Herr Hallervorden, Ihr Kino-Comback setzt sich in diesen Tagen mit „Ostfriesisch für Anfänger“ fort. Was können Sie heute, mit 81, besser spielen als mit 50 oder 60?
Dieter Hallervorden: Man kannte mich ja jahrzehntelang als Komiker und Satiriker. Aber Tatsache ist, dass man mir jetzt eben auch Charakterrollen zutraut. Ich neige nicht dazu, mir selbst auf die Schulter zu klopfen, aber ich wusste bereits vor 50 Jahren, dass ich diese Fähigkeiten habe. Bloß, wer lässt einen spielen? Die Drehbücher müssen dementsprechend sein, es muss ein Zutrauen von Journalisten, vor allem aber von Seiten der Programmmacher und Fernsehredakteure geben, da muss die Phantasie dazu vorhanden sein. In Deutschland neigt man aber nicht so sehr dazu, Rollen gegen den Strich gebürstet zu besetzen. Und so hat es dann bei mir relativ lange gedauert. „Sein letztes Rennen“ war der erste Schritt in diese Richtung, dann kam „Honig im Kopf“ sowie ein paar Filme, die ich mit einem holländischen Regisseur gedreht habe. Die Wartezeit war lang – von mir aus hätte sie so lang nicht sein müssen.
Hat es Sie als junger Mann gewurmt, dass Ihre Bewerbung bei der Berliner Max-Reinhardt-Schauspielschule scheiterte?
Hallervorden: Ich bin jemand, der sehr genau weiß, was er will. Ich habe einen langen Atem und verfolge meine Ziele hartnäckig. Sicherlich gab es Momente, in denen ich gemerkt habe, dass ich Umwege gehen und umdenken muss. Aber im Allgemeinen weiß ich ziemlich genau, was ich mir zutrauen kann. Andersherum vermeide ich tunlichst, Dinge zu tun, die andere vielleicht besser können. Ich kenne meine Möglichkeiten, aber auch meine Grenzen.
Haben Sie angesichts Ihres jüngsten Erfolgs mit Charakterrollen auf der Leinwand auch mal gedacht: Den Leuten von damals, die es mir nicht zugetraut haben, denen habe ich es gezeigt?
Hallervorden: Sicherlich gab es Momente, wo ich darüber nachdachte, wie lange ich abgewatscht worden bin – als jemand, der seinen Beruf nicht richtig versteht, der nur das macht, was bei Jerry Lewis so über die Maßen gelobt wurde. Der Prophet gilt eben nichts im eigenen Land, da wurde schon immer mit zweierlei Maß gemessen.
Wie viel geben Sie denn auf die Meinung von Kritikern?
Hallervorden: Ich habe meine Sachen nie für die Kritiker gemacht, sondern in erster Linie natürlich für die Zuschauer. Und wenn ich auf der Bühne stand – das ist ja nach wie vor für mich die Keimzelle unseres Berufes – und nach der Vorstellung von der einen Seite der Bäckermeister auf mich zukam, und von der anderen Seite der Herzchirurg und beide meinten, sie hätten sich gut unterhalten, dann lag ich richtig. Mir ist die Meinung eines Taxi-Fahrers oder eines Imbissbuden-Besitzers wichtiger als die von irgendwelchen Kritikern, die meinen, alles besser wissen zu können.
Die Qualitätsansprüche sinken ständig.
Sie sagten, in Deutschland würden Rollen selten „gegen den Strich gebürstet besetzt“. Wie meinen Sie das?
Hallervorden: Nehmen Sie zum Beispiel den amerikanischen Film „Vermißt“ (Regie: Constantin Costa-Gavras): Die Hauptrolle – ein Vater, der verzweifelt nach seinem in Chile verlorenen Sohn sucht – wurde mit einem Komiker (Jack Lemmon) besetzt. Der Film ist mit großem Erfolg weltweit gelaufen. Doch bis man in Deutschland so weit geht, zu sagen „Wir trauen einem Komiker so etwas zu“, das hat lange gedauert. Auch heutzutage ist es so, dass Filmproduzenten und insbesondere Fernsehredakteure dazu neigen, den sicheren Weg zu gehen, weil das einfacher ist. Dadurch bekommen die Zuschauer aber nichts Neues zu sehen. Sie sehen einen Schauspieler in immer demselben Rollengefüge. Interessanter wäre es doch, sowohl für die Schauspieler als auch für die Zuschauer, etwas Neues zu entdecken. Doch das ist, so wie die Fernsehbranche heute aufgebaut ist, selten der Fall.
