Benedict Wells

Ich schreibe keine Pop-Literatur.

Autor Benedict Wells über falsche Inhalte im Deutschunterricht, eine Halloween-Party mit Folgen und seinen persönlichen Schlüssel zum Erfolg

Benedict Wells

© Regine Mosimann / Diogenes Verlag

Benedict, du hast dich nach dem Abitur ganz bewusst gegen ein Studium entschieden, um schreiben zu können. Denkst du, dass dir dadurch etwas fehlt?
Wells: Ja, wahrscheinlich schon. Ich schließe auch nicht aus, dass ich vielleicht in ein paar Jahren aus Spaß ein Studium beginne. Ich kenne ältere Leute, die zwar schon 50 oder 60 sind und dennoch nach wie vor manchmal in die Uni gehen, das finde ich bewundernswert. Ich glaube, es ist schön, wenn man Wissen auf eine spielerische und freiwillige Art kennenlernt. Regulär studieren werde ich wohl nie, aber ich denke, dass ich schon etwas verpasse, gerade in Bezug auf das Studentenleben. (lacht)

Du hast einmal gesagt, individuelle Schülerbegabungen würden in die Schule im Keim erstickt. Hat irgendein Lehrer dein schriftstellerisches Talent entdeckt oder gefördert?
Wells: Nein. Es ist im Deutschunterricht ja leider so, dass man nur bis zur siebten Klasse etwas Kreatives schreibt, danach wird das überhaupt nicht mehr verlangt. Dann geht es nur noch um Erörterungen und Interpretationen, also um staubtrockenes und langweiliges Zeug, mit dem du keinen hinterm Ofen hervorlockst. Du windest dich jahrelang nur noch in der ewig gleichen Scheiße. Selbst wenn ein Lehrer einen Schüler mit ganz großem Schreibtalent in der Klasse sitzen hätte, würde das wohl nicht bemerkt werden, weil gar nicht danach gefragt wird.

Du findest also, dass im Deutsch-Unterricht an deutschen Schulen das Falsche unterrichtet wird?
Wells: Ja. Das sieht man auch daran, dass es zu wenig junge deutsche Geschichtenerzähler gibt. In Amerika gibt es das Prinzip des „Creative Writing“ und dort heißt der Deutschunterricht auch Literatur. Das Geschichtenerzählen hat dort eine große Tradition und ist ein schönes Gut, junge Schriftsteller werden in ihrer Kreativität gefördert. Bei uns gibt es das überhaupt nicht und deshalb gibt es in Deutschland auch kaum junge Autoren, die sich mal hinsetzen, um eine Geschichte zu schreiben.

Macht das Schreiben nicht sehr einsam? Während sich andere junge Leute verabreden und gemeinsam etwas unternehmen, sitzt du alleine am Schreibtisch…
Wells: Ja, das ist zum einen Teil sicherlich richtig, man ist als Autor natürlich einsamer als gewöhnlich. Auf der anderen Seite stimmt das aber auch wieder nicht. Ich glaube nicht, dass ich vieles verpasst habe, weil ich stattdessen am Schreibtisch saß. Das Schöne am Schreiben ist ja die Flexibilität. Man kann eigentlich immer schreiben – also zum Beispiel auch noch am frühen Morgen, nachdem man von einer Party nach Hause kommt. Man ist als Schriftsteller wahrscheinlich generell einsamer, weil man eben nicht jeden Tag in der Uni sitzt, wo lautes Treiben herrscht, sondern alleine in seinem Zimmer.

Hast du literarische Vorbilder?
Wells: Ja. Ganz wichtig für mich war John Irving, vor allem seine Bücher „Hotel New Hampshire“ und „Garp – wie er die Welt sah“. Das waren Bücher, bei denen ich beim Lesen erstmals den Wunsch hatte, selbst solche Geschichten zu erzählen und solche Figuren zu erschaffen, die anderen Menschen einmal so viel bedeuten wie mir seine Figuren. Ich orientiere mich auch ein bisschen am frühen Nick Hornby, als er noch so richtig Pfiff hatte. Aber mit der Zeit entwickelt man natürlich auch eine eigene Note, was ohnehin sehr wichtig ist. Natürlich lese ich immer wieder Bücher, die mich beeindrucken und inspirieren – „Das Attentat“ von Harry Mulisch zum Beispiel oder die Bücher von Wolf Haas mit ihrem wunderbaren Sprachwitz. Unter den jungen Autoren orientiere ich mich vor allem an Joey Goebel, dessen Buch „Vincent“ ich großartig fand.

