Herr Schätzing, „Limit“ spielt in weiten Teilen im All und auf dem Mond. Was fasziniert Sie am Weltraum?
Frank Schätzing: Spannend finde ich den Blick, den man vom Weltraum auf die Erde hat. Eine zerbrechlich wirkende Kugel, unsere Heimat, einzigartig, vor allem aber: weit und breit keine Ersatzteile. Darüber hinaus reizt mich das Unentdeckte, Unbekannte. Auch in uns selbst.
Wie meinen sie das?
Schätzing: Ich denke, jeder Mensch trägt in sich eine dunkle Region, in die er ungern schaut, die ihm Angst macht. Die unbekannten Welten der Tiefsee und des All sind Spiegel dieser Innenwelt. Da draußen lernen wir auch etwas über uns selbst.
In „Limit“ wird ein neuer Energielieferant, nämlich Helium 3, auf dem Mond abgebaut und mit einem Weltraumfahrstuhl zur Erde geschafft. Öl verliert so seinen Wert und das ganze Machtgefüge auf der Erde verändert sich. Klingt erst mal verrückt, ist aber gar nicht so weit hergeholt.
Schätzing: Ja, Helium 3 ist ein realer Rohstoff und auf dem Mond gibt es große Vorkommen.
Sogar der Weltraumfahrstuhl existiert zumindest als Idee in Forschungslabors. Was fasziniert Sie daran, die Wirklichkeit weiter zu spinnen?
Schätzing: Meine Geschichten entwickeln sich aus konkreten Beobachtungen. In den Neunzigern las ich eine Meldung über die Entdeckung von Helium 3 und dass dieses Element die Menschheit auf Jahrtausende mit umweltfreundlicher Energie versorgen könnte. Das hat bei mir etwas in Gang gesetzt.
Sie beschreiben sehr detailreich die Technik und Infrastruktur der Zukunft, von Airbikes bis zum Mondhotel. Ebenso haben Sie eine politische Zukunft gezeichnet: Die saudischen Scheichs sind 2025 verarmt, Korea wiedervereint. Die heutigen Akteure kritisieren Sie teils stark. Sind Ihnen die politischen Statements wichtig?
Schätzing: Mir ging es um ein komplettes Zukunftsszenario. Und das ist ohne politische Hintergründe nicht denkbar. Ein großes Thema ist ja der Energieverteilungskampf und das betrifft nicht nur die Wirtschaft, sondern auch die Politik. Und natürlich resultiert die kritische Betrachtung des Jahres 2025 ganz stark aus der Jetztzeit. Darin liegt für mich der Reiz eines Zukunftsszenarios. Den Ist-Zustand hochzurechnen. Und wenn einem das Ergebnis nicht gefällt, weiß man, dass man heute etwas anders machen muss.
Zukunft ist nichts Festgeschriebenes, sondern das, was man aus dem Hier und Heute macht.
Haben Sie Zukunftsangst?
Schätzing: Nein, das kenne ich nicht. Zukunft ist nichts Festgeschriebenes, sondern das, was man aus dem Hier und Heute macht. Angst paralysiert. Ich kann das ständige Gejammer nicht mehr hören.
Ganz ähnlich würde wohl Julian Orley argumentieren, einer der Protagonisten Ihres Buches. Dieser Firmen-Mogul trägt starke Züge von Frank Schätzing. Gleichzeitig ist er auch eitel und abgehoben. Kommt da Selbstironie zum Vorschein?
Schätzing: Ich halte Selbstironie für sehr wichtig. Und klar, in allen Figuren steckt immer auch etwas vom Autor. Allerdings habe ich bei Orley eher an Virgin-Gründer Richard Branson gedacht, der ja stark in Raumfahrt- und Energie-Projekte investiert.
Wie nennen Sie sich selbst, Wissenschafts-Autor, Literat oder Abenteurer?
Schätzing: Ich sehe mich als Unterhaltungsfaktor. Ich möchte, dass die Leute Spaß haben.
„Der Schwarm“ hatte ein Nachfolgebuch und wird verfilmt, mit „Limit“ gehen Sie auf Tournee: Sind sie immer noch mit ganzem Herzen Werber?
Schätzing: Ja klar, natürlich, ich komme ja aus dem Business. Es macht mir einfach Spaß über ein tolles Cover nachzudenken, über einen markentauglichen Schriftzug, über eine unterhaltsame Show.
Was erwartet die Besucher der „Limit“-Tournee?
Schätzing: 90 Minuten gute Unterhaltung, hoffe ich. Es wird eine Mischung aus Lesung und Showelementen sein, mit viel Musik, tollem Filmmaterial und einigen netten Gags. Lassen Sie sich überraschen.