Bela, es kommt eher selten vor, dass ein Sprecher die Synchronisation sämtlicher Charaktere eines Films übernimmt. Wie hast du dich auf diese Arbeit vorbereitet?
Bela B.: Als ich das Angebot bekam, alle Charaktere in einem Film zu sprechen, wollte ich das unbedingt machen. Das war eine super Herausforderung und dann zwei Tage vorher, bevor ich ins Studio gehen sollte, habe ich ein bisschen Schiss gekriegt, weil ich dachte: „Scheiße, wie mach ich das überhaupt?“ Am Ende musste ich circa 40 bis 50 Leute synchronisieren, weil ich ja auch alle Hintergrundfiguren gesprochen habe. Jedes Gespräch, jede Schlägerei und jedes kleine Geräusch das im Hintergrund zu hören ist, bin ich. Da läuft einmal ein Butler durchs Bild, das bin alles ich. Klar, jeder kann seine Stimme verstellen und wenn man mit Kindern spricht, macht man das ja häufiger. Aber 15 Haupt- und etliche Nebencharaktere, das erschien mir ziemlich groß. Ich hab mir dann zusammen mit der Regisseurin zu jeder Figur verschiedene Eigenarten ausgedacht. Die Figur Jason, der Hip- Hopper war noch am einfachsten. Bei ihm stand ich dann immer vor dem Mikro und habe die Worte nach vorn hin abgehackt, kurzatmig heraus gestoßen, um zu imitieren, wie Rapper so reden. Bei den Frauenstimmen wurde es dann echt kompliziert. Eine lispelt, das ging ja noch, aber anderen gab ich dann z.B. einen anderen Background, mehr Attitüde als sprachliches Merkmal. Ich habe in diesen neun Tagen an denen wir das gemacht haben, sehr viel über menschliche Eigenschaften gelernt.
In nur neun Tagen hast du alle Figuren synchronisiert?
Bela B.: Ja, wir hatten erst acht Tage vorgesehen und noch zwei Tage Ersatz, falls wir es nicht schaffen würden. Anfangs hab ich gedacht: „Och, das krieg ich hin.“ Und als ich dann auf der Liste gelesen habe „Frau im Hintergrund, Frau an der Straßenecke, Frau im Cafe“, das sind halt alles Komparsen. Da synchronisiert man Atmer und Derartiges. Mein Gott, ich war da völlig blauäugig, ich dachte, dass sind 15 Figuren, aber das reicht nicht mal für den Hauptcast des Films. Wir haben dann an den ersten beiden Tagen die Frauenstimmen gemacht, weil das die Stimme am meisten angreift. Und dann kamen die Songs und die Backing-Vocals noch dazu. Und vor allem der Rap war so irre schwer, den haben wir zum Schluss gemacht, innerhalb von vier Stunden. In diesem Fall war der Text und die Rhythmik schon vorgegeben, aber das hat sich a) nicht gereimt und b) war das zuvor ja auf Dänisch gemacht worden und jetzt hatten wir es plötzlich auf Deutsch. Und die Übersetzung war sinngemäß, aber hatte nicht viel mit Rap zu tun. Und das war halt irre schwer. Aber zusammen mit der Regisseurin haben wir das extrem gut hingekriegt.
Und steckt in der Synchronisation Zukunftspotenzial für dich?
Bela B.: Naja, ich bin stolz, dass ich das gemacht habe, aber jetzt reicht es auch. Es war wirklich anstrengend. Wir haben von Anfang an Überstunden gemacht, teilweise ohne Pausen. Ein normaler Synchronsprecher spricht sechs Stunden, dann ist die Stimme hinüber, wir haben direkt mal mit neun Stunden angefangen. Zusätzlich hatten wir das Problem, dass wir das Studio zum Teil nur nachts nutzen konnten, weil es tagsüber besetzt war. Für mich war das kein Problem, da ich das von der Studioarbeit her gewohnt bin, aber für die Mitarbeiter war das teilweise schon schlimm.
