Ariane, wie erklärst Du Dir Deine Medienpräsenz?
Sommer: Bei mir hat das vor ungefähr anderthalb Jahren angefangen, als ich einige Einladungen für Filmpremieren und Empfänge von meiner Modell-Agentur bekommen hatte. Das fiel wohl auf, ich habe mich nicht sehr angepasst, sondern eben die Klamotten getragen, die mir Spaß gemacht haben. Damals hat sich im Gegensatz zu heute wirklich niemand etwas getraut, jeder hat nur schwarz getragen. Ich war schon immer ein bisschen flippiger. "Blondine im netten Kleid", so waren die ersten Bildunterschriften in der Boulevardpresse. Irgendwann hat dann mal jemand nachgefragt, wer das denn sei. Zu dem Zeitpunkt hatte ich bereits zwei Werbespots für die Telekom laufen, als Modell neben Manfred Krug. Das war für die Presse ganz interessant. Es kam noch eine kleine Filmrolle und so hat sich das langsam aufgebaut. Und dann kam letztes Jahr im Mai der erste Höhepunkt, Harald Schmidt hatte mich eingeladen.
Ein legendärer Auftritt?
Sommer: Ja, es hat echt Spaß gemacht und kam auch gut rüber – zum Glück, man kann ja von ihm auch ganz furchtbar in die Pfanne gehauen werden. Dann ging es weiter, das Management kam dazu, ich bekam viele Angebote, mein Buch, die Playboy-Kolumne, N-TV… Ich denke nicht, dass man sich langfristig halten kann, wenn man sich nur auf irgendwelchen Partys blicken lässt. Da gibt es genügend Modells, die sich auch in tolle Kleider schmeißen, nach einer Weile bringt es das aber nicht mehr.
Hast Du Dich am Anfang nicht ein bisschen über den Erfolg gewundert? Eigentlich wusste doch niemand etwas über Dich.
Sommer: Ein bisschen gewundert hab ich mich schon, da kam ein Interview nach dem andern – war lustig, warum auch nicht. Es kam dann irgendwann der Punkt, wo ich gedacht habe, da mache ich etwas draus. Ich habe gemacht und getan, Geld und Zeit investiert, ob es Schauspielunterricht war oder auch Moderations-Coaching – immer reingepfeffert. Es war natürlich ganz toll, dass sich mir sehr viele Türen geöffnet hatten, aber die Türen durchschreiten, das musste ich selbst, das muss ich auch heute noch selbst. Ich kann nicht nur mit dem Hintern wackeln und sagen, "ich bin Ariane Sommer und sehe ganz nett aus" – dann wird mir sofort die Tür gewiesen.
Was willst du denn längerfristig machen, moderieren, schauspielern… oder willst Du Dich gar nicht erst festlegen und alles ausprobieren?
Sommer: Moderieren macht mir wahnsinnig viel Spaß, wobei es mir vor allem gefallen würde als Host zu fungieren, wo ich also von mir selbst etwas reinlegen kann. Im Schauspielbereich eigne ich mir noch gerade das Handwerkszeug an. Ich könnte momentan noch keine große Hauptrolle spielen, das würde wohl eher ein Schuss in den Ofen. Was ich mir im Schauspielbereich zutraue, das mache ich – es gab ja schon in Sat1-Filmen kleinere Rollen – alles andere wird langsam aufgebaut. Mal sehen. Ich schreibe auch unheimlich gern. Deshalb freue ich mich umso mehr über die Society-Kolumne in der "Max"., die ich jetzt regelmäßig schreibe. 4 bis 6 Seiten in jeder Ausgabe unter dem Titel "Arianes Welt". Ich berichte von nationalen und internationalen Events, riskiere einen Blick hinter die Kulissen und berichte dann genauso, wie ich es erlebt habe. Ein echter Traumjob!
Dein literarisches Erstlingswerk ist die Benimm-Bibel – strenge Regeln von Ariane Sommer?
