DJ Hell

Let the record speak.

Helmut Josef Geier alias DJ Hell über die Nähe zum Publikum, Türsteher, musikalische Wurzeln, magische Momente und Musikwünsche von Partygästen

DJ Hell

© Promo

DJ Hell, Sie haben vor kurzem im Berliner Kit-Kat-Club aufgelegt. Zum ersten Mal?
DJ Hell: Nein, ich habe schon drei, vier mal dort gespielt. Zum Beispiel anlässlich 15 Jahre Kit-Kat, zusammen mit DJ Westbam. Das fand ich bemerkenswert, ein Erlebnis fürs Leben.

Sie haben es gerne, wenn rund ums DJ-Pult etwas passiert…
DJ Hell: (lacht) Ja, es ist schon angenehm, wenn etwas abgeht. Ich mag es nicht, wenn die Leute abgesperrt sind und keinen Zugang zu dir haben. Manchmal lege ich auf Festivals auf, bei dem ich dann nach dem Konzert einer Rockband auf einer großen Bühne performe, alleine mit zwei Plattenspielern, da fühlt man sich vor 20.000 Leuten dann trotzdem ein bisschen einsam. Das andere Extrem ist, wenn ich im Club gar nicht mehr an meine Platten und CDs rankomme, weil zu viele Leute im DJ-Bereich sind und mitfeiern wollen.

Nervt das nicht?
DJ Hell: Das kommt drauf an. Manche Leute sind sehr anlehnungsbedürftig, fassen dich an, was man aber auch lernt, zu ignorieren. Schwierig wird es, wenn sie mit dir sprechen wollen und du hast die Kopfhörer auf, bist gerade im Mix… Ich lasse es aber sehr weit zu, weil ich denke, dass es auch ein Zeichen für eine gute Party ist, wenn alle mitfeiern.
Im Kit-Kat ist es dann nochmal anders, hier sind viele Leute verkleidet oder nackig, da ist man beim Auflegen schnell abgelenkt. Das ist eine eigene Welt, quasi unter Ausschluss der Öffentlichkeit.

Nicht jeder kommt in den Kit-Kat-Club rein…
DJ Hell: Natürlich gibt es dort eine sehr strenge Tür. Wenn du nicht passend gekleidet bist, dich nicht an die Regeln hältst, kommst du einfach nicht rein, egal ob du zahlst oder nicht. Da geht es nicht um Profit, sondern um eine eigene Kultur& Weltanschauung. Das Kit Kat ist ja ein legendärer Klub, der viele Nachahmer in anderen Städten gefunden hat.

Wie wichtig ist denn generell eine gute Türpolitik?
DJ Hell: Wichtig ist ein Konzept an der Tür, das alle verstehen. Beim Berghain zum Beispiel kriegst du glaube ich nicht mal mehr eine Erklärung, es heißt nur hop oder top. Ich habe schon DJ-Kollegen aus New York erlebt, die erst dort gespielt haben und eine Woche später, als sie als Privatpersonen in den Club zum feiern wollten, ohne Begründung wieder weggeschickt wurden. Da gelten im Berghain ganz eigene Gesetze, der Club hatte bis hin zur „Bild am Sonntag“  volle Aufmerksamkeit, national und später weltweit und wurde überall als weltbester Club tituliert. Da ist es natürlich schwierig, bei den ganzen Touristen-Schwärmen, die in Berlin jedes Wochenende  einfallen, eine klare Politik zu fahren. Der Sven macht an der Tür einen großartigen Job, trotzdem denke ich, dass es wichtig ist, jedem zu erklären, warum er nicht reinkommt.
Früher im legendären  Studio54…

…dem legendären New Yorker Club…
DJ Hell: …da haben sich die Türsteher auch nur die passenden Leute rausgepickt. Aber man wusste genau, wie man reinkommt und wie man nicht reinkommt. So eine Eintrittserlaubnis kann man sich ja auch erarbeiten, in dem man auch mal unter der Woche kommt, nicht immer mit fünf Freunden gleichzeitig, sich ein bisschen den Dresscodes anpasst…
Ich kann mich noch an einen Türsteher des P1 in München in den 80ern erinnern, Norbert Schmitz hieß der. Wir sind dort manchmal hin, nur um zu beobachten, wie er die Leute an der Tür abweist. Er hatte für jeden einen passenden Spruch, wurde aber nie beleidigend. Und dann haben sich die Leute gesagt: „OK, verstanden, dann fahre ich halt wieder zurück nach Rosenheim.“ Die sind ja Stunden gefahren, um da reinzukommen. Und das Urteil des Türstehers war fast wie eine Entscheidung zwischen ‚Leben und Tod’.

