wobei erklärt wird, wie der Strppenzieher Ackermann der Deutschen Bank die deutsche Politk erpresste und den Börsencrash in Europa erst angeheizt hat , um damit noch Kasse zu machen.
Nach zehn Jahren wollen die Finanzminister Eichel und Steinbrück ihre Entscheidungen damit entlasten, dass sie zu wenig gewusst hätten und falsch beraten worden seien. Auch heute schreiben sie Bücher oder halten Sonntagsreden zur Solidargemeinschaft, die sie sich vergolden lassen.
Die mitverantwortlichen Bundeskanzler Schröder und Merkel haben Ausreden für den milliardenschweren Aderlass bei den Bankenrettungen für die unkontrolliert zockenden Banker. Eigenverantwortung zu übernehmen wäre aber schon 2003 bis 2005 möglich gewesen. Das schürt tiefsitzendes Misstrauen in die staatliche Kontrolle, die zur Sicherheit der Bürger nach der geltenden Verfassung von den gewählten Politikern geleistet werden muss.
Aufdeckung der Wahrheiten erst dann, wenn niemand mehr für seine Fehler zur Verantwortung gezogen werden kann. Das ist aber Elitenschutz.
Auch wenn direkte Zeugenquellen geschützt bleiben müssen. Die Wahrheit liegt dann doch nur bei den Journalisten und ihren Quellen. Es bleibt bei Vermutungen und Sonntagsreden.
Wenn das Aufdecken von Skandalen die Aufgabe des investigativen Journalismus sein soll, ohne zeitgleich namentlich Ross und Reiter der Verursachung zu nennen und die Beugung des Rechts zur Vertuschung, dann bleibt nur noch Selbstlob für den Journalismus zur Existenzberechtigung.
Es soll doch niemand im politisch heißen Klima in Deutschland in den Medien sagen, er unterliege nicht dem Konformitätsprinzip. Ich sehe hier bei den handelnden Berufen in Presse und Medien hierzulande viel weniger Mut zur Wahrheit, als es Journalsiten in der Türkei oder in den USA leisten.
Interessant, dass nun nach zehn Jahren erstmals für mich Ross und Reiter der Bankenkrise 2008 und deutsche Verantwortlichkeiten benannt werden.
Viel zu spät, erstaunlicherweise ohne Konsequenzen und damit wirkungslos. Im Ansatz spannend wie der Untergang der Titanic (angeblich so unsinkbar wie die Deutsche Bank), aber als Gesamtwerk keine investigative Leistung.
Eher ein wenig empörend gegen den Journalismus, der sich jahrelang nicht aus der Deckung getraut hat. Mit einer zeitgerechten Veröffentlichung der politischen Inkompetenz hätte es wahrscheinlich keine ewige Koalition in Berlin gegeben, die sich als politisch träger und selbstversorgender Lobbyverband geschützt hat. Ihr Lebensmotto in der kuscheligen Berliner Krippe: Nach der Wahl ist vor der Wahl. Wir machen sowieso was WIR wollen. Die vierte Macht im Staat gibt sich in Deutschland ziemlich gefesselt.
Mit freundlichen Grüßen, ein Demokrat, der sich medial abgehängt fühlt durch journalistische Vergangenheitsbewältigung, weil zum richtigen Zeitpunkt der sichere Job wichtiger ist, als ein investigatives Abenteuer. Ich verbuche das als Selbstzensur. (Schere im Kopf) Selbstverliebte Eliten, die man eigentlich nur durch eine öffentliche Beschämung kontrollieren kann, kommt das sehr gelegen.
