Bettina Cramer

Privat war ich noch nie die große Tratschtante.

TV-Moderatorin Bettina Cramer über den Anspruch ihrer Sendung "Blitz", die Faszination für Boulevard-Themen und wie sie mit Fan-Websites umgeht

Bettina Cramer

© Sat.1

Frau Cramer, was muss man tun, um in Ihre Sendung zu kommen?
Cramer: Ein Promi sein, oder eine schöne Geschichte liefern! (lacht)

Was ist denn eine schöne Geschichte?
Cramer: Na ja, Geschichten, die die Leute interessieren! Wir haben ja nicht nur Stars und Sternchen in der Sendung, obwohl das schon den größten Anteil der Blitz-Beiträge ausmacht.
Wir haben zum Beispiel auch Beiträge über Blitz-Zuschauerinnen die sagen: „Ich möchte an meinem Aussehen was verändern. Bitte helft mir!“ Dann schicken wir unseren Star-Visagisten vorbei und aus unseren Zuschauerinnen werden glamouröse Stars. Wir hatten aber auch schon Geschichten über verliebte Paare, die sich bei uns beworben haben und einfach nur ihre Geschichte erzählen wollten. Wir sind ein Boulevard-Magazin, dass heißt, die Geschichten, die das Leben bietet, die interessant genug sind, werden von uns aufbereitet und wir berichten darüber.

Kommt man auch in Ihre Sendung, wenn man etwas Richtiges geleistet hat, man zum Beispiel ein gutes Buch geschrieben hat oder Regisseur eines anspruchsvollen Films ist? Oder braucht es immer einen Skandal?
Cramer: Tja, das ist natürlich die Frage: Was ist ein gutes Buch? Wenn wir jetzt hier die große Weltliteratur heranziehen, dann würde ich sagen, das ist zu schwer, um in einem kurzen Beitrag in einer leichten Sendung am Feierabend verarbeitet zu werden. Wir haben aber auch schon vereinzelt über Bücher berichtet, aber das muss dann natürlich auch mit Bildern darstellbar sein. Wir berichten nicht nur über Skandale. Wir wollen Geschichten erzählen, die eine breite Masse ansprechen. Was bei uns ganz wichtig geworden ist, dass wir positive Geschichten erzählen. Bei Blitz sehen sie keine Geschichten mehr über Mord und Totschlag, das hat sich im Laufe der vergangenen zehn Jahre verändert.

Sat.1 beschreibt Blitz in einer Presseinfo als „ganz und gar familientauglich“. Wie passt das zusammen mit Berichten über alkoholträchtige Partys des umstrittenen Partymachers Michael Ammer oder der Geschlechtsumwandlung von DSDS-Star Lorenzo?
Cramer: Diese Umschreibung aus dem Pressetext soll ja nicht ausdrücken, dass unsere Themen jetzt grundsätzlich für alle Menschen interessant sein müssen, sondern dass sich auch Eltern ohne Bedenken unsere Sendung gemeinsam mit ihren Kindern ansehen können, weil sie bei uns eben keine blutenden Tiere oder vergewaltigte Frauen sehen, was ja in vielen Boulevardmagazinen ursprünglich der Fall war.
Sie haben völlig recht, nicht jeden interessiert eine Ammer-Party oder der Lebenswandel eines Lorenzo. Wir achten natürlich darauf was unsere Zuschauer wollen und wenn sie an Lorenzo interessiert sind, dann bieten wir ihnen auch einen Beitrag zu diesem Thema. Sie werden bei uns aber sicherlich nicht sehen, wie Lorenzo auf dem OP-Tisch liegt und operiert wird.

Dennoch hat man oft das Gefühl, dass viele Beiträge sehr unkritisch gemacht werden. Wenn man Michael Ammer mit seinen Party-Girls in sichtlich angetrunkenem Zustand feiern sieht, ist das doch nicht der Lebensstil, den man Jugendlichen empfehlen würde…
Cramer: In diesem Punkt muss ich sie korrigieren. In solch einem Beitrag ist immer auch Kritik drin. Das geht schon mit der Anmoderation los, in der ich diesen Menschen ganz sicher nicht hochjubele. und genauso wird dann auch im Beitrag angemerkt, dass das jetzt nicht alles super ist, was Ammer macht. Aber wir sind auch keine Moralapostel, die andere prinzipiell niedermachen. Wenn wir darüber berichten stellen wir uns nicht hin und sagen: „Das ist alles Bäh und guckt mal am besten gar nicht hin!“ Wir denken, dass unsere Zuschauer schon selber entscheiden können, ob sie das richtig finden was jemand so macht.