Gibt es Clubs, wo Sie selbst mal nicht reingekommen sind?
DJ Hell: Ja, als ich neulich in Berlin nach einer Gala-Veranstaltung noch mit den  Modedesignern Raf Simons und Dirk Schönberger unterwegs war wollten wir in die „King Size“-Bar, aber dort hieß es „Ihr seht ja, dass es voll ist. Und wenn ihr 3-4 Jungs auf einmal seid, kommt ihr in Berlin nirgendwo rein.“ Da dachte ich mir: Irgendwas läuft hier schief.

Sie haben Ihren Namen nicht gesagt?
DJ Hell: Nein, ich bin dann einfach  nach Hause gegangen, ich wohne dort um die Ecke.

Wie sind Ihre Partyerfahrungen mit Berliner Clubs?
DJ Hell: Ich habe letztes Jahr im Tresor gespielt, der lange als Touristenclub verschrien war, aber das war eine meiner besten Partys in Berlin, mit einer wahnsinnige Euphorie und  sehr hohem Energielevel . Davor habe ich für mich mal so einen flächendeckenden Test gemacht und in 16 verschiedenen Clubs gespielt, im Berghain, im Weekend, wo bei der GMF-Party 3.000 sexy Boys am Durchdrehen waren, ich habe auf kleinen Party-Festivals gespielt, im Kiosk am U-Bahnhof Eberswalder Straße, in diversen Galerien, im Watergate, Picknick, Cookies….

Und was war das Ergebnis Ihres Tests?
DJ Hell: Ich hatte nur positive Erlebnisse, es war für mich die Bestätigung, dass Berlin nach wie vor das ereignisreichste und wildeste Nachtleben weltweit hat. Konkurrenzlos. Das kann man sich in anderen Ländern gar nicht mehr vorstellen, wie man hier noch die Party zelebriert, tanzt und das Wochenende durchfeiert. In Schottland ist um 2 Uhr Schluss, als ich neulich in Amsterdam war, hatte der Club einen Limiter, alles über 100db wurde automatisch abgeschnitten und in der Schweiz bekommt der Clubbetreiber einen Strafzettel wie beim Falschparken, wenn du einen bestimmten Pegel zu oft am Abend  überschreitest. Es ist schon Wahnsinn, wie intakt das Nachtleben hier in Berlin nach wie vor ist, auch im illegalen Bereich. Mittlerweile hat auch die Stadt verstanden wie wichtig der Wirtschaftsfaktor Nightlife geworden ist.

Sie haben Anfang des Jahres eine Schulklasse in Ihrer bayerischen Heimatregion Traunstein besucht. Wie war das für Sie?
DJ Hell: Mir wurde schnell klar, dass ich eigentlich zu weit weg war von den 14-16-Jährigen Schülern, ich habe Erlebnisse aus meinem Berufsleben und von Reisen erzählt, die dort keinen der Schüler wirklich bewegten. Was interessiert die Leute, wie ich mit Puff Daddy in New York zusammenarbeite? In der Gegend sind viele sehr traditionell erzogen worden, gehören Trachtengruppen und bayerischen Volksmusiktruppen an, dort wird die ganze  bayrische Kultur und Tradition sehr hoch gehalten, was ich natürlich sehr begrüße, schließlich war ich ja selber mal im Schützenverein.
Ich bin 1962 in Traunstein geboren, später hab ich eine weiterführende Schule besucht und anschließend eine Technikerlaufbahn eingeschlagen. Viele junge Leute sind im gleichen Umfeld aufgewachsen  wie ich – und am täglichen Ablauf hat sich eigentlich kaum was verändert in den letzten 30 Jahren.

Wie haben Sie damals den Absprung geschafft? Über die Plattensammlung der Eltern?
DJ Hell: Mein Vater hatte mal eine große Sammlung Schlagersingles auf dem Flohmarkt gekauft, die hatte er bei uns im Keller gelagert  – und in seiner Abwesenheit habe ich die mir oft angehört. „Gilla“ und Ricky Shane mit „Mamy Blue“ oder Hildegard Knef waren hier schon meine Lieblingsinterpreten.