Die Meinung von Frau Reschke: „theoretisch haben alle den gleichen Zugang zu Bildung und gleiche Möglichkeiten, etwas aus ihrem Leben zu machen, Eigentum zu erwerben …“ zeigt doch eindeutig, dass diese Frau vom wirklichen Leben keine Ahnung hat. Sie ist attraktiv, kann ihre weiblichen Reize einsetzen und hat wahrscheinlich noch nie um etwas kämpfen müßen. Sparpotential gibt es auch jede Menge. Warum müßen bei den Berichterstattungen -selbst aus dem Ausland- immer Reporter und Kamerateams aller Sender vor Ort sein, nur um später sowieso das Gleiche in politischer Korrektheit (also Merkelgetreu) zu berichten? Warum müssen zwei oder drei Moderatoren abwechselnd eine Nachrichtensendung moderieren, Sport- und Wetterteil werden nochmals von anderen Personen moderiert. Aber wieso sollten unsere Moderatoren nicht auch aus dem reichlich gefüllten Trog fressen, wenn sie schon im Dienste unserer Majestät links-ideologisch recherchieren und die Nachrichten dann in meinungsbildender Weise parteikonform unsachlich oder gar gefälscht präsentieren. Betreutes Denken sowie eine vorgefertigte Meinung sollte dem „dummen“ GEZ- zahlenden Bürger schon etwas wert sein.
Ihr Satz „Man bezahlt den Rundfunkbeitrag doch in erster Linie nicht für die Altersvorsorge sondern für das Programm.“ stimmt nur halb bzw. er ist halb falsch. Nicht in erster Linie für die Altersvorsorge, aber in erster Linie für Personalaufwendungen inklusive Altersvorsorge; der mit Abstand größte Posten (siehe z.B. den WDR-Geschäftsbericht: https://www1.wdr.de/unternehmen/der-wdr/serviceangebot/geschaeftsbericht-130.pdf)
Und ihre Antwort „Diese Summe [7.600 € Durchschnittslohn] gilt aber nicht für die Masse der Leute, die hier arbeiten.“ macht’s ja nicht besser, denn das bedeutet ja nur, dass auch dort eine fette Einkommensschere klafft. Und sie hat offenbar den Kontakt zum Normalbürger verloren, sonst würde ihr auffallen, wie abgehoben diese Zahl ist: 7.600 € Durchschnittslohn beim NDR auf Kosten der Beitragszahler! Und dann zieht sie auch noch den unpassenden Vergleich zu Löhnen bei privaten Medien. Auf so einen Gedanken würde sie gar nicht kommen, wenn ihr klar wäre, welche besondere Verantwortung das ist, sich von Zwangsbeiträgen zu finanzieren.
Liebe Frau Reschke!
Ihre Antworten sind aufrichtig und das tut gut. Wir alle erliegen zunächst dem persönlichen Muster in unserer Wahrnehmung. Erst, wenn viel Lebenserfahrung vorhanden ist und die „Brille“ abgenommen wird, können wir klarer sehen. Nun müssen Journalisten auch schon im unentwickelten Zustand ihren Beruf ausüben. Dabei kommen auch wirklich erstklassige Arbeiten zutage! Andererseits müssen wir auch ertragen, wie manch wichtiges Thema nicht erkannt wird oder persönlicher Ehrgeiz von „Kleinhorizontern“ als die vermeintliche Wahrheit verkündet wird. Gepaart mit mangelndem Geschichtswissen und teils lückenhafter Allgemeinbildung wird die Gebührenverwertung ineffizient. Recherchieren Sie doch bitte nochmal zur Bedeutung des Begriffs DEMOKRATIE. Dann haben Sie eine Fragestunde bei der Kanzlerin und den selbsternannten Volksparteien frei …oder auch nicht.
Bleiben Sie dran, ich bezahle Sie gern!
Meine besten Grüße
Lieber Herr Bachmann,
Gerechtigkeit ist vielleicht Empfinden – Wahrheit ist immer absolut.
Es lebe die Freiheit und die Demokratie!
Liebe Frau Reschke,
wer bitte ist denn mit diesen irrsinnigen Falschdarstellungen angefangen?