Sommer: Das mit der "Bibel" ist gar nicht so gemeint. "Bibel" meint ja heutzutage ganz allgemein ein Werk, was dir in einem bestimmten Bereich die wichtigsten Dinge über ein bestimmtes Thema vermittelt. Und ich wollte mit einem Augenzwinkern sagen: das, was in diesem Buch steht, brauche ich, um gut durchs Leben zu kommen, mehr nicht. Das Mindestmaß an Etikette, das was eigentlich selbstverständlich sein sollte handle ich in zwei Kapiteln ab. Die restlichen Kapitel beschäftigen sich vor allem mit Stil: wie gehe ich anständig durchs Leben. Ich habe da meine Lebenserfahrung reingelegt und bin bisher mit diesen Grundsätzen sehr gut durchs Leben gekommen.
Ja, Du schreibst, man sollte immer seinen Stil wahren – wie würdest Du denn Deinen eigenen Stil beschreiben?
Sommer: Stil ist ja immer das Produkt des eigenen Wesens und der Umgebung, in der man aufwächst. Ich hatte das Glück, sehr international aufzuwachsen und habe Eltern gehabt, die mir auf jede Frage eine Antwort gegeben haben, da gab es keine Lügereien. Und mein Vater hat immer gesagt, "mach dein Ding, glaub an dich selbst und lass dir bloß von niemandem reinquatschen. Wenn du an dich glaubst, kannst du alles erreichen. Hauptsache du kannst jeden Morgen in den Spiegel gucken". Sprich, man muss den Mut haben, auch mal andere Wege zu gehen aber auch drauf achten, dass man niemanden bewusst verletzt, eben anständig miteinander umgeht.
Als Autorin bist Du mit 24 noch relativ jung, um solche Lebensweisheiten von dir zu geben.
Sommer: Einerseits ja, andererseits, da kann ich Oscar Wilde zitieren: "Lebenserfahrung ist eine Frage der Intuition" – die habe ich. Außerdem muss man sich mal die Leute angucken, 80-jährige, die mit Scheuklappen durch die Welt gehen und irgendwelche Meinungen vertreten, die völlig unmöglich sind. Ich glaube, etwas zu wissen was Bestand hat, was vielleicht sogar klug ist, das hat nichts mit dem Alter zu tun. Da gibt sehr viele Gegenbeispiele, Leute, die eigentlich in einem Alter sind, in dem sie so weise sein sollten wie König Salomo, aber ganz im Gegenteil – das sind Vollidioten. Und dann kenne ich unheimlich junge Menschen, die schon so viel gelebt haben, die mir auch etwas vermitteln können, auch wenn sie vielleicht zehn Jahre jünger sind als ich. Wenn ich mich mit einem 14-jährigen Mädchen unterhalte, was zur Schule geht, da kann ich mir teilweise noch eine Scheibe von abschneiden. Erfahrungen, oder bestimmte Dinge klar zu sehen, das hat nichts mit dem Alter zu tun. Und ich habe auch schon reichlich Erfahrungen sammeln können, habe ja mit 12 Jahren bereits auf dem diplomatischen Parkett getanzt und musste mich alle drei Jahre in eine neue Kultur begeben, da muss man mit umgehen können und ein gewisses Feingefühl entwickeln.
Erfahrungen, oder bestimmte Dinge klar zu sehen, hat nichts mit dem Alter zu tun.
War das Benehmen früher schwierig für Dich?
Sommer: Nein, überhaupt nicht. Das Benehmen habe ich eigentlich von meinen Eltern mitbekommen und wenn ich irgendwo nicht wusste, wie ich mich zu verhalten habe, da habe ich immer gefragt. Es gibt nichts dümmeres als nicht zu fragen und so zu tun, als ob man alles wüsste – gerade dann macht man ja die schlimmsten Fehler und steht richtig doof da oder tut anderen Leuten weh. Das wichtigste bei diesen Regeln ist einfach dieses Menschsein und bei sich selbst bleiben, Respekt vor seinen Mitmenschen haben.