Und was haben Sie bei Ihren ersten Gigs aufgelegt?
DJ Hell: K-Tel-Sampler. T-Rex, Ufo, Slade, Gary Glitter, Glam Rock, Disco. Das war aber noch kein DJing sondern nur das Bedienen einer Home-Stereo-Anlage mit Plattenspieler, Radio und Kassettendeck. Wenn die Eltern im Urlaub waren habe ich für Freunde zuhause aufgelegt. Es wurde getanzt, Lieblingsnummern wurden öfters gespielt, hier wurde ich langsam in die Party- und Diskoszene eingeführt.
Wir waren auch unglücklich über die Musik in den Clubs, in denen wir mit 17, 18 verkehrten. Dort lief immer die gleiche Art von Musik, Woodstock war unantastbar! Also Doors, Beatles, Fleetwood Mac oder Joe Cocker, Frank Zappa und diese ganze Psychedelic Rock-Geschichte, was ich damals überhaupt nicht schätzte. Ich war zu der Zeit schon in so einem New Wave/Punk-Umfeld. Und weil wir unsere Musik hören wollten habe ich selbst mit dem Auflegen begonnen.

Wie haben Sie Musik damals konsumiert?
DJ Hell: Ich habe viel Radio gehört, zum Beispiel einen sehr erfolgreichen DJ namens Thomas Gottschalk, der eine eigene Sendung moderierte. Wir konnten auch österreichische Sender empfangen, da lief nachts ab zehn immer sehr gute Musik. Ich habe bald gemerkt, dass das für mich wahnsinnig wichtig ist. All mein Geld wurde in Platten investiert, da war der Weg zum DJ in den Clubs  dann nicht mehr weit. Irgendwann kamen die ersten Anfragen von Nachtclubs in München, dann ging die Produzententätigkeit los, Remix-Aufträge, eigenes Label, eigenes Album erste Auslandauftritte…

Zitiert

Das kann man sich in anderen Ländern gar nicht mehr vorstellen, wie man in Berlin noch die Party zelebriert.

DJ Hell

Sie haben einige Songs aus der damaligen Zeit nun auf Ihrer CD „Coming Home“ versammelt. Wie wichtig war und ist der Einfluss von Musikern wie Gilla, Ricky Shayne oder Nina Hagen für Ihre künstlerische Arbeit?
DJ Hell: Immens wichtig. Das waren meine ersten musikalischen Errungenschaften. Für mich war wichtig, dass ich mich mit allen Musikstilen beschäftigt habe. Ich habe auch gelernt, musikalisch etwas zu riskieren und nicht immer erst zu warten, bis ein Song oder ein Sound populär war. Ich wollte eigene Musik produzieren, einen eigenen Stil manifestieren, das ist mir später mit „Electroclash“ und Gigolo-Records auch gelungen.
Der Background hat mir dabei sicherlich geholfen, die Punk-Zeit, die ich am eigenen Leib verspürt habe, die New-Wave Zeit, die Entstehung von HipHop und Acid-House in den 80ern… Ich habe das als DJ alles durchlebt, von den ersten Releases bis zum kommerziellen Erfolg. Die Spex hat damals zum Beispiel noch bezweifelt, dass die neue HipHop/Rap-Kultur ein ganzes Album durchhalten wird, da waren gerade die ersten Singles von den Beastie Boys und Run DMC draußen. Die Redakteure haben das jahrelang nicht ernst genommen und ignoriert. Dasselbe passierte mit House und Techno, das wurde lange nicht beleuchtet, es hieß, das sei nicht ernsthaft genug, das sei nur Dance-Musik und nicht wertig genug. Ich glaube, das ist ein großer Vorteil, dass ich miterlebt habe, wie das alles gewachsen ist.

Wie wichtig ist es für einen DJ, sich mit vielen verschiedenen Stilen zu beschäftigen?
DJ Hell: Einerseits ist es entscheidend, andererseits hatte ich in den 90ern auch meine Zeit, in der für mich nur Techno und House möglich waren, alles andere war für mich inakzeptabel. Doch früher in den 80er Jahren hat man als DJ ja noch Musik-Blöcke gespielt.

Was meinen Sie damit?
DJ Hell: Blöcke für die verschiedenen Gruppierungen in den Clubs. So habe ich es gelernt. Erst kamen die HipHop-Leute mit ihren Trainingsanzügen, dann die Rockabilly-Leute mit Karohemden und Crepers, dann die Punks… Die standen alle im Club, ich habe verschiedene Blöcke gespielt und je nachdem, von welchen Leuten ich mehr Feedback bekommen habe, habe ich mehr für die gespielt. Die große Erfüllung war dann, wenn sich am Schluss alle auf irgendwas einigen konnten, Dexys Midnight Runners, Young Marble Giants oder Pil, und das zusammen gefeiert haben. Das war der Höhepunkt des Abends . Und das propagiere ich heute noch, dass es möglich sein sollte, immer von allen Genres das Beste anzubieten.