Der Lüge überführte Nachrichtentrommler im ersten, zweiten und allen anderen Programmen, die Print-Medien, ein erbärmlicher und arroganter Regierungssprecher – wo man nur hinsieht. Und die hören einfach nicht damit auf, Sie können doch jede Talkshow nehmen, wo nicht ständig vom Moderator in eine abweichende Meinungen reingegrätscht wird und so wollen Sie Vertrauen wieder herstellen? Sie haben doch Kinder – was erzählen Sie denen? Oder erziehen Sie die auch schon Richtung mainstream, damit es später blos reibungslos weiterläuft. hmm? Vitamin B? … wird schon!
Holt man sich ein eigenes Erlebnis am Ort des Geschehens wird am Abend auf jeden Fall anders oder überhaupt nicht berichtet, irgendein Murks.
Mein Schlüsselerlebnis war die Berichterstattung von Chemnitz und alles was danach kam. Ich war krankheitsbedingt leider ans Bett gefesselt und konnte mich intensiv mit den Geschehnissen befassen.
Früher sind Politiker wegen solcher Dinge zurückgetreten und heute.
Hören Sie endlich auf – nehmen Sie ihre Freundin Hayaly gleich mit und die ganze andere Bande.
Sie alle haben es vergeigt und ich befürchte das Vertrauen wird nie wiederkehren. Eigentlich schade, denn ich habe jahrelang die Sendungen wie Panorama, Report, etc. sehr gern gesehen.
Ein sehr interessantes Interview! Vielen Dank an den Frager und die Antwortende!
Zwei Anmerkungen:
– Natürlich sind Journalisten geprägt durch ihre eigene Sozialisation. Niemand kann sich davon frei machen. Es gilt noch immer der Lehrsatz: „Ein Journalist/Nachrichten-Macher soll sich im Wissen um die eigene Subjektivität um maximale Objektivität bemühen.“ Und wenn er seine MEINUNG kund tut, dann muss das entsprechend gekennzeichnet werden. So weit, so gut.
– Das Gejammer und Genöle um das Verdienst von ARD-/ZDF-Intendanten/innen kann ich nicht mehr hören (die liegen bei rund 200.000 bis gut 300.000 Euro per annum). Schaut bitte mal, was bspw. Pro7Sat1 seinem Vorstand zahlt. Kann jeder im Internet nachlesen (http://geschaeftsbericht2017.prosiebensat1.com/an-unsere-aktionaere/verguetungsbericht.html). „Gesamtvergütung (DCGK) Thomas Ebeling in 2016: 3,8 Millionen Euro“ (dazu fürs früher Aufhören noch eine Abfindung in Höhe von 7,1 Millionen Euro); „Gesamtvergütung (DCGK) Dr. Jan Kemper 2017: 3,98 Millionen Euro“ etc. etc. Selbst Sabine Eckhardt, die „Unterhaltungs-Chefin“ bei Pro7Sat1, liegt bei über 2 Millionen Euro im Jahr.
Der Direktor der kleinen BLM (= Aufsicht auf die Privatsender in Bayern) hat gerade mal schlappe 70 Mitarbeiter und lag viele Jahre bei über 300.000 € pro Jahr. Darüber hat niemand gemeckert. Warum? Weil es die wenigsten gewusst haben. Der Rechnungshof bemängelt regelmäßig die viel zu hohen Gehälter bei der BLM (viel zu viele sehr hoch dotierte Führungspositionen in dieser sehr kleinen Institution). Geändert hat sich bisher kaum etwas. Finanziert wird die BLM aus Rundfunk-Gebührengeldern (= Haushaltsabgabe). Warum schaut da niemand hin??
Die permanente Kritik an Journalisten scheint mir doch sehr überzogen. Hier handelt es sich, wie in allen anderen Berufen auch, um Personen, die oftmal studiert und zusätzlich den journalistischen Beruf erlernt haben. Bei keiner anderen Berufsgruppe (außer vielleicht bei Lehrern, und hier auch zu unrecht) maßt man sich an, dermaßen an der Kompetenz ausgebildeter Personen zu zweifeln und diese ständig in Frage zu stellen.
