Bodo Bach

Der kuschelige Superheld

Der Komiker Robert Treutel alias Bodo Bach über Alltagsprobleme, Handys und Klamauker beim Grand Prix

Bodo Bach

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Robert, "Ich verabscheu mich" das ist der Titel Deiner neuen CD – was steckt dahinter, klingt ja irgendwie skurril?
Treutel: Das ist einfach die Verballhornung von ‚Ich verabschiede mich‘ und wenn man weiß was ich mache, nämlich Leute am Telefon reinlegen, macht das natürlich Sinn. Es ist ja nicht unbedingt anständig andere Leute am Telefon zu verarschen.

Worüber lachen die Leute bei Bodo Bach?
Treutel: Ja, wenn ich das immer wüsste, da gibt es viele Antworten. Komischerweise lachen ja auch die über mich, die ich am anderen Ende der Leitung habe. Wenn ich denen hinterher erzähle, dass ich sie verarscht habe, dann sind die immer noch gut gelaunt. Wahrscheinlich lachen die Leute auch, weil ich sie mit Problemen konfrontiere, die es tatsächlich gibt. Oft sagen mir die Leute hinterher ‚Sie wissen ja nicht, wer hier sonst noch so anruft‘, es scheint viele solche Bekloppte wie mich zu geben. Und die Leute lachen, weil ich nicht bösartig, sondern eher ein gutmütiger einfacher Hesse bin, der die Alltagsprobleme auf den Punkt bringt. Die High-Tech-Welt ist ja sehr kompliziert geworden, ich gebe Dir zum Beispiel gerade ein Interview für das World Wide Web, dass gab es in meiner Jugend gar nicht.

Was glaubst Du, ist das Komische an Hessisch?
Treutel: Hessisch ist nicht komisch. Hessisch ist ein Dialekt wie viele. Ich finde, Dialekte sind generell schön und es gibt eigentlich keinen, den ich nicht gerne höre. Dialekt ist vor allem eine menschliche Aussprache, bodenständiger als das vornehme Hochdeutsch.

Du hast mal in einem Interview gesagt, Bodo hat ein spießiges Outfit. Ist Bodo denn ein Spießer?
Treutel: Der Bodo ist einfach ein normaler Mensch, der nicht unbedingt versucht Trends zu setzen und Vorreiter zu sein. Spießer meine ich in dem Sinne eigentlich gar nicht negativ, das ist eher eine bestimmte Form des Daseins. Bodo ist halt jemand, der am Leben teil nimmt, und vieles eben auch nicht versteht, was so passiert und an neumodischen Sachen auf einen einströmt. Er ist aber neugierig, und nicht unbedingt jemand der alles neue ablehnt.

Du bist schon lange beim Radio und hattest vor kurzem Deine eigene Sendung "Bodo Bach – Bei Anruf… Lachen" bei SAT.1. War dieser Sprung ins Fernsehen Dein größter Wunsch?
Treutel: Überhaupt nicht, ich finde, das Radio ist ein super Medium, das mir sehr viel Spaß macht, da fühl ich mich zu Hause. Nun kamen die Fernsehleute von SAT.1 vor zwei Monaten zu mir und meinten, ich könnte auch im Fernsehen lustig sein. Das haben wir also gemacht und bis zur Ausstrahlung hab ich von den Aufnahmen nichts gesehen. Jetzt wurden die drei Folgen ausgestrahlt, ich hab sie mir angeschaut und war sehr zufrieden mit meiner Arbeit. Es hat ja auch gut funktioniert, die Leute haben gelacht, und die Einschaltquote war auch OK.

Im Radio fühlst Du Dich aber letztendlich wohler?
Treutel: Im Radio bist Du einfach Dein eigener Herr. Im Fernsehen hast Du für jeden Mist irgendjemand um Dich rum. Bei der SAT.1-Show waren das immerhin 40 Leute. Im Radio bin ich allein und es geht alles ein bisschen schneller. Beim Fernsehen ist es meistens schon Abend, bevor es überhaupt losgeht.

Du hast mal gesagt, Moderator sein ist besser als arbeiten, aber das ist doch auch eine Menge Arbeit, oder nicht?
Treutel: Ja, Arbeit ist das schon aber nur für den Robert Treutel, Bodo Bach ist ja der Typ der Spaß hat und den Leuten Spaß macht.

Bodo ohne Telefon wäre wohl kaum vorstellbar – bist Du auch ein Handy-Fan?
Treutel: Ich habe eins, aber eigentlich bräuchte ich es nicht und habe es auch schon mal vergessen oder verloren. Dass ich das Ding immer dabei haben muss ist nicht der Fall. Privat telefoniere sowieso eher ungern.

Und weswegen glaubst Du hat jeder zweite heutzutage ein Handy in der Tasche, gibt es heute mehr zu besprechen als früher?
Treutel: Schwierige Frage, ich war heute in einer Schule in Eschwege, bei 12- bis 16-jährigen Schülern, die hatten alle Handys. Jetzt frage ich mich, wozu die das alle brauchen. Ich nehme an, jeder will erreichbar sein und jeder hat das Gefühl, ohne Handy rausche das Leben an ihm vorbei. Ich habe keine Erklärung dafür, denn man braucht es tatsächlich nicht, ich bin ja 40 Jahre ohne Handy aufgewachsen und lebe immer noch.