Du sagst von dir selbst, dass du nicht gerne reist. Sind Lesereisen daher eher lästig für dich oder kannst du sie auch genießen?
Wells: Das Lesen selber ist für mich der Grund, warum ich schreibe. Bei mir gibt es eigentlich zwei Gründe, warum ich schreibe: zum einen, um Frauen zu beeindrucken (lacht), zum anderen, um mit Lesern in Kontakt zu kommen. Wenn einem Leute nach einer Lesung sagen, wie gut es ihnen gefallen hat, wenn sie während einer Lesung lachen oder an einer traurigen Stelle still sind, gespannt lauschen – das sind großartige Momente; das ist der Grund, warum ich schreibe. Das Blöde an einer Lesereise ist eben, dass man immer von A nach B kommen muss und ständig im Zug sitzt. Die Mitarbeiter der Deutschen Bahn sind fast schon so etwas wie Familienmitglieder, die man jeden Tag sieht. (lacht) Das nervt natürlich gewaltig.

Trotzdem bist du vor kurzem mit zwei Freunden drei Monate lang für Recherchen durch die USA gereist. Welche Eindrücke sind dir besonders in Erinnerung geblieben?
Wells: Zum einen natürlich das Reisegefühl an sich. So lange mit so guten Freunden herumzufahren, das war ein sehr schönes Gefühl und es war interessant zu beobachten, welche Stimmungen sich dabei entwickelten. Zum anderen gibt es ein paar Momente, die einfach irre waren. Auf einem Schiff über den Atlantik zu fahren, im Whirlpool sitzend und in den Sonnenuntergang guckend, zusammen den Grand Canyon runterzuschauen, in Las Vegas zu zocken. Am tollsten war es eigentlich an der Westküste und dort auf den Surfbrettern zu stehen und auf Wellen zu warten. Ich habe auf der Reise viele Eindrücke gesammelt, bei denen ich denke, dass sie immer bleiben werden.

Hast du Kontakt zu anderen Autoren, mit denen du dich gelegentlich austauschst?
Wells: Nein. Ich versuche aber immer wieder, andere Autoren, die ich sehr schätze, kennenzulernen – Wolf Haas würde ich zum Beispiel gerne einmal treffen. Ich fand es auch cool, Anthony McCarten kennenzulernen und ich will mich unbedingt mit Joey Goebel treffen, wenn er mal nach Deutschland kommt.

Welche Tipps würdest du jungen Menschen geben, die ebenfalls davon träumen, Schriftsteller zu werden?
Wells: Eben davon zu träumen und alles dafür zu tun, was man hat. Man hat nur ein Leben und es wäre doch fahrlässig, würde man nicht alles dafür tun, sein Ziel zu erreichen. Wenn man weiß, dass man schreiben will, ist das ein Geschenk. Es gibt so viele Menschen, die nach der Schule nicht wissen, was sie tun sollen und ich finde das ganz furchtbar. Ich habe selbst manchmal Angstvorstellungen und stelle mir vor, was ich wohl tun würde, wenn ich nicht zu schreiben hätte. Meinem Leben würde dann etwas ganz Elementares fehlen. Wenn du weißt, du willst schreiben, dann musst du also alles dafür tun! Ich selbst bin ganz mies gestartet und war zu Beginn wirklich ein grottenschlechter Schriftsteller, doch wenn ich es schaffe – und das meine ich jetzt nicht als Klischee -, dann kann es wirklich jeder schaffen. Man muss nur zäh bleiben und Kritik einstecken, dann verbessert man sich über die Jahre ganz von alleine.

