Hi Thorsten, nun hat Die Happy also das zweite Album rausgebracht. Ein erstes Statement bitte.
Thorsten: Nun, wir finden alle, dass wir das erste Album getoppt haben, das war ja auch nicht allzu schwer. Das erste ist ja auch nicht so der Megaseller geworden. Klar, ob wir das verkaufstechnisch toppen können, bleibt abzuwarten, aber musikalisch, das finden wir alle, haben wir einen Schritt nach vorn gemacht.
Zum Titel: "Beautiful Morning" – der bedarf jetzt einer Deutung von dir.
Thorsten: Also, du sollst morgens aufstehen, ohne dich über irgendetwas zu ärgern, du solltest Ruhe bewahren und vor allem – du sollst den Morgen genießen, egal ob das jetzt früh um sechs oder spät um zwölf ist. Das ist auch eine Fortsetzung unserer Philosophie namens "Die Happy", so in dem Sinne, genieße das Leben, genieße den schönen Morgen.
Was ist für dich persönlich der schönste Morgen?
Thorsten: Natürlich ist es schön, wenn die Sonne morgens in dein Zimmer lächelt, aber auch ein verregneter Morgen kann schön sein. Das kann sein, dass ich morgens um sechs Uhr aus dem Tiefschlaf gerissen werde und ich weiß, der Tag, der jetzt kommt, der wird mein Tag sein. Und dann ist der Morgen auch schon beautiful. Am besten man hat dann noch ein schönes Frühstück, mit Rührei. Es geht aber auch ohne Rührei. Sowieso hat der schöne Morgen nichts mit materiellen Dingen zu tun.
Einmal hinter die Kulissen gefragt, von wem stammen eure Texte?
Thorsten: Die Lyrics schreibt Marta, und nur wenn wir mit denen überhaupt nicht konform gehen, dann sagen wir das. Aber ansonsten teilen wir glaube ich alle diese gemeinsame Grundideologie. Marta schreibt ja meistens über diese typischen Frauenthemen, Liebe, Sex und Zärtlichkeit.
Und die drei Männer nervt das nicht?
Thorsten: Nein, überhaupt nicht, das ist doch genau das, was man von Frauen hören möchte: Trennungsgeschichten, heiße Liebe… das kennen schließlich auch die Männer.
Also auch deine Themen?
Thorsten: Natürlich, jeder von uns hat eine Frau in sich, könnte man sagen. Ich finde auch politische Aussagen nicht wirklich wichtig in unserer Musik, obwohl wir schon einen relativ politischen Song gemacht haben mit "Human Being". Allerdings, wenn man ihn genauer betrachtet ist er gar nicht so politisch, sondern eben nur ein Statement, was die Geschehnisse vom 11. September betrifft.
Es gibt also generell ein Nein zu politischen Statements bei Die Happy?
Thorsten: Ja, das ist nicht wirklich unser Ding. Jeder hat einfach seine Grundeinstellungen, was die Welt betrifft, und was den Umgang von Menschen miteinander betrifft. Unsere Grundaussage ist: Liebt euch und vermehret euch, habt Spaß am Leben und macht euch nicht wahnsinnig. Es gibt so viele Dinge, die schlecht sind auf der Welt, aber man muss die ja nicht immer nach außen tragen, wie das beispielsweise in der New-Metal-Szene gemacht wird, wir möchten den Leuten nicht erzählen, "meine Familie ist zerstritten", "mein Vater prügelt meine Mutter" sondern ihnen viel lieber ein positives Gefühl mitgeben. Trotz all der Scheiße die passiert, kann das Leben immer noch schön sein.
Ward ihr am 11. September bereits im Studio zugange?
Thorsten: Ja, da waren wir auf einer dänischen Insel, Langeland, und haben Songs geschrieben, und alles war sehr schockierend…
…und hat sicher auch die Arbeit beeinflusst, oder?
Thorsten: Das hat die Arbeit erst mal zum stagnieren gebracht an diesem einen Tag. Und am nächsten Tag war das wie ein Schatten, man konnte es einfach nicht glauben. Wir haben dann tagelang die Nachrichten verfolgt und es ist eine gewisse Lähmung eingetreten.
Wieso ausgerechnet in Dänemark?
Thorsten: Es war uns klar, dass wir nicht in Münster aufnehmen wollten, wo das erste Album entstanden ist. Wir wollten irgendwie weg, ins Ausland und dann haben wir ein gutes Angebot bekommen von diesem renommierten Studio, wo bereits Größen wie Depeche Mode und Elton John aufgenommen haben. Wie sich dann herausgestellt hat, war das eine gute Entscheidung, die dem kreativen Prozess sehr geholfen hat.
Aber ich sehe da auch einen Gegensatz, ihr nehmt in einer ruhigen Gegend auf, aber eure Musik ist alles andere als ruhig.
Thorsten: Ja, das stimmt, aber nach so einer hektischen Zeit ist es ganz schön, mal ein bisschen Ruhe zu haben. Man kann in der Ruhe auch trotzdem hektische oder harte Songs machen, das hat nichts mit der Umgebung zu tun. Wir haben nur so eine innere Ruhe gefunden und konnten uns gut auf die Arbeit konzentrieren.
Marta schreibt Lyrics, wie entsteht der Rest eurer Songs?