Ein sehr erfreulicher Artikel, der beleuchtet, in wie viele Richtungen man Gerechtigkeit betrachten kann.
Bei dem Selbstdarstellung von Frau Reschke mußte ich wiederholt an den idealtypischen Fahrer in der Straßenverkehrsordnung denken: in jeder Situation immer die absolut perfekte Reaktion inkl. dosierter Selbstkritik. So viel Perfektion ist fast schon übermenschlich, ob die Realität genauso aussieht, werden wir prinzipiell auf diese Weise nicht erfahren.
„wichtiger finde ich die Frage, wie wir Journalisten insgesamt sozialisiert sind: Kommen wir alle aus einem bestimmten Milieu, ..“
Ja, offensichtlich. Es gibt ein halbes Dutzend relativ neue Untersuchungen der Parteipräferenzen der deutschen und schweizer Politikjournalisten. Die kommen durchweg zu dem Ergebnis, daß nur rund ein Drittel keine Parteipräferenz hat (nach eigener Einschätzung), vom Rest knapp die Häfte Anhänger der Grünen ist und noch mal ~20% der SPD. Dementsprechend wird die grüne Agenda (radikaler Feminismus, Umweltschutz, Immigration usw.) in der Berichterstattung extrem gesponsort. Mit dem Meinungsspektrum des Wahlvolks hat das kaum noch Ähnlichkeit.
Welche seltsamen Sender schauen Sie? Weder bei ARD, ZDF noch beim Deutschlandfunk wird in der Berichterstattung „radikaler Feminismus, Umweltschutz, Immigration … extrem gesponsort“. Im Gegenteil. Dort herrscht eine ziemlich Merkel-konforme Linie vor. Sogar in den Kommentaren.
Ein gutes, interessantes Interview. Das viele Facetten ausleuchtet.
….und zum Nachdenken anregt! ….so sollte es sein.
Bezeichnenderweise lieferte Herr Gauland den, für mich, besten Beitrag: Lügenpresse ist man dann nicht mehr, wenn man seiner Meinung ist!
Wenn sie schon über Gauland reden…
„Am „Sommerinterinterview“ des ZDF mit AfD-Chef Gauland gibt es etliche Merkwürdigkeiten – erst Recht im Vergleich mit anderen Politiker-Gesprächen der Öffentlich-Rechtlichen“
https://www.publicomag.com/2018/08/mit-journalistischer-praezision/
Ich finde, sie windet sich doch mit einem gewissen Geschick aus der offenen Debatte über die wirklichen Streitfragen heraus. Lügenpresse heißt: Sebnitz, „Hetzjagden auf Ausländer“ in Chemnitz, Zitatfälschungen bei Pirinci und anderen. Da gibt der NDR unkritisch weiter, wo andere etwas erfunden haben. Darf man sich dann über Trump aufregen (der auch bloß weitergibt, was er irgendwo gelesen hat)?
Lieber Herr Möller,
die reine Wahrheit gibt es nicht, das wissen wir beide. Und auch professionelle Journalisten irren. Aber es gibt einen großen Unterschied in der Haltung zum Thema Aufrichtigkeit. Die einen bemühen sich ernsthaft darum und die anderen reichen unhinterfragt genau das weiter, was ihre Emotionen und die ihrer Leserschaft befriedigt. Dazwischen gibt es alle denkbaren Übergänge. Herr Trump gehört fraglos zum letztgenannten Extrem und darunter sind auch „wahrheitsverkündende“ Formate wie Breitbart News und das Magazin Compact zu rechnen. Die meisten der viel gescholtenen etablierten Medien sind dem anderen Ende dieser Skala deutlich näher. Und haben deswegen alles Recht, z.B. die Unseriosität eines D. Trump zu brandmarken.
Die öffentlichen-rechtlichen Sender korrigieren sich öffentlich (z.B. hier vom NDR: https://www.ndr.de/korrekturuebersicht100.html) und bemühen sich, Fake News zu vermeiden. Deswegen passieren da so selten politisch relevante Fehler. „Lügenpresse“ ist komplett verfehlt, weil dieser Begriff bewusste gezielte Lügen meint.