Es hat lange gedauert, bis dein Roman veröffentlicht wurde, über viele Jahre hast du nur Absagen erhalten. Hast du nicht irgendwann den Mut oder die Lust verloren?
Wells: Das ging mir eigentlich jeden Abend so. (lacht) Es ist aber ein Unterschied, ob man sagt „Ich habe keinen Bock mehr“ oder ob man auch innerlich loslässt. Ich war Millionen Mal an dem Punkt, wo ich dachte, ich will nicht mehr, drei Stunden später saß ich dann aber doch wieder am Computer und habe geschrieben. Ich habe einfach nie losgelassen, obwohl ich oft aufhören wollte. Ich glaube, dieses Nie-Loslassen ist der Schlüssel zum Erfolg. Ich jogge zum Beispiel gerne, und das mit einer masochistischen Dauer von einer Stunde täglich. Immer bei Minute 45 denke ich mir: jetzt höre ich auf, ich habe keine Lust mehr, das ist doch alles scheiße, was mache ich hier? Und trotzdem laufe ich dann weiter und die Stunde ist vorbei. Und so ist es auch beim Schreiben. Das Nicht-Loslassen ist der Schlüssel.

Über einen Agenten bist du schließlich zum Diogenes Verlag gekommen. Doch wie kamst du an den Agenten?
Wells: Das geschah bei mir nicht über den normalen Weg, sondern ganz untypisch, insofern habe ich da auch keine Vorbildfunktion. Ich habe meinen Agenten auf einer Halloween-Party in Berlin kennengelernt. (lacht) Das war purer Zufall, obwohl natürlich die Leute, die die Party organisiert haben, wussten, dass ich schreibe und dass er Agent ist. So kamen wir dann zusammen, was natürlich ein großes Glück war.

Welche Rolle spielt der Lektoratsprozess bei der Entstehung eines Buches?
Wells: Bei Diogenes ist es so, dass jeder Autor einen festen Lektor hat. Meine Lektorin ist Ursula Baumhauer, die zum Beispiel auch noch Bernhard Schlink oder Urs Widmer betreut. Es ist aber nicht so, dass das Buch im Lektorat komplett umgeschrieben wird, alles Relevante bleibt natürlich drin. „Becks letzter Sommer“ war zu 90 Prozent fertig, als das Buch ins Lektorat ging, aber die entscheidenden 10 Prozent hat dann noch meine Lektorin herausgekitzelt, indem sie mir einfach nur Fragen gestellt hat. Sie würde nie etwas durchstreichen, ohne vorher mit mir darüber gesprochen zu haben. Sie fragt mich zum Beispiel: „Ist es plausibel, dass sich Beck in dieser Situation so verhält?“ Manchmal bejaht man dann ganz entschieden, ein anderes Mal denkt man jedoch auch, dass er vielleicht tatsächlich anders reagieren würde. Eine Lektorin stellt einfach sehr kluge Fragen, dafür ist sie da. Man kann jedes Buch sicherlich auch ohne Lektor veröffentlichen, aber ein Lektor kitzelt selbst aus den erfahrendsten Schriftstellern noch einmal ein paar Prozente heraus, die es dann bringen. Man wird, wenn man einen Text hundert Mal gelesen hat, einfach auch betriebsblind und sieht nichts mehr. Insofern spielt der Lektor bei der Entstehung eines Buches schon eine wichtige Rolle.

Brauchst du bestimmte Voraussetzungen, um schreiben zu können?
Wells: Nein, ich kann eigentlich immer schreiben. Das einzige, was ich brauche, ist Musik, sprich: Kopfhörer und I-Tunes. Wenn ich Musik höre und die Zimmertür ist hinter mir zu, dann bin ich in meiner Welt.

Zitiert

Im Deutsch-Unterricht geht es nur um Erörterungen und Interpretationen. Damit lockst du keinen hinterm Ofen vor, du windest dich jahrelang nur noch in der ewig gleichen Scheiße.

Benedict Wells

Denkst du lange über den Romananfang nach?
Wells: Ich bin der Meinung, dass die ersten Sätze eines Buches sehr wichtig sind, aber ich halte es nicht für notwendig, dass sie einem beim Schreiben auch zuerst einfallen. Ich schreibe zuerst die Geschichte herunter und beginne erst dann, an den Details zu feilen. Beim zweiten Buch, das schon seit einigen Jahren fertig ist, habe ich vor einem Jahr zum Beispiel noch einmal den ersten Satz geändert.

Viele Autoren sagen, dass sie ihre fertigen Bücher nicht mehr zur Hand nehmen können, ohne dass ihnen tausend Verbesserungsvorschläge einfallen. Wie geht es dir?
Wells: Das geht mir einerseits auch so, andererseits habe ich aber einfach auch so viele Geschichten in meinem Kopf, die ich erzählen möchte, dass es verrückt wäre, fünf Jahre an einem Buch zu sitzen und ewig daran herumzufeilen. Man muss als Autor loslassen können – sinnvoller ist es, sich beim nächsten Buch zu verbessern.