Würden Sie dennoch sagen, dass sich die Fernsehbranche bis heute positiv entwickelt hat?
Hallervorden: Ich glaube, dass die Qualitätsansprüche ständig sinken. Im Privatfernsehen laufen Dinge, wo man fassungslos danach sucht, was daran komisch sein soll. Und es wird gesendet, weil die Zuschauer anscheinend damit zufrieden sind. In Zeiten, wo es nur das erste und zweite Programm gab, da wäre die Komik nicht auf so ein niedriges Niveau gesunken, da bin ich mir ziemlich sicher. Mich kümmert das aber heute weniger. Ich gucke eigentlich nur Talkshows, politische Talkshows vor allem und Nachrichten, ein bisschen Fußball und vielleicht mal einen guten Film auf Arte. Ansonsten kann ich mit der Fernsehlandschaft nicht so viel anfangen.
Haben Sie mit diesem Qualitätsverlust auch bei dem von Ihnen gegründeten Kabarett-Theater „Die Wühlmäuse“ zu kämpfen?
Hallervorden: Also, wenn ich nach meinen persönlichen Qualitätsmaßstäben gehen würde, dann müsste ich die Wühlmäuse von zwölf Monaten mindestens zwei Monate zumachen.
In „Ostfriesisch für Anfänger“ treffen Sie auf eine Gruppe verschiedener Migranten, denen Sie auf Ihre Art und Weise bei der Integration helfen. Könnten Sie Migranten eigentlich auch erklären, was typisch deutscher Humor ist?
Hallervorden: Nein, das könnte ich nicht. Natürlich gibt es Dinge, die zum Beispiel in Frankreich viel besser ankommen als in Deutschland und umgekehrt, aber ich fühle mich nicht berufen, das zu analysieren. Da, wo ich eine Pointe sehe, versuche ich, diese glaubhaft zu verkaufen. Ob sie dann von der Allgemeinheit akzeptiert und als solche erkannt wird, bleibt dem Publikum überlassen.
Der Film kreist ja in gewisser Weise um das Thema Leitkultur…
Hallervorden: Das würde ich so nicht sagen. Es geht eher um menschliche Werte, um das Überwinden von verkrusteten Ansichten und den Gewinn neuer Einsichten. So dass man im Alltag auch mal umdenkt, dass man zum Beispiel akzeptiert, dass nicht alles, was fremd ist, automatisch feindlich ist, sondern dass man im Gegenteil von Fremden lernen kann.
Wie beurteilen Sie das Verhalten von Deutschland in der Flüchtlingskrise?
Hallervorden: Ich denke, dass aus dem Verhalten Deutschlands ein positives Ansehen entsteht. Wenn man bedenkt, was für ein Image Deutschland vor 70 Jahren hatte und wie Deutschland heute angesehen wird, kann man nur froh sein. Ich glaube auch, dass all das, was im Moment AfD, Pegida usw. ausmacht, sehr bald der Vergangenheit angehören wird.
Sie meinen, die erstarkte Bewegung von rechts wird wieder schwächer?
Hallervorden: Ja, da bin ich optimistisch.
Dass Sie einen Film wie „Ostfriesisch für Anfänger“ drehen, hat das auch mit Ihrem Gerechtigkeitssinn zu tun?
Hallervorden: Ja, ich bin jemand, der sich gerne auf die Seite von Schwächeren stellt. Ich selbst war auch mal schwach, ich war auch mal Flüchtling. Nicht unter so furchtbaren Umständen, unter denen die Menschen heute fliehen müssen. Aber ich finde, man sollte immer offene Arme für Leute haben, die diese Arme in dem Moment brauchen.
Angela Merkel hat für Ihren Satz „Wir schaffen das“ ja sehr viel Kritik einstecken müssen…
Hallervorden: Sicherlich, dieser Satz „wir schaffen das“, der ist eben leicht dahingesagt. Und ich gehöre zu denen, die sagen: „Lass uns erst mal abwarten, wie wir es schaffen.“ Aber ich glaube tatsächlich, dass sich am Ende herausstellen wird, dass es die richtige Position war. Das war für mich auch ein Grund, diesen Film zu machen. Bei der Geschichte geht es ja nicht in erster Linie darum, wie man Flüchtlinge behandelt, sondern darum, wie man seine Einstellung zu Fremden verändern kann, in dem man ihnen näherkommt. Auf diese Weise merkt man, dass man von ihnen auch etwas lernen kann.
