Herr Stiller, haben Sie schon mal einen Ihrer Filme in einem anderen Land in einer synchronisierten Fassung gesehen?
Stiller: Ja, ich habe vor einiger Zeit in Deutschland "Flirting with Disaster" auf Deutsch gesehen. Das war das erste Mal für mich und das war schon ziemlich komisch anzusehen. Aber wenn du deine Filme ein paar Mal synchronisiert gesehen hast, gewöhnst du dich daran. Wenn es außerdem vielleicht ein Film für Kinder ist – denen kann man nicht unbedingt zumuten, Untertitel zu lesen. Und es geht bei der Synchronisation ja auch darum, dass ein Film auf ein bestimmtes Land zugeschnitten wird, damit er in diesem Land besser funktioniert, insofern ist es mehr die Adaption des Drehbuchs als eine Übersetzung. Nur bei dem Film "Dodgeball" (dt. "Voll auf die Nüsse") hatte ich Probleme, die Synchronstimme anzunehmen, weil meine Rolle in diesem Film eine ganz spezifische Stimme hatte, die sehr zu der Figur gehörte. Es ist für mich immer einfacher anzuschauen, je näher die Synchronstimme an meine eigene herankommt.
Sie haben nun einem der Titelhelden des Films "Madagascar" Ihre Stimme geliehen. Welche Vorzüge hat es, nicht sichtbar zu sein?
Stiller: Ich empfinde das als befreiend, weil es in so einem Film nicht um dich geht. Da geht es viel mehr um die Figuren, die Geschichte und die Animation ist der eigentliche Star des Films. Ich habe meine Figur zwar kreiert und die Animatoren inspiriert, während dieser Film entstand wurde die Geschichte entwickelt, verändert, bestimmte Dinge wurden neu- und umgeschrieben. Insofern habe ich da schon einen gewissen Input und sage, was die Figur meiner Meinung nach machen sollte. Aber letztlich bin ich nicht die ganze Zeit dabei, sondern komme nur alle paar Monate für ein paar Stunden dazu.
Mit den Anstrengungen eines nicht-animierten Films also kaum zu vergleichen, oder?
Stiller: Es ist eine andere Arbeitsbelastung, als wenn du einen Film drehst, wo du 14 Stunden am Tag da bist, wo du die volle Verantwortung hast. Und sowieso ist das Filmedrehen irgendwie eine komische Sache. Du musst immer herausfinden, wie deine Rolle sein soll, in einem bestimmten Moment, wo du aber vielleicht noch gar nicht gedreht hast, was davor oder danach passiert. Das ist schon ein sonderbarer, ein marathonartiger Prozess, Filmemachen ist keine so glamouröse Angelegenheit. Was nicht heißen soll, dass es keinen Spaß macht. Aber es ist eben eine sehr komplizierte Arbeit, und wenn du Glück hast, hast du bei dieser Arbeit auch Spaß.
Überwiegt denn bei Ihnen der Spaß?
Stiller: Wissen Sie, der spaßige Teil ist für mich, dass ich arbeiten kann, wann ich will und dass ich mir Rollen aussuchen kann. Hart ist der Schauspielerberuf ja vor allem dann, wenn du nicht die Kontrolle hast, wenn du nur die Rollen nehmen kannst, die dir angeboten werden. Aber irgendwann kommt der Zeitpunkt, wo du selbst entscheiden kannst, wie und in welchen Rollen du arbeiten willst – dann macht es auch mehr Spaß. Und das eigentliche Drehen sollte natürlich auch Spaß machen, aber das ist wie bei jedem kreativen Prozess: da gibt es positive wie negative Seiten.
Letztendlich fühle ich mich aber unglaublich glücklich, das machen zu können, was ich will. Und obendrein werde ich dafür bezahlt und ich kann mit kreativen Leuten zusammenarbeiten.
In "Madagascar" geht es vor allem um Freundschaft, sehen Sie die Tiere im Film auch als Menschen?
Stiller: Ja, da passiert sehr viel auf einer metaphorischen Ebene: die Tiere gehen aus dem Zoo in die Wildnis und begreifen, dass das Leben anders ist, als sie bisher gedacht haben. Das ist ja der klassische Fall eines Menschen, der sein bequemes Nest verlassen muss, rausgehen muss in die Welt um zu realisieren, worum es im Leben wirklich geht und wer man wirklich ist. Die Realität der Tiere musst du bei so einem Film natürlich aus dem Fenster schmeißen, weil ein Zebra wird sich ja nie mit einem Löwen anfreunden. Stattdessen muss man die Tiere als Metapher für die Menschen betrachten. Das ist es, worum es in diesem Film und worum es auch in vielen anderen animierten Filmen geht.
Vor Ihnen liegt eine Sonnenbrille – hatten Sie auf Ihrem Deutschlandbesuch Sonne erwartet, oder ist es mehr ein Schutz vor der Öffentlichkeit?
Stiller: Glauben Sie wirklich, dass einen so eine Brille vor den Leuten schützt? Also in meinem Fall muss ich Ihnen leider sagen, hilft die nicht wirklich.
Wie schützen Sie sich dann?
Stiller: Das tue ich gar nicht, ich kann es auch gar nicht. Weil je mehr man das versucht, einen Hut aufsetzt, oder man sogar soweit geht, dass man sich komplett verkleidet, desto schlimmer wird es ja, wenn man dann doch samt Verkleidung von einem Fotografen erwischt wird. Wenn mich die Leute auf einmal mit einem großen Bart in der Zeitung sehen würden – das wäre doch lächerlich.