Gibt es auch Tage, an denen du keine Lust hast, zu schreiben?
Wells: Ja, aber selbst an solchen Tagen setze ich mich an den Schreibtisch. Man muss sich einfach dazu zwingen. Das Ergebnis ist bei mir übrigens vollkommen unabhängig davon, ob ich Lust habe oder nicht. Manchmal habe ich mich hingesetzt und hatte überhaupt keine Lust, trotzdem war das Ergebnis am Ende super. Andererseits habe ich mich jedoch auch schon mit großer Lust hingesetzt und dann großen Mist geschrieben.

Zu gewisser Berühmtheit hat es die Wohnung gebracht, in der du während des Schreibens von „Becks letzter Sommer“ gehaust und die du selbst als „Drecksloch“ bezeichnet hast. Wohnst du dort immer noch?
Wells: (lacht) Nee, nee, dort habe ich auch nur zwei Jahre gewohnt, das war im Prenzlauer Berg in Berlin. Dann hatte ich bessere Nebenjobs und konnte mir eine bessere Wohnung leisten. Aber diese erste Wohnung werde ich sicherlich nie vergessen. Die Dusche war in der Küche und es gab keinen Strom in der Toilette, sodass es dort im Winter immer arschkalt war und man nachts Kerzen benutzen musste.

Es gibt bereits Planungen, „Becks letzter Sommer“ zu verfilmen. Du hast gesagt, dass du dir für die Hauptrolle Christian Ulmen wünschen würdest. Warum gerade er?
Wells: Er wäre für mich einfach die Idealbesetzung für Robert Beck, ich hatte ihn auch beim Schreiben immer schon vor Augen und mag ihn sehr gerne. Ich habe ihm auch schon ein Exemplar des Buches, mehrere handgeschriebene Briefe und E-Mails geschickt, aber ich glaube, er hat einfach keine Zeit für den Film. Trotzdem versuche ich natürlich weiterhin, ihn für den Film zu gewinnen. Würde er Beck spielen, würde für mich ein Traum in Erfüllung gehen.

Könntest du dir vorstellen, auch am Drehbuch mitzuschreiben?
Wells: Ja, auf alle Fälle, aber eher in beratender Funktion. Das hat damit zu tun, dass das Buch ursprünglich 1500 Seiten hatte. Jetzt sind es noch 450 Seiten und ich kann es einfach nicht weiter kürzen – und das ist für die Verfilmung nun mal unumgänglich. Ich könnte mir jedoch vorstellen, als eine Art Scriptdoctor mitzuarbeiten.

Du lebst in Berlin. Kannst du dich dort, wo man eigentlich rund um die Uhr etwas unternehmen kann, überhaupt auf das Schreiben konzentrieren?
Wells: Ja. Wenn man theoretisch alles machen könnte, dann macht im Endeffekt überhaupt nichts und landet doch wieder hinter seinem Schreibtisch. (lacht)

Was magst du an Berlin und was nicht?
Wells: Ich bin eigentlich relativ anspruchslos und kann daher gar nicht sagen, was ich an Berlin nicht mag. Ich war ja jetzt lange in den USA und auch in anderen europäischen Städten und kam dann wieder zurück nach Berlin und dachte sofort: „Det lieb ick.“ (lacht) Ich mag an Berlin einfach diese gewisse Lässigkeit. Man kann zum Beispiel noch um 15 Uhr in irgendeine Kneipe zum Frühstücken gehen. Ich mag auch das Spazierengehen durch die Stadt, das Nachtleben, die Lebendigkeit. Ich denke, Berlin ist für mich und viele andere junge Menschen generell eine großartige Stadt.

Du hast drei verschiedene bayerische Internate besucht und sagst über diese Zeit, sie sei ein wahres Paradies für Schriftsteller gewesen. Inwiefern?
Wells: Zum einen, weil ich dort viele skurrile Menschen und Situationen erlebt habe, zum anderen, weil einen die Internatszeit ungemein prägt. Man wird selbstständiger und entwickelt eine ganz andere Beobachtungsgabe. Die Empfindungen in einem Internat sind intensiver, man sieht alles wie durch eine Lupe. Wenn du verliebt bist, bist du noch viel stärker verliebt. Wenn du jemanden hasst, dann hasst du ihn noch viel stärker. Und Freundschaften sind im Internat keine normalen Freundschaften, sondern fast Brüderschaften. Ich muss sagen, dass ich die Zeit im Internat wirklich genossen habe.