Welche Parallelen gibt es zu Ihrer Flucht?
Hallervorden: Als ich von Ost-Berlin nach West-Berlin floh, war ich zwar noch in Deutschland und konnte mich weiter in meiner Sprache unterhalten. Aber zunächst war man total alleine und mit Gesetzmäßigkeiten konfrontiert, die man aus der DDR so nicht kannte. Da ist mir als junger Mensch aber auch der Knoten aufgegangen, zu sagen: Es gehört dazu, dass man auf die Leute zugeht. Das meine ich auch von Seiten der Flüchtlinge. Ich akzeptiere jeden, der sich nach den Grundregeln verhält, die in unserem Grundgesetz stehen. Das ist schon die Voraussetzung. Ein bisschen Integration ist da schon notwendig.
Sie befürworten, Flüchtlinge aufzunehmen und zu integrieren – warum haben Sie dann in einem Lied Angela Merkel ein Rückgrat aus „Plaste Elaste“ angedichtet?
Hallervorden: Weil ich ihre Art des Entgegenkommens gegenüber dem türkischen Präsidenten Erdogan für zumindest zweifelhaft halte. Man kann nicht eine Grenze aufbauen, in dem man mit einen Mann kooperiert, der bei allem, was er im Moment tut, nicht auf den Grundlagen von demokratischem Verständnis agiert. Man kann nicht auf diese Art und Weise versuchen, Flüchtlinge abzuhalten und so tun, als wäre das mit Menschenwürde vereinbar. Das halte ich für sehr fragwürdig. Angela Merkel hat ihre Haltung allerdings auch teilweise korrigiert, der Ton zwischen beiden ist ein bisschen rauer geworden. Das ist auch notwendig, weil man sich nicht erpressen lassen darf.
Sie produzierten vor einem Jahr den Song „Ihr macht mir Mut“. Das Musikvideo sollte in der ZDF-Sendung „Menschen auf der Flucht – Deutschland hilft!“ gezeigt werden, wurde jedoch von der Redaktion aufgrund redaktioneller Bedenken gestrichen. Hat es Sie nachdenklich gemacht, dass es offenbar Dinge gibt, die Sie im deutschen Fernsehen nicht sagen dürfen?
Hallervorden: Och, das ist mir egal. Ich bin jemand, dem es sogar Spaß macht, gegen den Strom zu schwimmen, ich habe das mein Leben lang getan. Ich wusste, dass es in dem Song Dinge gibt, die garantiert nicht über den Sender gehen, schon gar nicht über die öffentlich-rechtlichen Anstalten. Aber ich habe den auch nicht gemacht, weil ich ihn im Fernsehen sehen wollte, sondern um die gesamten Einnahmen aus dem Song der Flüchtlingshilfe zur Verfügung zu stellen. Und da macht es mir Spaß, meine eigene Meinung zu sagen, ohne von vornherein die Zensur-Schere im Kopf zu haben.
Sie beschließen den Text Ihres Merkel-Songs mit den Worten „Tschüss Kunstfreiheit“. Gibt es Grenzen für die Kunstfreiheit in Deutschland?
Hallervorden: Also, ich ziehe mir keine und ich lasse mir auch nicht von anderen Leuten, wegen angeblicher politischer Inkorrektheit usw. diese Grenzen vorschreiben.
Gibt es denn Beschränkungen?
Hallervorden: Im Theater sehe ich auf keinen Fall Beschränkungen. Aber sowie es darum geht, Theater-Inszenierungen oder Teile der Inszenierungen ins öffentliche Netz zu stellen, da gibt es Schwierigkeiten.
Aufgrund von Political Correctness?
Hallervorden: Genau, das kann man so sagen.
Wo haben Sie übertriebene politische Korrektheit mal zu spüren bekommen?