Trump lügt täglich 4 bis 7 mal. Er lügt nicht nur, wenn er mal wieder zu viel Fox News geschaut hat, sondern auch ganz bewusst strategisch. Und auf eine Korrektur einer seiner Lügen wird man lange warten.
Daher ist der Vergleich zwischen NDR und Trump lächerlich.
Ich habe seit ca. 6 Monaten aufgehört, mir die Kommentare der Frau Reschke anzutun. Ich habe damals ihre Reaktion auf einen für sie offensichtlich unangenehmen Gesprächspartner gesehen. Unverhohlene Abneigung, Wut und Aggression. Neutralität und Objektivität haben mir sehr gefehlt. Ich habe diese Frau unter linksradikal verortet und mache jetzt den Ton aus, sobald sie im Fernseher erscheint. Sie ist ein Beispiel dafür, was passiert, wenn die Ideologie den Verstand ersetzt. Und ich als Osteuropäerin, die mehrere Jahre meines Lebens in so einem failed state wie Sowjetunion verbracht habe, weiß, dass die linke Ideologie mehrere, wenn nicht alle, Staaten an die Wand gefahren hat. Eine Frau Reschke brauche ich nicht um mir meine Meinung zu bilden.
Linksradikal?
Was ist daran bitte linksradikal?
Frau Reschke ist bürgerlich-neoliberal.
Wie alle Parteien von den Grünen bis zur AfD.
Eine ideologische Haltung, die die Menschehit gerade in Zeitlupe an die Wand fährt (Stichwort Klimawandel und Ressourcenverbrauch, Stichwort Rechtsnationalismus, usw).
@johnnyjo: Bitte, bitte: Beschäftigen Sie sich mit dem „Klimawandel“ mal außerhalb der Mainstreammedien. (z.B.: https://www.youtube.com/watch?v=5HaU4kYk21Q&t=155s ; 45min. Ein Diplom-Meteorologe zeigt anhand des OFFIZIELLEN IPCC-Berichtes, ohne Zuhilfenahme „verschwörungstheoretischen“ Wissens, daß es selbst in diesem Werk keinen Hinweis auf einen bedrohlichen, zudem menschgemachten Klimawandel gibt. Dies steht im 1000seitigen wissenschaftlichen Teil des IPCC-Berichts. Die „Summary for Policymakers“ gibt aber an Medien und Politik das Gegenteil heraus – auch gegen den Einwand der den Bericht erarbeitet habenden Wissenschaftler! https://nofrakkingconsensus.com/2018/10/24/ipcc-where-dictators-overrule-scientists/ )
Die ideologische Haltung der Grünen führt doch nicht zum (vermeintlichen) Klimawandel, sondern eben zur Klimahysterie.
Der Rechtsnationalismus erstarkt doch deshalb, weil das Linksradikale sich in der Politik so breit gemacht hat. Und angesichts des bevorstehenden Migrationspaktes in Zusammenhang mit der Studie (https://www.journalistenwatch.com/2018/11/04/eu-studie-deutschland/), die zum Ergebnis kommt, daß Deutschland noch 200 Mio Migranten aufnehmen kann: Ist da nicht Rechtsnationalismus angesagt?
Sehr interessantes Interview, für das ich mich herzlich bedanken möchte.