Welche Zielgruppe hat das Buch eigentlich, nicht alle Vorschläge sind unbedingt alltagstauglich. Welcher Normalsterblicher geht denn schon jede Woche auf einen edlen Empfang?
Sommer: Es ist generell für Leute zwischen 18 und 35. Auch der Ottonormalverbraucher kann ja heutzutage sehr schnell in die Mühlen unserer Mediengesellschaft geraten, wie man es zum Beispiel bei Regina Zindler gesehen hat. Und plötzlich wird man zugeballert von Zeitschriften, Boulevardpresse oder irgendwelchen Fernsehformaten – und man sitzt da eigentlich ohne Anleitung, was man ernst zu nehmen hat, was richtig ist usw. Vieles ist ja auch sehr scherzhaft gemeint. Andererseits, wie man sich anständig von einer Party verabschiedet, das interessiert auch normale Leute. Und die Staatsempfänge, das nimmt ja eher einen kleinen Teil vom Buch ein. Und ich meine, die Regeln, wie man bei Queen Elisabeth zu speisen hat, die wird man bei mir auf jeden Fall nicht finden.
Ich fand die Wahl und Art der Sprache ein bisschen problematisch, viel Englisch, Anglismen – damit schließt Du Leute aus, die der Sprache vielleicht nicht so mächtig sind.
Sommer: Leute, die das Buch nicht interessiert, die rülpsend mit dem Finger in der Nase durch die Gegend laufen und ihre Mitmenschen anpflaumen, im Supermarkt die Leute anrempeln, die es auch gar nicht interessiert, wie ihr Mitmensch fühlt und denkt, die werden sich so ein Buch auch nicht kaufen. Aber die Leute, die einfach Fragen zu Stil und Benehmen haben werden sich in dem ein oder anderen Fall die paar englischen Sätze übersetzen lassen. Ich plappere vielleicht ein bisschen, ja, weil ich die Dinge auch immer mit Humor sehe, da ist es auch wichtig, locker zu bleiben.
Man liest, Du hättest Dich in der letzten Zeit etwas von Partys zurückgezogen…
Sommer: Also, wenn es hochkommt habe ich pro Woche bis zu 30 Einladungen im Briefkasten zu Premieren, Eröffnungen etc. Früher bin ich dann 6-8 Mal im Monat hingegangen, inzwischen nehme ich davon aber nur noch drei bis vier Einladungen war. Zum einen reicht mir die Zeit nicht, das Wochenende ist ja eigentlich der Zeitraum, wo ich noch Freizeit habe, in der Woche drehe ich, schreibe, habe zu tun. Ich muss mich dem widmen können, womit ich eben mein Geld verdiene. Zum anderen muss es wohl dosiert, gezielt ausgesucht sein, damit die Partys auch Spaß machen.
Und das Studium ist mittlerweile beendet?
Sommer: Politische Wissenschaften auf Diplom – das ist jetzt erst mal auf Eis gelegt. Vor anderthalb Jahren habe ich gemerkt, jetzt geht das los, sehr viele Termine, wo fürs Studium wirklich keine Zeit bleibt. Ich werde das auf jeden Fall beenden, aber ich denke auch, es war jetzt der richtige Zeitpunkt, an meiner Karriere zu basteln, in drei Jahren hätte sich vielleicht niemand mehr für mich interessiert – und ich verdiene nebenher noch etwas.
Das Leben ist ein Comic, welche Comic-Figur bist Du?
Sommer: Ich wäre wohl eine Mischung aus Garfield, Barbarella und Tim aus Tim und Struppi. Tim reist durch die Welt, gibt den Bösen eins aufs Maul, Garfield bekommt immer leckere Lasagne, führt ein supergemütliches Leben, und Barbarella sieht einfach super aus, die kriegt alle Männer rum die sie will.