Was ist an Michael Ammer eigentlich berichtenswert?
Cramer: Das ist die klassische Essenz eines Boulevard-Magazins, über jemanden zu berichten, der sich durch eine sehr ungewöhnliche Lebensweise auszeichnet. Ammer macht eben sehr spezielle Partys und es gibt sehr viele schöne Frauen, die sich darum reißen auf seinen Partys tanzen zu dürfen. Wir wissen doch beide, dass auf diesen Partys auch Sachen passieren, die dann in anderen Boulevardmagazinen auftauchen, aber von uns eben nicht aufgegriffen werden, damit es auch wirklich die ganze Familie ohne Bedenken ansehen kann.

Folgt Blitz hinsichtlich der Berichterstattung eigentlich nur den Ansprüchen der Zuschauer oder versucht diese Sendung auch Trends zu setzen?
Cramer: Das ist ein Geben und Nehmen! Es werden Geschichten produziert, weil Madonna ein Kind adoptiert, weil Angelina Jolie sich in Brad Pitt verliebt oder Lorenzo eine Frau werden will. Das ist das normale Leben dieser Menschen, die in der Öffentlichkeit stehen. Denen geben wir nichts vor, aber wir berichten darüber. Wiederum sagen wir genauso gut, wenn uns etwas auffällt: „Hey, die Mädels tragen gerade diese abgefahrenen Schuhe oder jetzt sind diese Haarbänder in!“ Dann versuchen wir schnell herauszufinden, woher dieser Trend kommt, wie viel diese Schuhe kosten und so weiter. Das sind dann Servicebeiträge und sicherlich kann man so auch Trends setzen.

Und die Faszination für diese Themen?
Cramer: Dieses Interesse an Klatsch und Tratsch muss einen Ausstieg aus dem normalen Alltag bedeuten. Die Leute haben so viel ernste Probleme in ihrem Leben, müssen sich um Job und Familie kümmern, aber für die, die eben nicht den ganzen Tag grübeln wollen, gibt es unsere Sendung und die Leute können den Alltag einfach mal für ’ne halbe Stunde vergessen und von ihren eigenen Problemen Abstand nehmen. Wenn wir es schaffen den Leuten ein Schmunzeln aufs Gesicht zu zaubern und ihnen zu zeigen, dass auch bei den Stars nicht immer alles glatt läuft, dann haben wir schon eine ganze Menge erreicht.

Zitiert

Dieses Interesse an Klatsch und Tratsch muss einen Ausstieg aus dem normalen Alltag bedeuten.

Bettina Cramer

Mögen Sie denn Klatsch und Tratsch nur beruflich oder auch privat?
Cramer: Ich habe mit Nachrichtenjournalismus angefangen und bin ausgebildete Journalistin. Ich interessiere mich sehr für das politische Weltgeschehen, auch wenn ich beruflich natürlich viele bunte Blätter lese, um für meinen Job bei Blitz auf dem Laufenden zu bleiben. Privat war ich aber noch nie die große Tratschtante.

Sie haben Ihr Abitur mit 1,0 bestanden, ihr BWL-Studium mit 1,7, waren auf der Henri-Nannen-Journalistenschule und haben als politische Journalistin gearbeitet. Sehnen Sie sich nicht manchmal nach den Themen mit mehr Inhaltsschwere zurück?
Cramer: Nein, ich sehne mich nicht zurück! Ich habe als Nachrichtensprecherin gearbeitet, fühle mich heute als Moderatorin im Boulevardbereich aber deutlich wohler. Ich weiß, wie hart es ist wenn man den Leuten ständig ernste und traurige Nachrichten mitteilen muss und oft war ich da eben auch nicht der ausgekochte Profi, sondern habe viele traurige Ereignisse auch gedanklich mit nach Hause genommen. Das habe ich bei „Blitz“ nicht. Aber auch hier schreibe ich meine Anmoderationen selbst und gehe auch jeden Tag an die Schnittplätze, weil ich einfach wissen will, wie die Beiträge für unsere Sendung entstehen, denn letztendlich bin ich ja die Verkäuferin der Arbeit meiner Kollegen. Manchmal denke ich mir dann auch, es wäre schön, mal wieder selbst einen Beitrag zu schneiden und zu vertonen. Aber bei so vielen Sendungen im Jahr bleibt dieser spannende Teil der Arbeit leider auf der Strecke.

Auf der Blitz-Website gibt es zahlreiche Galerien und Videos mit Titeln wie „Sexy Dessous, heiße Wäsche“ oder „Peitsche, Strapse & Korsagen“ – sind das dann auch „topaktuelle Informationen aus der Welt der Schönen und Reichen“ (Sat.1 über Blitz) oder ist das einfach nur „Sex Sells“?
Cramer: Da muss ich sie doch gleich mal an die Männer in unserer Redaktion weiterleiten…(lacht) Die Leute, die die Website bei uns redaktionell betreuen, wissen, was der Internetuser sehen will und insofern sind dort die Themen etwas anders gewichtet als sie letztendlich bei uns über den Sender gehen.