Zwei Argumente von Frau Resch finde ich sehr problematisch:
1. Stichwort „Gerechtigkeit“: Die Spaltung der Gesellschaft in Deutschland resultiert nach meinem Verständnis primär aus folgendem Ablauf: Die regierenden Parteien haben 25 Jahre lang zugeschaut, wie in Deutschland Lohndumping betrieben wurde und haben ab 2005 mit der Agenda 2010 das soziale Netz so ausgedünnt, dass Bürger innerhalb von 12 Monaten von der Mittelschicht in die Hartz IV-Falle durchgereicht werden. Kurz danach mussten die gleichen Bürger miterleben, wie zig-Milliarden Euro an Steuergeldern „alternativlos“ unter Biegen, Beugen und Brechen von Gesetzen und Verträgen für die „Rettung“ von Banken, überschuldeten Euro-Staaten und Migranten verballert wurden. Dagegen aufzubegehren ist keine Frage von „rechts“, „nationalistisch“ oder „ausländerfeindlich“, sondern eine Frage von Fairness und Gerechtigkeit gegenüber den Bürgern, die über Jahrzehnte mit hohen Steuern und Abgaben dazu beigetragen haben, das Gemeinwesen am laufen zu halten. Und genau aus diesem Grund wird „mehr Europa“ und die damit einhergehende Ausweitung der Umverteilung von Steuergeldern an andere EU-Staaten die Gesellschaft auch noch mehr in die Spaltung treiben.
2. Stichwort „neutrale Berichterstattung“: Ich halte die von Frau Reschke geäußerte Sichtweise für eine katastrophale Bankrotterklärung. Das Mindeste, was man von einem (öffentlich-rechtlichen) Journalisten erwarten kann, ist eine unideologische, sachliche, faktenbasierte Berichterstattung, bei der klar wird, wo die Fakten aufhören und die persönliche Meinung anfängt. Leider muss ich immer wieder feststellen, dass bei (zu) vielen Journalisten – einschließlich Frau Reschke und vor allem Herrn Restle – die Grenzen zwischen sachlicher, faktenbasierter Berichterstattung und persönlicher Meinung verschwimmen. Ich will nicht erklärt bekommen, was ich denken soll, sondern ich will mit möglichst neutralen Fakten versorgt werden, um mir selbst meine Meinung zu bilden. Dazu lese ich unterschiedliche Zeitungen und folge auf Twitter Journalisten unterschiedlichster Couleur und aus unterschiedlichen Ländern.
Das stößt leider auf ein Problem: Es gibt keine neutrale Fakten. Spätestens deswegen, weil der Berichterstatter – sei es jetzt Journalist, Blogger, Snapchatter, Youtube-Filmer – immer aus der komplexen Realität auswählen muss, was er berichten will und allein deswegen Subjektivität hineinbringt. Merke: Keine neutralen Fakten, da keine umfassende Berichterstattung möglich. Auf die Spitze getrieben ist selbst ein Teilnehmer eines Geschehens niemals neutral darüber informiert, weil er nicht alle Gründe und Ursachen kennt. Und kennen kann.
Von guten Journalisten darf man allerdings eine Einordnung, die diesen Mangel kompensieren soll, erwarten. Das scheitert allerdings letztendlich am gleichen Grundprinzip, da nie umfassend eingeordnet werden kann. Faktenschnipsel ohne jedwede Einordnung (bspw. Videoclip, der irgendeine aufgebrachte Menge zeigt) sind quasi das Gegenteil von neutralen Fakten. Selbst die preisgekrönte „NoComment“-Sendung von Euronews würde ich hier mit einsortieren.
Danke für den Kommentar. Nachdem ich ein sehr sachlicher und faktenorientierter Mensch bin, sehe ich das doch etwas anders:
1. Artikel können und sollten sich – wann immer möglich – auf Daten&Fakten aus offiziellen Quellen abstützen. Diese Daten&Fakten können und sollten mit Daten&Fakten aus anderen Quellen verglichen und plausibilisiert werden.
2. Einzelinformationen müssen immer in einen Gesamtkontext gestellt werden – Beispiel: Der deutsche Anteil am globalen CO2-Ausstoß liegt bei 2,6%, d. h. selbst wenn wir unseren Anteil um 25% senken, werden wir mangels Masse die Welt nicht retten können.