Aber irgendwann versagt dann doch die Stimme…
Bela B.: Ja, auf jeden Fall. Die Rolle des Onkel Stewart haben wir zum Beispiel am Schluss gemacht. Das Allerletzte war der Rap von Terkel, aber Onkel Stewart war die letzte Sprechrolle. Es gibt natürlich so dankbare Rollen, wie die des Vaters. Das war allerdings auch nicht ganz einfach. Der sagt zwar immer nur ein Wort, aber es musste ja immer auch zu der Situation passen, schließlich kommuniziert der ja nur über dieses eine Wort. Daran haben wir viel länger gearbeitet als wir dachten. Mein Konzept war: „Ich sag das einfach immer gleich“, aber Heide, die Regisseurin, meinte: „Nee, das ist anders gemeint“, man muss die Figur aber auch erstmal verstehen. Ein Mensch, der nur über ein einziges Wort kommuniziert, aber mit diesem Wort halt Dinge ausdrückt wie: „Terkel, ich will dir jetzt nicht zuhören“ oder „geh doch zu deiner Mutter“. All das sagt der Vater nur durch das Wort „Nein“. Da musste ich dann verschiedene Ausdrucksformen finden, die den Inhalt über dieses eine Wort transportieren.
Wurde die dänische Version auch nur von einem Sprecher gesprochen?
Bela B.: Ja, in Dänemark hat das der dänische Stand-Up Comedian Anders Matthesen gesprochen. „Terkel“ ist dort eine extrem erfolgreiche Radioshow. Die Radiosendung war so populär, dass sie daraufhin diesen Film gemacht haben. Die Dänen hatten es natürlich deutlich einfacher. Die haben zuerst den Sprecher und sämtliche Sketche aufgenommen und haben dann diese animiert, auch die Stimmen. Genau wie die Amerikaner, die das auch so machen. Deutschland ist eines der ganz wenigen Länder, wo überhaupt synchronisiert wird. Wir sind dann halt immer dazu verdammt unsere Sprache oben drauf zu sprechen. Ich versteh langsam auch, warum manche Synchronisationen dann etwas holprig wirken, weil man oftmals einfach gar nicht genügend Zeit hat oder einfach den Arbeitsaufwand unterschätzt.
War es ein Auswahlkriterium, dass du singen kannst?
Bela B.: Nee, das wäre eigentlich fast ein Grund gewesen abzusagen, weil ich ehrlich gesagt den Schauspieler und den Musiker nicht vermengen möchte. Bisher habe ich im Film noch nie einen Musiker gespielt und eigentlich bin ich auch nicht so ein großer Freund von Disney-Produktionen, in denen ständig gesungen wird. Allerdings bin ich auch großer Dänemark-Fan und das nicht nur wegen Lars von Trier. Dänemark ist eine der bedeutendsten Filmnationen in Europa ,deshalb wollte ich mir den Film auch erst mal auf Dänisch anschauen. Aber die Tatsache, dass ich alle Rollen sprechen sollte war schon extrem reizvoll. Als ich den Film dann gesehen habe und feststellte, wie lustig er ist, dachte ich: „Warum nicht? Ist doch super, und vielleicht komm ich so dann mal zum Herrn von Trier!“ (Alle Lachen)
Und hast du nun auch Ambitionen einen Animationsfilm mal selbst zu machen?
Bela B.: Ich bin zwar Mitbesitzer des Leipziger Comic-Verlags EEE, in dessen Grafikabteilung auch schon Zeichentrick- und Musikvideos entstanden sind, aber ich selbst bin nicht so ein guter Zeichner und meine Drehbuchambitionen liegen grad auf Eis. Außerdem gibt es im Moment noch so viele andere Dinge, die ich tun will. Im Augenblick mach ich Musik, nehme Sachen auf und schreibe Songs und beschränke mich sonst auf die Schauspielerei und hin und wieder ein Hörbuch.
Gibt es Parallelen zwischen deiner und Terkels Schulzeit?
Bela B.: Mobbing, was ja das Hauptthema oder der Motor des Films ist, ist unter Kindern und Jugendlichen absolut Gang und Gebe. Man teilt in Wertigkeiten ein. Das hieß, als ich zur Schule ging, noch nicht „mobbing“ und es gab auch das Wort „dissen“ noch nicht, aber es war dasselbe. Ich habe meine Schulzeit als nicht so angenehm empfunden. Ich hatte Glück, es gab keinen Serienmörder, der es auf mich abgesehen hatte, aber dafür ist „Terkel in Trouble“ ja auch ein Animationsfilm ohne Realitätsbeschränkungen.
Ich bin ein großer Dänemark-Fan und das nicht nur wegen Lars von Trier.
Warst du auch irgendwann mal Opfer?