Als Moderatorin sind Sie das Gesicht der Sendung und werden insofern von allen Zuschauern mit diesem Format in Verbindung gebracht. Wie stehen Sie denn angesichts dessen zu dieser Galerie?
Cramer: Das ist unser Internetportal und gehört zu Blitz, aber ich muss mich damit ja nicht zwangsläufig gemein machen. Ich halte mein Gesicht für die Sendung hin und für die Beiträge die dort gezeigt werden und habe da natürlich auch ein Mitspracherecht. Also, wenn dort Sachen produziert werden, mit denen ich irgendwie nicht einverstanden bin, dann teile ich das meinen Kollegen auch mit. Das andere gehört natürlich auch zu unserer Sendung dazu, aber ich verfolge jetzt nicht täglich wie sich die Galerien entwickeln und stehe auch nicht dafür gerade.

Aber es ist auch nicht so, dass Sie damit ein Problem hätten?
Cramer: (lacht) Na, wir sind ja immer noch ein Boulevard-Magazin und das gehört alles dazu. Das ist schon okay so!

Im Internet kursieren hunderte Bilder von Ihnen, darunter auch viele Animationen in sehr freizügigen aufreizenden Posen. Wie gehen Sie damit um?
Cramer: Das sind Fan-Sites, die von Fans für Fans gemacht worden sind, und ich bewundere immer wieder die Mühe, die sich Leute mit diesen Seiten machen. Diese Seiten sind von mir aber weder autorisiert noch in Auftrag gegeben worden und ich gucke sie mir auch nicht ständig an.

Haben Sie denn schon mal erwogen gerichtlich gegen diese Darstellung Ihrer Person vorzugehen?
Cramer: Nein, bisher nicht! Wenn ich jetzt was sehen würde was mich extrem stört, dann würde ich auch was in dieser Hinsicht unternehmen, aber ich habe das Gefühl dass diese Fan-Sites überwiegend sehr positiv gemeint sind und warum sollte ich das dann unterbinden wollen? Ich meine, Sie sehen ja wie konsequent ich auch bestimmte Dinge ablehne. Ich habe Nacktfotos abgelehnt und dann haben sich vereinzelte Fans das halt grafisch zusammen gekaspert. Ich versuche solche Sachen mit Humor zu nehmen oder sie mir gar nicht erst anzusehen, weil ich mich dann vielleicht doch nur ärgern würde.

Eine Schlussfrage: Angenommen ich hätte keinen Fernseher, wie würden Sie mich davon überzeugen, einen zu kaufen?
Cramer: Ich würde Ihnen einen Fernsehen schenken! (lacht) Sie würden ihn bestimmt nicht mehr ausmachen wollen…

4 Kommentare zu “Privat war ich noch nie die große Tratschtante.”

  1. manfred |

    ich schaue Blitz..

    nur wegen Frau Cramer Sie ist eine superhübsche Frau und immer schick gekleidet besonders ihre Schuhe und stiefel finde ich Top.

    gruss aus Oldenburg nieders:

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  2. krafti |

    Nein zum Playboy

    Wer will denn heute noch ausgezogenes sehen? Da redet sie sich aber ein wenig heraus. Im Playboy werden schon lange nicht mehr alle Hüllen Fallen gelassen. Intimzonen müssen ja nicht hervor blitzen, ebensowenig wie die Intimzone im Dekoltebereich. Ich würde sie jedenfalls immernoch sehr gerne schön fotografiert mit etwas mehr haut sehen.

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  3. Marina |

    Bettina Cramer ist eine wunderbare Person…

    Also ich finde Bettinas Einstellung zur Vermarktung der Beiträge in BLITZ und allem drum herzm genau richtig,denn so sehe ich das nämlich auch. Würden viele Zuschauer einige Beiträge nicht schauen,dann würde man es an den Quoten sehen und die BLITZ Redaktion würde sich da sofort etwas anderes einfallen lassen. Das ,was die Fanpages angeht,schockiert mich etwas.Also ich habe auch eine Fanpage von BEttina,aber bei mir sind 100% keine solcher freizügigen Bilder zu sehen.Der Interviewer meint sicherlich die Fanpage bettinasworld.de.vu mit diesen Bildern.Ich selbst finde auch,dass man es ohne Erlaubnis der PErson(die man der Seite widmet-wie auch immer)einfach respektlos ist solche Bilder zusammenzustellen.
    Grüße
    M.M.

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  4. Jasmin |

    Arme Frau Cramer…

    Schade wie unkritisch Frau Cramer ihre eigene Sendung sieht und ihr Gesicht täglich für diese sexlastige Unterhaltung hergibt. Von so einer hübschen intelligenten Frau hätte ich mehr erwartet.Ganz ehrlich….

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