Bei jungen Autoren wird häufig versucht, sie bestimmten literarischen Strömungen zuzuordnen, bei dir fielen unter anderem die Bezeichnungen „Pop-Literatur“, „Generation Berlin“ oder „Beat-Generation“. Ist so etwas lästig oder hilfreich?
Wells: Ich schreibe auf keinen Fall Pop-Literatur! Ich mag diesen Begriff nicht, weil er eine gewisse Oberflächlichkeit assoziiert – und ich möchte alles sein, nur nicht oberflächlich. Ich hasse es sowieso, in Schubladen gesteckt zu werden. Um das zu verhindern, wird auch jedes Buch, das ich schreiben werde, anders sein. Das zweite spielt in Berlin, das dritte in den USA und wird eine Satire, das vierte wird ein dunkler Fantasyroman, das fünfte ein Familienroman…

Das weißt du jetzt schon?
Wells: Ja, kein Buch wird dem anderen gleichen. Ich fand es schon immer furchtbar, wenn Menschen in Schubladen gesteckt wurden. Das ist einfach ungerecht.

Du bist Single. Schreibt man als Single anders, als wenn man in einer festen Beziehung lebt?
Wells: Nein, ich glaube nicht. Ich habe beides erlebt und konnte keine Qualitätsunterschiede feststellen. (lacht) Aber ich glaube sehr an die Aussage „Wer leidet, ist kreativer.“ Jedoch hätte ich auch nichts dagegen, mehrere Jahre mal nicht zu leiden und nicht zu schreiben.

Das zweite Buch, das du parallel zu „Becks letzter Sommer“ geschrieben hast, ist bereits fertig und du schreibst mittlerweile am dritten Buch. Worum wird es gehen?
Wells: Das zweite Buch wird von einer verrückten Woche in Berlin erzählen, das wird eine Geschichte, bei der sich Traum und Realität vermischen. Das dritte wird wie gesagt eine Satire, die in den USA angesiedelt ist und die die bösartige, aber wahre Geschichte der „Samenbank der Genies“ erzählen wird. Es geht um einen Jungen, der durch seine Gene ein Genie werden sollte, jedoch ein totaler Loser wurde.

Viele Kritiker, die sich begeistert über deinen Erstling äußerten, fragten sich gleichzeitig, wie du zu den Einsichten kommst, die im Buch zu finden sind. Die Hauptfigur Robert Beck ist über zehn Jahre älter als du. Woher nimmst du deine Lebenserfahrung?
Wells: Es ist einfach so, dass ich unheimlich gerne andere Menschen beobachte und mich frage, wieso sie etwas tun. Und ich kenne eben auch einen Lehrer in Becks Alter und viele Leute, die älter sind als ich. Wenn man mit denen spricht, merkt man schnell, was sie bewegt. Mich fasziniert auch immer die Schwäche von Leuten, die eigentlich aus ihrem Alltag ausbrechen wollen, dies aber nicht schaffen.

Alle Figuren im Buch sind auf dem Weg zu sich selbst. Bist du mit der Veröffentlichung deines ersten Romans bei dir angekommen? Du bist immerhin der jüngste Autor bei Diogenes, einem der renommiertesten Verlage für Belletristik…
Wells: Ja, und ich würde lügen, wenn ich sagen würde, ich wäre nicht stolz darauf. Und ich genieße es natürlich auch, als Autor alle Diogenes-Bücher kostenlos zu bekommen. (lacht) Das Schöne bei Diogenes ist, dass der Verlag nicht nur das Buch, sondern den Autor kauft. Zu wissen, dass man dort ein literarisches Zuhause gefunden hat und dass der Verlag das mag, was man schreibt, das ist das Schönste. Endlich bin ich nach Jahren des Suchens zur Ruhe gekommen.

Ein Kommentar zu “Ich schreibe keine Pop-Literatur.”

  1. Michael Bock |

    Benedict Wells sagte auf der Frankfurter Buchmesse für ihn gibt es keinen Unterschied zwischen Kinder Jugend Literatur und Belletristik. Das weiss ich jetzt nur aus dem Deutschlandradio Büchermarkt.

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