Konsumieren Sie Musik heute anders?
DJ Hell: Ich war gerade gestern wieder Platten kaufen – und natürlich habe ich da auch das Leid geklagt bekommen, dass viele DJs nicht mehr kommen, von denen die Plattenläden früher gelebt haben. Ich persönlich gehe nach wie vor in zwei, drei Läden in Berlin, die wissen, dass ich komme, stellen mir Sachen zurück… Aber es hat sich natürlich verändert, durch die ganzen MP3-DJ-Promos, die gebrannten  CD-Rs – da habe ich mich auch weiterentwickelt, angepasst und upgedatet.

Wie viele neue Tracks hören Sie sich pro Monat an?
DJ Hell: Manchmal stauen sich nach zwei Monaten 1.600 neue Songs auf meiner Itunes-Liste. Davon höre ich dann alle kurz an, wähle grob 400 aus, die brenne ich auf CD-R, höre sie ausführlicher, mache mir dann kleine Notizen  und am Ende bleiben vielleicht 100 die dann in eine Auswahl kommen und 50, die ich tatsächlich spiele. Dann tausche ich Tracks mit Kollegen, unveröffentlichte Sachen oder Songs von neuen Künstlern, „was hast du grad neu, was hab ich grade fertig aber nicht veröffentlicht, was kommt auf Gigolo in sechs Monaten raus…“ – das ist dann ein bisschen so wie bei einem Panini-Tauschalbum.

Was braucht ein Track, damit er in einem Set von DJ Hell landet?
DJ Hell: Da geht es um bestimmte Codes, die man sich über 30 Jahre Cluberfahrung erarbeitet hat, Sounds, Rhythmus, Stimmungen Strukturen, Arrangements, Vocals… Ich höre sofort, wenn etwas sehr kitschig, sehr gewöhnlich oder kopiert ist, das ist unnötig. Bei einem 8-Minuten-Song sind das drei vier Klicks, dann weiß ich, ob ich es mir nochmal anhöre.

Wie stehen Sie eigentlich zur Entwicklung des Sync-Buttons? Als ich mit Sven Väth darüber sprach, sagte er, der Sync-Button vernichte die Spannung und die Kreativität eines DJs.
DJ Hell: Sven Väth ist natürlich ein sehr guter Mixer und Synchronisierer, dass er noch Vinyl spielt wo andere seit zehn Jahren mit der neuen Technik arbeiten finde ich bewundernswert.
Ich glaube, er hat nicht ganz Unrecht, wenn alles zu perfekt ist, sind da keine Höhen und Tiefen mehr beim Auflegen möglich. Aber es kommt auch darauf an, welche Musik man spielt. Im minimalen House/Techno-Bereich geht es ja um den endlosen Flow, auch um Perfektion im Endlosmix. Da ist so ein Sync-Button natürlich hilfreich.

Väth begründet seine Ablehnung des Sync-Buttons mit der Reibung, die durch das manuelle Mixing entsteht…
DJ Hell: Ja, man ist noch nicht so weit, dass man diese ganze perfektionierte digitale Welt, den Sync-Button und die Automatisierung, so weit manipulieren oder missbrauchen kann, um damit das alte DJ-Arbeiten nachzuahmen. Ich habe ehrlich gesagt auch noch nie einen Laptop-DJ gesehen, der richtig überzeugend die Crowd gerockt hat. Bei denen weiß man manchmal auch gar nicht: Steht dort jetzt der DJ, der Licht-Jockey oder der Kumpel vom Clubbesitzer.
Entscheidend ist aber nicht nur das Synchronisieren, sondern auch das „how to rock the equalizer“, mit Bässen und Effekten. Bei Sven geht es auch nicht nur um das perfekte Mixing, entscheidend ist bei ihm die Musik und wie er auf die Stimmung der Leute eingeht, die Emotionen aufnimmt und weitergibt, da ist er ein Großmeister. Er ist auch einer, der immer ungewöhnliche Sachen gespielt hat, in Momenten wo man es nicht erwartet, wo er aber genau weiß, wie er es setzen muss.
Im großen und ganzen geht es aber bei all der neuen digitalen Technologie doch wieder um Manipulation der Gerätschaften und neuen Hilfsmittel. Durch neue digitale Entwicklungen  zurück zur Natur des Auflegens, eine Rückeroberung der Menschlichkeit beim Auflegen.

Wie würden Sie Ihren eigenen Auflegestil beschreiben?
DJ Hell: Ich bin einer, der nie lange Mixe gemacht hat, sondern immer sehr kurze Übergänge angeboten hat.. . So erzeuge ich meine Dynamik. „Musik ist gleich Mathematik“, bei mir ging’s immer um das Verdichten von Emotionen.

