Mr. Hoffman, auf den deutschen Leinwänden sind Sie derzeit Stammgast. Vor kurzem startete "Finding Neverland", nun kommt "Meine Frau, ihre Schwiegereltern und ich" ins Kino und im April die Komödie "I Heart Huckabee’s" – arbeiten Sie zu viel?
Hoffman: Das klingt ja fast schon vorwurfsvoll. Nein, eigentlich habe ich ja bisher ja weniger Filme gemacht, als man das von den sogenannten "Stars" gewohnt ist. Stars haben mehr Möglichkeiten zu arbeiten, bekommen mehr Drehbücher angeboten… Mein Durchschnitt lag aber meistens bei einem Film pro Jahr, und nicht lange her, da ich habe über drei Jahre ganz pausiert. Mir gefielen die Drehbücher nicht mehr, die mir angeboten wurden. Nur irgendwann sagte mir meine Frau, ich hätte seit drei Jahren keinen Film mehr gemacht. Das ist dann schon ein komisches Gefühl – und man geht man wieder zurück an die Arbeit.
Sind die Drehbücher denn besser geworden, oder warum haben Sie zuletzt so viele Filme abgedreht?
Hoffman: Die Anzahl der Filme hängt damit zusammen, dass ich mein Auswahlkriterium geändert habe. Früher musste es immer das richtige Drehbuch sein, die richtige Rolle, der richtige Regisseur … Aber dann sagte meine Frau: "Vergiss deine Regeln, die haben dich eh nur unglücklich gemacht." Sie kennt mich schon 30 Jahre und brachte mich wieder darauf, dass für mich der interessanteste Teil an der Arbeit ja das Drehen an sich ist. Das Ergebnis kannst du am Ende eh nicht kontrollieren, aber ich kann vorhersehen mit welchen Schauspielern oder Regisseuren ich eine kreative Zeit verbringen werde.
"Meine Frau, ihre Schwiegereltern und ich" ist eine Komödie – liegt Ihnen dieses Genre besonders am Herzen?
Hoffman: Ja, ich mag vor allem Komödien, die auf ernsten Angelegenheiten basieren. Und eine Botschaft kann man auch durch eine Komödie sehr gut vermitteln, ein guter Witz hat genauso viel Kraft und ist genauso tiefgründig wie jeder Aufsatz, jede Rede und jedes Gedicht. Ein guter Witz basiert auf einer Wahrheit – und wir lachen, weil wir es nicht kommen gesehen haben, wir erleben sozusagen einen Schock der Erkenntnis der wirklichen Wahrheit. Zum Beispiel der folgende Witz: "Ein Mann fragt seine Frau: Warum sagst du mir nie, wenn du einen Orgasmus hast? – Antwortet sie: weil du in dem Moment nie da bist." Das basiert auf einem wahren Problem und man könnte jetzt einen ganzen Aufsatz schreiben über den Unterschied des Sexualtriebs bei Frauen und Männern, insbesondere den Egoismus des männlichen Sexualtriebs.
Im Film spielen Sie nun einen Familienvater, der noch irgendwie der Hippie-Generation anzugehören scheint. Wie viel Hippie steckt denn heute noch in Ihnen persönlich?
Hoffman: Also, ganz generell: ich weiß nicht, wie das bei anderen Schauspielern funktioniert, aber ich persönlich kann keine Rolle spielen, von der nicht wenigstens ein winziges Element in mir steckt. Manche Schauspieler können das, so tun als ob. Aber ich weiß für mich, wenn ich nicht fühle, dass der Killer irgendwo in mir existiert, dann kann ich die Rolle eines Killers nicht spielen.
Es gibt nun einen wichtigen Teil von mir, den ich bisher noch nicht in einem Film gespielt habe: eine er aufregendsten Sachen im Leben ist es ja, Tabus zu brechen. Ich mache das, weil Tabus oft aus falschen Gründen existieren. Vieles von dem, was wir "Sex" nennen, ist in der Gesellschaft tabu, was ich sehr schade finde. Denn dadurch wird die Wahrnehmung verzerrt, von dem, was Sex wirklich ist, Sex wird durch diese Tabuisierung von der eigentlichen Zuneigung und Emotion völlig abgekoppelt.