Thorsten: Wir sitzen dann alle zusammen, irgend jemand hat ein paar Ideen, das kann auch der Drummer sein, jeder kann bei uns so ein bisschen auch das andere Instrument spielen, Jürgen spielt zum Beispiel auch gut Gitarre und Bass. Irgendeiner kommt dann also mit seiner Idee, die dann zusammen ausgearbeitet wird. In Dänemark hatten wir so ein Demo-Studio aufgebaut, wo wir immer gleich aufnehmen und anhören konnten, um zu schauen, wo es Schwächen und Stärken gibt, und welche Idee man schließlich weiterverfolgen sollte.
Ihr hattet einen Produzenten dabei…
Thorsten: Ja, den Ralph Quick, der war schon bei der Vorproduktion mit dabei.
Gefällt euch die Arbeit beim Major-Label BMG?
Thorsten: Absolut, wir arbeiten sehr eng mit der Plattenfirma zusammen. Wir sind eine Band, die sich sowieso superviele Gedanken über alles macht, und wir sind sehr bemüht immer und überall beteiligt zu sein. Die Plattenfirma ist sehr dankbar, dass eine Band versucht, so viel Einfluss zu nehmen und dann auch gewährt bekommt. Es wird eigentlich keine Entscheidung ohne uns getroffen, das ist schon super.
Bei einem Major-Label müsst ihr jede Menge Promotion machen, geht euch das auf die Nerven?
Thorsten: Nein, gar nicht, das ist total schön, zu sehen, wie viele Leute sich für Die Happy interessieren, das so ein Interesse besteht von Medien und Leuten, die sich gerne mit einem unterhalten möchten.
Ich habe mir mal eure letzten Tourpläne angeguckt, unglaublich, aber scheinbar gab es schon in jeder Stadt über 50.000 Einwohner ein Die Happy Konzert.
Thorsten: Wir spielen wo es nur geht, möchten das aber jetzt ein bisschen reduzieren, um auch mehr Zeit fürs Ausland zu haben – wir wollen uns ausbreiten, sozusagen. Wir haben in Deutschland schon einige Clubs voll bekommen und wollen natürlich in die nächstgrößte Kategorie aufsteigen.
Könnt ihr euch denn überhaupt erinnern, wenn euch jemand fragt, damals, dort und dann… Habt ihr das dann überhaupt noch auf dem Schirm?
Thorsten: Absolut, ganz klar. Da gibt es Fotos, Eindrücke, klare Erinnerung, das ist alles sehr präsent. Meistens habe ich nur ein Problem damit, das Konzert am Vortag auf die Reihe zu bekommen, weil das noch nicht im Langzeitgedächtnis ist und sich dort erst nach ein paar Tagen abspeichert. Wir schreiben ja zu jedem Konzert einen Tourbericht, der dann auf unserer Homepage nachzulesen ist…
…die ihr komplett selber macht.
Thorsten: Ja, Ralf und ich sind dafür zuständig, auch was das Design anbelangt. Wir machen noch keine Flash-Animation, da wir glauben, dass im Moment noch viel zu wenig Leute einen schnellen Internet-Zugang haben und viele Flash-Sites einen total nerven, weil man nicht voran kommt und es lange dauert, bis man an Informationen rankommt. Wir haben jetzt schon über 500 HTML-Seiten, wo man doch das ein oder andere über uns finden kann. Wir sehen das Internet sowieso als eine schnelle Kommunikationsmöglichkeit und engere Bindung an die Fans um ihnen auch bestimmte Hintergründe liefern zu können.
Und ihr habt keine Angst, ein bisschen zu viel ins Internet zu setzen, immerhin habt ihr da zum Beispiel Privatfotos aus der Jugend.
Thorsten: Nein, da gibt es ja nichts zu leugnen. Und ich denke, es gibt immer noch eine private Seite von uns, die man nicht im Netz findet. Aber wir sind eben eine Band, wir sind echt, und kein Produkt, was unsere Homepage klar untermauert.
Es ist nun schon eine Weile her, als es im deutschen Musikfernsehen einen Aufruhr gab, aus Viva Zwei wurde Viva Plus. Gehört ihr auch zur Viva-Zwei-Trauergemeinde?
Thorsten: Wir sind schon absolute Viva-Zwei-Fans gewesen. Für mich war das ein Supersender, den ich privat eigentlich ausschließlich gesehen habe, und dem wir auch sehr viel zu verdanken haben. Auf der anderen Seite bin ich nicht so ein konservativer Mensch, der jetzt so einem Sender nachtrauert. Ich persönlich finde, dass Viva Plus ein sehr zukunftsorientiertes Konzept hat, dass ich wirklich ganz geil finde. Ich glaube nur, dass es in diesem Moment noch nicht wirklich gefestigt ist. Ich bin sowieso schon positiv überrascht, dass es nicht so ein Quark ist wie MTV2 Pop, den man ja überhaupt nicht anschauen kann. Da gibt es sogar auch ein Rockforum bei Viva Plus.
Das Leben ist ein Comic – welche Figur bist du?
Thorsten: Ich bin mit Sicherheit eine Figur aus dem Die Happy Comic, der parallel zum Album erschienen ist. Das Comic spielt in einer intergalaktischen Szenerie und Die Happy rettet mit seinen Superkräften natürlich die Welt.