Hallervorden: Das beste Beispiel ist für mich, als wir im Schlossparktheater „Ich bin nicht Rappaport“ gespielt haben. Der Autor des Stücks hat testamentarisch verfügt, dass die Rolle des Midge ein Schwarzer ist. In Deutschland hat man seit Jahren und Jahrzehnten immer einen deutschen Schauspieler genommen und ihn schwarz geschminkt. Wir haben das auch gemacht, weil wir nicht die Möglichkeit sahen, einen schwarzen Schauspieler zu finden, der auf diese Rolle passte. Dafür sind wir unglaublich angefeindet worden, weil es angeblich rassistisch wäre. Jedoch basiert das ganze Stück darauf, dass sich ein Weißer und ein Schwarzer besonders gut verstehen und sich gegenseitig helfen. Ich habe die Fanatiker dann aufgefordert, ins Theater zu kommen, sich die Vorstellung anzusehen oder wenigstens das Stück zu lesen und hinterher mit uns zu diskutieren. Doch es kamen nur Drohbriefe, wir sollten das Plakat entfernen, das Stück absetzen, es wurde Gewalt angedroht – das ist für mich aber keine Art wie man unterschiedliche Meinungen austrägt.
Zurück zum Film, in dem auch die malerische Landschaft Ostfrieslands eine Rolle spielt. Wenn Sie entscheiden müssten zwischen Ostfriesland und Ihrer Insel in Frankreich….
Hallervorden: Das ist ganz klar: Ich bin sehr frankophil. Ich habe Romanistik studiert, habe viel in Frankreich gelebt und gearbeitet, ich synchronisiere meine Filme für Frankreich auch selbst in französischer Sprache. Das heißt: Ich bin dem Land so stark verbunden, dass ich die Insel nicht aufgeben würde, um nach Ostfriesland zu ziehen.
Welches Verhältnis haben Sie eigentlich zu dem bekanntesten Ostfriesen, zu Otto Waalkes?
Hallervorden: Wenn wir uns sehen, verstehen wir uns prima. Wir galten ja mal als Konkurrenten, aber ich finde, ein Volk von 80 Millionen kann auch zwei, drei oder mehr Komiker vertragen. Ich habe ihm nie etwas verübelt, er mir, glaube ich, auch nicht. Privat verstehen wir uns prima.
Konnten Sie mit seiner Art von Humor immer etwas anfangen?
Hallervorden: Das, was ich gesehen habe, fand ich schon sehr komisch. Er hat ja auch erstklassige Autoren. Das einzige, was ich ein wenig bedauere: ich sehe keine große Weiterentwicklung. Wenn ich ihn heute irgendwo sehe, ist es das Gleiche wie vor 30 Jahren. Das finde ich schade und ich denke, es müsste ihn doch auch langweilen, heute noch das Gleiche wie vor 30 Jahren zu machen. Das mache ich eben anders.
Was planen Sie im Moment noch Neues?
Hallervorden: Ich suche neue Herausforderungen auf der Bühne. Die Wühlmäuse und das Schlossparktheater sind in meiner Verantwortung, es sind sozusagen meine Kinder, die ich aus eigenen Mitteln zum Leben erweckt habe. Im Moment bin ich an einem Stück dran, wo ich aber noch nicht weiß, ob ich die Rechte bekomme, deswegen kann ich nicht mehr verraten. Klar ist aber auf jeden Fall: Wenn ich bergsteige und einen Gipfel erklommen habe, dann ist das nächste Ziel immer 100m höher.
Das heißt, auch mit 81: Herausforderung muss sein?
Hallervorden: Auf jeden Fall. Das zu machen, was man schon von mir gesehen hat, was ich sowieso kann, möchte ich nicht. Ich möchte gerne noch etwas ganz Anderes machen.
In einem Interview sagten Sie, dass Sie im Alter nicht zuhause sitzen und kleine Segelschiffe in Weinflaschen stopfen wollen. Im Film „Ostfriesisch für Anfänger“ tun Sie ja genau das…
Hallervorden: Die Rolle war so angelegt – und ich kann nun mal nicht das ganze Drehbuch ändern. Ich musste die Produzenten ja schon davon überzeugen, dass jemand, der behauptet, der letzte echte Ostfriese zu sein, nicht zwischendurch auf Hochdeutsch redet – nur damit sich der Film vielleicht besser verkaufen lässt. Ich habe also dafür gesorgt, dass meine Rolle durchweg in Platt spricht, wobei ich denke, dass es auch jenseits des Weißwurst-Äquators noch verständlich ist. Dass dieser Ostfriese nun Segelschiffe in Flaschen steckt, ist sein Hobby, das stand im Drehbuch. Es ist aber ein Hobby, dem ich persönlich nie nachgehen würde.