3. Journalistische Veröffentlichungen werden vor der Veröffentlichung einer Qualitätsprüfung unterzogen. Was spricht dagegen, diese Qualitätsprüfung durch Mitarbeiter durchführen zu lassen, die eine entgegengesetzte Meinung, wie der Autor vertreten, um allzu subjektive Meinungen und Formulierungen zu korrigieren?
4. Der inflationäre Gebrauch wertender Adjektive ist ein Indiz dafür, dass der Autor eher eine Meinung als einen sachlichen-faktenorientierten Bericht verfasst hat.
5. Letztlich ist die Frage, mit welchem Anspruch ich an meine journalistische Arbeit herantrete: Wenn ich das Gebot der Sachlichkeit, Objektivität und Neutralität von vornherein als unrealistisch negiere, wird das Ergebnis meiner journalistischen Arbeit automatisch subjektiv und tendenziös ausfallen.
Bis auf Pkt. 5 vollste Zustimmung. Objektivität und Neutralität sind zwar per se unerreichbar. Das heißt aber nicht, dass man nicht dem Ziel frönen sollte, sich ihnen möglichst weit anzunähern. Den postulierten Automatismus des Tendenziösen halte ich für eine sehr subjektive Einschätzung.
Es muss ein Ziel jedes guten Journalismus sein, sich in der Berichterstattung möglichst dicht an die Neutralität und Objektivität heranzutasten. Ich hielt es für selbstverständlich, deswegen habe ich es oben nicht erwähnt. Es muss aber auch jedem klar sein, dass die Vollkommenheit nicht erreicht werden kann. (Mich würde mal interessieren, ob sowas in der Journalismusausbildung in einem Philosophieseminar mal diskutuiert wird …)
Eine kleine ironische Bemerkung noch zu Pkt. 3: Schöne Idee, aber mir würde es manchmal schon reichen, wenn wenigstens Korrektoren die Texte nochmal lesen würden. Die Tipp-, Schreib- und Grammatikfehler in vielen Texten, die sich seit der Abschaffung der Korrekturleser/-innen so anhäufen, sind auch nicht mehr schön.
Nicht nur der Gebrauch von wertenden Adjektiven ist bedenklich, weil damit immer auch eine subjektive Interpretation eines Vorgangs einhergeht, der durch die vermutete redaktionelle Überarbeitung den Eindruck einer allgemein anerkannten Haltung der breiten Masse der Gesellschaft erweckt. Alle wertenden Begriffe sind bedenklich und haben zumindest in den Abendnachrichten nichts verloren. So sind Begriffe wie „Hetze“, „Hetzjagd“ oder „Rechtspopulisten“ nicht nur wertend, sie erfüllen selbst den Tatbestand der Hetze (und des trivialen Populismus), denn viele der medial so bezeichneten Hetzer oder mit Anführungszeichen gekennzeichneten „besorgten Bürger“ werden schon ob dieser medialen Darstellung und Deklaration abgewertet. Das mag an der anderen als der medial anerkannte Mainstream-Meinung liegen, die dann den natürlichen Widerstand des engagierten Journalisten heraufbeschwört.
Dabei spielt es keine Rolle, ob ein Journalist eher rot/grün oder eher schwarz orientiert ist, solange es gegen politisch blau geht ist man sich in der übergeordneten Meinung einig.
Dabei gibt es unter den Jounalisten eindeutig eine eher linke Orientierung, die sich auch in der art der Berichterstattung zeigt:
Alleine der Umstand, dass es im ÖR offensichtliche keine Linkspopulisten und keine linke Hetze gibt, ist augenfällig. So ist es auch kein Wunder, wenn die Anzahl der SPD-Politiker, aber vor allem grüner Politiker in politischen Talkshow signifikant höher es ihrer Stimmenverteilung entspricht. Besonders auffällig ist dabei, dass AfD-Politiker in der BT-Wahl 2017 zwar mehr Zuspruch in der Bevölkerung fanden als die Grünen, dieser Zuspruch sich aber nicht in der Sendezeitverteilung der diversen Sendungen wiederfindet.