Bela B.: Jein, ich gehörte nie zu den Klassenschlägern. Das lag aber auch daran, dass die Themen recht einseitig waren, um die es dort ging: „Hey, ich bin stärker! Nein, ich!“ Aber ich gehörte auch nicht zu den Verlierern, ich hatte schon immer ein großes Maul und war vorlaut. In einem Jahr war ich dann der beliebteste Schüler der Klasse und wurde zum stellvertretenden Schulsprecher gewählt, um dann plötzlich im nächsten Jahr, in einer klasseninternen Umfrage in Sozialkunde, der Zweit-unbeliebteste Schüler der Klasse zu sein.
Hast du je bereut, dass du dich in deiner Schulzeit nicht mehr für deine Mitschüler eingesetzt hast?
Bela B.: Es ist jetzt nicht so, dass ich denke: „Man, hätte ich damals mal jemanden retten können, wäre ich mal nett zu dem gewesen.“ Es gibt in jeder Klasse und jeder Gemeinschaft, wo Schüler und Jugendliche zusammen sind, das typische Opfer. Das wird es immer geben. Bei mir in der Klasse war das jemand, der, in der Hoffnung Verständnis bei Gleichaltrigen zu finden, zugegeben hat, dass er noch Bettnässer ist. Aber natürlich hat er damit das Gegenteil erreicht. Nicht nur, dass er sich dadurch der Lächerlichkeit preisgegeben hat, er hat später auch noch Aggressionen auf sich gezogen. Gerade er, der ein ganz armes Schwein war. Er kam auch aus sozial ärmeren Verhältnissen und seine Eltern waren arbeitslos und solche Sachen. Dennoch gab es eine Silas-Figur (Silas – Figur aus dem Film) in meinem Leben: Ich hab mich einmal, in der Grundschule, für den Klassenstreber geprügelt, als der verprügelt werden sollte und ihm jemand die Brille zerbrechen wollte. Da habe ich ihn dann verteidigt und mich mit den herrschenden Jungs dort angelegt, wobei ich dann auch gemerkt habe, dass die auch nur mit Wasser kochen. Und dieses eine Mal, wo ich dann gut war, das reichte mir dann für die gesamte Schulzeit.
Im Zusammenhang mit dem Film kommen ja auch einige Fragen zum Thema Kindererziehung auf, hältst du das, was dargestellt wird für realistisch?
Bela B.: Ich verstehe mich sehr gut mit Kindern, aber Erziehung ist ja komplett individuell. Was Terkels Eltern in dem Film mit ihm machen ist wirklich ganz schrecklich. Die Mutter raucht und raucht und wäscht in einer Szene nur Aschenbecher ab. Parallel warnt sie ihn als totaler Hypochonder permanent vor Krankheiten. Der Vater ,der immer nur „Nein“ sagt, wobei man nach einer Weile bemerkt, dass sich das hauptsächlich auf die Mutter bezieht. Die Schwester versucht sich die Liebe, die sie von den Eltern nicht bekommt bei Terkel zu holen. „Terkel in Trouble“ war einer der erfolgreichsten Animationsfilme aller Zeiten in Dänemark und das hat sicherlich mit den genauen Beobachtungen des Films zu tun. Die Realitätsnähe tut zum Teil schon fast weh und ist gleichzeitig so überspitzt, dass es extrem lustig ist.
Nach welchen Kriterien entscheidest du dich für oder gegen ein neues Projekt? Muss es zwangsläufig düster und böse sein?
Bela B.: Das Dunkle und Düstere liegt mir schon sehr, aber eigentlich geht es einfach darum, ob ein Angebot interessant ist oder ob zumindest ich etwas Ähnliches noch nicht gemacht habe. Terkel ist ja nun so lustig geworden und das Plakat ist auch noch in den Farben des Sex Pistols-Covers von „Never Mind The Bollocks“, da habe ich ja augenscheinlich keinen Fehler gemacht. Als Schauspieler musste ich mal raus aus diesem Horrorfilm-Image. Deshalb war ich froh über die Rolle des Hans Steinbrück in „Edelweißpiraten“, was meine erste Hauptrolle war…
Und was liegt dir mehr, Haupt- oder Nebenrolle?
Bela B.: Ich spiele natürlich lieber Hauptrollen! Das liegt allein schon daran, dass man eine Rolle viel mehr entwickeln kann. Wenn man mal einen schlechten Tag hat oder unzufrieden ist mit seiner Leistung, dann weiß man, dass man noch so viele andere Szenen hat. Die Chance hast du in einer Nebenrolle halt nicht. Da erhält man dann seine Chance nur an den vier bis sechs Tagen, die man hat. Dafür sind Nebenfiguren oftmals extremer gezeichnet, was dann auch wieder viel Spaß macht.