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Beim Fernsehen ist es meistens schon Abend, bevor es überhaupt losgeht.

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Wer wäre denn Dein Wunsch-Telefonpartner?
Treutel: Eigentlich würde ich ganz gerne mal mit Boris Becker telefonieren, weil mich die Geschichte mit dem Samen-Raub sehr interessiert. Ich telefoniere gerne mit Leuten, die hinterher über sich selber lachen können. Die zu finden wird allerdings zunehmend schwieriger, weil ich ja vielen mittlerweile bekannt bin. Und dann wollte ich mich neulich mit Manfred Krug unterhalten – ein netter Unsympath. Der hat mich von vornherein ignoriert, als ich ihm Zigarren mitgebracht hatte und ihn fragen wollte, ob er mir ein Liedchen singt. Aber die Frage hat er sich noch nicht mal angehört. So etwas kann Bodo Bach natürlich nicht gebrauchen.

Es gab für die Show auf SAT.1 auch Aufnahmen, die gar nicht ausgestrahlt wurden, welche denn zum Beispiel?
Treutel: Ich erinnere mich da an einen Fall, da hatte ich im Hessischen Umweltministerium angerufen, etwa im November als in Hessen der erste Schnee gefallen war und ich aus meinem Fenster überall Schnee sah. Da hab ich die vom Umweltministerium gefragt, was bei den Hoechst-Werken denn schon wieder in die Luft gegangen sei, weshalb die Straßen so weiß seien. Die Frau am Telefon hat erst mal auf dem Schlauch gestanden und wusste von nix, konnte sich das gar nicht vorstellen, dass schon wieder was passiert sei, sie hätte ja gar keine Alarmmeldung bekommen. Als ich ihr dann erklärt habe, dass ich sie reingelegt habe hat sie zwar gelacht, aber ihr Vorgesetzter hat letztendlich die Ausstrahlung untersagt. In Behörden ist dass immer schwierig.

Einer Deiner Kollegen ist ja der Supermoosi. Wer ist denn Dein Favorit bei der Vorausscheidung zum Grand Prix, vielleicht Rudolph Moshammer oder Zlatko?
Treutel: Es gibt ja noch ein paar andere und ich habe sogar im Moment die Befürchtung, dass es diesmal kein Klamauker wird. Es wird sicherlich knapp. Den Herrn Moshammer kenn ich persönlich, der wird wahrscheinlich einen guten zweiten Platz machen.

Zladko und Rudolph Moshammer – das sind ja Leute, die man nicht unbedingt mit dem deutschen Musikleben in Verbindung bringt. Woran liegt es, dass mittlerweile vielleicht solche Leute den Grand Prix entscheiden?
Treutel: Ich bin ja aufgewachsen mit dem Grand Prix, ich hab den schon gesehen, da gab es den noch gar nicht, so alt bin ich. Mittlerweile wird er ja wieder geguckt, anders als bis vor 4-5 Jahren. Dann kamen der Guildo Horn und der Stefan Raab und aus dem Ganzen ist eben eine Spaßveranstaltung geworden.

Mittlerweile wirst Du auch im Radiostudio von einer Webcam gefilmt, die die Bilder live ins Web überträgt – für Dich eine neue Situation?
Treutel: Ja, ich kann jetzt weniger popeln. Ich pople immer wenn ich Radio mache und jetzt, seit dem wir eine Webcam haben, geht das nicht mehr so gut. Es gibt auch schon Leute, die sich dann Popelfotos runtergeladen haben, das ist mir natürlich unangenehm.

Chattest Du manchmal?
Treutel: Ja, hab ich schon gemacht. Aber ich finde es immer langweilig, dass die meisten immer nur Leute kennen lernen wollen und es immer nur um die eine Sache geht. Wenn man mal anfängt, sich mit denen normal zu unterhalten wird das nichts.

Du und Badesalz, seid Ihr gute Kollegen?
Treutel: Ja, ich kenne die beiden gut und Gerd und Henni sind eigentlich zwei Comedians, die ich schon lange beobachtet habe, schon als ich noch gar nicht gewusst habe, dass ich auch irgendwann mal eine CD mache. Ich hab sie auch persönlich kennen gelernt, sie sind wirklich sehr nett.

Keine Konkurrenz?
Treutel: Nein, die arbeiten ja auch auf einem ganz anderen Gebiet. Ich würde gerne das können was die können, anderthalb Stunden auf der Bühne stehen und nur Quatsch machen. Ich hab mir ihr letztes Bühnenprogramm angeguckt – großartig.

Welchem Politiker würdest Du gerne mal so richtig Deine Meinung sagen wollen?
Treutel: Ich finde Parteien kann man öfters die Meinung sagen, weil die manchmal Unsinn machen. Es gibt aber in allen Parteien gute Charaktere.

Das Leben ist ein Comic, welche Comicfigur bist Du?
Treutel: Das wird schwierig… ich glaube eine Mischung aus Bussy Bär und Spiderman, eben ein kuscheliger Superheld, so sehe ich mich.

Robert Treutel wurde am 25. Oktober 1957 in Frankfurt am Main geboren und ist Radiomoderator und Komiker. 1994 erfand er "Bodo Bach", eine Scherzfigur mit starkem hessischen Dialekt, die ihn deuschlandweit bekannt machte. Im Jahr 2001 bekam "Bodo mehr

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