David Kross

Reingerutscht wie Krabat in die Mühle

Schauspieler David Kross über seine Titelrolle in „Krabat“, Schauspielanfänge und erste Erfahrungen auf internationaler Bühne

David Kross

© Claussen+Wöbke+Putz Filmproduktion / Mar

David, in deinem neuen Film „Krabat“ bist du nahezu in jeder Szene zu sehen. Wie schwer ist in dem Fall der Druck, der auf einem lastet?
David Kross: Den Druck spürt man schon. „Krabat“ war ja erst mein zweiter Film. Die Titelrolle zu haben, während noch solche Schauspieler wie Daniel Brühl und Robert Stadlober mitspielen – da hatte ich natürlich auch eine gewisse Angst. Die konnte ich dann aber für meine Rolle nutzen. Es gab also auch eine Art guten Druck, den ich auch richtig finde.

Kanntest du die Romanvorlage von Otfried Preußler vorher?
Kross: Ich gehöre zu den wenigen, die sie vorher nicht kannten, auch für meine Freunde war das Buch kein Begriff. Ich habe es dann im Bezug auf den Film gelesen, noch vor dem Drehbuch. Und erst später hat sich für mich herausgestellt, wie superbekannt das Buch ist.

Hat das Genre Fantasy im deutschen Kino überhaupt eine Chance?
Kross: Ja, auf jeden Fall. Gerade auch für mich, wo ich vorher mit „Knallhart“ so einen realistischen Film gedreht habe. Jetzt in die Zeit des 30jährigen Kriegs hineinzuschlüpfen, in ein Genre voller Zauberei und Geheimnis, wo man sich in einen Raben verwandelt – das war einfach wahnsinnig spannend.

Der Film wurde zum großen Teil in Rumänien auf dem Land gedreht. Welche Erfahrungen hast du da gemacht?
Kross: Wir waren wie eine Männertruppe auf Klassenfahrt, die jeden Morgen vom Hotel zum Drehort an der Mühle gefahren wurde, durch Dörfer, in denen noch Ochsen auf der Straße stehen und Pferdekutschen neben der Straße hergefahren sind. Einmal ist vor uns sogar ein Bär auf der Straße aufgetaucht. Diese mittelalterliche Landschaft in den Kaparten hat sehr geholfen, um in die richtige Stimmung für den Film zu kommen. Man vergaß das Alltägliche.

Sind bei so einem Projekt, wo so viele schon profilierte junge Schauspieler mitmachen, nicht auch Spannungen vorprogrammiert?
Kross: Klar, jeder will seinen Teil dazu erzählen. Das ist bei so einem Ensemble schwierig, gerade für den Regisseur, der dann auch manchmal schwere Entscheidungen treffen muss. Weil ich aber als einziger so gut wie jeden Tag drehen musste, hatte ich eher mit anderen Problemen zu kämpfen.

Mit welchen?
Kross: Ich musste meine Energie behalten. Von 80 Tagen war ich 78 dabei, die manchmal ziemlich lange waren. Trotzdem muss man dabei und wach bleiben.

Krabat erfährt von seiner Berufung zum Zauberer durch seine Träume. Wie hast du den Ruf zur Schauspielerei erhalten?
Kross: Das einzige, was ich da vergleichen kann, ist, dass ich da auch eher so reingerutscht bin, wie Krabat in die Mühle. Aber ich glaube nicht, dass es so etwas, wie eine große Bestimmung gibt. Es ist eher so, dass sich Rollen ihre Schauspieler suchen.

Glaubst du an Magie und Zauberei?
Kross: Das schönste an Magie ist ja, dass sie einem erlaubt, sich vorzustellen: Was wäre, wenn ich das alles könnte? Allein diese Vorstellung kann einem helfen, das anzugehen, was man erreichen möchte – ganz ohne Zauberei.

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Das schönste an Magie ist, dass sie einem erlaubt, sich vorzustellen: Was wäre, wenn ich das alles könnte? Allein diese Vorstellung kann helfen, das anzugehen, was man erreichen möchte.