Und hat es dir bisher genützt, dass du in Hollywood an einem Acting-Workshop teilgenommen hast? Muss man dafür eigentlich unbedingt nach Hollywood?
Bela B.: Ich bin da hingegangen, weil ich bin, wer ich bin und weil ich nicht wollte, dass daraus ein Nachteil erwächst in so einer Klassengemeinschaft. Ich konnte ja nicht wissen, dass in diesem Workshop, den ich gemacht habe, eh nur Deutsche sind, die unter der Sonne Kaliforniens einen Schauspielkurs machen wollten. Es gab drei Holländer und sonst nur Deutsche dort. Einmal hatten wir zwei Amis zu Besuch, die sich das mal angucken wollten. Mit dem einen habe ich dann auch gleich gearbeitet. Ja, und der Unterricht hat mir tatsächlich etwas gebracht, aber ich hätte den Kurs auch hier machen können. Ich bin extra weit weg gegangen, weil ich nicht wollte, dass die Leute denken: „Oh, das ist ja Bela B. von den Ärzten, mal gucken, was der drauf hat.“ Obwohl sehr viel Deutsche mit im Kurs waren, ließ man mich in Ruhe.
Was steht 2006 bei dir an?
Bela B.: Oh, es gibt viele Projekte. Ich habe diesen Sommer mit Til Schweiger gedreht. Den Titel kann ich noch nicht sagen, weil die jede Woche einen neuen haben. „No Snow“, so hieß das Drehbuch, jetzt heißt er aber nicht mehr so. Auf Englisch heißt er jetzt irgendwas mit Harry…Harry…Harry…
….Harry Potter… ? (Alle lachen)
Bela B.: …Ja, Herr der Harry Potter Ringe…Star Wars XII. Keine Ahnung. Dieser Film wird jedenfalls in die Kinos kommen im nächsten Frühjahr. Ein Mika Karusmäki-Film „Honey Baby“, in dem ich in einer kleinen Rolle zu sehen sein werde und ein holländischer Film namens „Sportsman Of The Century“ werden auch noch kommen. Es steht eine weitere Synchronarbeit und ein paar Hörspiele an. Die Ärzte werden nächstes Jahr nichts machen. Farin Urlaub ist im selbigen und wir treffen uns im Winter, um dann über eine neue Platte und über Ideen zu sprechen. Dafür wird musikalisch etwas Anderes passieren, ich nehme nämlich gerade mein erstes Solo-Album auf.
Unsere Schlussfrage lautet: Das Leben ist ein Comic, welche Figur bist du?
Ich habe mich früher stark mit Comicfiguren identifiziert. Vor allem mit Superhelden. Vielleicht kommt meine Faszination für Superhelden-Figuren daher, dass diese per se zweigeteilte Persönlichkeiten sind. Batman war dabei immer der Faszinierendste für mich. Er war einerseits eine ganz dunkle Gestalt und dann plötzlich Gentleman und Playboy. Dann sag ich also mal: Batman.
oh mann sorry kann net alles lesen…….
das kann man doch net alles lesen ,echt ich bin ein megaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa ärzte-fan und ich mag Bela B. echt so hamma mega doll aba echt das les doch net alles das dauert doch den ganzen tag und so lange hab ich net zeit!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
@ Duff
@ Duff: Ich glaub zwar nicht, dass das hier noch irgendjemand liest, aber nun gut…du sagtest, du hast noch keinen horrorfilm gesehen. also ich hab letztes jahr mal einen gesehen, kannst dir ja mal anschaun: Garden of Love
Bela 4 ever!
Ich bin ein riesen Bela-Fan! (Übrigens der einzige unter 78 Farin- und 12 Rodfans) Als Schauspieler in einem Horrorfilm hab ich ihn zwar noch nicht gesehen, aber in Edelweißpiraten! Echt klasse!!!
Aber jetzt mal zu was anderem, ich find es klasse das Bela sich für die Tierschutzorganisation Peta einsetzt!! mehr brauch man glauch ich nicht sagen!
ICH LIEBE Bela B
Hey ich bin dänin deshalb fand ichs sehr nett das bela dänemark mag =) sonst bracuht man zu so jemandem doch nix mehr zu sagen oder? einfach nur geil…