Muss das Publikum den DJ arbeiten sehen?
DJ Hell: DJ war immer eine Arbeit. Aber man sollte es nicht mit Animation verwechseln. Manche erwarten ja, dass man eine große Show abliefert. Natürlich kann man damit auch eine Crowd animieren, aber meine DJ-Schule sagt mir, dass es ist nicht nötig ist. Ich sehe bei vielen Kollegen inzwischen gefakte Animation und gespielte  gute Laune. Das wirkt verstörend. Let the record speak .

Das heißt, man sieht Sie auch mal schlecht gelaunt am DJ-Pult?
DJ Hell: Ich habe immer versucht, auch wenn ich krank oder schlecht gelaunt war, den Leuten eine perfekte Party zu bieten. Es kommt schon mal vor, dass ich krank spielen muss weil man die Party nicht absagen kann, und dann trotzdem das Maximale gebe .

Und die gute Laune kommt dann mit der Musik?
DJ Hell: Absolut, ab der ersten Platte. Es gibt auch Partys, wo die Leute schon feiern, bevor ich irgendwas aufgelegt  habe. Da denkt  man dann: Verstehe „You’re ready, I’m ready!“ Das sind dann Partys, wo alles automatisch ineinander übergeht, ohne Sync-Button und ohne, dass ich viel überlegen muss. Daraus entwickeln sich dann oft magische Momente.
Es gibt aber auch Abende wo ich denke, „OK, du versucht jetzt einfach, das Beste draus zu machen…“

Zum Beispiel?
DJ Hell: Ich habe einmal in Paris nach Diplo aufgelegt, da hatte ich keine Chance (lacht). 5.000 Leute, die haben Diplos Mashup-Set total abgefeiert – und dann kam ich mit einem deepen House & Detroit-Set. Da dachten einige Leute, die Party sei jetzt vorbei.

Sie waren einer der ersten DJs, der sich auch zu Glamour und modischem Auftreten bekannte. Wie wichtig ist heute die Kleidung hinterm DJ-Pult?
DJ Hell: Bei mir ist es mittlerweile mehr funktionell geworden. Aber ich denke schon, dass man als DJ, als Künstler auf einer Bühne auch etwas repräsentiert und da auch eine Verpflichtung hat, den Leuten optisch etwas anzubieten. Ich habe damit in den 90ern begonnen, mit diesem ganzen überzogenen, dandyhaften Auftreten. Ich habe Anzüge getragen beim Auflegen, das war fast eine kleine Revolution, das gab es bei den DJs ja nicht, dass sie gedresst waren. Und dann erlebte ich, wie sich Jahre später viele DJs plötzlich anders inszenierten in der Öffentlichkeit, perfekte Pressefotos machten, angesagte Modelabels anzogen und viel wert auf ihre Außendarstellung und ihr Image legten.

Achten Sie auch darauf, wie sich die Leute auf der Tanzfläche kleiden?
DJ Hell: Natürlich interessiert mich das. Wenn ich in Clubs spiele und alle sind total verkleidet, dann ist das ja ein Kompliment, eine Form von Respekt für meine Arbeit. Wenn die Jungs super gestylt sind und die Frauen sich von ihrer besten Seite zeigen – natürlich sehe ich das gerne.

Und wie gehen Sie mit Musikwünschen von Partygästen um?
DJ Hell: Also, Klaus Kinski hat mal gesagt, dass das Publikum keine Berechtigung hat, Einfluss zu nehmen, weil die Leute ja für etwas zahlen, worauf er sich Monate und Jahre vorbereitet hat.
Ich erfülle kaum Musikwünsche, es kommt auch nur selten vor, das mal ein guter Tipp dabei ist. Oft ist es ja nur eine Anmache oder Wichtigtuerei. Die Jungs machen sich wichtig, und sagen: „Kennst du das schon?“ und sind dann gleich empört „was, du kennst das nicht?“ Bei den Mädchen kann man bei einem Plattenwunsch eigentlich immer von einer Anmache ausgehen. Oder die wünschen sich etwas so Abwegiges, dass du sofort weißt: Die sind im falschen Club, wissen nicht was los ist und wollen Justin Bieber hören.

Peter Kruder erzählte mir einmal, wie er für einen Musikwunsch 1.000 Schilling kassierte…
DJ Hell: Also, da gibt es eine Schmerzgrenze. Ich wurde auch schon bestochen, habe es dann aber nicht gemacht, weil das einfach zu wenig war, 50 D-Mark. Da geht es dann auch um die DJ-Ehre und als DJ ist man absolut unbestechlich. Außer es sind Tausend Euro oder tausend Schilling.

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