Der Film wirft auch die Frage auf nach der richtigen Erziehung: Sie als Bernie Focker verfechten eine sehr liberale Position der Liebe und Fürsorge während Ihr Gegenüber Jack Byrnes (Robert De Niro), ein Kind quasi mit der Muttermilch auf Karriere zu trimmen versucht. Welchen pädagogischen Standpunkt halten Sie für den richtigen?
Hoffman: Es werden natürlich extreme Stereotypen gezeigt, weil es eben eine Komödie ist. Der Film sagt aber auch aus, dass gegenteilige Positionen oft sehr viel gemein haben. Auf der einen Seite die Konservativen, die so tun, als gäbe es keinen Unterschied zwischen Individuen und die ihren Kindern ihre Überzeugungen aufdrücken. Aber auf der anderen Seite machen die Fockers im Film das Gleiche. Die sagen zwar, "wir sind Hippies, nicht zielorientiert, nicht auf Erfolg fixiert, Gewinnen ist abscheulich" und "Sei stolz, Zweiter zu sein!" Doch heißt das noch lange nicht, dass solche Eltern nicht auch ihre Kinder als einen Teil ihrer selbst betrachten, auf den sie ihre persönlichen Vorstellungen und Wünsche projizieren.
Eine Botschaft kann man auch durch eine Komödie sehr gut vermitteln. Ein guter Witz hat genauso viel Kraft wie jeder Aufsatz, jede Rede und jedes Gedicht.
Sie selbst sind Vater von fünf Kindern.
Hoffman: Ja, ich ziehe jetzt schon seit 35 Jahren Kinder groß, meine Frau und ich sind auch schon Großeltern geworden. Wir haben in den vielen Jahren sicherlich Fehler gemacht, aber wir haben hoffentlich auch richtige Urteile gefällt. Wir sehen ein Kind immer als ein Mysterium, ein Rätsel – und nicht als eine Art Verlängerung von dir selber. Unsere Kinder haben nicht nur unsere Gene, unsere DNA, sondern auch die unserer Eltern, Urgroßeltern … deswegen sind sie so ein Geheimnis. Und wir sollten dieses Geheimnis bewahren, das ist mir auch ein ernstes Anliegen, zu sagen: Eltern, vergewaltigt eure Kinder nicht! Lasst sie dieses Mysterium sein, lasst sie sich von selbst entwickeln und verderbt sie nicht mit euren eigenen Vorstellungen.
Wie haben Ihre Eltern Sie großgezogen?
Hoffman: Ich habe über meine Eltern nie geredet, als sie noch am Leben waren. Aber heute, wo sie es nicht mehr sind – da mag ich Feigling sein – können sie mir dafür ja nichts mehr anhaben: Ich hatte keine angenehme Kindheit und mein Bruder ebensowenig. Ich will davon nicht zu viel verbreiten, aber wenn ich es in einem Satz sagen sollte: Ich finde nicht, dass sie Eltern hätten sein sollen.
Das klingt hart. Prägen Sie denn die schlechten Kindheitserfahrungen noch heute?
Hoffman: Irgendwo ist ja alles, was wir machen, beeinflusst durch die eigene Biographie. Ich habe in meiner Kindheit einfach keine Identität gespürt, dieses Gefühl, jemand zu sein, habe ich erst viel später kennen gelernt. Und ich glaube, der befreiende Moment war für mich, als ich mit dem Schauspiel angefangen habe. Da hatte ich das erste Mal das Gefühl, ein Ganzes zu sein, erdgebunden. Da habe ich das erste Mal meine eigene Identität gefühlt – obwohl ich als Schauspieler ironischerweise eine ganz andere Person verkörpere.
wir finden es auch sehr wichtig das gegen kindervergewaltigung etwas unternommen wird !!
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