Frau Mendes, Ihr Kino-Debüt liegt gerade mal fünf Jahre zurück, doch standen Sie bereits an der Seite von Denzel Washington für "Training Day" vor der Kamera, Sie spielen eine der Hauptrollen im aktuellen "2 Fast 2 Furious" und in wenigen Monaten wird man Sie in "Once Upon a Time in Mexico" neben Johnny Depp, Antonio Banderas und Willem Dafoe auf der Leinwand sehen. Sehen Sie sich eigentlich selbst als große Newcomerin?
Mendes: Nein, so sehe ich mich nicht, auch weil ich gar nicht richtig weiß, was das nun bedeuten soll. Ich weiß nur, dass ich gute Arbeit leisten will. Und ich bin natürlich froh, dass es bei mir in letzter Zeit so gut läuft. Aber ich beschäftige mich nicht mit solchen Bezeichnungen, das würde mich nur verrückt machen. Ich mache mir auch wirklich nichts aus dem Berühmtsein.
Sie wollten also nie der große Filmstar werden?
Mendes: Nein, das ist auch nach wie vor nicht mein Wunsch. Dieser ganze Trubel, der dich verfolgt, wenn du ein Filmstar bist, das gefällt mir nicht, damit muss man ja auch umgehen können. Ich arbeite einfach nur gerne, ich liebe es, am Set zu sein, eine Figur zu erschaffen, mit anderen Schauspielern zusammen zu arbeiten, mit Regisseuren Dinge auszuprobieren.
Ich weiß nicht, wohin mich das alles hinführen wird, ich weiß nur, dass ich sehr gerne arbeite. Alles andere interessiert mich nicht, dieses ganze Star-Getue. Aber wahrscheinlich geht das eine …
… nicht ohne das andere. Die zwei Seiten des Erfolgs.
Mendes: Ja, und ich fühle mich damit sehr unwohl. Ich komme aus einer einfachen, kubanischen Familie. Das sind alles sehr bescheidene und bodenständige Menschen, wo niemand groß im Business steckt. Da finde ich es schon sehr sonderbar, wenn vor einem Hotel Leute auf mich warten, um ein Autogramm zu bekommen. Damit weiß ich noch nicht umzugehen.
Bevor Sie zum Film kamen, haben Sie Marketing studiert.
Mendes: Ich habe an einer Universität studiert, aber das war aussichtslos für mich, ich mochte dieses System nicht besonders. Aber ich habe dort jemand getroffen, der mir mein erstes Casting vermittelt hat. Ich hatte vorher noch nie auf einer Bühne oder vor der Kamera gestanden. Und so war meine erste Filmerfahrung absolut schrecklich. Als ich mich in diesem Film gesehen habe, da habe ich geheult — ich war so schlecht! Kurze Zeit später habe ich dann das Studium geschmissen und mir einen Schauspiel-Lehrer gesucht. Das ist mittlerweile fünf Jahre her.
In Deutschland sind Sie nun in "2 Fast 2 Furious" zu sehen, ein Film über starke Männer und schnelle Autos, der im Moment die Spitze der amerikanischen Kino-Charts beherrscht. Wie hat man Sie für diese Art von Film begeistern können?
Mendes: Nun, ich wusste dass John Singleton die Regie übernehmen würde, mir haben seine bisherigen Filme sehr gefallen. Wir hatten dann zusammen ein Dinner. Er war so interessant und charmant — da konnte ich gar nicht Nein sagen.
Ist das in Hollywod eigentlich der gewöhnliche Weg, dass Regisseure ihre Rollen bei einem Abendessen vergeben?
Mendes: Nein, die Regel ist das nicht. Aber es ist auf jeden Fall besser, als wenn man sich in einem stickigen Büro trifft. Bei einem Abendessen kannst du jemanden viel besser kennen lernen. Die Amerikaner machen das zwar nicht immer so, aber ich bin Kubanerin, bei uns lernt man sich meistens beim Essen kennen, das dient als so eine Art Verknüpfung. Und wann immer ich in Zukunft die Möglichkeit haben sollte, mich mit einem Regisseur zu treffen, werde ich vorschlagen, dass wir zusammen essen gehen.
Als Sie mit John Singleton über das Drehbuch von "2 Fast 2 Furious" gesprochen haben, war es Ihnen da wichtig, im Film nicht nur die Vorzeige-Schönheit zu spielen?
Mendes: Definitiv. Es sollte zum Beispiel eine Liebesszene zwischen dem Hauptdarsteller Paul Walker und mir geben, auf dem Bett, mit viel Geknutsche … Nicht dass ich die Szene nicht drehen wollte, Paul ist ja sehr attraktiv. Aber ich habe mich mit der Szene nicht gut gefühlt, weil ich wollte, dass meine Rolle eine starke, unabhängige Frau ist. Und eigentlich gab es inhaltlich gesehen keinen besonderen Grund für diese Szene, sie musste nicht mit ihm ins Bett steigen. Also bin ich zu John gegangen und habe ihm das erzählt. Da hat er mir geantwortet: "Du hast Recht". Ich dachte eigentlich, das würde eine große Auseinandersetzung geben. Aber nein, er gab mir Recht, die Szene wurde gestrichen — das war’s.
Es waren also Ihre Anstrengungen, die dazu geführt haben, dass Sie eigentlich die einzige Frau im Film sind, die mehr als nur einen Bikini trägt?