David Kross

„Krabat“ ist auch eine Parabel über die Herausforderungen, mit Macht verantwortungsvoll umzugehen. Spielen solche Gedanken für deine Arbeit eine Rolle?
Kross: Als Schauspieler kann man darüber nicht so nachdenken. Wenn man spielt, muss man klar und einfach sein. Wenn man versucht, große politische Themen zu spielen, wird es nicht gut. Versuchung ist eben eines der großen Themen, die sich der Zuschauer hier herausfischen kann, ohne dass sie einem platt präsentiert würden. Für mich ist „Krabat“  auch ein Loblied auf die Freiheit, die manchen Menschen kostbarer ist, als Macht.

Was geht in dir vor, wenn du dich auf der großen Leinwand siehst?
Kross: Ich bin eher der selbstkritische Typ, der jede Kleinigkeit an sich bemängelt und bei der Premiere auch mal raus rennt. Beim zweiten Sehen habe ich dann schon gemerkt, dass der Film als Ganzes schon gelungen ist und jetzt würde ich ihn mir gerne noch ein drittes Mal angucken.

Deine erste große Rolle hattest du in Detlev Bucks Dealer-Drama „Knallhart“. Wie unterscheidet sich Buck von Marco Kreuzpaintner, dem Regisseur von „Krabat“?
Kross: Der eine kommt aus dem Norden und der andere aus dem Süden. Die sind halt so verschieden, wie die Orte in denn sie geboren wurden. Marco ist sehr kommunikativ und mitfühlend. Buck hat eine eigene, andere Art. Aber beide sind tolle Regisseure.

Nun hast du bereits deine erste internationale Produktion, die Bestsellerverfilmung „Der Vorleser“ hinter dir. Wie ist Regisseur Stephen Daldry auf dich gekommen?
Kross: Ich war beim Casting. Ziemlich oft. Dann haben wir uns noch mal getroffen, um über den Film zu reden und da klang er schon so komisch, als hätte ich die Rolle bereits. Irgendwann hat er dann beiläufig erwähnt: Habe ich’s dir noch nicht erzählt? Du hast die Rolle.

Wie war dieser Sprung vom deutschen ins internationale Kino?
Kross: Ich habe gemerkt, dass es da in der Arbeit nicht wirklich große Unterschiede gibt. Das sind alles auch nur Menschen mit Leidenschaft für den Film, bei denen man sich auch familiär aufgehoben fühlen kann.

Wie war die Zusammenarbeit mit deiner Filmpartnerin Kate Winslet?
Kross: Sehr toll. Sie ist sehr erfahren und kollegial. Es ist toll, solchen Leuten bei der Arbeit zuzusehen, die so genau arbeiten und wissen, was sie machen.

Du bist im Sommer 18 geworden. Hattest du eigentlich genug Zeit, zur Schule zu gehen?
Kross: Abi werde ich wahrscheinlich gar nicht machen. Durch „Krabat“ hatte ich vier Monate in der Schule verpasst. Dann kam das Angebot zu „Der Vorleser“ und meine Mutter sagte, ich darf das nur annehmen, wenn ich vorher die zehnte Klasse schaffe. Dafür hatte ich nur noch drei Monate Zeit, aber mit dieser Motivation habe ich es dann doch noch geschafft. Das hat mich selbst überrascht.

Hast du überhaupt noch Lust, zum Beispiel eine Schauspielschule zu besuchen?
Kross: Das würde ich wahnsinnig gerne. Theater wäre für mich auch eine tolle Herausforderung. Am liebsten würde ich aber auf eine englischsprachige Schule gehen. Ich habe bei „Der Vorleser“ diese Sprache sehr schätzen gelernt. Ich mag es einfach sehr, mich auf Englisch auszudrücken.

„Krabat“ handelt auch von dem Preis, den man für die Erfüllung seiner Träume bezahlen muss. Welchen Preis hat es, ein erfolgreicher Schauspieler zu sein?
Kross: Ach, das ist bei mir noch nicht so ausgeprägt. Natürlich zahlst du mit einem kleinen Teil deiner Privatsphäre. Aber ich kann immer noch unbehelligt U-Bahn fahren. Mal sehen, wie das jetzt wird…

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