Wenn AfD Politiker dann doch mal in Talkshows eingeladen werden, dann eher um sie persönlich, ihre Partei und/oder ihre Meinung zu diskreditieren (so geschehen unlängst bei Maybrit Illner). Es ist schon merkwürdig, dass beim Thema der Sendung „Neustart ohne Merkel – wer wird gewinnen und wer verlieren?“ plötzlich eine vermutlich vom Ausland initiierte Parteispende der AfD thematisiert wird.
Man kann ja über die AfD denken, was man will, jedoch ist es erschreckend, wie parteiisch große Teile der Medien sich verhalten. Alleine der von allen anderen Parteien verwandte Ausdruck „die demokratischen Parteien“ ist nicht Zeichen für politische Auseinandersetzung mit dem politischen Gegner, sondern plumpe populistische Diffamierung, die ein neutraler „Moderator“ ebenso vehement unterbinden sollte, wie er gehen „rechte Hetze“ der AfD vorgeht. Da sollte sich der kritische Journalist eigentlich hinter die in einer freien demokratischen Willensbildung mit rund 13 % des Volkes gewählten Partei stellen, will er sich nicht den Vorwurf gefallen lassen, sich mit den Parteien gemein zu machen, die offensichtlich nur sich selbst für demokratisch halten und andere Meinungen nicht akzeptieren, weil sie nicht ins eigene Weltbild passen. Genau das ist undemokratisch. Wenn 13 % des Wahlvolkes die AfD wählen, dann muss man ihnen ihre Minderheitsmeinung lassen, gerade wenn man selbst so auf Minderheitenschutz wert legt. Die Demokratie wird nicht durch 13 % oder 15 % AfD-Wähler mit „komischen“ und von mir aus rassistischen Meinungen bedroht, sondern vielmehr durch einen undemokratischen Umgang mit dieser Minderheitsmeinung.
Nur noch ein Punkt zum Thema politischen Präferenz der Journalisten. Anders als von Frau Reschke vorgeschlagen – die Kommentare der einzelnen Journalisten zu interpretieren, um deren politische Haltung gedanklich in den „Newsfeed“ einfließen zu lassen und so deren subjektiv gefärbte Äußerungen für sich geistig zu relativieren – wäre eine tendenziell neutrale Nachrichtenübermittlung angesagt. Leider ein hehrer Wunschtraum, denn warum sollte man sich um Objektivität bemühen, wenn Personalauswahl und Gruppeneffekt für eine statistisch belegbare Angleichung der Haltung im Jounalisten-Kollegium führt, die in einem quasi selbsterfüllenden Ringschluss mündet: weil andere Kollegen die gleiche oder eine ähnliche Meinung vertreten, muss die eigene Meinung richtig sein. Qed.
Zur Statisitik: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/163740/umfrage/parteipraeferenz-von-politikjournalisten-in-deutschland/. Die Statistik zeigt ein eindeutig grün-rotes Übergewicht im politischen Journalismus mit obigen Auswirkungen.
Im Rundfunkstaatsvertrag lautet es klar und deutlich: „Die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten haben bei der Erfüllung ihres Auftrags die Grundsätze der Objektivität und Unparteilichkeit der Berichterstattung, die Meinungsvielfalt sowie die Ausgewogenheit ihrer Angebote zu berücksichtigen.“
Insofern beweist die Aussage von Frau Reschke, dass wir es mit einem gebührengemästeten Staatsfunk zu tun haben, für den Neutralität ein Fremdwort ist. Es wird höchste Zeit für eine grundlegende Reform dieses selbstgerechten Konstrukts!
Ich muss ihnen hier vollkommen Recht geben. Ein geldvernichtendes Institut das von der Politik gelenkt wird und alles andere als unabhängig ist
Gibt es hier wirklich noch keinen Kommentar?
Dann möchte ich hier im Sinne der Meinungs- und Informationsfreiheit den Anfang machen:
Ich finde dieses Interview richtig gut!
Super! Da gebe ich dir Recht. Finde ich auch.