Mendes: Das ist ein ständiger Kampf, wenn die großen Studios so einen Film machen, dann wollen die dich als Sex-Symbol hinstellen, sie wollen deinen Körper in den Vordergrund stellen. Darüber war ich mir im Klaren. Ich wollte aber keine Szene im Bikini drehen. Nicht, weil ich etwas dagegen hätte, im Bikini rumzulaufen, schließlich ist es doch großartig, eine Frau zu sein, sexy zu sein, eine gute Figur zu haben. Aber ich wollte nicht, dass meine Rolle in diesem Film auf irgendeine Weise billig rüberkommt. Schließlich musste ich aber doch eine Szene im Bikini spielen — das ging dann aber in Ordnung.
Was würden Sie zu der Funktion der übrigen Frauen in "2 Fast 2 Furious" sagen?
Mendes: Also, dazu muss ich sagen, dass ich selbst während der Dreharbeiten vom Film nichts gesehen habe, außer der Szenen mit meiner Beteiligung. Als ich dann zum Ende der Produktion hin die anderen Szenen zu sehen bekam, ist mir das natürlich aufgefallen, die vielen Bikinis, die sogenannten "Butt-Shots" usw. Da habe ich mir meinen Teil dabei gedacht und war einfach nur froh, dass ich mich nicht so präsentieren musste. Was die Funktion dieser Frauen anbelangt, da geht es einzig und allein um Sex. Das finde ich eigentlich auch ok, nur hätte man das vielleicht auch etwas klüger anstellen können.
Wollen Sie in Zukunft vor allem starke Frauen spielen?
Mendes: Ich will jetzt nicht sagen, dass ich nur solche Rollen spielen werde. Aber vor allem will ich Frauen spielen, die unabhängig sind, die ihren eigenen Kopf haben. Besonders in so einem Film wie "2 Fast 2 Furious", den in den USA Kinder ab 13 Jahre gucken, will ich eine Frau spielen, die die Kinder fasziniert. Ich will nicht das weibliche Opfer sein, dass vom starken, männlichen Held gerettet wird. Eine Frau kann sich doch selber retten und ihren Mann gleich noch dazu.
Man hört, dass Sie gerade dabei sind, ein Buch zu schreiben.
Mendes: Ja, das ist wird ein Buch für Kinder. Im Moment versuche ich noch, es zu illustrieren, womit ich mich aber sehr schwer tue. Die Texte in dem Buch sind alle in Reimform geschrieben, sie sollen die Kinder in die Geschichte der Kunst einführen. Ich habe mir dafür fünf verschiedene Künstler aus den letzten Jahrhunderten ausgesucht, die ich auf eine Weise vorstelle, wo es den Kindern hoffentlich Spaß macht, das zu lesen.
Was denken Sie denn über die Filme, die Hollywood für Kinder produziert?
Mendes: Also, ehrlich gesagt, mir gefallen die Kinderfilme aus Europa viel besser, als die aus Hollywood. Die europäischen Filme sind klüger gemacht. Die amerikanischen Filme wirken meistens sehr herablassend, da werden die Kinder für dümmer verkauft, als sie es eigentlich sind. Ich finde zum Beispiel "Léolo" sehr gut, ein wunderbarer französischer Film. Oder "Die Stadt der verlorenen Kinder" — ich glaube, die Europäer verstehen die Kinder generell viel besser, als die Amerikaner.
Und wenn Sie Kinder hätten, würden Sie denen "2 Fast 2 Furious" zeigen?
Mendes: Ja, aber erst wenn sie 13 sind, das ist dann glaube ich ein gutes Alter. Ich habe allerdings einen kleinen Neffen, der ist neun Jahre alt und meine Schwester hat ihn leider neulich mit ins Kino genommen. Da habe ich ihm erst mal erzählen müssen, dass so ein Film nur Fake ist, dass er nicht die Realität darstellt und dass das schnelle Autofahren nur im Film cool ist, aber nicht in Wirklichkeit. Man muss einem jungen Kind schon eine Menge erklären, wenn es so einen Film sieht.
Sie haben vor kurzem einen Vertrag mit der Kosmetik-Firma Revlon abgeschlossen — was bedeutet Ihnen Schönheit?
Mendes: Ich muss sagen, Schönheit ist für mich wichtig geworden, weil mich die meisten Leute über mein Aussehen beurteilen. Ich achte aber eigentlich nicht so viel auf mein Aussehen, obwohl man das in diesem Business wahrscheinlich tun sollte. Jedenfalls, wenn mich jemand nach meinem Geheimnis fragen würde, dann würde ich ihm antworten: Verliebt sein, das ist für die Schönheit das allerbeste Mittel.
Das Leben ist ein Comic, welche Figur sind Sie?
Mendes: Lustige Frage. Ich bin Scooby Doo. Der will immer das ganze Futter für sich alleine, der bringt sich immer in die größten Schwierigkeiten, er sucht immer das Abenteuer. Aber dann bekommt er Angst, bringt alles durcheinander, ist ein unheimlicher Trottel — aber am Ende des Tages kann er die schwierigsten Rätsel lösen und einfach ein guter, lieber Hund. Das war als Kind schon immer meine Lieblingsfigur.
Haben Sie denn einen Hund?
Mendes: Nein, ich glaube das ist im Moment auch besser so, weil ich mich kaum um ihn kümmern könnte. Er würde wohl verhungern, wie der Hund in "Trainspotting".