Gibt es eine Bühnenfigur, mit der Sie sich gut identifizieren können?
Hallervorden: Da fällt mir als erstes der Matthias Clausen aus „Vor Sonnenuntergang“ von Gerhart Hauptmann ein. Weil das eben jemand ist, der tatsächlich im hohen Alter nochmal im siebten Himmel schwebt, wo alle Geigen klingen – bis er von seiner eigenen Familie zerbröselt und zum Selbstmord getrieben wird. Diese Rolle ist mir sehr nahe gegangen, weil es ein großer Bogen an Gefühlswelten ist.
Von der Art wie er lebt, ohne Kompromisse und ohne auf Zureden anderer Leute einzugehen, gefällt mir die Rolle des Nat in „Ich bin nicht Rappaport“, sehr gut. Am meisten von meiner Person steckt aber glaube ich in meiner Filmrolle in „Sein letztes Rennen“. Das ist jemand, der sich sagt „ich habe ein Ziel“ und das verfolgt er bis zum Ende. Egal wie viele Leute dagegen sprechen: Ich bleibe meiner Idee treu. Immer einmal mehr aufstehen als hinfallen, das ist ein Lebensprinzip, das man natürlich ganz zum Schluss, wenn der Typ mit der Sense naht, doch aufgeben muss.
Vor 30 Jahren feierten Sie noch mit jeder Menge Slapstick große Erfolge. Glauben Sie, dass Slapstick eines Tages wieder populär wird?
Hallervorden: Dafür müsste jemand da sein, der so etwas glaubhaft und originell rüberbringt, da gibt es im Moment keinen. Ich habe Slapstick und den Didi wirklich gerne gespielt. Aber natürlich setzen solche Sachen irgendwann Patina an. Da muss man mit der Zeit gehen. Beispielsweise das Timing-Gefühl, das wäre heute ein ganz anderes als zu Zeiten von „Nonstop Nonsens“. Aber dass Slapstick noch funktioniert, das merke ich bis heute, auch generationsübergreifend, weil mich sowohl alte Leute als auch deren Kinder und Enkel regelmäßig darauf ansprechen. Ich denke, dass es immer funktioniert, wenn man es mit den richtigen Inhalten versieht und eine Figur erschafft, die das glaubhaft transportiert.
Man staunt, wie gesund und munter Sie mit 81 sind. Wie erklären Sie sich Ihre Fitness?
Hallervorden: Erstens habe ich sehr gute Gene von meinen Eltern bekommen, zweitens habe ich einen sehr jungen Sohn, der gerade 18 geworden ist. Dadurch bin ich viel mit jungen Leuten zusammen. Und drittens ist es diese große Lebenslust. Wenn man immer auf die Zukunft ausgerichtet ist, wenn man nicht nur zurückschaut auf das, was war, sondern gespannt darauf ist, was noch kommt, was noch Neues passiert, was man noch erleben kann – das hält glaube ich am ehesten jung.
Hat zu Ihrer geistigen Fitness der Umstand beigetragen, dass Sie viel lesen und auswendig lernen?
Hallervorden: Vielleicht trägt es mit dazu bei, aber das Auswendiglernen, das ist natürlich irgendwann eine Routine. Es war für mich auch nie eine Schwierigkeit, meinen Text zu behalten. Viel schwieriger ist da schon die Frage: Wann trete ich von dem Beruf ab?
Wie wäre heute Ihre Antwort?
Hallervorden: Damit ich weitermache, müssen drei Voraussetzungen gegeben sein: Ich muss alleine mit meinen Beinen auf die Bühne kommen, ich muss den Text noch behalten können – und es müssen unten mindestens noch zwei, drei Leute sitzen, die mich sehen wollen.
Sehr, sehr blauäugig Herr Hallervorden! Mit den Braunen ist es wie mit Krebs. Erst ist da ein brauner Fleck, dann ist dort ein brauner Fleck und plötzlich ist überall ein brauner Fleck. Vor Demokraten wie Ihnen muss man sich nicht fürchten, da sie nicht selbstkritisch sind. Selbstkritik ist aber wichtig für das Überleben eines jeden politischen Systems!